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Wido von Spoleto spater auch Guido bzw Wido II I 855 November 894 war das wichtigste Mitglied der Familie der Widonen die in der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts das im Jahre 571 gegrundete langobardische Herzogtum Spoleto in Mittelitalien beherrschten Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Vor der eigenen Herrschaft 2 2 Die eigene Herrschaft in Spoleto 2 3 Konigsherrschaft und Kaisertum 3 Ehe und Nachkommen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenWido war der Sohn des Markgrafen und Herzogs Wido I von Spoleto und seiner Ehefrau Itana vermutlich einer Tochter des Herzogs Siko von Benevent Sein alterer Bruder Lambert I war Herzog von Spoleto 850 871 und 875 879 und kampfte gegen Kaiser Ludwig II unterhielt aber ein gutes Verhaltnis zu dessen Nachfolger Karl II dem Kahlen Der Vater Wido I war mit Kaiser Lothar I im Jahre 842 nach Italien gekommen und von diesem zum Herzog von Spoleto ernannt worden Leben BearbeitenVor der eigenen Herrschaft Bearbeiten Wido war ab 876 Markgraf von Camerino dem ostlichen Teil des von seinem Vater Wido I unter seinen Sohnen aufgeteilten Herzogtums Spoleto er ist in einer Urkunde von Juni 876 als solcher erwahnt Wohl im Jahre 879 heiratete er Ageltrude Tochter des Fursten und Herzogs Adelchis von Benevent und erneuerte auf diese Weise die politische Verbindung zum zweiten langobardischen Staat in Mittel und Suditalien Er und sein Bruder unterstutzten 876 877 Papst Johannes VIII im Kampf gegen die Sarazenen in Kampanien im Rahmen eines Bundnisses mehrerer aber nicht aller suditalienischen Kleinstaaten gegen die Invasoren Spurbare Erfolge zeigten sich jedoch nicht Als die westfrankische Bischofssynode von Ponthion am 16 Juli 877 nach dem Tode Karls des Kahlen die Oberherrschaft des Papstes uber Spoleto anerkannte wandte sich Lambert I gegen Johannes VIII eroberte Rom und nahm den Papst im Marz 878 gefangen obwohl er wenig zuvor von diesem adoptiert worden war Ob Wido daran beteiligt war ist eher unwahrscheinlich Als Lambert im Sommer 880 starb folgte ihm sein Sohn Wido II III nach Dieser nahm im Februar 882 zusammen mit seinem Onkel an einer Synode in Ravenna teil auf der beide dem Papst Treue schworen und versprachen ihm alle unrechtmassig erworbenen Landereien zuruckzugeben Im Jahre zuvor hatte Wido in einem Thronstreit in Benevent eingegriffen der nach der Ermordung seines Schwiegervaters Adelchis 878 ausgebrochen war Er nahm dabei den Gegner seines Verwandten Radelchis II Gaideris gefangen liess ihn dann aber nach Konstantinopel entkommen Die eigene Herrschaft in Spoleto Bearbeiten Im Marz 883 starb Wido II III und sein Onkel ubernahm die Herrschaft im ganzen Herzogtum Spoleto Als seinen Titel nennen die zeitgenossischen Quellen alternativ Markgraf oder Herzog Auch die Namenszahlung schwankt zwischen Wido II bzw III wobei die letztere Moglichkeit der Abfolge der Herzoge nach richtig ware doch wird er meist als Wido II bezeichnet was die Generationenzugehorigkeit innerhalb der Familie angibt Politisch lavierte er anfanglich zwischen den Sarazenen die sich um die Mundung des Flusses Garigliano sudlich von Gaeta festgesetzt hatten und den ostromischen Kaisern Ein Feldzug gegen die Sarazenen brachte kein Ergebnis eine Gesandtschaft nach Konstantinopel jedoch finanzielle Unterstutzung seitens des Kaisers Basileios I Damit nahm Wido dieselbe Position ein wie sein Schwager Waimar I der