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Als Grossblock bezeichnet man eine im Jahr 1905 erstmals eingegangene Wahlabsprache zwischen Demokraten Nationalliberalen und Sozialdemokraten gegen die Dominanz der katholischen Zentrumspartei bei den Wahlen zur zweiten Kammer der Standeversammlung im Grossherzogtum Baden Nach einem ahnlichen Abkommen entwickelte sich daraus nach 1909 auch eine inhaltliche sozial liberale Zusammenarbeit Diese scheiterte 1913 14 an Widerstanden in den beteiligten Parteien und an reichspolitischen Grundsatzfragen Seit dem badischen Kulturkampf hatte kein politisches Ereignis im Grossherzogtum Baden mehr solche reichsweite Aufmerksamkeit erregt wie das Bundnis zwischen der nationalliberalen Reichsgrundungspartei und den als Reichsfeinden verfemten Sozialdemokraten 1 Innerhalb der deutschen Sozialdemokratie fuhrte die Zusammenarbeit mit burgerlichen Parteien und insbesondere die Zustimmung zum Landeshaushalt zu heftiger Kritik von Seiten der Gesamtpartei Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Wahlrechtsanderung und Landtagswahl 1905 3 Stichwahlabkommen 1905 4 Eigentliche Grossblockpolitik 5 Budgetstreit in der SPD 6 Ende des Grossblocks 7 Einzelnachweise 8 LiteraturVorgeschichte Bearbeiten nbsp Fuhrende badische Sozialdemokraten aufgenommen wahrscheinlich 1906 vor der alten Landeshalle in Offenburg Sitzend von rechts Emil Eichhorn Ludwig Frank Wilhelm Kolb Georg Monsch Stehend erster von rechts Adolf Geck Die weiteren Personen sind nicht bekannt Bis zur Wende zum 20 Jahrhundert dominierten die Nationalliberalen die Politik in Baden Dem standen Zentrum Freisinn Demokraten und SPD als Oppositionskrafte gegenuber die hinsichtlich der Forderung nach einer Reform des Wahlrechts insbesondere nach der Direktwahl und der Neueinteilung der Wahlkreisgrenzen gemeinsame Interessen hatten 2 3 Die badische Sozialdemokratie nahm seit den 1890er Jahren an Wahlen zur zweiten Kammer der Standeversammlung teil Ihre ersten Abgeordneten verdankten ihre Wahl teilweise Wahlabkommen mit Linksliberalen In Karlsruhe schlossen sie 1897 sogar ein formelles Wahlbundnis mit den Demokraten ab Dort fuhrten beide Parteien einen gemeinsamen Wahlkampf 4 Der innerparteiliche Streit darum liess auch Wilhelm Kolb der massgeblich das Bundnis mit geplant hatte in dieser Sache vorsichtiger werden Bundnisse mit Burgerlichen wurden die Gefahr der Demoralisation in sich bergen Im Vorfeld der Landtagswahlen von 1899 einigte man sich in der SPD darauf nur in aussichtsreichen Wahlkreisen Kandidaten aufzustellen wahrend man in anderen Wahlkreisen die burgerliche Opposition unterstutzen wollte In der Partei gab es Konflikte zwischen einem betont reformorientierten Flugel und Vertretern der allgemeinen marxistischen Parteilinie Dass die reformorientierten badischen Sozialdemokraten bereit waren auch gegen die Parteilinie zu agieren zeigte sich wahrend der Landtagssession 1899 1900 als die Fraktion dem Landeshaushalt zustimmte Der Chefredakteur des Volksfreundes aus Karlsruhe Anton Fendrich verteidigte diesen Kurs in den Sozialistischen Monatsheften Eine schablonenhafte Budgetverweigerung verliere jede Wirkung und die Partei eines Landtags der keine Militarausgaben zu bewilligen sondern eigentlich nur die Verwaltungsmaschinerie in Gang zu halten hat kommt durch stereotype Anwendung dieses Mittels in Gefahr nicht mehr ernst genommen zu werden 5 Scharfen Protest erntete diese Linie nicht nur von Linken wie Rosa Luxemburg sondern auch von Gemassigten wie dem osterreichischen Parteivorsitzenden Victor Adler August Bebel befurchtete sogar eine Art Verschworung zwischen den Budgetbewilligern und den Revisionisten Auf dem Lubecker Parteitag wurde die badische Landespartei daher scharf von Bebel kritisiert 6 Bei den Wahlen von 1901 trat die SPD in neun von 29 