www.wikidata.de-de.nina.az
Das Gut Glusig in der Magdeburger Borde ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit einer Flache von rund 140 Hektar und 15 Einwohnern Stand Juli 2020 1 Das Gut ist der grosste Bioschlachtbetrieb in Sachsen Anhalt 2 Seine Produkte werden seit 1993 nach Bioland Richtlinien verarbeitet und vermarktet Das Gut geht auf ein Vorwerk des ehemaligen Zisterzienserinnen Klosters in Althaldensleben aus dem 15 Jahrhundert zuruck Das barocke Haupthaus von der HofseiteDer Ortsteil Glusig gehort heute zur Ortschaft Ackendorf der Gemeinde Hohe Borde im Landkreis Borde in Sachsen Anhalt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Johann Gottlob Nathusius 1 2 Caritas 1 2 1 Landwirtschaftlicher Betrieb des Caritasverband Magdeburg e V 1 2 2 Gut Glusig GmbH 1 2 3 Forderverein 2 Architektur 3 Wallfahrtskapelle St Anna 3 1 St Annen Wallfahrt 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Siedlung Glusingen entstand in der ursprunglich von Sueven bewohnten Gegend In den Jahren 1270 bis 1300 schenkte Konrad von Wudenswegen 3 dem Althaldensleber Kloster ersten Landbesitz bei Glusingen 1310 erwarb das Kloster dort zusatzliche Landflachen Die damalige Abtissin Jutta I gliederte neben Wedringen und Vahldorf auch Glusingen in das Klostergebiet ein Nach einer Pestepidemie um 1450 war Glusingen verodet Um 1460 wurde dann ostlich des alten Dorfes vom Kloster das Vorwerk Glusig errichtet Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurden das Vorwerk und die dazugehorende St Anna Kapelle zerstort Ab 1648 erfolgte der Wiederaufbau des Gutes wie der nahe gelegenen Kapelle Um 1700 gehort der gesamte Besitz des ehemaligen Dorfes Glusingen dem Kloster in Althaldensleben Im Jahr 1757 liess die damalige Abtissin Graber das noch heute erhaltene Hauptgebaude des Wirtschaftshofes bauen 1806 wurden das Vorwerk und die Kapelle im Rahmen des Vierten Koalitionskrieges von franzosischen Truppen geplundert Johann Gottlob Nathusius Bearbeiten Im Jahr 1810 kaufte der Magdeburger Kaufmann und Tabakproduzent Johann Gottlob Nathusius von der westfalischen Regierung das unter Napoleon aufgehobene Kloster samt dem Vorwerk in Glusig 4 Unter Nathusius trat die vormals agrarwirtschaftliche Nutzung des Gutes zuruck denn schon bald nach dem Erwerb wurden als Teil der Handelsgartnerei zu Althaldensleben 5 auf Glusig Baumschulen angelegt 6 Im Wesentlichen wurde Handelsware Malvenstauden zur Farbenherstellung angebaut ausserdem erfolgte hier die Aufzucht von Obstbaumen 7 Neben der betriebswirtschaftlich effektiveren Nutzung des Landes kam die Umwidmung zu einer Baumschule auch den asthetischen Vorstellungen von Nathusius entgegen Die vormals kahlen Berge des Vorwerks wurden mit Obstbaumen und Strauchern bepflanzt zu parkahnlichen Landstrichen In einem Tal wurde sogar ein Teich mit Schwanen besetzt 8 nbsp Stich zur Baumschule Glusig etwa aus dem Jahr 1820 nbsp Auf Gut Glusig gezuchteter Nathusius Taubenapfel nbsp Wallfahrtskapelle St Anna Foto etwa von 1920Nach dem Tod des Vaters ubernahm 1835 zunachst Philipp von Nathusius die Guter in Althaldensleben und Glusig 1849 verkaufte er an seinen jungeren Bruder Heinrich von Nathusius den Althaldensleber Besitz das Vorwerk Glusig blieb zunachst im Eigentum von Philipp es wurde lediglich von seinem Bruder mitbewirtschaftet Um 1866 unterhielt Heinrich von Nathusius in Glusig ein Privatlazarett fur Verwundete des Deutschen Krieges Auch wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges 1870 71 wurde dort erneut ein Lazarett eingerichtet 1883 oder 1884 8 wurde das Vorwerk an die Zuckerfabrik von Jenrich Druckenbrodt u Co zu Ackendorf verkauft Am 30 September 1928 wurde der Gutsbezirk Glusig mit der Landgemeinde Althaldensleben vereinigt 9 Mit Wirkung zum 1 April 1934 wurde der ehemalige Gutsbezirk Glusig aus der Gemeinde Althaldensleben in die Gemeinde Ackendorf umgemeindet 10 Im Jahr 1938 entstand in Glusig eine neue