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Gustav Uhlig 9 Juli 1838 in Gleiwitz 14 Juni 1914 in Schmiedeberg im Riesengebirge war ein deutscher Klassischer Philologe und Gymnasialdirektor Er leitete von 1872 bis 1899 das Grossherzogliche Lyceum in Heidelberg und hielt von 1872 bis zu seinem Tod an der dortigen Universitat Vorlesungen uber Klassische Philologie und Padagogik Er engagierte sich ab den 1880er Jahren besonders fur den Erhalt des humanistischen Gymnasiums und war Mitbegrunder des deutschen Gymnasialvereins sowie der Zeitschrift Das humanistische Gymnasium Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind vor allem die kritischen Ausgaben der griechischen Grammatiker Dionysios Thrax 1883 und Apollonios Dyskolos 1910 hervorzuheben Gustav Uhlig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGustav Uhlig der Sohn des Architekten Carl Uhlig 1857 1 und seiner Frau Auguste 1880 wuchs in Schlesien und Pommern auf 1844 zog die Familie nach Stettin wo sein Vater als Regierungsbaurat wirkte Gustav Uhlig besuchte dort zunachst bis zur Quarta die Friedrich Wilhelms Schule eine Realschule mit Lateinunterricht und wechselte dann an das Marienstiftsgymnasium wo er von den Lehrern Karl Ludwig Peter Ludwig Giesebrecht und Hermann Grassmann reiche Anregung fur seinen weiteren Lebensweg empfing 2 Nach der Reifeprufung im Herbst 1855 studierte Uhlig Klassische Philologie an der Universitat Bonn Unter den dortigen Professoren pragte ihn neben Friedrich Gottlieb Welcker und Otto Jahn insbesondere Friedrich Ritschl der ihn auf die griechischen Grammatiker hinwies ein Forschungsschwerpunkt dem sich Uhlig sein Leben lang widmete In Bonn trat Uhlig in die Burschenschaft Frankonia ein Zum Sommersemester 1858 wechselte er an die Berliner Universitat und besuchte dort Vorlesungen bei August Boeckh Eduard Gerhard Moriz Haupt Karl Mullenhoff und Friedrich Adolf Trendelenburg Im Herbst 1860 erkrankte Uhlig und musste sein Studium zwei Jahre lang unterbrechen Er arbeitete in dieser Zeit an seiner Dissertation uber Apollonios Dyskolos mit der er am 1 Marz 1862 zum Dr phil promoviert wurde Beim Rigorosum waren seine Studienfreunde Lucian Muller Franz Eyssenhardt und Karl Zangemeister Opponenten 3 Nach dem Studienabschluss reiste Uhlig mehrmals zur Kur in die Schweiz In Zurich lernte er Hermann Kochly kennen und habilitierte sich auf seinen Rat im Sommer 1864 fur Klassische Philologie an der Universitat Zurich wo er ab dem Wintersemester 1864 65 Vorlesungen hielt Ab Januar 1865 unterrichtete Uhlig ausserdem als Vertretungslehrer am Zurcher Gymnasium 1866 nahm er eine Lehrerstelle an der Kantonsschule Aarau an hielt aber weiterhin Vorlesungen in Zurich wo er im Herbst 1869 zum ausserordentlichen Professor ernannt wurde Nach einer Bildungs und Forschungsreise durch Italien und Griechenland 1869 70 heiratete er im Sommer 1870 Hedwig Maresch mit der er sich zwei Jahre zuvor verlobt hatte Ein Sohn des Paares Carl Uhlig 1872 1938 wurde spater Professor fur Geographie an der Universitat Tubingen 4 Nach sieben Jahren ging Uhligs Zeit in der Schweiz zu Ende Der badische Oberschulrat Gustav Wendt mit der Reform des Schulwesens im Grossherzogtum betraut bot ihm eine Direktorenstelle an einem Gymnasium an Uhlig stimmte zu und wurde am 22 Dezember 1871 zum Direktor des Grossherzoglichen Lyceums in Heidelberg ernannt Er trat sein Amt am 29 April 1872 an und gestaltete im Einvernehmen mit der Schulbehorde das Lyceum nach preussischem Vorbild um 5 Wahrend seiner 26 jahrigen Amtszeit nahm die Schulerzahl stetig zu so dass gegen Ende der 1880er