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Hans Hustert 1 Februar 1900 in Elberfeld 14 August 1970 in Hamburg auch genannt Prima Hustert war ein deutscher Aktivist der extremen Rechten Er wurde bekannt als einer der beiden Tater des 1922 durchgefuhrten Attentates auf den ehemaligen Reichskanzler Philipp Scheidemann als zeitweiliger Adjutant Heinrich Himmlers in der SS sowie als Nachfolger des nationalsozialistischen Martyrers Horst Wessel als Fuhrer der Berliner SA Standarte 5 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Das Scheidemann Attentat 1922 1 2 Haftzeit und Wirken in der NSDAP 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenIn der Spatphase des Ersten Weltkrieges nahm Hustert an diesem als Kriegsfreiwilliger teil Nach dem Krieg gehorte er kurzzeitig der Schutzpolizei im Elberfeld an Nach dem Krieg begann Hustert sich in Kreisen der extremen politischen Rechten zu engagieren Er wurde Mitglied des Deutschvolkischen Schutz und Trutzbundes und beteiligte sich am Oberschlesischen Selbstschutz der diese deutsche Ostprovinz in der Nachkriegszeit gegen polnische Annexionsversuche verteidigte 1920 schloss er sich der Sturmkompanie Killinger an einer von dem Marineoffizier Manfred von Killinger gefuhrten Einheit die zu dem von dem ehemaligen Korvettenkapitan Hermann Ehrhardt gegrundeten Marine Brigade Ehrhardt gehorte Bei der Ehrhardt Brigade handelte es sich um ein Freikorps das die Regierung der Weimarer Republik unter anderem gegen die Munchner Raterepublik eingesetzt hatte bis es 1920 zu einem der Haupttrager des Kapp Putsches wurde Im Gefolge der Auflosung der Ehrhardt Brigade trat Hustert in ihre Nachfolgeorganisation die sogenannten Organisation Consul O C ein einen Geheimbund der nach dem Deutlichwerden der vorlaufigen Unmoglichkeit die Republik durch einen militarischen Putsch zu beseitigen versuchte den Weimarer Staat mit terroristischen Mitteln insbesondere durch Attentate auf fuhrende Personlichkeiten des demokratischen Lagers zu destabilisieren um auf diese Weise die Grundlage fur eine spatere Liquidierung des 1919 errichteten politischen Systems zu schaffen In diesem Zusammenhang wurden Hustert und ein Mann namens Karl Oehlschlager im Fruhjahr 1922 damit beauftragt ein Attentat auf den sozialdemokratischen Politiker Philipp Scheidemann zu veruben Das Scheidemann Attentat 1922 Bearbeiten Das von Hustert und Oehlschlager verubte Attentat auf Philipp Scheidemann sogenanntes Blausaure Attentat oder Attentat mit der Klistierspritze der 1919 einige Monate als Reichskanzler amtiert hatte und inzwischen das Amt des Oberburgermeisters von Kassel bekleidete fand am 4 Juni 1922 Pfingstsonntag in der Nahe von Scheidemanns Haus in Kassel Wilhelmshohe statt Hintergrund der Tat war dass Scheidemann von den Attentatern wie uberhaupt von vielen Angehorigen volkisch nationaler Kreise der damaligen Zeit als einer der Hauptverantwortlichen fur die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg angesehen wurde Konkret wurde Scheidemann von der radikalen Rechten vorgeworfen dass er gemeinsam mit anderen fuhrenden Sozialdemokraten den militarischen Zusammenbruch der deutschen Armee und die innere Revolutionierung des deutschen Staates die im November 1918 das Kriegsende markiert hatten verursacht hatten Dies hatten sie durch ihre defatistische auf eine sieglose Beendigung des Krieges gerichtete Politik in den Jahren 1917 und 