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Die Geschichte der Juden in Prag beschreibt das Leben und die reichhaltige Kultur in einer der bedeutendsten judischen Gemeinden Europas In Prag wirkten Personlichkeiten wie Rabbi Low Franz Kafka Franz Werfel u a Das Judische Museum in Prag verfugt uber eine der weltweit grossten Sammlungen judischer Artefakte und ist heute ein Anziehungspunkt fur Touristen Wappen der Prager Judenstadt uber einem Hauseingang in Josefov Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Goldenes Zeitalter 1 3 18 Jahrhundert 1 4 Emanzipation 1 5 20 und 21 Jahrhundert 2 Synagogen 3 Friedhofe 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten In Prag gab es im 10 Jahrhundert reisende judische Fernhandler wie Ibrahim ibn Jakub Fur das Jahr 1091 werden erstmals judische Siedlungen unter der Prager Burg und im Dorf Vysehrad erwahnt 1 1098 floh ein Teil der Juden nach Polen und Ungarn nbsp Die Altneu Synagoge ist die alteste aktive Synagoge in EuropaVon 1174 78 ist das erste Privileg fur Juden von Sobeslav II erhalten Im 13 Jahrhundert erfolgte die Bildung einer abgeschlossenen Prager Judenstadt der heutige Stadtteil Josefov Die gotische Altneu Synagoge stammt aus dieser Zeit und ist heute noch erhalten Um 1260 wurden die Rechte der Juden durch Otokar II Premysl erweitert 1389 kam es zu einem schweren Pogrom bei dem bis zu 3000 Menschen getotet worden sein sollen Goldenes Zeitalter Bearbeiten nbsp Das Judische RathausAb 1502 verbesserten sich die Moglichkeiten fur Juden in Prag In der Stadt entwickelte sich ein reiches kulturelles Leben 1521 entstand die erste hebraische Druckerei nordlich der Alpen durch Gerson Katz 2 Wahrend der Regentschaft Kaiser Rudolfs II erlebte die judische Gemeinde eine wirtschaftliche Blutezeit verkorpert durch Gemeindevorsteher Mordechai Meisel Prag wurde zum Zentrum der judischen Gelehrsamkeit in Europa Viele judische Gelehrte lebten und publizierten in Prag Unter ihnen war Jehuda Low der legendare Schopfer des Golem 18 Jahrhundert Bearbeiten Um 1709 lebten in Prag so viele Juden wie in keiner anderen europaischen Stadt 1744 ordnete Maria Theresia die Vertreibung der Juden aus der Stadt an Ab 1748 durften Juden wieder befristet in Prag leben Das Toleranzpatent von Joseph II 1782 erweiterte die Freiheiten fur Juden in Bohmen So durften zum Beispiel judische Arzte nun auch nichtjudische Patienten behandeln Emanzipation Bearbeiten Im 19 Jahrhundert wurde die Stadt ein Zentrum der judischen Aufklarung Haskala 1848 erfolgte eine weitgehende Gleichberechtigung und die Juden erhielten volle Burgerrechte 1849 wurde das Ghetto in Prag aufgelost Juden durften sich in der gesamten Stadt niederlassen Prag entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der judischen Kultur und Literatur Viele Juden studierten nun an der Universitat Es entstanden judische Studentenschaften wie Bar Kochba 1896 wurde von judischen Studenten der Sportverein DFC Prag gegrundet Anfeindungen gab es allerdings seitens einiger Vertreter der tschechischen Nationalbewegung Sie warfen den Juden vor im Konflikt zwischen der tschechischsprachigen und der deutschsprachigen Bevolkerung Prags der deutschen Seite zuzuneigen Deutsch zu sprechen und in der deutschen Kultur zu leben 3 Der vielgelesene Dichter Journalist und Politiker Karel Havlicek Borovsky schrieb Eher konnten wir Deutsche Franzosen Spanier Englander usw zur tschechischen Nation rechnen als Juden Deshalb muss derjenige der Tscheche sein will aufhoren Jude zu sein 4 Achtmal kam es in Prag zu Wellen antisemitischer Ausschreitungen und zwar in den Jahren 1844 1848 1863 1897 1904 1905 1920 und 1921 5 Der so genannte Dezembersturm 1897 bei dem erst das Einschreiten von Soldaten dem Mob Einhalt bot richtete sich gegen Deutsche wie Juden 6 Er war ein traumatisches Erlebnis aller Prager Juden der Generation von Max Brod Franz Kafka und Egon Erwin Kisch 7 Egon Erwin Kisch schilderte was es bedeutete zu denen zu gehoren die gehetzt misshandelt wurden und selbst zuhause nicht vor dem Wahnwitz der Gasse sicher waren mitzuerleben wie gebrandschatzt und zertrummert wurde wie der Feuerschein des Nationalen durch die ausgebrannten Ladenturen und die zertrummerten Fensterscheiben zungelte 8 Der Schriftsteller Gustav Meyrink setzte mit seinem 1913 1914 erschienenen Roman Der Golem der untergegangen judischen Welt des Prager Ghettos ein Denkmal 