das Furstentum Salerno beherrschte und die Tochter seines Bruders Lambert Itta geheiratet hatte Wegen seiner Beziehungen zum Kaiser in Konstantinopel klagte der neue karolingische Kaiser Karl III Wido auf einem Reichstag in Nonantola im Juni 883 an dem auch Papst Marinus I teilnahm wegen Hochverrats an und liess ihn gefangensetzen er wurde zum Verlust aller seiner Besitzungen verurteilt Wido konnte jedoch entkommen und ging ein kurzzeitiges Bundnis mit den Sarazenen ein welches ihm half die Truppen Karls 883 884 zuruckzuschlagen Am 6 Januar 885 sprach ihn dann eine Reichsversammlung in Pavia vom Vorwurf des Hochverrats frei und Karl III der seine Herrschaft von vielen Seiten bedroht sah setzte ihn wieder in seine Wurden ein Wido galt zu dieser Zeit als einer der machtigsten Fursten Italiens weshalb die Annales Fuldenses seine Herrschaft als regnum Widonis bezeichneten 1 Papst Stephan V wandte sich nach seiner Wahl 885 an ihn weil Kaiser Karl III mit dem die Papstwahl nicht abgesprochen war ihm die Unterstutzung im Kampf gegen die Sarazenen verweigerte Wido schlug diese daraufhin am Garigliano und eroberte zusatzlich die Grafschaft Capua und das Furstentum Benevent dessen Inhaber Ajo II zu ihm gekommen war Damit gewann er die tatsachliche Macht in Mittelitalien Um ihr neues Bundnis zu starken adoptierte Stephan V zu Anfang 886 Wido und verpflichtete ihn damit zugleich als Verteidiger des Papsttums Wegen eines Aufstandes der Bewohner verlor er jedoch die Herrschaft uber Benevent wieder an Ajo II Konigsherrschaft und Kaisertum Bearbeiten Nach der Absetzung Karls III im November 887 und dessen Tod am 13 Januar 888 anderte Wido seine politischen Plane vollstandig Er sah nun eine Chance sich selbst im Machtkampf aller gegen alle in den verschiedenen Konigreichen zu positionieren aus denen sich das Karolingerreich zusammensetzte Er zog im Rahmen einer Ubereinkunft mit dem Markgrafen des Friaul Berengar I der sich zum Konig von Italien wahlen lassen wollte ins Westfrankenreich nach Burgund und liess sich im Februar 888 in Langres zu Karls Nachfolger als Konig kronen Unterstutzung fand er dabei im Erzbischof von Reims Fulko dem Ehrwurdigen und zahlte auch auf die nie abgerissenen Verbindungen seiner Familie in ihre dortige Heimat Wenige Zeit spater wurde er allerdings von dem am 29 Februar in Compiegne gewahlten Odo von Paris gezwungen sich langsam zuruckziehen 2 Erst im Oktober 888 zog Wido uber die Alpen nach Oberitalien wo sich etliche Fursten ihm anschlossen die gegen Berengar I eingestellt waren der sich um die Jahreswende 887 888 zum Konig hatte kronen lassen Im Machtkampf zwischen den west und ostoberitalienischen Gruppierungen kam es zu einer ersten Auseinandersetzung bei Brescia die Ende Oktober von Berengar gewonnen wurde aber mit einem Waffenstillstand endete Letzterer war namlich vom Einzug Arnulfs von Karnten des neuen Konigs im Ostfrankenreich uberrascht worden Er sah sich genotigt sich diesem im Dezember desselben Jahres zu unterwerfen Eine neue entscheidende Schlacht zwischen den beiden Kandidaten fur das regnum Italiae fand Anfang 889 am Flusse Trebbia statt in der Berengar besiegt und verwundet wurde Er zog sich daraufhin nach Verona zuruck und beschrankte sich vorlaufig auf die Konigsherrschaft im ostlichen Oberitalien Eine Bischofssynode in Pavia die sich vor allem aus oberitalienischen Bischofen zusammensetzte vereinbarte mit Wido einen Vertrag den dieser beschwor Er sah in acht Kapiteln den