1918 u a Unterstutzung der Friedensresolution des Reichstags von 1917 sowie des Berliner Munitionsarbeiterstreiks vom Januar 1918 sowie insbesondere durch ihre nach ihrer Einbeziehung in die Berliner Regierung im Oktober 1918 erfolgte Entscheidung die Entente Machte um einen Waffenstillstand zu ersuchen bewerkstelligt Scheidemann und anderen fuhrenden Linkspolitikern wurde in diesem Zusammenhang angelastet dass sie durch diese Handlungen Hochverrat begangen und den militarischen Gegnern des Deutschen Reiches entgegengearbeitet hatten Bildhaft wurde dies auf die Formel gebracht dass sie mit der politischen Liquidierung des Krieges zu Bedingungen die der Anerkennung einer Niederlage gleichkamen und die das Deutsche Reich seinen Feinden ausgeliefert hatten dem unbesiegten deutschen Feldheer welches nach Meinung der Nationalisten sehr wohl noch im Stande gewesen ware den Krieg militarisch erfolgreich zu bestehen und einen Sieg davon zu tragen gewissermassen in den Rucken gefallen seien siehe Dolchstosslegende Die Folge dieser Interpretation der Vorgange des Jahres 1918 war dass die fuhrenden SPD Politiker wie die Massen der Anhanger ihrer Politik die die sich an das Kriegsende anschliessende Novemberrevolution mittrugen in Rechtskreisen fortan als Novemberverbrecher geschmaht wurden Scheidemann nahm in der Feindbild Wahrnehmung der Rechten eine besonders exponierte Rolle ein da er nicht nur an der Entscheidung um einen Waffenstillstand mit den Westmachten zu bitten und diesen abzuschliessen beteiligt gewesen war sondern am 9 November 1918 auch in besonders exponierter Weise im Zusammenhang mit dem schmachvollen Kriegsende und den Folgen die dieses zeitigte offentlich hervor getreten war als er in Berlin vom Reichstagsgebaude aus die Republik ausgerufen und damit die Abkehr vom ruhmreichen alten Deutschland das Otto von Bismarck geschaffen hatte symbolisch zelebriert hatte Das Attentat lief in der Form ab dass die beiden Scheidemann auflauerten als dieser mit seiner Tochter und seinem Enkel in einem Park im Stadtteil Wilhelmshohe spazieren ging Sie naherten sich ihm von hinten wobei Hustert ihm beim Uberholen mit einer Klistierspritze Blausaure ins Gesicht spritzte Bevor Scheidemann ohnmachtig wurde gelang es ihm Hustert und Oehlschlager mit einer Waffe die er bei sich trug in die Flucht zu schlagen Einem zufallig vorbeikommenden Arzt gelang es die benutzte Substanz richtig zu identifizieren und Scheidemann wiederzubeleben Da Scheidemann zu seinem Gluck in dem Augenblick als das Gift ihn traf keinen Atemzug getan hatte trug er keine bleibenden Folgen davon Hustert und Oehlschlager wurden nachdem sie einige Wochen untergetaucht waren Anfang August 1922 auf einem Waldgut in Oberschlesien verhaftet und ins Gefangnis gebracht Am 4 Dezember 1922 wurden sie vor dem Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich in Leipzig wegen Mordversuches angeklagt Der Prozess endete mit einer Verurteilung zu zehn Jahren Hustert bzw zehn Jahren und einem Monat Oehlschlaeger Zuchthaushaft Haftzeit und Wirken in der NSDAP Bearbeiten Wahrend seiner Haftzeit erwarb Hustert in nationalistischen Kreisen den Ruf eines Martyrers der aufgrund seines selbstlosen Einsatzes fur die deutsche Sache hinter Kerkermauern leiden wurde So wurde Hustert beispielsweise fur den jungen Joseph Goebbels damals Geschaftsfuhrer des Gaues Westfalen Nord der NSDAP seit 1925 zu einer zugkraftigen