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Das Judische Museum in Prag tschechisch Zidovske muzeum v Praze im Stadtteil Josefov enthalt umfangreiche Sammlungen synagogaler Gegenstande der judischen Gemeinden aus Bohmen und Mahren Es wurde 2017 von rund 660 000 Menschen besucht 1 Logo des Judischen MuseumsAn die Spanische Synagoge angebauter administrativer Gebaudetrakt des Judischen MuseumsAusstellungsraume in der judischen ZeremonienhalleAlter Judischer Friedhof mit Klausensynagoge im HintergrundVon 1943 bis 1945 waren die Sammlungen das Judische Zentralmuseum der SS Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Museum 1906 1939 1 2 Schliessung und Wiedereroffnung durch die SS 1 2 1 Motive 1 3 Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Gegenwart 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Museum 1906 1939 Bearbeiten Ein erstes Museum wurde im Jahre 1906 durch den Historiker Hugo Lieben und Augustin Stein den Vertreter der tschechischen judischen Gemeinde und spateren Vorsteher der Judischen Gemeinde Prag gegrundet Ziel war anfanglich die Erhaltung wertvollen Kultgerates jener Prager Synagogen die im Zuge der Rekonstruktion der judischen Gemeinde Anfang des 20 Jahrhunderts abgerissen wurden Schliessung und Wiedereroffnung durch die SS Bearbeiten Mit der deutschen Besetzung von Bohmen und Mahren wurde das Museum am 15 Marz 1939 geschlossen Im Zuge der in dieser Zeit erfolgenden Schliessungen der Synagogen suchten die dort ansassigen Juden ihre synagogalen Gegenstande zum Schutz vor Plunderungen nach Prag zu schaffen um sie zu katalogisieren und zu lagern Ein Rundschreiben des Judischen Rathauses in Prag aus dem Jahr 1942 mit der Aufforderung an die judischen Kultusgemeinden ihre bewegliche Habe an das Prager Museum zu schicken fuhrte dazu dass neben Torarollen auch grosse Mengen Leuchter Toramantel Toravorhange sowie der Inhalt ganzer Archive nach Prag gesendet wurden Auf diese Weise sammelte man ungefahr 100 000 synagogale Gegenstande an die von bis zu 40 Mitarbeitern katalogisiert wurden Das Eichmann Referat unter Adolf Eichmann errichtete 1942 das Museum als Judisches Zentralmuseum zur Sammlung des aus den liquidierten judischen Gemeinden und Synagogen Bohmens und Mahrens beschlagnahmten sakralen Gerats Die Grundung erfolgte auf Vorschlag Augustin Steins Nach zahen Verhandlungen genehmigten die Nazis das Projekt zur Einrichtung des Museums wenn auch aus vollig anderen Motiven als die Grunder des Museums Kurz nach der Wannseekonferenz uber die Endlosung der Judenfrage restaurierte man in Prag die Synagogen und gliederte sie dem Zentralmuseum an SS Untersturmfuhrer Karl Rahm genehmigte am 30 November 1942 das Expose der ersten Ausstellung Judisches Leben von der Wiege bis zum Grab Ob Rahms Vorgesetzte Adolf Eichmann sowie der in Prag agierende Reinhard Heydrich von dem Projekt Kenntnis hatten ist nicht dokumentiert Einer Studie zufolge war die Gruppe Wirtschaft im Amt des Reichsprotektors informiert Innerhalb von vier Monaten wurde die Ausstellung fertig erstellt und von SS Sturmbannfuhrer Hans Gunther abgenommen auf dessen Anweisung hin eine Erganzung um das blutige Ritual des koscheren Schachtens erfolgte Er veranlasste dass die Ausstellung lediglich fur ihn und sein Gefolge zuganglich war Ubrigen Besuchern blieb sie verschlossen Das Judische Zentralmuseum wurde von der SS am 6 April 1943 eroffnet 2 3 Insgesamt wurden bis 1944 vier Ausstellungen organisiert Die funfte die das Thema Geschichte der Juden in Bohmen und Mahren tragen sollte konnte nicht mehr ausgerichtet werden da zu viele der judischen Mitarbeiter darunter der damalige Leiter Dr Polak inhaftiert oder bereits deportiert waren Motive Bearbeiten Mit der Errichtung des Museums verbanden die judischen Akteure die Hoffnung ihre wertvollen religiosen Gegenstande vor Vandalismus und Plunderung schutzen zu konnen Man hielt es zunachst fur moglich sie spater zuruckzuerhalten eine Perspektive die mit der fortschreitenden Verfolgung immer unrealistischer erschien Uber die Motive der Nationalsozialisten ist wenig bekannt da sie den grossten Teil der Unterlagen vor ihrem Abzug aus Prag vernichteten Gesichert ist lediglich eine vom Januar 1945 stammende Bestatigung des Denkmalschutzes fur die Graber auf dem Alten Judischen Friedhof Der Name Museum einer untergegangenen Rasse erscheint in keiner bekannten Primarquelle 4 5 6 Die Ausstellung erschopfte sich nicht in der Reproduktion der