Wahlkreisen mit einem eigenen Kandidaten an Wo es aussichtsreich war ging die Partei Stichwahlabkommen mit den Demokraten oder Linksliberalen ein 7 Trotz Ruckschlage fur die SPD bei der Landtagswahl 1901 gelang es Bebel auf dem Landesparteitag 1902 nicht eine Mehrheit gegen die reformistischen Krafte um Kolb Fendrich und August Dreesbach zu mobilisieren Allerdings verschob sich in der Landtagsfraktion durch das Ausscheiden von Mitgliedern der Schwerpunkt nach links Die Fraktion blieb im Parlament isoliert und konnte etwa bei den Diskussionen um die Wahlrechtsreform keine aktive Rolle spielen Ihr Vorsitzender Emil Eichhorn meinte die Nationalliberale Partei werde beherrscht von altersschwachen senilen Schwatzern die sich vor ihrer eigenen Vergangenheit furchten Nur noch ein Gedanke beherrscht sie den Ruckhalt an der Regierung den sie bis dato immer gehabt nicht verlieren Allerdings blieben Reformer um Kolb in der Landespartei weiter stark 8 Bei den Wahlen von 1904 agierte die Partei unterschiedlich In einigen Wahlkreisen trat sie mit eigenen Kandidaten gegen Demokraten und Linksliberalen an in anderen gab es Absprachen mit dem Zentrum oder den Demokraten gegen die Nationalliberalen 9 Wahlrechtsanderung und Landtagswahl 1905 Bearbeiten nbsp Standehaus in KarlsruheIm Jahr 1904 hatte es in Baden schliesslich eine Wahlrechtsreform gegeben die ein Kompromiss zwischen den politischen Lagern war Erstmals wurden die Abgeordneten der zweiten Kammer der Standeversammlung direkt und nicht mehr indirekt uber Wahlmanner gewahlt Ausserdem wurden die Wahlkreise neu zugeschnitten Dabei wurden eher die stadtischen Wahlkreise bevorzugt was auf mittlere Sicht nicht den Nationalliberalen sondern den Sozialliberalen zugutekam Allerdings wurde der Einfluss der ersten Kammer und jener der dort dominierenden Nationalliberalen gestarkt Aus diesem Grund lehnte die SPD das Gesetz ab wahrend die anderen Parteien zustimmten 10 Die kompromisslose Haltung des Zentrums liess das Zweckbundnis der Opposition das mit der Wahlrechtsanderungen verbunden war zerbrechen 11 Fur die Parteien waren die Folgen der Veranderungen des Wahlrechts fur den Ausgang der Wahlen zur Standeversammlung von 1905 ausserdem schwer kalkulierbar Nationalliberale Demokraten und Freisinn schlossen im Dezember 1904 ein Abkommen in dem sie verabredeten sich gegenseitig bei den Haupt und Stichwahlen zu unterstutzen Insbesondere die Nationalliberalen verzichteten zu Gunsten der beiden Partner in sechs Wahlkreisen auf die Aufstellung von Kandidaten Dieses Bundnis zielte in erster Linie auf die Schwachung der Zentrumspartei ab die allein oder zusammen mit den Konservativen eine absolute Mehrheit erreichen konnte Bei der Hauptwahl erwies sich das Zentrum als starkste Kraft 42 4 gefolgt von den Nationalliberalen 30 2 und den Sozialdemokraten 17 Die Demokraten kamen auf 4 1 und die Konservativen auf 2 9 Es war fur alle wahrscheinlich dass das Zentrum die zur absoluten Mehrheit fehlenden Mandate in den Stichwahlen erringen wurde Dies hatte auch bedeutet dass die Regierung sich auf Dauer nicht halten wurde Ausserdem wurde das Zentrum alles daran setzen die aus der Zeit des badischen Kulturkampfes stammenden Gesetze zu uberwinden Die einzige reelle Moglichkeit einen Sieg des Zentrums zu verhindern war die Einbeziehung der SPD in das Bundnis Die Initiative dazu ging von den Nationalliberalen aus Die SPD stimmte dem nach kurzen Verhandlungen zu Zwischen Nationalliberalen und SPD kam es zu einem Stichwahlabkommen 12 13 Stichwahlabkommen 1905 Bearbeiten nbsp Grossherzog Friedrich I stand dem Grossblockabkommen ablehnend gegenuber Fur die SPD hatte sich ihr Verhaltnis zu den Nationalliberalen insofern geandert weil diese sich bislang einer Wahlrechtsreform verweigert hatten und daher der Hauptgegner der Partei gewesen waren Dies war