Schutz der Kirche und ihrer Amtstrager vor Plunderungen und Besitzentfremdungen vor Daraufhin wahlten ihn die Bischofe im Februar 889 zum Konig von Italien Das Herzogtum Spoleto uberliess er daraufhin seinem Grossneffen Wido IV 889 wurde er in der Kirche San Michele Maggiore in Pavia gekront 3 In der sich anbahnenden Auseinandersetzung mit Arnulf um die Kaiserkrone gewann Wido vorerst und liess sich am 21 Februar 891 in Rom von Papst Stephan V zum Kaiser kronen wahrend seine Gattin Ageltrude Kaiserin wurde Somit wurde Wido vermutlich der erste nichtkarolingische Herrscher der den Kaisertitel gewann eine Abstammung von den Karolingern in weiblicher Linie uber Adalhaid eine Tochter Pippins von Italien ist umstritten Sein Siegel trug die Aufschrift renovatio regni Francorum Noch im Mai 889 hatte er seinen Sohn Lambert zum Mitkonig erhoben Als fruhe Regierungshandlungen errichtete er zwei neue Markgrafschaften um Ivrea im westlichen und um den Gardasee im ostlichen Oberitalien Ausserdem bestatigte er Pietro Tribuno dem Dogen von Venedig und Volk der Venezianer deren Rechte die in einem Vertrag Karls des Grossen mit dem ostromischen Kaiser Michael I Rhangabe 812 vereinbart worden waren Am 30 April 892 liess Wido seinen Sohn wahrend einer Synode in Ravenna vom neuen Papst Formosus zum Mitkaiser kronen im Gegenzug bestatigten beide die Rechte des Papsttums auf die mittelitalienischen Gebiete aus der Pippinischen Schenkung Ein wohl von Erzbischof Fulko von Reims intendiertes Bundnis Widos mit dem am 28 Januar 893 zum Konig im Westfrankenreich gekronten Karl dem Einfaltigen wurde anscheinend nicht realisiert Papst Formosus begann nun die Macht Widos zu furchten und schickte im Herbst 893 Gesandte zum ostfrankischen Reichstag in Regensburg um Arnulf von Karnten zu einem Italienzug zu bewegen Ein Eingreifen des Sohnes Arnulfs Zwentibold in Oberitalien erbrachte kein Ergebnis Zu Anfang 894 zog Arnulf jedoch selbst uber die Alpen und konnte mit seinem Heer die Stadte Brescia Bergamo Mailand und Pavia erobern Er proklamierte sich hier zum Konig von Italien Wegen immer grosserer Schwierigkeiten zog er sich jedoch bald wieder nach Norden zuruck nicht ohne durch den Widerstand Berengars behindert zu werden Wido seinerseits starb allerdings schon im Spatherbst 894 in der Nahe des Flusses Taro wo er sich verschanzt hatte Er wurde im Dom von Parma beigesetzt 4 Die erhaltenen Rechtsdokumente Widos beschaftigen sich zum einen Teil mit dem Schutz von Klerikern zum anderen grosseren mit der Wahrung des Rechtsfriedens im Lande gegenuber dessen Storern In besonderem Masse suchte er sich die tatsachliche Machtausubung in seinem Reiche vorzubehalten und damit die Bedeutung von Zwischeninstanzen wie der Grafen zu reduzieren Dieses Bemuhen erwies sich jedoch auf die Dauer als erfolglos Dagegen ubertrug er seiner Gattin Ageltrude etliche Besitzungen in Oberitalien Die Politik Widos wird seit jeher im Ganzen als zwiespaltig eingestuft wobei dieser Tenor schon zu seinen Lebzeiten aus naturlichem Grunde von den Gesta Berengarii seines grossen Rivalen in Italien im negativen Sinne vorgepragt wurde 5 Widos Sohn Lambert konnte sich bei einem erneuten Italienzug Arnulfs 896 behaupten obwohl dieser von Papst Formosus in Rom zum Kaiser gekront also faktisch zum Gegenkaiser erhoben worden war Als Lambert jedoch am 15 Oktober 898 durch einen Reitunfall ums Leben gekommen war erbte Arnulf das alleinige Kaisertum bis er selbst kurze Zeit spater im