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Gerhard von Keussler 5 Juli 1874 in Alt Schwanenburg Livland 21 August 1949 in Niederwartha bei Dresden war ein deutscher Komponist Dirigent und Musikschriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kunstlerisches Schaffen 3 Werke Auswahl 3 1 Opern 3 2 Oratorien 3 3 Lieder 3 4 Sinfonien und Sinfonische Dichtungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenGerhard von Keussler stammte aus einer deutschbaltischen Pastorenfamilie und erhielt ersten Musikunterricht im Elternhaus Da sein Vater 1885 nach Sankt Petersburg berufen wurde absolvierte er seine schulische Ausbildung an der dortigen Petrischule und arbeitete im Anschluss als Hauslehrer 1894 begann Keussler in Dorpat zunachst Botanik zu studieren bevor ihn ein erfolgreiches Konzert mit eigenen Liedern 1899 dazu bewog den Musikerberuf professionell zu betreiben 1900 schrieb er sich deshalb am Leipziger Konservatorium ein und studierte dort Komposition bei Carl Reinecke Kontrapunkt bei Salomon Jadassohn und Violoncello bei Julius Klengel Parallel dazu betrieb er an der Universitat Leipzig ein Studium der Kunstwissenschaft welches er mit einer Doktorarbeit uber Die Grenzen der Aesthetik 1902 zum Abschluss brachte Im gleichen Jahr brach er wegen Unstimmigkeiten sein Musikstudium ab 1903 zog Keussler nach Dresden Anfang 1906 wurde Keussler zum Chorleiter des Deutschen Singvereins in Prag ernannt was er bis 1918 blieb Auch leitete er in dieser Zeit die Konzerte des Musikverbandes und hielt Vorlesungen zu musikhistorischen und musikasthetischen Themen 1904 war Keussler Mitglied der Freimaurer geworden deren Prinzipien bald wesentlichen Einfluss auf seine Gedankenwelt nahmen Er war Mitglied der Prager Loge Hiram zu den drei Sternen welcher er spater das vokalsinfonische Werk Das grosse Bundnis widmete Von 1918 bis 1922 arbeitete Keussler als Dirigent der Sing Akademie und zeitweise der Philharmonischen Konzerte in Hamburg Anschliessend war er nur noch als Gastdirigent und Liedbegleiter tatig und siedelte nach Stuttgart uber In den 1920er Jahren setzte Keussler sich sehr fur die soziale Absicherung von Musikern ein 1926 grundeten seine Anhanger in Stuttgart und Prag eine Gerhard von Keussler Gesellschaft um der Musik des Komponisten zu grosserer Verbreitung zu verhelfen 1932 ging Keussler nach Australien wo er sich in den folgenden drei Jahren grosse Verdienste um die Verbesserung des Musiklebens erwarb 1934 berief man ihn als Musikdirektor an die St Patricks Kathedrale in Melbourne Seine australische Zeit verarbeitete der Komponist in den sinfonischen Werken Xenion und Australia die jedoch beide nicht mehr in Australien zur Urauffuhrung gelangten Bei seiner Ruckkehr nach Deutschland Ende 1935 wurde Keussler mit dem Nationalsozialismus konfrontiert Er weigerte sich sowohl der Reichsschrifttumskammer beizutreten als auch der Aufforderung nachzukommen judische Mitglieder aus der Keussler Gesellschaft auszuschliessen 1939 loste der Komponist selbst die Gesellschaft deshalb auf Im Ubrigen blieb Keussler von der NS Kulturpolitik weitgehend unbehelligt da der mit ihm befreundete Reichsmusikkammer Prasident Peter Raabe ihn in Schutz nahm Raabe vermittelte ihm auch 1936 die Leitung einer Meisterklasse fur Komposition an der Preussischen Akademie der Kunste die Keussler bis 1945 innehatte Ende der 1930er Jahre plante Keussler einen erneuten Aufenthalt in Australien der aber durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert wurde 1939 wurde er aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen und mit Auffuhrungsverbot belegt jedoch gab es gegen Kriegsende wieder vereinzelt Konzerte mit Keusslers Kompositionen 1941 war der Komponist ins sachsische Niederwartha gezogen und wohnte dort im Haus seiner jungeren Schwester Lisbeth von Keussler 1879 1972 einer Malerin Hier verbrachte Gerhard von Keussler zuruckgezogen seine letzten Lebensjahre Im Jahr 1944 erhielt er die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft Kunstlerisches Schaffen BearbeitenKeusslers musikalisches Schaffen besteht uberwiegend aus Vokalwerken fur die er selbst die Dichtungen verfasste Hier dominieren gross angelegte Oratorien sowie Opern die der Komponist als Sinfonische Dramen bezeichnete Die Texte der Werke befassen sich uberwiegend mit philosophischen Themen Unter den Instrumentalwerken ragen zwei umfangreiche einsatzige Sinfonien hervor Keusslers oft stark kontrapunktisch gestaltete Musik wird charakterisiert als von einem tiefen Ernst erfullt der jenseits des Musikantischen und Effektvollen liegt Helmut Scheunchen In der MGG 1 Auflage nennt Erwin Kroll Keussler einen einsame n in Tonen dichtende n Hohenwanderer sowie eine besondere Erscheinung innerhalb der letzten deutschen Spatromantik und ruckt sein Werk stilistisch in die Nahe von Felix Draeseke Hans Pfitzner Richard Wetz und Heinrich Kaminski Die Werke Gerhard von Keusslers sind nach seinem Tod kaum mehr aufgefuhrt worden was wohl daran liegt dass die meisten Kompositionen eine grosse Besetzung verlangen und die Tonsprache des Komponisten allgemein als schwer zuganglich gilt Nur ein Teil der Werke ist ausserdem im Druck erschienen meist in nicht sehr hoher Auflagenstarke Keussler veroffentlichte in Zeitungen zahlreiche Aufsatze zur Musik Er zeigte ein lebhaftes Interesse an fruheren Epochen der Musikgeschichte und bearbeitete zahlreiche Stucke alter Meister z B Palestrinas Er war ausserdem der Erste der sich dafur einsetzte das Requiem Wolfgang Amadeus Mozarts ohne die Anteile Franz Xaver Sussmayrs zu spielen Er pladierte fur die Erganzung des unvollendeten Werkes mit Teilen aus anderen Mozartschen Messkompositionen Keusslers umfangreicher Nachlass der neben den musikalischen Werken auch Schriften zu Musik und Philosophie sowie Gedichte enthalt wird im Goethe und Schiller Archiv Weimar aufbewahrt Herausgegeben von Denis Lomtev erscheinen seit 2020 die bislang unveroffentlichten Orchesterwerke Keusslers im Laurentius Musikverlag Werke Auswahl BearbeitenOpern Bearbeiten Libretti Gerhard von Keussler Wandlungen sinfonisches Drama in 7 Bildern Teilauffuhrungen Coburg 1904 Dresden 1905 als Ganzes unaufgefuhrt Gefangnisse sinfonisches Drama in 3 Teilen UA Prag 22 April 1914 Die Geisselfahrt sinfonisches Drama in 2 Teilen UA Hamburg 17 September 1923 Der Bruder sinfonisches Drama in 3 Handlungen Libretto vollendet Musik nur unzusammenhangend skizziert Oratorien Bearbeiten nbsp Zebaoth Auszug Jesus aus Nazareth biblisches Oratorium Text Bibel G v Keussler UA Prag 2 Juni 1917 Die Mutter ein Marien Oratorium Text Bibel G v Keussler UA Hamburg 25 November 1919 Zebaoth biblisches Oratorium Text Bibel G v Keussler UA Frankfurt am Main 13 Juni 1924 In jungen Tagen ein Volksoratorium nach altdeutschen Liedern UA Heidelberg 26 Februar 1926 Lieder Bearbeiten Texte Gerhard von Keussler Im Zeitenwandel 6 Gesange mit