nach der Wahlrechtsanderung nicht mehr der Fall sondern die Nationalliberalen waren nur noch ein politischer Gegner neben anderen Als sich die Frage stellte konnten die Sozialdemokraten abwagen ob die inhaltliche Schnittmenge mit der Zentrumspartei oder mit den Nationalliberalen grosser war Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Nationalliberalen aus Ein Grund fur ein formelles Abkommen war auch bei ihnen die Furcht vor einer absoluten Mehrheit des Zentrums zusammen mit den Konservativen Dies hatte der Partei kaum noch Handlungsspielraum gelassen 14 Die regierungsnahe Karlsruher Zeitung sprach sich fur diese bislang als ausgeschlossen geltende Zusammenarbeit zwischen Parteien aus dem burgerlichen Lager und den vielfach verfemten Sozialdemokraten aus Beide Parteien einigten sich darauf in bestimmten Wahlkreisen nicht gegeneinander anzutreten Das Bundnis erwies sich als erfolgreich Von den nach den Hauptwahlen zu vergebenden Mandaten erhielten die Nationalliberalen 9 die Demokraten 8 der Freisinn 1 die SPD 7 und die konservativen 3 Mandate Das Zentrum ging leer aus Dieses stellte zwar die starkste Fraktion blieb aber deutlich von einer absoluten Mehrheit entfernt Die Nationalliberalen kamen auf 23 die SPD auf 12 die Demokraten auf 5 die Konservativen auf 4 und die Freisinnigen auf 1 Mandat 15 In Baden war damit die SPD als politischer Partner mit insgeheimer Billigung der Regierung anerkannt worden Dieser Schritt ware auf Reichsebene und den meisten anderen Landern undenkbar gewesen Ein nationalliberaler Parteifuhrer ausserhalb Badens der die Parteimitglieder dazu aufgefordert hatte in mehreren Wahlkreisen fur die als Reichsfeinde stigmatisierten Sozialdemokraten zu stimmen hatte damit wohl sein eigenes politisches Todesurteil unterzeichnet und auch aus sozialdemokratischer Sicht haftete dem Wahlbundnis etwas Irreales an da die Nationalliberalen ihrem Selbstverstandnis nach die festeste Stutze des politischen Systems waren dessen revolutionare Uberwindung das Fernziel der SPD war 16 Der Grossblock stiess denn auch in weiteren Teilen des burgerlichen Lagers auf Ablehnung Man sah dies als Aufgabe von politischen Prinzipien zu Gunsten wahltaktischer Uberlegungen an Unter den Linksliberalen wurde der Schritt dagegen auch als Vorbild fur ein ahnliches Bundnis auf Reichsebene eines Blocks von Bassermann bis Bebel begrusst 17 In Baden sah der Grossherzog Friedrich I es kritisch den Sozialdemokraten entgegenzukommen Der Grossherzog verlangte mit Erfolg von Staatsminister Alexander Dusch eine Erklarung sich nicht auf die Basis des Grossblocks zu stellen und die Sozialdemokratie weiterhin als Umsturzpartei zu bekampfen Eine langerfristige koalitionsahnliche Zusammenarbeit war ohnehin von burgerlicher Seite nicht vorgesehen gewesen Deutlich starker war der Wille zur Zusammenarbeit bei den Sozialdemokraten insbesondere bei deren Fraktionsvorsitzenden Wilhelm Kolb und dem Abgeordneten Ludwig Frank ausgepragt In der Zusammenarbeit zwischen Liberalen und Sozialdemokraten sahen diese eine Moglichkeit politische und kulturell fortschrittliche Entscheidungen zu treffen 18 Anfangs arbeiteten die Grossblockparteien zusammen So wurde nicht ein Vertreter des Zentrums als Mitglied der starksten Fraktion sondern ein Nationalliberaler zum Prasidenten der zweiten Kammer gewahlt Erstmals wurde mit Adolf Geck ein Sozialdemokrat zu einem der stellvertretenden Prasidenten gewahlt In der Sachpolitik war die Zusammenarbeit kaum vorhanden In der SPD Fraktion gab es Bemuhungen um eine konstruktive Zusammenarbeit und eine Massigung der Agitation Hinsichtlich der Bereitschaft sich mit dem burgerlich monarchischen System zu arrangieren bestanden erhebliche Unterschiede Nach dem Tod des Grossherzogs 1907 nahmen Wilhelm Kolb und Ludwig Frank an dessen Beisetzung teil wahrend Geck