Bauernsiedlung Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das ehemalige Vorwerk enteignet und zum volkseigenen Gut mit dem Schwerpunkt Tierproduktion die in Kooperation mit dem ebenfalls enteigneten Betrieb auf dem Schloss Hundisburg betrieben wurde 11 In dieser Form bestand es bis 1990 Caritas Bearbeiten Nach verschiedenen Besitzerwechseln ubernahm 1992 der Caritas Regionalverband Magdeburg e V das Gut mit 32 Hektar Ackerflache von der Treuhandanstalt und begann dort mit der Einrichtung eines sozialen Arbeits und Beschaftigungsprojektes St Franziskus Neben der Umstellung auf eine okologische Landbewirtschaftung im Jahre 1993 wurde 1998 auf der Anlage ein Schlacht und Verarbeitungshaus errichtet und die Gut Glusig GmbH als sozialer Erwerbsbetrieb gegrundet Ab 1998 war Gut Glusig auch Ausbildungsbetrieb sowie anerkannte Einsatzstelle fur das Freiwillige Okologische Jahr Im Sommer 2018 verkaufte der Caritas Regionalverband Magdeburg das Gut an eine katholische Familie aus Hettstedt wobei die okologische Ausrichtung der Landwirtschaft die Beschaftigung Benachteiligter und die St Anna Wallfahrt fortgefuhrt werden sollen 12 13 Landwirtschaftlicher Betrieb des Caritasverband Magdeburg e V Bearbeiten Im landwirtschaftlichen Betrieb wurden 136 Hektar 90 Hektar Ackerflache und 46 Hektar Dauergrunland bewirtschaftet Es wurden Gemuse und Futterpflanzen angebaut sowie Streuobsthange betrieben Hauptgeschaftsfeld war die Schweineaufzucht und schlachtung Hier wurden 500 bis 600 Tiere pro Jahr gemastet Ausserdem wurden etwa 50 Kuhe und Rinder Deutsche Angus gehalten Daneben gab es eine kleine Schafherde und Pferdehaltung eigene sowie Einstellung Gut Glusig ist Mitglied im Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Okologischer Landbau Gut Glusig GmbH Bearbeiten Zum Zweckverband Gut Glusig gehort auch die Gut Glusig GmbH eine weitere Tochtergesellschaft der Caritas 14 Sie verarbeitet die Schlachtprodukte des Gutes vermarktet die okologischen Wurst und Fleischwaren und kummert sich um den Verkauf des selbst erzeugten Obstes und Gemuses Elf Mitarbeiter und drei Lehrlinge gehoren zum Betrieb der als sozialer Erwerbsbetrieb ausgelegt ist Mindestens zehn Personen vor allem alteren Langzeitarbeitslosen soll ein Dauerarbeitsplatz gesichert werden Dafur erhalt die Gesellschaft finanzielle Zuwendungen von der Caritas dem Arbeitsamt dem Land Sachsen Anhalt und der Europaischen Union 15 Forderverein Bearbeiten Unter der Schirmherrschaft des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige wurde am 3 August 2000 der Forderverein Gut Glusig e V gegrundet Ziele des Vereins sind die Erhaltung des Vorwerks als Denkmal der Bau und Kunstgeschichte sowie Zeugnis der Geschichte die Nutzung der Anlage fur Gottesdienste und andere kulturelle Veranstaltungen sowie die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen der katholischen Kirche Es war geplant neben dem bereits etablierten landwirtschaftlichen Betrieb das ehemalige Gutsgebaude zu einem Gaste und Bildungshaus umzugestalten Dazu hatte es einer weiteren Aussen und Innensanierung bedurft Architektur Bearbeiten nbsp Haupthaus und Hofeinfahrt von aussenDas Gutshaus in Glusig ist ein zweigeschossiger barocker Bruchsteinbau von 13 Achsen und entstand etwa 1750 Auf dem asymmetrisch angeordneten Portal befinden sich ein Segmentgiebel sowie eine Inschrift Weitere Gebaude des Hofes stammen aus dem 18 Jahrhundert Der gesamte Hofkomplex ist denkmalgeschutzt 16 Wallfahrtskapelle St Anna Bearbeiten nbsp WallfahrtskapelleDie nahegelegene und ursprunglich zum Gut gehorende Wallfahrtskapelle St Anna ist ein kleiner einschiffiger romanischer Bruchsteinbau aus dem 13 Jahrhundert 1236 ubereignete Wilbrand von Kafernburg Erzbischof des Erzbistums Magdeburg die Kapelle dem Zisterzienserinnenkloster in Althaldensleben Die im Dreissigjahrigen Krieg teilzerstorte Kapelle wurde 1658 erneuert Das Portal die Fenster sowie ein in Fachwerk ausgefuhrter