herrschenden antisemitischen Propaganda Sie bot vielmehr einen vergleichsweise realistischen und wissenschaftlich objektiven Einblick in das religiose Leben der Juden Bohmens und Mahrens Studien legen nahe dass das Museum zur internen Schulung von SD Kadern eingerichtet worden ist Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Denkmal an die Opfer der Schoah in der Pinkas SynagogeDie auf weniger als 1000 Mitglieder geschrumpfte judische Gemeinde fand nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein noch vollstandig erhaltenes Museum vor Dieses bestand unter anderem aus einer Synagoge acht Gemeindehausern und 50 Warenlagern Im Jahre 1950 wurde das Museum der Stadt angeboten Eine private Weiterfuhrung war aufgrund der Uberalterung der Glaubigen sowie der geringen Mitgliederzahl der judischen Gemeinde nicht mehr moglich Hana Volavkova wurde im Jahre 1950 die erste Leiterin des Staatlichen Judischen Museums Die Unterstutzung von staatlicher Seite war mangelhaft und die museale Arbeit ideologisch eingeschrankt Trotzdem konnte 1965 die bis heute erscheinende Fachzeitschrift Judaica Bohemiae ins Leben gerufen werden 1960 wurde in der Pinkas Synagoge das Denkmal fur die bohmischen und mahrischen Opfer der Schoah eroffnet das jedoch nur wenige Jahre offentlich zuganglich war 1994 wurde das Museum an die judische Gemeinde in Prag restituiert Direktor war von 1994 bis 2023 Leo Pavlat Als seine Nachfolgerin wurde am 20 Oktober 2022 Pavla Niklova berufen Sie trat ihr Amt am 1 Juli 2023 an und hat es fur funf Jahre inne 7 Gegenwart Bearbeiten nbsp Pristavni mustek Gemalde von Georges KarsHeute prasentiert das Museum neben der klassischen Ausstellungsform mit Hilfe von elektronischen Medien das aktuelle judische Leben in der Tschechischen Republik Zusatzliche Musikveranstaltungen locken jahrlich etwa 500 000 Besucher in die Raume Seit einigen Jahren arbeitet das Judische Museum Prag an der Herausgabe einer Enzyklopadie der judischen Gemeinden in Bohmen und Mahren Encyklopedie zidovskych obci sidlist a pamatnych mist na uzemi CR Grundstock fur diese Enzyklopadie sind die Sammlungen des ehemaligen Mitarbeiters des Museums Jiri Fiedler Bisher gibt es Artikel zu mehr als tausend Stichworten Durch die Ermordung Jiri Fiedlers im Januar 2014 geriet die Arbeit an der Enzyklopadie ins Stocken Das judische Museum bemuht sich nun um eine Fortsetzung der Arbeit 8 Das Museum besteht aus folgenden Objekten Maisel Synagoge Pinkas Synagoge Spanische Synagoge Klausen Synagoge Zeremonienhalle Alter Judischer Friedhof Robert Guttmann Galerie im ehemaligen judischen Krankenhaus Archiv in der Smichover SynagogeLiteratur BearbeitenJan Bjorn Potthast Das judische Zentralmuseum der SS in Prag Gegnerforschung und Volkermord im Nationalsozialismus Campus Verlag Frankfurt am Main u a 2002 ISBN 3 593 37060 3 Dirk Rupnow Tater Gedachtnis Opfer Das Judische Zentralmuseum in Prag 1942 1945 Picus Verlag Wien 2000 ISBN 3 85452 444 7 Magda Veselska Archa pameti Cesta prazskeho zidovskeho muzea pohnutym 20 stoletim Die Gedachtnisarche Der Weg des Prager Judischen Museums durch das bewegte 20 Jahrhundert Academia Prag 2013 ISBN 978 80 200 2200 4Weblinks BearbeitenJudisches Museum in Prag Offizielle Webseite Online Sammlungskatalog des Judischen Museums in Prag Jewish Museum in Prague bei Google Cultural InstituteEinzelnachweise Bearbeiten Jahresbericht 2017 Jan Bjorn Potthast Das judische Zentralmuseum der SS in Prag Elisabeth von Kiderlen Museum einer untergegangenen Rasse Der Spiegel 46 1988 abgerufen am 6 November 2012 Wolfgang Ernst Im Namen von Geschichte Sammeln Speichern Er Zahlen infrastrukturelle Konfigurationen des deutschen Gedachtnisses Fink Munchen 2006 S 436 digitale sammlungen de Gottfried Fliedl Die negative Utopie des Museums Museums und Ausstellungspolitik in der NS Zeit 1933 1945 In Gabriele Anderl Alexandra Caruso Hrsg NS Kunstraub in Osterreich und die Folgen 2005 google de Magda Veselska The Museum of an Extinct Race Fact vs Legend In Zidovske muzeum v Praze Hrsg Judaica Bohemiae Band LI Nr 2 2016 S 41 85 ceeol com Nova reditelka Zidovskeho muzea v Praze 8 November 2022 bei fzo cz Abgerufen am 5 Juli 2023 https www jewishmuseum cz sbirky a vyzkum veda a vyzkum dokumentace zidovskych obci Normdaten Korperschaft GND 10202428 5 lobid OGND AKS 50 089565 14 418167 Koordinaten 50 5 22 4 N 14 25 5 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judisches Museum in Prag amp oldid 235343109