fern blieb Wahrend Kolb und Frank von den Parteifreunden ausserhalb von Baden dafur kritisiert wurden stiess Gecks Verhalten ausserhalb der Sozialdemokratie in Baden auf Emporung was dazu fuhrte dass er nicht mehr zum Vizeprasidenten der Standeversammlung gewahlt wurde 19 Es kam daher in der ersten Halfte der Legislaturperiode nur zu einer punktuellen Zusammenarbeit zwischen Nationalliberalen und Sozialdemokraten Diese gab es vor allem im kulturpolitischen Bereich 20 21 Allerdings stimmte die SPD dem Landeshaushalt von 1908 zu Eigentliche Grossblockpolitik Bearbeiten nbsp Der Sozialdemokrat Adolf Geck wurde als Folge des Grossblockabkommens zum Vizeprasidenten der zweiten Kammer gewahlt Seine Weigerung zum Begrabnis von Grossherzog Friedrich I zu gehen hat die Zusammenarbeit der Parteien belastet Im Vorfeld der nachsten Landtagswahlen war unter den Nationalliberalen und den Demokraten ein weiteres Wahlabkommen mit der SPD strittig Zwar blieb das Zentrum bei der Hauptwahl 1909 mit 29 8 starkste Kraft hatte aber erheblich verloren Fast gleichauf waren die Sozialdemokraten mit 28 1 gefolgt von den Nationalliberalen mit 24 5 Das Zentrum hatte aber mit den Konservativen und dem Bund der Landwirte bereits 23 Mandate sicher Die unsichere Lage zwang die Liberalen erneut zu einem Stichwahlabkommen mit der SPD Dies fuhrte dazu dass das Zentrum schliesslich 26 die SPD 20 die Nationalliberalen 17 die Demokraten 6 die Freisinnigen ein die Konservativen zwei und der Bund der Landwirte ein Mandat erhielt In der Folge drangte die SPD darauf mit den Liberalen gegen die Klerikalen und Konservativen zusammenzuarbeiten 22 Dies war nur moglich weil die Nationalliberalen ihren politischen Einfluss nicht verlieren wollten und die Sozialdemokraten sehr unideologisch und reformorientiert waren Bei den Nationalliberalen setzte sich zudem ein eher links orientierter Flugel durch Auf Seiten der Nationalliberalen spielte fur eine engere Zusammenarbeit mit der SPD nicht nur die Gegnerschaft zum Zentrum eine Rolle vielmehr bestand auch das Ziel die Sozialdemokraten starker in die bestehende Ordnung einzubinden 23 Nunmehr arbeiteten die Parteien nach Art einer Koalition Diese zeigte sich bis 1913 zu einer konsequenten systematischen Blockpolitik fahig 24 Zusammen konnten die Parteien 1910 gegen den Widerstand des Zentrums weitreichende Reformen im Volksschulwesen durchsetzen Ausserdem kam es zu einer Reform des kommunalen Wahlrechts Angesichts der weit auseinander liegenden Positionen in der Steuerpolitik bemerkenswert ist dass es 1910 zu einer Steuerreform kam Beide Seiten mussten erhebliche Zugestandnisse machen Aber die beteiligten Parteien setzten die Reform gegen das Zentrum durch 25 Vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich stimmte die SPD Fraktion auch dem Landeshaushalt von 1910 zu Die Bereitschaft zur konstruktiven Mitarbeit und die Notwendigkeit von Kompromissen fuhrte in der badischen SPD zu innerparteilichen Konflikten ohne das diese so stark waren um die Partei in eine tiefere innere Krise zu sturzen Umgekehrt argumentierte unter anderem Wilhelm Kolb dass eine Zusammenarbeit mit den Liberalen schrittweise zur Verwirklichung sozialistischer Zukunftshoffnungen beitragen konne Im Ubrigen sollte die Zusammenarbeit und die Demonstration von Verlasslichkeit und Verantwortungsbewusstsein auch die Furcht vor der Sozialdemokratie in breiten Wahlerschichten abbauen helfen Dazu gehorte auch dass der neue sozialdemokratische Vizeprasident der zweiten Kammer Anton Geiss wie die anderen Reprasentanten des Parlaments zu Hofe ging 26 Budgetstreit in der SPD Bearbeiten nbsp August Bebel hat die Politik der badischen sozialdemokratischen Landtagsfraktion scharf abgelehnt Weniger die Wahlabsprachen oder die Zusammenarbeit in Sachfragen als vielmehr die Frage der