Jahre ein Neubau notig wurde den die Schule 1894 bezog Neben dem Unterricht und der Schulverwaltung setzte Uhlig in Heidelberg auch seine wissenschaftliche Tatigkeit fort Er hielt ab 1872 philologische ab 1876 auch padagogische und didaktische Lehrveranstaltungen an der Universitat Heidelberg ab die ihn am 9 August 1872 zum ausserordentlichen Professor 6 und 1878 zum Honorarprofessor ernannte Uhlig war ausserdem mit der Weiterbildung der badischen Mittelschul und Oberlehrer und mit der Neuordnung des Lehramtsreferendariats 1907 betraut Zwischendurch unternahm er mehrere Bildungs und Forschungsreisen 1885 nach Paris und England 1887 nach Schweden und Norwegen 1889 nach Danemark und im Winter 1894 95 nach Italien Agypten Palastina und Kleinasien 7 Offentliche Wirkung entfaltete Uhlig besonders durch sein Engagement fur den Erhalt des humanistischen Gymnasiums In die Debatte um die Hochschulreife griff er ab den 1880er Jahren immer wieder ein Den Gegnern der klassischen Bildung die eine Reform der Sekundarschulen nach psychologischen und pragmatischen Gesichtspunkten und einen Abbau des altsprachlichen Unterrichts forderten setzte er entgegen dass die Schulbildung nur nach den Erkenntnissen der Padagogik insbesondere der Bildungsgeschichte gestaltet werden durfe 8 Er fuhrte auch seine Kenntnisse der auslandischen Schulsysteme als positive und negative Beispiele an 9 Gegen die Angriffe des Vereins deutscher Realschullehrer initiierte Uhlig die Heidelberger Erklarung 10 die im Juli 1888 erschien und die Vorwurfe gegen das humanistische Gymnasium zuruckwies Viele andere Universitaten schlossen sich dem an und veroffentlichten ahnliche Erklarungen Um den Anhangern der klassischen Bildung ein Sprachrohr zu geben begrundete Uhlig 1890 zusammen mit Gleichgesinnten aus ganz Deutschland die Zeitschrift Das humanistische Gymnasium die er bis an sein Lebensende herausgab Uhlig selbst wurde vom preussischen Kultusminister als Vertreter des badischen Schulwesens zur Dezember Konferenz 1890 in Berlin eingeladen die schliesslich beschloss dass Latein und Griechischunterricht zum Erwerb der Hochschulreife nicht langer notwendig sei In Reaktion auf diesen Beschluss grundete Uhlig zusammen mit Oskar Jager und anderen den deutschen Gymnasialverein In den folgenden Jahren trat Uhlig als Vorstandsmitglied dieses Vereins als Herausgeber der Zeitschrift Das humanistische Gymnasium sowie durch zahlreiche Denkschriften und Aufsatze fur den Erhalt der humanistischen Bildung ein In einer Ruckschau auf die ersten 50 Jahre des Vereins stellte Hermann Ostern fest Als treibende Kraft hinter all dem stand von Anfang an Gustav Uhlig der deshalb mit Recht als der eigentliche oἰkisths des Vereins wie der Zeitschrift zu betrachten ist 11 Fur seine Verdienste erhielt Uhlig mehrere Auszeichnungen im In und Ausland 1872 das Ritterkreuz 1 Klasse des Ordens vom Zahringer Lowen 1890 das Ritterkreuz des schwedischen Nordstern Ordens 1891 den preussischen Kronen Orden 3 Klasse 1896 das Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten 12 1897 wurde er zum Geheimen Hofrat ernannt Aus gesundheitlichen Grunden trat Uhlig Ostern 1899 als Gymnasialdirektor in den Ruhestand Seine Forschungsarbeit sein offentliches Engagement fur das Gymnasialwesen und seine Vorlesungen an der Universitat ab 1899 als ordentlicher Honorarprofessor setzte er bis zu seinem Tode fort Er reiste mehrmals nach Rom und Florenz wo er in der Vatikanischen Bibliothek und in der Biblioteca Laurenziana Handschriften fur seine Ausgabe des griechischen Grammatikers Apollonios Dyskolos untersuchte Die