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Die zionistische Bewegung verbreitete sich in Prag 1907 wurde die Zeitschrift Selbstwehr gegrundet 1918 wurde Prag Hauptstadt der neuen Tschechoslowakischen Republik Die Bedingungen waren fur die judische Bevolkerung gut 1922 kam es nach der Ernennung von Samuel Steinherz zum Rektor der Universitat zu antijudischen Protesten In den 1930er Jahren wurde Prag zu einem wichtigen Aufnahmeort judischer Fluchtlinge aus Deutschland Nach dem Einmarsch der Wehrmacht und der Errichtung des deutschen Protektorats Bohmen und Mahren im Jahr 1939 begann die Verfolgung der Juden Prags und ihre Emigration Judische Institutionen wurden geschlossen und Eigentum beschlagnahmt 1941 begannen die systematische Deportation der Prager Juden zunachst in das Ghetto Litzmannstadt spater in das KZ Theresienstadt Von den knapp 49 500 Juden die bei Kriegsbeginn 1939 in Prag lebten uberlebten nur etwa 7500 die Schoah 9 Viele uberlebende Juden emigrierten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel oder in die USA Der Slansky Prozess richtete sich gegen 14 fuhrende tschechoslowakische Parteimitglieder darunter 11 Juden die verurteilt und hingerichtet wurden nbsp Der Prager Oberrabbiner Karol Sidon mit Prasident Vaclav HavelHeute leben nur noch wenige Juden in Prag Die Judische Gemeinde Prags hat rund 1500 Mitglieder 10 Das Judische Museum in Prag betreut die zahlreichen Sehenswurdigkeiten und prasentiert die judische Geschichte der Stadt Prag war 2008 die erste tschechische Stadt in der von Gunter Demnig Stolpersteine verlegt wurden Sie gehorte 2016 mit Olmutz und Brunn zu den Stadten mit den meisten Stolpersteinen in Tschechien Synagogen Bearbeiten nbsp Die Spanische SynagogeAltneu Synagoge Hohe Synagoge Klausen Synagoge Jerusalem Synagoge Pinkas Synagoge Maisel Synagoge Spanische SynagogeFriedhofe BearbeitenSiehe auch Prager Beerdigungsbruderschaft und Judische Zeremonienhalle Prag Judische Friedhofe in PragQuellen BearbeitenDavid Gans Zemach David um 1613 Geschichte der Prager JudenstadtLiteratur BearbeitenSamuel Steinherz Hrsg Die Juden in Prag Bilder aus ihrer tausendjahrigen Geschichte Prag 1927 Digitalisat Arno Parik Das judische Prag Judisches Museum Prag 2005 Ctibor Rybar Das Judische Prag Glossen zur Geschichte und Kultur Fuhrer durch die Denkwurdigkeiten TV Spektrum Akropolis Verlag Prag 1991 ISBN 80 85334 05 4 Ignat Hermann Josef Teige Zikmund Winter Adolf Kaspar Das Prager Ghetto Prag 1903 Digitalisat Jiri Vsetecka Jiri Kudela Schicksale des judischen Prags Grafoprint Neubert Praha 1993 Prague City Tourism Prag judisch Prague City Tourism Praha 2017 DigitalisatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Judentum in Prag Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Judische Gemeinde Prag tschechisch englisch hebraisch Judisches Museum Prag Arno Parik Prague In YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe 12 Oktober 2010 abgerufen am 12 August 2015 Portal holocaust cz auf holocaust cz de deutsch insbesondere die Abteilungen Geschichte und Datenbank der OpferAnmerkungen Bearbeiten Chronica Boemorum vgl S H Lieben Der hebraische Buchdruck in Prag im 16 Jahrhundert In Samuel Steinherz Hrsg Die Juden in Prag Bilder aus ihrer tausendjahrigen Geschichte Prag 1927 S 88 106 online Michal Frankl Prag ist nunmehr antisemitisch Tschechischer Antisemitismus am Ende des 19 Jahrhunderts Aus dem Tschechischen ubersetzt von Michael Wogerbauer Metropol Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 86331 019 6 S 50 59 Karel Havlicek Borovsky Ceske listy od Sigfrida Kappera In Ceska vcela vom 6 November 1846 S 355 356 Deutsche Ubersetzung von Miroslava Pesek online beim Herder Institut abgerufen am 5 April 2022 Prag im Portal judische gemeinden de abgerufen am 5 April 2022 Michal Frankl Prag ist nunmehr antisemitisch Tschechischer Antisemitismus am Ende des 19 Jahrhunderts Metropol Verlag Berlin 2011 S 233 242 Hans Dieter Zimmermann Es brodelt und werfelt und kischt Zur Prager deutschen Literatur In Die Politische Meinung Nr 438 Mai 2006 S 69 76 hier S 70 Christoph Stolzl Kafkas boses Bohmen Zur Sozialgeschichte eines Prager Juden Edition Text Kritik Munchen 1975 ISBN 3 921402 05 0 S 63 Tobias Weger Kleine Geschichte Prags Pustet Regensburg 2011 S 127f Jahresbericht 2017 Judische Gemeinde in Prag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judentum in Prag amp oldid 238385496