Budgetbewilligung und die Teilnahme an hofischen Zeremonien stiessen innerhalb der SPD auf scharfste Kritik Die Reichstagsfraktion hatte bislang unter dem Motto dem System keinen Groschen jede Zustimmung zum Gesamthaushalt abgelehnt 27 Bereits der Parteitag von 1908 debattierte vor dem Hintergrund der Zustimmung der badischen Landtagsfraktion zum Gesamthaushalt uber die Frage und bestatigte alte Beschlusse wonach jeder gegnerischen Regierung das Staatsbudget bei der Gesamtabstimmung zu verweigern sei es sei denn dass die Ablehnung die Annahme eines fur die Arbeiterklasse ungunstigeren Budgets zur Folge haben wurde Vor allem aus Suddeutschland erklarten 66 Delegierte dass der Parteitag fur reichsweite Entscheidungen die oberste Instanz sei In allen speziellen Landesangelegenheiten sei die Landesorganisation die geeignete und zustandige Instanz den Gang der Landespolitik selbstandig zu bestimmen Die jeweilige Entscheidung uber die Budgetabstimmung musse dem pflichtgemassen Ermessen der ihrer Landesorganisation verantwortlichen Landtagsfraktion vorbehalten bleiben 28 Diese Debatte gewann nach der Budgetbewilligung von 1910 an Scharfe Wilhelm Kolb und Ludwig Frank sahen die Bewilligung auch als demonstrativen Akt in Richtung der eigenen Partei Sie fassten ihn als einen Kontrapunkt zur Massenstreikdebatte auf Auch wollten sie damit auf Reichsebene fur eine Zusammenarbeit mit liberalen Parteien werben Der badische Landesparteitag stimmte dem Kurs mit grosser Mehrheit zu Unterstutzt wurde die Badener SPD dabei von den Landesverbanden in Wurttemberg Bayern und Hessen Es entstand damit eine gegensatzliche Haltung zwischen sud und norddeutschen Verbanden Der Parteitag in Magdeburg stand ganz im Zeichen dieser Frage August Bebel selbst referierte fur den Parteivorstand Fur das von ihm vertretene Parteizentrum kam die badische Haltung nicht ganz ungelegen Die linken Massenstreikvorstosse und die rechten Budgetbewilligungsbeschlusse konnten beide als Angriffe auf die Parteilinie gebrandmarkt werden Bebel konnte so vermeiden den Eindruck zu erwecken sich vor allem gegen den linken Flugel zu wenden Der Parteitag verurteilte das Vorgehen der badischen Fraktion scharf Den badischen Landtagsabgeordneten wurde die allerscharfste Missbilligung ausgesprochen und die Teilnahme an hofischen Zeremonien und monarchistischen Loyalitatskundgebungen fur unvereinbar mit den sozialdemokratischen Grundsatzen erklart Der Parteitag machte es den Parteigenossen zur Pflicht solchen Kundgebungen fernzubleiben Dennoch konnte dies nicht verhindern dass es spatestens seit 1910 in der Partei nicht nur den linken Flugel um Rosa Luxemburg das Zentrum um Kautsky sondern auch einen Flugel der vornehmlich suddeutschen Reformisten gab 29 30 Ende des Grossblocks BearbeitenDie inhaltlichen Gemeinsamkeiten waren nach den genannten Reformgesetzen zwischen den beteiligten Parteien weitgehend erschopft Ein letztes Mal kam es 1913 zu einem Stichwahlabkommen Allerdings widersetzten sich zahlreiche lokale Wahlvereine der Nationalliberalen dem Abkommen Die Fuhrung der Partei war zu weit gegangen und konnte die eigene Basis nicht mehr von ihrem Kurs uberzeugen Bei den Wahlen konnten Zentrum und Konservative ihre Verluste von 1909 weitgehend ausgleichen wahrend die SPD Verluste hinnehmen musste Zwar hatten sie mit den Liberalen noch die Mehrheit aber der Grossblock war faktisch gescheitert weil die liberale Basis eine Fortsetzung dieser Politik ablehnte Hinzu kamen gegensatzlichen Positionen der Parteien in gesamtdeutschen Fragen Formell aufgekundigt wurde der Block nicht aber faktisch loste er sich 1913 14 auf 31 32 Einzelnachweise Bearbeiten Reinhold Weber Politische Kultur Parteiensystem und Wahlertraditionen im deutschen Sudwesten In Baden Wurttemberg Gesellschaft Geschichte Politik Stuttgart 2006 S 70f Reinhold