kritische Edition erschien 1910 nach jahrzehntelangen Vorarbeiten und wurde noch 1965 nachgedruckt Auf einem Besuch bei Verwandten in Schmiedeberg im Riesengebirge im Juni 1914 erkrankte Uhlig an einer Lungenentzundung und starb nach wenigen Tagen am 14 Juni 1914 Er wurde am 16 Juni 1914 unter grosser offentlicher Anteilnahme auf dem Bergfriedhof Heidelberg beigesetzt Schriften Auswahl BearbeitenEmendationum Apollonianarum specimen Berlin 1862 Dissertation Appendix artis Dionysii Thracis ab G Uhligio recensitae Leipzig 1881 mit Adalbert Merx Dionysii Thracis ars grammatica qualem exemplaria vetustissima exhibent Subcriptis discrepantiis et testimoniis quae in codicibus recentioribus scholiis erotematis apud alios scriptores interpretem armenium reperiuntur Leipzig 1883 Grammatici Graeci 1 1 Die Stundenplane fur Gymnasien und Realgymnasien in den bedeutendsten Staaten Deutschlands Heidelberg 1883 spatere Auflagen unter dem Titel Die Stundenplane fur Gymnasien Realschulen und lateinlose Realschulen in den bedeutendsten Staaten Deutschlands 2 Auflage 1884 3 Auflage 1891 Die Einheitsschule mit lateinlosem Unterbau Heidelberg 1892 Apollonii Dyscoli de constructione libri quattuor Recensuit apparatu critico et explanationibus instruxit Gustavus Uhlig Adiectae sunt tabulae phototypicae duae Leipzig 1910 Nachdruck Hildesheim 1965 Grammatici Graeci 2 2 Die Entwicklung des Kampfes gegen das Gymnasium Wien Leipzig 1910Literatur BearbeitenFriedrich August Eckstein Nomenclator philologorum Leipzig 1871 S 578 Wilhelm Pokel Philologisches Schriftsteller Lexikon Leipzig 1882 S 280 Deutsches biographisches Jahrbuch 1 Band 1914 1916 1925 S 316 Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 83 103 mit Bild Eugen Grunwald Zu Gustav Uhligs Gedachtnis In Das humanistische Gymnasium 35 Jahrgang 1924 S 1 5 Volker Lenhart Die Heidelberger Universitatspadagogik im 19 Jahrhundert Heidelberg 1968 S 251 263 Vinko Hinz De C Zangemeisteri vocibus singularibus Ein Heidelberger Iocosum aus der Feder von Gustav Uhlig In Gymnasium Band 120 2013 S 489 499Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Gustav Uhlig Quellen und Volltexte nbsp Commons Gustav Uhlig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von Gustav Uhlig im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Zeitschrift fur Bauwesen Jahrgang 7 1857 Sp 299 Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 85 Siehe das Titelblatt seiner Dissertation Emendationum Apollonianarum specimen Digitalisat der University of California Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 86 Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 89 91 Staats Anzeiger fur das Grossherzogtum Baden Jahrgang 1872 Nr S 297 Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 94 Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 92f Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 97 Die Heidelberger Erklarung in Betreff der humanistischen Gymnasien Deutschlands Mit einem Vorworte von G Uhlig Heidelberg Winter 1888 Hermann Ostern Zum funfzigjahrigen Jubilaum unserer Zeitschrift In Gymnasium Band 50 1939 S 2 9 Zitat S 3 Eugen Grunwald Gustav Uhlig In Das humanistische Gymnasium 25 Jahrgang 1914 S 93 Normdaten Person GND 117279641 lobid OGND AKS LCCN nr97000657 VIAF 59857244 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Uhlig GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe und GymnasialdirektorGEBURTSDATUM 9 Juli 1838GEBURTSORT GleiwitzSTERBEDATUM 14 Juni 1914STERBEORT Schmiedeberg im Riesengebirge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Uhlig amp oldid 223389293