November Dezember 899 verstarb Ehe und Nachkommen BearbeitenMit seiner Ehefrau Ageltrude einer Tochter des Herzogs bzw Fursten Adelchis von Benevent die 894 noch lebte hatte Wido u a den Sohn Lambert 15 Oktober 898 in Marengo Herzog von Spoleto Mit Konig seit Mai 889 Mit Kaiser seit April 892Literatur BearbeitenJurgen Sydow Die Gegenkaiser Arnulfs von Karnten in Verhandlungen des Historischen Vereins fur die Oberpfalz und Regensburg 96 1955 S 431 436 Eduard Hlawitschka Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Grossen in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 49 1969 S 366 368 Eduard Hlawitschka Die Widonen im Dukat von Spoleto in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 63 1983 S 44 90 Eduard Hlawitschka Kaiser Wido und das Westfrankenreich in Gerd Althoff Hrsg Person und Gemeinschaft im Mittelalter Festschrift fur K Schmid Sigmaringen 1988 S 187 198 Francois Bougard La royaume d Italie de la fin du VIIIe siecle au debut du XIe siecle Institutions pouvoirs et societe Microfiches Paris 1992 Herbert Zielinski Regesta Imperii Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715 918 926 Band 3 Das Regnum Italiae und die burgundischen Regna 840 926 Teil 2 Das Regnum Italiae in der Zeit der Thronkampfe und Reichsteilungen 888 850 926 Koln Wien Weimar 1998 Franz Fuchs Peter Schmid Hrsg Kaiser Arnolf Das ostfrankische Reich am Ende des 9 Jahrhunderts Munchen 2002 Tommaso di Carpegna Falconieri Guido conte marchese di Camerino duca marchese di Spoleto re d Italia imperatore in Dizionario Biografico degli Italiani 61 2004 Brigitte Kasten Kaiserinnen in karolingischer Zeit Irmingard Judith Irmingard Angilberga Richildis Richgard Ageltrude Oda Uota Adelheid und Anna in Amalie Fossel Hrsg Die Kaiserinnen des Mittelalters Regensburg 2011 S 11 34 Sebastian Roebert Die Italienpolitik der spaten Karolinger 850 899 in Matthias Puhle Gabriele Koster Hrsg Otto der Grosse und das Romische Reich Kaisertum von der Antike zum Mittelalter Ausstellungskatalog Regensburg Magdeburg 2012 S 503 505Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wido von Spoleto Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Annales Fuldenses hrsg von Georg H Pertz in Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Germanicarum 1 1826 S 398 Annales Xantenses et Annales Vedastini hrsg von Bernhard von Simson in Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Germanicarum 12 1909 S 64 f Gillian Elliott Representing Royal Authority at San Michele Maggiore in Pavia In Zeitschrift fur Kunstgeschichte 77 2014 S 145 174 online I diplomi di Guido e Lamberto hrsg von Luigi Schiaparelli in Fonti per la Storia d Italia 36 Rom 1906 Nachdruck 1970 S XVI zum Terminus ante quem fur Widos Tod Gesta Berengarii imperatoris hrsg von Paul von Winterfeld in Monumenta Germaniae Historica Poetae latini aevi Carolini IV 1 Berlin 1899 hier Verse 115 f VorgangerAmtNachfolgerWido II Herzog von Spoleto und Camerino 882 889Wido IV Berengar I Konig von Italien 889 894Lambert von SpoletoKarl III der DickeRomischer Kaiser 891 894Lambert von SpoletoNormdaten Person GND 101997736 lobid OGND AKS VIAF 34833945 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wido von SpoletoALTERNATIVNAMEN Guido von Spoleto Wido II Wido III KURZBESCHREIBUNG Herzog von Spoleto und Camerino Konig von Italien Kaiser 891 894 GEBURTSDATUM 855STERBEDATUM Dezember 894 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wido von Spoleto amp oldid 238079189