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Hans Raupach 10 April 1903 in Prag 12 Januar 1997 in Socking war ein deutscher Jurist Soziologe Wirtschaftshistoriker und Osteuropaforscher Hans Raupach als Kriegsgefangener in England 1945Sein Vater Gustav Raupach 1875 1956 der aus Alt Reichenau bei Schweidnitz stammte verzog in jungen Jahren nach Prag wo er als Heilgehilfe arbeitete Dort vermahlte er sich mit Elisabeth Isa Stefan 1882 1939 einer Tochter des Wenzel Stefan Das Paar hatte neben Hans noch einen jungeren Sohn Arthur 1905 und die Schwester Vera 1919 In seinem Geburtsort Prag besuchte Hans Raupach das deutsche Staatsrealgymnasium Nach der Grundung der Tschechoslowakei kehrte die Familie 1919 nach Schlesien zuruck wo sie sich in Bad Warmbrunn im Vorland des Riesengebirges niederliess Schon als Schuler hatte sich Raupach der Wandervogel und spater der Bundischen Jugendbewegung angeschlossen 1923 legte er in Hirschberg das Abitur ab Anschliessend studierte er an den Universitaten Breslau und Berlin Staats und Rechtswissenschaften 1926 kehrte er nach Breslau zuruck wo er ein Jahr spater bei dem Soziologen Eugen Rosenstock Huessy mit der Dissertation Das eheliche Guterrecht der Kniha Tovacovska Rechtsbuch von Tobischau 1 zum Dr iur promoviert wurde 1928 legte er das Erste Staatsexamen ab Neben seinem Referendariat arbeitete er 1928 1930 als Referent in der Rechtsabteilung des Osteuropa Instituts in Breslau Danach leitete er das von der Schlesischen Jungmannschaft gegrundete Grenzschulheim Boberhaus in Lowenberg wurde jedoch 1932 aus der Leitung gedrangt Im selben Jahr erhielt er ein Lincoln Stipendium mit dem er in Schlesien die Aktivitaten unabhangiger Organisationen koordinieren sollte Am 8 Marz 1933 gehorte er zu jenen funf Mitgliedern der Deutschen Freischar die aus taktischen Grunden offentlich ihre Bereitschaft zum Eintritt in die NSDAP erklarten Sie waren der Ansicht sie konnten dadurch das damals schon renommierte Boberhaus vor dem Zugriff der Nationalsozialisten bewahren Zu dem Parteieintritt kam es nicht weil die schlesischen Parteidienststellen eine Eintrittssperre verfugten 2 Am 1 Januar 1934 erhielt Raupach bei der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft in Berlin die Stelle eines Hilfsreferenten Dort wurde ihm die Leitung der Mittelstelle fur Arbeitsdienst in Volkslagern ubertragen die als zentrale Koordinationsstelle der bundischen und Freikorpsarbeitsdienstverbande eingerichtet wurde Ab dem Wintersemester 1934 35 ubertrug ihm die Universitat Halle einen Lehrauftrag fur Volkstheorie des Grenz und Auslandsdeutschtums und praktische Auslandskunde Am 21 November 1937 beantragte er die NSDAP Mitgliedschaft und wurde ruckwirkend zum 1 Mai 1937 aufgenommen Mitgliedsnummer 5 535 637 3 Im gleichen Jahr habilitierte er in Halle fur das Fach Sozial und Wirtschaftsgeschichte mit der Arbeit Der tschechische Fruhnationalismus Ein Beitrag zur Gesellschafts und Ideengeschichte des Vormarz 4 Die Veroffentlichung einer damals verfassten Geschichte der Tschechen und Slowaken wurde von der Reichsschrifttumskammer nicht genehmigt 1939 gehorte er zu den Teilnehmern des XIV Internationalen Soziologiekongresses in Bukarest Bereits 1938 wurde Raupach zur Wehrmacht einberufen und dem Amt Ausland Abwehr zugeteilt das von Wilhelm Canaris geleitet wurde Zunachst wurde er als Offiziersanwarter in der Division Brandenburg ausgebildet und bei der 6 Armee eingesetzt um Uberlaufer zu werben Seine Decknamen lauteten Rhode und Stefan 5 Zudem wurde er wegen seiner Sprachkenntnisse fur Vernehmungen von Gefangenen und Uberlaufern eingesetzt Fur seine Verdienste in der Sondereinheit im Russlandfeldzug erhielt er das Eiserne Kreuz II Klasse 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft Einen Monat spater wurde er nach England gebracht wo er ab 10 Juni 1945 drei Monate lang verhort wurde In seinen Verhorakten findet sich Universitatsprofessor als Berufsangabe und Wiesenstrasse 4 Dolau als letzte Wohnadresse 5 Im April 1944 hatte ihn die Universitat Halle in Abwesenheit zum ausserplanmassigen