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Samuel Steinherz geboren 16 Dezember 1857 in Gussing Kaisertum Osterreich gestorben 16 Dezember 1942 im Ghetto Theresienstadt war ein osterreichisch tschechoslowakischer Historiker und Hochschullehrer in Prag Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Akademische Laufbahn 1 2 Tatigkeit an der Karls Universitat in Prag 1 3 Deportation Tod und Fortleben 2 Ehrung 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSteinherz entstammte einer kleinburgerlichen judischen Familie und besuchte in Graz das Gymnasium 1 Im Jahr 1896 heiratete Steinherz die acht Jahre jungere Sophie Kestel mit der er funf Kinder hatte 2 Rudolf Steinherz 1901 Otto Steinherz 1903 n 1941 KZ Lodz Anna Steinherz 1897 1969 Artur Winternitz 1893 1961 Antonie 1899 1943 im KZ Auschwitz Irene 1900 43 im KZ Auschwitz Akademische Laufbahn Bearbeiten Nach der Matura im Jahr 1875 begann Steinherz an der Universitat Graz Germanistik Geschichte und Klassische Philologie zu studieren 2 1882 in Graz zum Dr phil promoviert belegte Steinherz bis 1885 einen Kurs zu Palaografie und Diplomatik am Wiener Institut fur Osterreichische Geschichtsforschung 2 1 Sein Forschungsschwerpunkt in jenen Jahren waren die Beziehungen Ludwigs I von Ungarn zu Karl IV weshalb er zu Recherchezwecken auch Reisen nach Budapest und Venedig unternahm 1 Bei seiner Ruckkehr im Jahr 1887 erhoffe sich Steinherz eine baldige Habilitation die jedoch aufgrund von Missverstandnissen um acht Jahre verschoben werden musste 1 Steinherz nutzte die Zeit fur ein Studium der Rechtswissenschaft das er 1894 mit dem Dr jur abschloss 1 Spezialisiert auf die Diplomatie des Heiligen Stuhls 3 begann er parallel zu seinem Studium im Auftrag von Theodor von Sickel in Rom und anderen europaischen Stadten die Nuntiaturberichte fur die Jahre 1560 65 zu bearbeiten 2 Mit den Bearbeitungen und den urkundenkritischen Untersuchungen zur osterreichischen Geschichte gewann er die Wertschatzung der altosterreichischen Historiker 4 1895 erhielt Steinherz schliesslich die Lehrbefugnis fur Osterreichische Geschichte die im Jahr 1898 auf Mediavistik erweitert wurde 1 Tatigkeit an der Karls Universitat in Prag Bearbeiten 1901 wurde Steinherz als ausserordentlicher Professor an die Karls Universitat in Prag berufen und erhielt dort eine ordentliche Professur fur Historische Hilfswissenschaften 1908 und fur Osterreichische Geschichte 1915 1 Er war Mitglied des Vereins fur Geschichte der Deutschen in Bohmen und gehorte seit 1904 dessen Vorstand an 2 1922 wurde Steinherz zum Rektor der Universitat gewahlt und verzichtete nicht wie bei judischen Professoren ublich auf das Amt da er sich als Deutscher fuhlte 2 3 Seine Antrittsrede erschien Ende des Jahres im vom Robert Mayr Harting vorgelegten Bericht uber das Studienjahr 1921 22 5 Ungeachtet dessen dass Steinherz sich selbst als Deutscher wahrnahm kam es zu antisemitischen Studentenprotesten Hausbesetzungen und immer lauter werdenden Forderungen nach einem Numerus clausus fur judische Studenten 3 Verantwortlich fur die Proteste die spater unter dem Namen Steinherz Affare bekannt wurden 2 3 war die Deutsch arische Studentenschaft ein Bundnis deutschnationaler und christlichsozialer Studenten 1 Unter dem wachsenden Druck bot Steinherz im Februar 1923 seinen Rucktritt an der vom damaligen Kultusminister Rudolf Bechyne 3 nie beantwortet und somit faktisch abgelehnt wurde 1 Steinherz liess sich beurlauben bis die Proteste nachliessen 3 Da auch ein zweites Rucktrittsgesuch nicht bewilligt wurde liess Steinherz sein Amt schliesslich ruhen 2 Die Juden in Prag und Bohmen die sich bis dahin als Teil der deutschen Kultur und Nation gefuhlt hatten fuhlten sich vom Ausmass der Proteste stark verunsichert 3 Steinherz selbst wandte sich unterstutzt von der Loge Praga der judischen Gemeinschaft B nai B rith der Geschichte der Juden im Mittelalter besonders wahrend der Kreuzzuge zu 2 3 Mit inzwischen 71 Jahren zog sich Steinherz 1928 aus dem Universitatsleben zuruck 1 Im selben Jahr zum Vorsitzenden der neuen Gesellschaft fur Geschichte der Juden in der Cechoslovakischen Republik gewahlt gab er ihre neun Jahrbucher heraus die von 1929 bis 1938 erschienen 3 und hatte bis zur Auflosung der Gesellschaft im Jahr 1940 deren Leitung inne 2 Deportation Tod und Fortleben Bearbeiten Als im Jahr 1939 das Protektorat Bohmen und Mahren von den Nationalsozialisten als neue Verwaltungseinheit eingesetzt wurde 1 bedeutete dies Steinherz Ausschluss aus samtlichen wissenschaftlichen Organisationen 2 Anfang Juli 1942 1 wurde Steinherz mit seiner Frau und seinen Tochtern Antoine und Irene ins Ghetto Theresienstadt deportiert 2 Dort hielt Steinherz trotz seiner zunehmenden Erblindung 1 noch Vorlesungen uber die Geschichte der bohmischen Juden 3 An seinem 85 Geburtstag starb Steinherz in Theresienstadt 1 Ehrung BearbeitenSeit 2008 besteht in Nurnberg die Samuel Steinherz Stiftung 6 Ende November 2012 fand in Brunn zum Gedenken