Bezugsperson und Symbolfigur auf die er in seine gegen den Weimarer Staat und seine Auswuchse gerichtete Propaganda aufbauen konnte Mit den Worten des Goebbels Biographen Ralf Georg Reuth erkannte Goebbels die besondere emotionale Wirkung die das Einzelschicksal eines konkreten in Not geratenen Menschen bei den Zuhorern hervorruft so dass er sich in seinen Reden und Zeitungsartikeln weidlich mit derartigen Einzelfallen befasste und eben speziell auch den Fall Hustert fur sich ausschlachtete In diesem Zusammenhang trat Goebbels in Korrespondenz mit Hustert und besuchte ihn mehrfach im Zuchthaus 1928 kam Hustert infolge einer Amnestie in Freiheit Er schloss sich zum 1 April 1928 der NSDAP an Mitgliedsnummer 85 001 1 in der er zunachst kurzzeitig als erster SS Adjutant des Ende 1929 zum Chef der SS ernannten Heinrich Himmler amtierte Anschliessend wechselte er nach Berlin wo er bis 1931 zu einem besonderen Protege von Joseph Goebbels seit 1926 Fuhrer des Gaus Berlin avancierte Goebbels machte ihn zum Fuhrer des innerhalb der NS Bewegung besonders prestigetrachtigen SA Sturmes 5 der SA Gruppe Berlin Brandenburg jener Einheit die zuvor durch den Blutzeugen Horst Wessel gefuhrt worden war Im April 1931 beteiligte Hustert sich an der sogenannten Stennes Revolte Hierbei handelte es sich um eine Auflehnung des Berliner SA Chefs Walther Stennes und seiner Anhanger gegen den politischen Kurs von Adolf Hitler und der Munchener Parteifuhrung der NSDAP und speziell gegen die von diesen verfolgte Machteroberungsstrategie des sogenannten Legalitatskurses d h dem von Hitler seit 1925 propagierten Prinzip nur mit formal legalen Mitteln nach der politischen Macht im Staat zu streben Stennes und seine Anhanger pladierten im Gegensatz hierzu fur eine aktivistisch revolutionare Auseinandersetzung bzw Beseitigung des Weimarer Systems in einer direkten gewaltsamen Konfrontation Nachdem der Konflikt uber diese unterschiedlichen Vorstellungen langere Zeit im Verborgenen geschwelt hatte kam es im April 1931 dann zum offenen Bruch Stennes und seiner Gefolgschaft mit Hitler und der Parteifuhrung der sie die Gefolgschaft aufkundigten Im weiteren Verlauf wurden Stennes und seine Anhanger aus der NSDAP und der SA aus dieser ausgeschlossen bzw verliessen diese je nach Lesart von sich aus Hustert der sich auf die Seite von Stennes schlug wurde gemass einer Entscheidung des Untersuchungs und Schlichtungsausschusses der Reichsleitung der NSDAP vom 4 April 1931 ebenfalls aus der Partei ausgeschlossen seine NSDAP Mitgliedskarte fuhrte zur Begrundung kurzerhand an Stennesanhanger Nach 1933 muss Hustert weitgehend rehabilitiert worden sein jedenfalls ist er 1938 als Mitglied der NSDAP in Munchen nachweisbar Literatur BearbeitenNorbert Frei Der 30 Januar 1933 Ein Datum und seine Folgen Aktuelle Forschungen zum Nationalsozialismus in Wuppertal 2004 S 18 Ralf Georg Reuth Goebbels Eine Biographie 2013 Martin Sabrow Die verdrangte Verschworung Der Rathenau Mord und die deutsche Gegenrevolution 1999 Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 17480442Normdaten Person GND 133501884 lobid OGND AKS VIAF 15961990 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hustert HansKURZBESCHREIBUNG deutscher politischer AktivistGEBURTSDATUM 1 Februar 1900GEBURTSORT ElberfeldSTERBEDATUM 20 Jahrhundert oder 21 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Hustert amp oldid 238115698