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Gobiatherium ist eine Gattung der Dinocerata eine ausgestorbene Saugetiergruppe aus dem Unteren bis Mittleren Eozan vor 52 bis 46 Millionen Jahren von Ost und Zentralasien Innerhalb dieser Gruppe wird es der Familie der Uintatheriidae zugewiesen ist also mit Uintatherium und Eobasileus nahe verwandt Diese Pflanzenfresser gehoren zu den ersten Grossformen nach dem Aussterben der Dinosaurier Besonders charakteristische Merkmale von Gobiatherium waren der extrem flache Schadel und die stark nach oben gerundete Nase mit zwei kleinen knochernen Hornern GobiatheriumSchadel von Gobiatherium HolotypZeitliches AuftretenUnteres bis Mittleres Eozan Arshantan 52 bis 46 5 Mio JahreFundorteOstasien ZentralasienSystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaDinocerataUintatheriidaeGobiatheriumWissenschaftlicher NameGobiatheriumOsborn amp Granger 1932ArtG minutum Cheng amp Ma 1990 G mirificum Osborn amp Granger 1932 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinkMerkmale BearbeitenGobiatherium war ein grosser Vertreter der Uintatherien der aber nicht die Grosse seiner nachsten Verwandten Uintatherium und Eobasileus erreichte Insgesamt besass es einen allgemein schlankeren Korperbau das uberwiegende Fossilmaterial dieser Gattung besteht aber aus Schadel und Gebissresten Der Schadel wurde bei Gobiatherium bis zu 68 cm lang und war damit kurzer als der von Uintatherium oder Eobasileus Charakteristischerweise war er extrem flach und erreichte oberhalb der Pramolaren nur eine Hohe von 8 cm wahrend die Jochbeinbogen keilartig herausragten und einen maximalen Abstand von 40 cm aufwiesen Auf den aussersten Bogenspitzen befanden sich zu dem markante Knochenauswuchse so dass die Bogen zusatzlich nach aussen verbreitert erschienen Das Hinterhauptsbein war leicht nach hinten verlangert und besass dadurch in Seitenansicht einen spitzen Winkel Im Gegensatz zu Uintatherium oder Eobasileus besass der Schadel keine sehr deutlichen fur entwickelte Uintatherien typische Hornbildungen auf den Scheitelbeinen zeigten sich lediglich zwei leichte knocherne Anschwellungen wahrend im mittleren Schadelbereich gar keine derartigen Bildungen auftraten Markantestes Merkmal von Gobiatherium war aber das Nasenbein das eine bogenformig aufgerundete Form hatte wodurch der Schadel in diesem Bereich eine Gesamthohe von 17 cm erreichte Dabei war das Nasenbein am vorderen Ende deutlich nach vorn gebogen und hier durch eine Verknocherung der Nasenscheidewand mit dem Mittelkieferknochen verwachsen Einige Schadel trugen auf dem gerundeten Nasenbein zusatzlich zwei kleine Knochenschwellungen ahnlich jenen auf den Scheitelbeinen Die gesamte Konstruktion des vorderen Schnauzenbereiches mit dem stark gerundeten Nasenbein ist einzigartig unter den Dinocerata 1 2 Der bis zu 48 cm lange Unterkiefer wies einen relativ schlanken Bau auf Der Kieferknochen war im Vergleich zu Uintatherium mit rund 7 cm Hohe eher niedrig die Symphyse besass einen spatelformigen Aufbau Gegenuber seinen Verwandten hatte Gobiatherium zusatzlich zu den allgemein reduzierten oberen Schneidezahnen auch keinen oberen Eckzahn mehr die Zahnformel lautete dadurch 0 0 3 3 3 1 3 3 displaystyle frac 0 0 3 3 3 1 3 3 nbsp Schneidezahne fanden sich wie bei den anderen Uintatherien nur im Unterkiefer waren eher klein und durch zwei hockerige hintereinander liegende Buckel charakterisiert insgesamt aber wesentlich dunner und klingenartiger als bei Uintatherium oder Eobasileus Der untere Eckzahn ahnelte den Schneidezahnen in seiner Form war aber vergleichsweise grosser als bei anderen Uintatherien Das Diastema hinter dem Eckzahn war recht ausgedehnt Die Backenzahne wiesen niedrige brachyodonte Zahnkronen auf und waren klein die gesamte Backenzahnreihe erreichte eine Lange von 16 3 cm wobei der letzte Molar eine Lange von 3 9 cm aufwies Typisch waren die zwei quer stehenden Schmelzfalten der einzelnen Zahnkauflachen die den Backenzahnen einen bilophodonten Aufbau geben die Zahnschmelzfalten der Oberkieferbackenzahne besassen dabei eine V formige Anordnung 1 2 3 Das Korperskelett ist nur durch wenige Funde bekannt Der Oberarmknochen und der Oberschenkelknochen weichen in ihrer Form kaum von denen der anderen entwickelten Dinocerata ab wie bei Uintatherium oder Eobasileus trat am Femur kein Dritter Trochanter auf Die Hand und Fussknochen waren bei Gobiatherium insgesamt langer und schmaler als