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Als Glatzer Madonna auch Thronende Madonna tschechisch Kladska madona wird ein Tafelbild bezeichnet das vom ersten Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz um 1350 dem von ihm gestifteten Augustiner Chorherrenstift in Glatz geschenkt wurde Es entstammt der Bohmischen Malerschule und wurde vermutlich vom Meister von Hohenfurth geschaffen 1 Zusammen mit der Madonna mit dem Spatz gehort das Gemalde zu den bedeutendsten gotischen Marienbildnissen der vormaligen Grafschaft Glatz Glatzer MadonnaMeister von Hohenfurth vermutet um 1350Leinwand auf Pappelholz187 8 96 4 cmGemaldegalerie BerlinVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Herkunft und Geschichte des Bildes 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas auf Pappelholz gemalte Bild stellt die Thronende Madonna mit dem Kind dar Maria sitzt auf dem gotischen Thron vor goldenem Hintergrund Mit der rechten Hand umfasst sie das auf ihrem Schoss sitzende Kind in der linken Hand halt sie ein Lilienszepter Ein Reichsapfel liegt daneben auf ihrem Schoss Ihr Kopf ist nach rechts geneigt und ihr Blick geht uber den Bildraum hinaus nach rechts In der Christlichen Kunst wird die Thronende Madonna als Sedes sapientiae Sitz der Weisheit bezeichnet Der Stifter Ernst von Pardubitz ist ebenfalls auf dem Gemalde dargestellt Er kniet links unten in kleinerem Massstab vor dem Thron Er hat alle Insignien seiner religiosen Wurde vor der Madonna abgelegt und schaut zu ihr auf Ausserdem befinden sich sieben Engelsfiguren auf der Tafel Zwei davon halten ein kostbares goldverziertes Tuch hinter dem Thron hoch der Engel uber der Madonna setzt ihr die Marienkrone auf die zwei Engel rechts und links schwingen je ein Weihrauchfass Der rechte Engel in der unteren Reihe reicht ihr einen Reichsapfel und der linke Engel zeigt auf den knienden Stifter Nach der vom Jesuiten Bohuslav Balbin 1664 verfassten Vita Venerabilis Arnesti sollen ursprunglich zu dem Tafelbild vier kleinere Seitentafeln mit der Darstellung Geburt Christi Beschneidung des Herrn Flucht nach Agypten und Der zwolfjahrige Jesus im Tempel gehort haben Das Bild muss demnach sowohl rechts als auch links beschnitten worden sein 1 Herkunft und Geschichte des Bildes Bearbeiten nbsp BildausschnittDas Tafelbild entstand im Auftrag des ersten Prager Erzbischofs Ernst Arnestus von Pardubitz der ein grosser Verehrer der Jungfrau Maria war und im Glatzer Land als Seliger verehrt wurde 2 Als Kind soll er in der Glatzer Pfarrkirche Maria Himmelfahrt eine Marienerscheinung gehabt haben die er erst kurz vor seinem Tod niederschrieb Vermutlich deshalb hatte er vor 1350 in Glatz ein Augustiner Chorherrenstift gegrundet das er zusammen mit seinen Brudern Smil und Wilhelm von Pardubitz finanziell ausstattete 1595 wurde das Augustinerstift durch papstliche Verfugung den Jesuiten ubergeben Sie bauten das Stift zu einem Kolleg um wurden jedoch 1618 aus Glatz vertrieben Nach der Schlacht am Weissen Berg wurde das ehemalige Augustinerstift wahrend der Kampfe um Glatz 1622 zerstort und nicht wieder aufgebaut Bis zur Zerstorung des Stifts zierte das Bild den Hauptaltar der zu Ehren Maria Verkundigung geweihten Stiftskirche die auch als Thumkirche bezeichnet wurde Das Madonnenbild wurde vom damaligen Schlosshauptmann Johann Georg Semling 3 dem lutherischen Edelmann Adrian von Eckersdorf auf Labitsch ubergeben der es von ihm erbeten hatte und es in einem Haus in Frankenstein versteckte Nach dem Ende der Belagerung von Glatz und dem Sieg der Kaiserlichen wurde es von dort am 11 November 1625 in die Glatzer Pfarrkirche Maria Himmelfahrt gebracht an der die 1624 zuruckgekehrten Jesuiten die Seelsorge ubernommen hatten und in den Gebauden der Johanniterkommende