Weber Politische Kultur Parteiensystem und Wahlertraditionen im deutschen Sudwesten In Baden Wurttemberg Gesellschaft Geschichte Politik Stuttgart 2006 S 70 Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 117 Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 118 Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks Vortragsmanuskript Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks Vortragsmanuskript Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 117 Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks Vortragsmanuskript Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 117 Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 118 Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 118 Hans Fenske Baden 1860 bis 1918 In Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Bd 3 Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchie Stuttgart 1992 S 195 Merith Niehuss Die Stellung der Sozialdemokratie im Parteisystem Bayerns Wurttembergs und Badens In Gerhard A Ritter Elisabeth Muller Luckner Hrsg Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs Wien 1990 S 120 Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks Vortragsmanuskript Hans Fenske Baden 1860 bis 1918 In Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Bd 3 Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchie Stuttgart 1992 S 196 Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks Vortragsmanuskript Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks Vortragsmanuskript Hans Fenske Baden 1860 bis 1918 In Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Bd 3 Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchie Stuttgart 1992 S 197 Hans Fenske Baden 1860 bis 1918 In Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Bd 3 Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchie Stuttgart 1992 S 197 Markus Schmidgall Die Revolution 1918 19 in Baden Karlsruhe 2012 S 47 f Dieter Langewiesche Liberalismus in Deutschland Frankfurt 1988 S 224 Hans Fenske Baden 1860 bis 1918 In Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Bd 3 Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchie Stuttgart 1992 S 198 Markus Schmidgall Die Revolution 1918 19 in Baden Karlsruhe 2012 S 48 f Dieter Langewiesche Liberalismus in Deutschland Frankfurt 1988 S 224 Dieter Langewiesche Liberalismus in Deutschland Frankfurt 1988 S 224 Markus Schmidgall Die Revolution 1918 19 in Baden Karlsruhe 2012 S 48 51 Axel Kuhn Die deutsche Arbeiterbewegung Stuttgart 2004 S 124 Franz Osterroth Dieter Schuster Chronik der deutschen Sozialdemokratie Bd 1 Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Berlin u a 1975 Eintrag zum 13 19 Sept 1908 Franz Osterroth Dieter Schuster Chronik der deutschen Sozialdemokratie Bd 1 Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Berlin u a 1975 Eintrag zum 18 24 Sept 1910 Axel Kuhn Die deutsche Arbeiterbewegung Stuttgart 2004 S 124f Markus Schmidgall Die Revolution 1918 19 in Baden Karlsruhe 2012 S 53 Dieter Langewiesche Liberalismus in Deutschland Frankfurt 1988 S 224f Literatur BearbeitenHans Fenske Baden 1860 bis 1918 In Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 3 Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1992 ISBN 3 608 91467 6 S 195 199 Frank Engehausen Die Anfange der Sozialdemokraten im badischen Landtag 1891 1904 Zur Vorgeschichte des Grossblocks In Arbeitsgemeinschaft fur geschichtliche Landeskunde am Oberrhein e V Protokoll uber die Jahresmitgliederversammlung am 13 Marz 2009 Vortragsmanuskript Jurgen Thiel Die Grossblockpolitik der Nationalliberalen Partei Badens 1905 bis 1914 Ein Beitrag zur Zusammenarbeit von Liberalismus und Sozialdemokratie in der Spatphase des Wilhelmischen Deutschland Stuttgart 1976 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grossblock amp oldid 234022204