an Samuel Steinherz die Konferenz Avigdor Benes Gitl Juden im Bohmen und Mahren im Mittelalter statt In Graz betreibt die FDS gemeinnutzige Stiftung das Samuel Steinherz Haus mit Appartements fur Studierende Vor dem 2019 2020 errichtete und nach ihm benannte 7 Gebaude in der Finkengasse 4 informiert eine Leuchtstele der Moses Mendelssohn Stiftung uber Steinherz Leben Schriften Auswahl BearbeitenDie italienische Politik Konig Ludwig I von Ungarn in den Jahren 1342 1352 Graz 1881 Graz Universitat Dissertation handschriftlich urn nbn at at ubg 2 374 Die Nuntien Hosius und Delfino 1560 1561 Nuntiaturberichte aus Deutschland Nebst erganzenden Aktenstucken Abt 2 1560 1572 Bd 1 ZDB ID 1050391 2 Gerold Wien 1897 Nuntius Delfino 1562 1563 Nuntiaturberichte aus Deutschland Nebst erganzenden Aktenstucken Abt 2 1560 1572 Bd 3 Gerold Wien 1903 als Herausgeber Briefe des Prager Erzbischofs Anton Brus von Muglitz 1562 1563 Verein fur die Geschichte der Deutschen in Bohmen Prag 1907 Digitalisat Nuntius Delfino 1564 1565 Nuntiaturberichte aus Deutschland Nebst erganzenden Aktenstucken Abt 2 1560 1572 Bd 4 Holder Wien 1914 Ein Furstenspiegel Karls IV Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte 3 ZDB ID 538567 2 Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Kunste fur die Tschechoslowakische Republik Prag 1925 Die Juden in Prag Bilder aus ihrer tausendjahrigen Geschichte Festgabe der Loge Praga des Ordens B nai B rith zum Gedenktage ihres 25jahrigen Bestandes Loge Praga des Ordens B nai B rith Prag 1927 urn nbn de hebis 30 180010209001 als Herausgeber Dokumente zur Geschichte der grossen abendlandischen Schismas 1385 1395 Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte 11 Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Kunste fur die Tschechoslowakische Republik Prag 1932 Digitalisat Herausgeber Jahrbuch der Gesellschaft fur Geschichte der Juden in der Cechoslovakischen Republik 9 Bande 1929 1938 ZDB ID 984523 9 Digitalisate Literatur BearbeitenPeter Arlt Samuel Steinherz 1857 1942 Historiker Ein Rektor zwischen den Fronten In Monika Glettler Alena Miskova Hrsg Prager Professoren 1938 1948 Zwischen Wissenschaft und Politik Veroffentlichungen des Instituts fur Kultur und Geschichte der Deutschen im Ostlichen Europa 17 Klartext Essen 2001 ISBN 3 88474 955 2 S 71 104 Gerhard Oberkofler Steinherz Samuel In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 13 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2010 ISBN 978 3 7001 6963 5 S 188 Robert Luft Steinherz Samuel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 200 Digitalisat Gerhard Oberkofler Samuel Steinherz 1857 1942 Biographische Skizze uber einen altosterreichischen Juden in Prag Studien Verlag Innsbruck u a 2008 ISBN 978 3 7065 4513 6 GoogleBooks Alexander Koller Samuel Steinherz als Erforscher und Editor papstlicher Nuntiaturberichte In Helmut Teufel Pavel Kocman Milan Repa Hrsg Avigdor Benesch Gitl Juden in Bohmen Mahren und Schlesien im Mittelalter Samuel Steinherz zum Gedenken 1857 Gussing 1942 Theresienstadt Klartext Essen 2016 ISBN 978 3 8375 1515 2 S 403 414 Martha Keil Samuel Steinherz Altosterreicher Mediavist Rektor in Prag Judische Miniaturen Band 254 Hentrich amp Hentrich Berlin u a 2020 ISBN 978 3 95565 384 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Samuel Steinherz Quellen und Volltexte Literatur von und uber Samuel Steinherz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Daniel Polakovic Samuel Steinherz YIVO Dr Samuel Steinherz www holocaust cz abgerufen am 7 Dezember 2020Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n Gerhard Oberkofler Steinherz Samuel 1857 1942 Historiker In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 Band 13 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2008 S 188 doi 10 1553 0x00284e3b a b c d e f g h i j k l Robert Luft Steinherz Samuel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 2013 S 200 201 deutsche biographie de a b c d e f g h i j Daniel Polakovic Steinherz Samuel In The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe YIVO Institute for Jewish Research 2010 abgerufen am 22 April 2020 englisch Renate Hennecke Rezension von Oberkoflers Buch PDF 1 5 MB Samuel Steinherz Ein Streit um die Salzburger Dompropstei 1385 1390 In Robert Mayr Harting Hrsg Bericht uber das Studienjahr 1921 22 Prag 1922 S 13 34 historische kommission muenchen editionen de PDF Regierung Mittelfranken Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Elie Rosen Judisches Graz Blick in die Gegenwart 2021 ISBN 978 3 99039 204 1 S 142 f Normdaten Person GND 117257184 lobid OGND AKS LCCN n86853798 VIAF 116220067 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinherz SamuelKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Mediavist und HochschullehrerGEBURTSDATUM 16 Dezember 1857GEBURTSORT GussingSTERBEDATUM 16 Dezember 1942STERBEORT Ghetto Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Samuel Steinherz amp oldid 236336073