Professor ernannt Obwohl er 1946 aus der amerikanischen Gefangenschaft entlassen wurde konnte er seine akademische Laufbahn nicht fortsetzen Deshalb verfasste er zunachst ein Buch uber Das wahre Bildnis des Johann Sebastian Bach Erst 1949 wurde ihm eine Vertretung am volkswirtschaftlichen Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Braunschweig ubertragen 1951 wurde er als ordentlicher Professor fur Volkswirtschaftslehre an die Hochschule fur Arbeit Politik und Wirtschaft in Wilhelmshaven Rustersiel berufen deren Rektor er 1958 59 war 1956 wurde er Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Von 1962 bis 1970 lehrte Raupach als ordentlicher Professor fur Wirtschaft und Gesellschaft Osteuropas an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen und war von 1963 bis 1975 Direktor des Osteuropa Instituts Munchen 1968 wurde er als ordentliches Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften gewahlt deren Prasident er von 1970 bis 1976 war 1971 folgte die Aufnahme in die Bayerische Akademie der Schonen Kunste und 1973 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden 1986 wurde er mit dem Bayerischen Maximiliansorden fur Wissenschaft und Kunst geehrt Raupach war mit Emma geb Mosch 1906 verheiratet Der Ehe entstammten drei Sohne und eine Tochter Schriften Auswahl BearbeitenArbeitsdienst in Bulgarien Arbeitsergebnisse der Schlesischen Jungmannschaft Mit einem Vorwort von Gunther Ipsen Berlin 1932 Die Arbeitsdienstpflicht in Bulgarien Berlin 1933 6 Die Agrarwirtschaft der Sowjetunion seit dem Zweiten Weltkrieg Organisation und Ertrage 1953 Die Bilanz des deutschen Ostens Zur Frage der Ostodergebiete als Wirtschaftsstandort und Bevolkerungsraum Kitzingen 1953 Industrialismus als Wirklichkeit und Wirtschfaftsstufe Berlin 1954 Geschichte der Sowjetwirtschaft Reinbek 1964 Dynamik und Zukunft gegenwartiger Wirtschaftsordnungen Gottingen 1966 System der Sowjetwirtschaft 1968 Die Sowjetunion als Sozialistischer Wirtschaftsstaat 1974 Wirtschaft und Gesellschaft Sowjet Russlands 1917 1977 1979 Literatur BearbeitenKnut Borchardt Raupach Hans In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 207 f Digitalisat Knut Borchardt Nachruf Hans Raupach 10 4 1903 12 1 1997 In Bayerische Akademie der Wissenschaften Jahrbuch 1997 Munchen 1998 S 264 270 Digitalisat Carsten Klingemann Soziologie und Politik Sozialwissenschaftliches Expertenwissen im Dritten Reich und in der fruhen westdeutschen Nachkriegszeit VS Verl fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2009 ISBN 3 531 15064 2 S 20 73 84 280 und 385 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Raupach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biogramm auf catalogus professorum halensis de abgerufen 6 April 2018 Portrat als AkademieprasidentAnmerkungen Bearbeiten Veroffentlicht in Zeitschrift fur vergleichende Rechtswissenschaft Archiv fur internationales Wirtschaftsrecht Band 46 S 243 316 Walter Greiff Das Boberhaus in Lowenberg Schlesien 1933 1937 Selbstbehauptung einer nonfonformen Gruppe Thorbecke Sigmaringen 1985 S 51 f Vgl Carsten Klingemann Soziologie und Politik S 80 82 Eine zweite unveranderte Auflage erschien 1968 a b Verhorprotokolle Hans Raupach Sergius Peters und Erich Friedrich Gotthard Gambke im British National Archive file KV 2 3015 1 Seite 52 Eintrag auf nationalarchives gov uk Abgerufen am 25 Juli 2021 Wurde in der DDR auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt Siehe Liste der auszusondernden Literatur 1953 auf polunbi deVorgangerAmtNachfolgerRobert SauerPrasident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1970 bis 1976Walter RollwagenNormdaten Person GND 118749285 lobid OGND AKS LCCN n83236305 NDL 00453746 VIAF 3266285 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raupach HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Wirtschaftshistoriker und OsteuropaforscherGEBURTSDATUM 10 April 1903GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 12 Januar 1997STERBEORT Socking Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Raupach amp oldid 228243542