wiederum ihr Jesuitenkolleg begrundeten Spater fand das Bild seinen Platz an der sudlichen Seitenwand der Pfarrkirche bei der unteren Sakristeitur Nach 1811 gelangte das Bild an den Glatzer Historienmaler Ludwig Bittner der es 1834 restaurierte und danach dem Glatzer Katholischen Gymnasium fur die Kapelle schenkte Von diesem erwarb es im Jahre 1902 fur 8500 Mark das Berliner Kaiser Friedrich Museum heute Gemaldegalerie Berlin 4 Erst dort wurde das Gemalde von der kunsthistorischen Forschung als das erste grosse Tafelbild der altdeutschen Malerei erkannt und als Glatzer Madonna bezeichnet 1904 1905 wurde das Bild von der Gemaldegalerie ubernommen 1 5 Den Zweiten Weltkrieg uberstand das Gemalde unbeschadet Allerdings wurde es von der Sammelstelle des Wiesbadener Central Collecting Point beschlagnahmt 6 Danach wurde es zusammen mit 202 wertvollen Gemalden in 14 amerikanischen Museen ausgestellt und 1948 wieder nach Wiesbaden verbracht Spater wurde es an die Berliner Gemaldegalerie restituiert 7 Literatur BearbeitenKarel Chytil Das Madonnenbild des Prager Erzbischofs Ernst im Kaiser Friedrich Museum in Jahrbuch der Preussischen Kunstsammlungen Berlin 1907 Bd 28 S 131 149 Franz Albert Die Glatzer Madonna des Erzbischofs Ernst von Pardubitz Arnestus Druckerei Glatz 1922 Glatzer Heimatschriften 10 ZDB ID 2520906 1 Joseph Kogler Die Chroniken der Grafschaft Glatz Neu bearbeitet und herausgegeben von Dieter Pohl Band 2 Die Pfarrei und Stadtchroniken von Glatz Habelschwerdt Reinerz mit den zugehorigen Dorfern Pohl Modautal 1993 ISBN 3 927830 09 7 S 36f Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz Reihe A Ortsgeschichte NF 2 Robert Suckale Die Glatzer Madonnentafel des Prager Erzbischofs Ernst von Pardubitz als gemalter Marienhymnus In Robert Suckale Stil und Funktion Ausgewahlte Schriften zur Kunst des Mittelalters Berlin Munchen 2003 S 119 150 Arno Herzig Malgorzata Ruchniewicz Geschichte des Glatzer Landes DOBU Verlag u a Hamburg u a 2006 ISBN 3 934632 12 2 S 44f Stephan Kemperdick Deutsche und Bohmische Gemalde 1230 1430 Kritischer Bestandskatalog Berlin 2010 S 58 67 Klaus Hubner Die Glatzer thronende Madonna in Berlin In AGG Mitteilungen 21 2022 S 33 42 Weblinks BearbeitenDas Bild auf smb Digital Eintrag auf Stadtlexikon WiesbadenEinzelnachweise Bearbeiten a b c Wilhelm H Kohler Thronende Madonna Glatzer Madonna In SMB Digital Abgerufen am 12 Juli 2020 Zu einer Selig bzw Heiligsprechung kam es wegen der Hussitenkriege nicht siehe Valentin Krautwald Schlosshauptmann Matthaikirchplatz 10785 Berlin Saal 1 Nach S 22f Fussnoten 74b 76 in Oskar Linke Gymnasium und Konvikt in Glatz Ein Beitrag zur Geschichte deutscher Erziehungs und Bildungsarbeit im schlesischen Raum 1300 1945 Die Grafschaft Glatz Deutschlands Erker Gesundbrunnen und Herrgottswinkel Band III Verlag Grafschafter Bote Ludenscheid 1961 kam das Tafelbild Anfang des Dreissigjahrigen Krieges an die Glatzer Minoriten Nach der Sakularisierung des Klosters gelangte es an den Historienmaler Ludwig Bittner der es restaurierte Kurz vor seinem Tod vererbte er es zusammen mit weiteren 58 Kunstwerken dem Glatzer Katholischen Gymnasium wobei das Madonnenbild fur die Kapelle des Gymnasiums bestimmt war Da der Kunstwert des Gemaldes wohl nicht erkannt wurde wurde es fur 8500 Mark verkauft Die Glatzer Notar Robert Boese bemuhte sich viele Jahre vergeblich um einen Ruckgabe bzw Ruckkauf fur das Gymnasium Nach Oskar Linke wurde das Gemalde zusammen mit weiteren Kunstwerken in nicht durch Bomben gefahrdete Gebiete im Westen Deutschlands gebracht Gerhard Wietek Die Glatzer Madonna ein Tafelbild des 14 Jahrhunderts in Breslauer Nachrichten Cham vom 15 Juni 1950 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glatzer Madonna amp oldid 236087921