Chorgiebel und ein sechseckiger Dachreiter sind Zeugen des damals erfolgten Umbaues Das Chorhaus des romanischen Baus von dessen altem Mauerwerk nur noch wenig erhalten ist offnet sich in einem Rundbogen zum Barockaltar mit einer Statue der Heiligen Anna In der Kapelle befindet sich die einzige Glocke der Region die ein Chronostichon tragt Es ergibt die Jahreszahl 1711 Hier wurde 1812 die letzte Abtissin des 1810 sakularisierten Klosters in Althaldensleben Domina und Mater Ludovica Dederich um 1727 1 Februar 1812 17 bestattet Ihr Grabstein steht an der Aussenwand der Kapelle 1934 wurde das Gebaude restauriert Heute gehort die Kapelle zur Pfarrei St Christophorus mit Sitz in Haldensleben Die Kapelle ist noch immer Ziel der alljahrlichen St Annen Wallfahrt 16 St Annen Wallfahrt Bearbeiten Eine Annen Verehrung an diesem Ort ist seit dem 13 Jahrhundert nachgewiesen Nach verheerenden mittelalterlichen Pestepidemien stiftete das Kloster Althaldensleben im 16 Jahrhundert eine jahrliche Prozession nach Glusig Sie wird noch heute einmal jahrlich als Fusswallfahrt durchgefuhrt Jeweils am ersten Sonntag im August formieren sich die Pilger in den Gemeinden St Johannes Baptist in Althaldensleben und St Peter und Paul in Gross Ammensleben und ziehen nach Glusig Auf dem Kapellenberg findet ein gemeinsamer Gottesdienst statt 18 Die heute bei der Prozession gezeigte Figur der Kapellenpatronin stammt aus Bestanden des Diozesanmuseums in Paderborn nbsp Eingang zum Gut nbsp Informationstafel zum Biohof aus dem Jahr 2010 nbsp Blick uber den Wirtschaftshof auf das barocke Haupthaus nbsp Heutige SchweinestalleWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Gut Glusig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Betriebs Webseite zur St Anna Kapelle Informationen zum heutigen BetriebEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Einwohnerzahlen per 1 Juli 2020 gegenuber dem 1 Juli 2019 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 3 November 2021 abgerufen am 3 November 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www localbook de gem Artikel Traktor Spende fur Gut Glusig auf der Webseite des Bistums Magdeburg vom 4 August 2010 oder auch Konrad von Gutenswegen nach dem Ort Gutenswegen gem Autorenkollektiv Brockhaus Konversationslexikon 1902 1910 F A Brockhaus in Leipzig Berlin und Wien 14 Auflage 1894 1896 12 Band Seite 192 die wiederum zu den Nathusius Gewerbeanstalten Althaldensleben gehorten gem Christina Heil Johann Gottlob Nathusius ein Wegbereiter der Haldensleber Industrie in einer unbekannten Publikation vom August 1992 gem Otto Dieskau Das Kloster Vorwerk Glusig in Aus Althaldenslebens Vergangenheit III Teil Nr 14 Verlag von Simmerlein Neuhaldensleben Althaldensleben 1924 S 10 28 a b gem Marlise Harksen Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben in Die Kunstdenkmale im Bezirk Magdeburg E A Seemann 1961 S 276 Regierungsbezirk Magdeburg Hrsg Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg 1928 ZDB ID 3766 7 S 226 Regierungsbezirk Magdeburg Hrsg Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg 1935 ZDB ID 3766 7 S 4 gem Infotafel auf dem Gutshof im Sommer 2010 Gut Glusig hat neuen Besitzer mdr de 26 Juli 2018 abgerufen am 3 August 2018 Zukunft fur Gut Glusig In Tag des Herrn Zeitung Ausgabe 31 2018 vom 5 August 2018 S 1 Caritasverband fur das Dekanat Magdeburg gem Julia Kuttner in dem Artikel So viele Moglichkeiten in der Zeitschrift Tag des Herrn Ausgabe 5 2002 a b gem Webseite der Traditionellen Fusswallfahrt zur St Annenkapelle auf Gut Glusig Rudolf Joppen Das Erzbischofliche Kommissariat Magdeburg Band 7 Teil 1 St Benno Verlag Leipzig 1965 S 19 gem Artikel Traditionelle Fusswallfahrt zur St Annenkapelle auf Gut Glusig auf der Webseite des Caritasverbandes des Bistums Magdeburg vom 29 Juli 201052 24493 11 45073 Koordinaten 52 14 41 7 N 11 27 2 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gut Glusig amp oldid 233916835