bei seinen Verwandten 1 Fossilfunde BearbeitenGobiatherium ist nur aus Ost und Zentralasien bekannt Die ersten Funde kamen 1930 wahrend einer Expedition des American Museum of Natural History im Jahr 1930 in die Innere Mongolei zu Tage Sie wurden dort rund 40 km sudwestlich von Iren Dabasu im Erlian Becken entdeckt Die Fundlage gaben die Erstbeschreiber Henry Fairfield Osborn und Walter W Granger ursprunglich mit der Irdin Manha Formation an wodurch die Fossilreste ein obereozanes Alter erhielten Geologischen Neuuntersuchungen zufolge gehoren die Fossillagen die unter anderem auch Gobiatherium enthielten jedoch der unterlagernden Arshanto Formation an welche bereits im Unteren und Mittleren Eozan entstand 4 Die Funde des American Museum of Natural History umfassen wenigstens sieben zum Teil vollstandige Schadel darunter auch das vollstandige und kaum verdruckte Holotyp Exemplar und der Schadel eines Jungtieres des Weiteren auch isolierte Unterkiefer und Reste des Korperskelettes Alle Reste werden der Art G mirificum zugewiesen 1 Lange Zeit waren dies die einzigen bekannten Funde dieser Saugetiergattung erst in den 1980er Jahren wurden vermehrt weitere Fossilien entdeckt Einige stammen wiederum aus der Arshanto Formation im Erlian Becken und setzen sich aus mehreren Ober und Unterkieferfragmenten sowie isolierten Zahnen zusammen Ein weiteres Unterkieferfragment ist direkt aus dem Basisbereich der Arshanto Formation geborgen worden 5 Aus der mitteleozanen Yuhuangding Formation nahe Danjiangkou in der chinesischen Provinz Hubei wurden am Ende der 1980er Jahre aus dem oberen Bereich der Sedimentablagerungen isolierte Zahnfunde und ein Unterkieferfragment entdeckt die der etwas kleineren Art G minutum angehoren 6 Diese erganzen einige bereits in den 1960er Jahren dokumentierte isolierte Zahne aus Kalksteinen der gleichen Formation die aber nahe Liguanqiao in der unmittelbar benachbarten Provinz Henan zum Vorschein kamen 7 Aus der Chonkurchak Formation bei Toru Aygyr in Kirgisistan wiederum wurde ein vollstandiger Schadel mit zugehorigem Unterkiefer berichtet wahrend vom Chakpaktas Fluss im Saissan Becken des ostlichen Kasachstan einige isolierte Zahne bekannt sind 3 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von GobiatheriumAhnlich wie bei den anderen Vertretern der Dinocerata weisen die bilophodonten Backenzahne darauf hin dass die Tiere sich von weichen Pflanzenteilen ernahrten browsing Durch die nicht ausgebildeten Oberkiefereckzahne war das Gebiss weniger wuchtig und der Unterkiefer nicht ganz so robust gebaut Ihm fehlten auch die fur Uintatherium und Eobasileus typischen unteren Auswuchse des Unterkiefers zum Schutz des oberen Eckzahns Der insgesamt grazile Bau des Unterkiefers zeigt sich auch in der Gestaltung des dortigen Gelenkes das im Gegensatz zu seinen Verwandten nicht ruckwarts gerichtet ist Dadurch war es Gobiatherium nicht moglich sein Maul sehr weit zu offnen was aufgrund der fehlenden Eckzahne auch nicht notwendig gewesen sein durfte 2 Nach Meinung der Erstautoren konne bei Gobiatherium moglicherweise ein Geschlechtsdimorphismus nachgewiesen werden der vor allem im Bau des Nasenbereiches betrifft So sollten mannliche Tiere anhand einiger Schadel ein massiv rundes Nasenbein und eine knocherne Nasenscheidewand aufweisen wobei sich teilweise auf der obersten Nasenspitze zusatzlich noch zwei leichte Knochenerhebungen fanden und sehr selten auch ein kleiner oberer Eckzahn auftrat Weiblichen Tieren fehlten diese Merkmale 1 Spatere Analysen ergaben dass zumindest das Fehlen der knochernen Nasenscheidewand und der kleinen Horner eher auf Verwitterung zuruckzufuhren ist und diese Merkmale ursprunglich bei allen bekannten Schadeln vorhanden gewesen waren 2 Systematik BearbeitenGobiatherium stellt eine Gattung aus der Familie der Uintatheriidae dar die wiederum zur Ordnung der Dinocerata gestellt werden Diese Saugetiergruppe ist weitgehend aus Nordamerika und Ostasien bekannt und stellte wahrend ihrer stammesgeschichtlich jungeren Entwicklungsphase die ersten bekannten Riesenformen unter den Saugetieren die sich nach dem Aussterben der Dinosaurier entwickelt hatten Als gemeinsame Merkmale aller Dinocerata werden das Fehlen des ersten Pramolaren und der oberen Schneidezahne angesehen Ausnahmen bilden hier nur die fruhesten Vertreter Die verwandtschaftlichen Verhaltnisse zu anderen Saugetieren sind nicht vollstandig geklart es wird aber angenommen dass sie einen recht ursprunglichen Zweig innerhalb der heterogenen Gruppe der Huftiere bilden Die nachsten Verwandten durften nach heutiger Erkenntnis dabei die sudamerikanischen Huftiere Meridiungulata bilden so etwa die Pyrotheria oder die Xenungulata 8 2 Die nachsten heute noch lebenden Verwandten durften die Unpaarhufer bilden 9 Innerhalb der Uintatheriidae wird Gobiatherium zur Unterfamilie der Gobiatheriinae gestellt mit lediglich dieser Gattung als einziges Mitglied Charakterisiert wird diese Unterfamilie durch die Reduktion des oberen Eckzahns und der verwachsenen Nasenscheidewand Dabei stehen die Gobiatheriinae den Uintatheriinae mit Uintatherium und Eobasileus als Schwestergruppe gegenuber die sich wiederum durch lange und sabelartig gebogene obere Eckzahne sowie mehreren Paaren knocherner Hornbildungen auf dem Schadel auszeichnen Der direkte Vorganger von Gobiatherium ist unbekannt da altere Formen wie Prodinoceras oder Bathyopsis deutlich in ihrer Schadelmorphologie abweichen und so nicht in direkter Beziehung stehen Ursprunglich wurden die Gobiatheriinae von K K Flerov als eigenstandige Familie Gobiatheriidae 1952 eingefuhrt eine Revision der Uintatheriidae 1961 von Walter H Wheeler verschob ihren Status auf jenen der Unterfamilie 2 Eine erneute Teilrevision der Uintatherien von William D Turnbull im Jahr 2002 bestatigte diese taxonomische Zuweisung 10 Einige Forscher sehen aber aufgrund im Detail abweichender Zahnmorphologien der Gobiatheriinae zu den Uintatheriinae erstere teilweise auch als eigenstandige Familie innerhalb der Dinocerata an 5 6 Es werden heute zwei Arten unterschieden G minutum Cheng amp Ma 1990 G mirificum Osborn amp Granger 1932Eine weitere Art G major aufgestellt anhand der Funde aus der Arshanto Formation gilt heute als Synonym fur G mirificum wahrend G monolobotum als Vertreter von Eudinoceras aus der Gruppe der Pantodonta angesehen wird 3 Die Gattung Gobiatherium wurde 1932 von Henry Fairfield Osborn und Walter W Granger anhand von Funden der Expedition des American Museum of Natural History 1930 in die Innere Mongolei in einem kurzen Aufsatz erstmals beschrieben Als Holotyp Exemplarnummer AMNH 26624 gilt ein vollstandiger 68 cm langer Schadel als Paratyp AMNH 26630 ein vollstandiger Unterkiefer Der Gattungsname Gobiatherium bezieht sich einerseits auf die Wuste Gobi als Fundort andererseits bedeutet das griechische Wort 8hrion therion Tier Der Name wurde analog zu jenem seines nordamerikanischen Verwandten Uintatherium gewahlt dem Tier aus den Uinta Mountains 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Henry Fairfield Osborn und Walter W Granger Coryphodonts and Uintatheres from the Mongolian expedition of 1930 American Museum Novitates 552 1932 S 1 16 a b c d e f Walter H Wheeler Revision of the Uintatheres Bulletin of the Peabody Museum of Natural History Yale University 14 1961 S 1 93 a b c Spencer George Lucas Gobiatherium Mammalia Dinocerata from the Middle Eocene of Asia Taxonomy and biochronological Significance Palaontologische Zeitschrift 74 4 2001 S 591 600 Jin Meng Yuanqing Wang K Christopher Beard Chengkai Sun Qian Li Xun Jin und Bin Bai New Stratigraphic Data from the Erlian Basin Implications for the Division Correlation and Definition of Paleogene Lithological Units in Nei Mongol Inner Mongolia American Museum Novitates 3570 2007 S 1 31 a b Bai Bin New Materials of Eocene Dinocerata Mammalia from the Erlian basin Nei Mongol Inner Mongolia Vertebrata Palasiatica 44 3 2006 S 250 261 a b Cheng Jie und Ma Aneheng New mammalian materials from the Eocene of the Liguanqiao basin Vertebrata Palasiatica 28 1990 S 228 244 Chow Minchen und Tung Yungchen Notes on some new uintathere materials of China Vertebrata Palasiatica 6 1962 S 368 371 Donald R Prothero Earl M Manning und Martin Fischer The phylogeny of the ungulates In M J Benton Hrsg The phylogeny and classification of Tetrapods Volume 2 Mammals Systematics Association Special Volume 35B Oxford 1988 S 201 234 Benjamin J Burger The systematic position of the sabre toothed and horned giants of the Eocene The uintatheres Order Dinocerata Journal of Vertebrate Paleontology 35 suppl 2015 S 99 William D Turnbull The Mammalian Faunas of the Washakie Formation Eocene Age of Southern Wyoming Part IV The Uintatheres Fieldiana 47 2002 S 1 189Weblink Bearbeiten nbsp Commons Gobiatherium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gobiatherium amp oldid 238652413