Orchester Einzellieder spater auf andere Zyklen aufgeteilt Zur Ernte Zyklus fur Gesang und Orchester Gesange nach eigenen Dichtungen fur Singstimme Tenor oder Alt und Klavier Heft 1 Unterwegs 6 Lieder 1903 Heft 2 Rhapsodie 7 Gesange 1903 Heft 3 Aus dem Tagebuch 6 Skizzen 1902 1905 Heft 4 Von der Suhne 6 Szenen 1903 1913 Heft 5 Die Gefahrtin monodramatischer Zyklus 6 Gesange 19 Heft 6 Das grosse Bundnis 3 Gesange 1912 spater zur sinfonischen Dichtung erweitert Heft 7 Das Lied von der Liebe 1913 Heft 8 Der alte Herd 1914 Heft 9 Nachklange 4 Lieder 1917 Heft 10 An die Einsamkeit Gesang aus dem sinfonischen Drama Wandlungen 1901 Sinfonien und Sinfonische Dichtungen Bearbeiten Texte der vokalsinfonischen Werke Gerhard von Keussler Juninacht am Meer sinfonische Dichtung 19 vermutlich unaufgefuhrt Auferstehung und Jungstes Gericht sinfonisches Fresko fur Rezitation und Orchester 1904 Morgenlandische Phantasie fur Orchester 1909 Der Tod sinfonische Dichtung fur Sopran Mannerchor und Orchester vor 1911 unaufgefuhrt Sinfonie A Dur 1916 Umarbeitung von Der Tod nur 1 und 4 Satz erhalten fruhere Fassung unter dem Titel Todesvisionen An den Tod melodramatische Sinfonie fur Rezitation und Orchester 1922 Sinfonie d Moll 1925 Das grosse Bundnis sinfonische Dichtung fur Alt und Orchester 1928 Urfassung 1912 als Liederzyklus Sinfonie C Dur 1929 Die Burg sinfonische Dichtung fur Alt Knabenchor und Orchester 1929 Asma sinfonische Dichtung fur Alt und Orchester 1931 Xenion sinfonische Szene fur Kinderchor und Orchester 1933 unaufgefuhrt Praeludium solemne fur Orgel und Orchester 1934 Australia sinfonische Phantasie 1935 auch unter dem Titel Vom neuen Sein Literatur BearbeitenEgon Siemens Gerhard von Keussler Musikalische Werke und Dichtungen Bearbeitungen unveroffentlichtes Typoskript 1957 Standort Bibliothek der HfM Weimar Manuel Kronung Die Oratorien des Gerhard von Keussler 1874 1949 Musik mit Ethos Mainz 2010 Eugen Lennhoff Oskar Posner Dieter A Binder Internationales Freimaurerlexikon uberarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932 Munchen 2003 951 S ISBN 3 7766 2161 3 Helmut Scheunchen Lexikon deutschbaltischer Musik Verlag Harro von Hirschheydt Wedemark Elze 2002 ISBN 3 7777 0730 9 S 126 130 Carola L Gottzmann Petra Horner Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St Petersburgs 3 Bande Verlag Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 019338 1 Band 2 S 661 662 Ferdinand Pfohl Rezension der Urauffuhrung der Geisselfahrt Musikwelt Hamburg 1922 3 S 139 f Ferdinand Pfohl Gerhard von Keusslers Zebaoth Musikwelt Hamburg 1925 S 39 41Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gerhard von Keussler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Gerhard von Keussler In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Keussler Gerhard von In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Konzertkritiken zweier Auffuhrungen des Oratoriums Die Mutter in Kiel 1922 23 Vorwort zu einer Neuausgabe des Oratoriums ZebaothMeisterschulen fur Komposition an der Koniglichen bzw Preussischen Akademie der Kunste Vorsteheramt Bargiel Woldemar Bargiel 1882 1897 Heinrich von Herzogenberg 1897 1900 Engelbert Humperdinck 1900 1920 Hans Pfitzner 1920 1929 Heinrich Kaminski 1930 1932 Franz Schreker 1932 1933 Max Trapp 1934 1945 Vorsteheramt Grell Eduard Grell 1882 1886 Vorsteheramt Kiel Friedrich Kiel 1882 1885 Heinrich von Herzogenberg 1886 1891 Max Bruch 1892 1913 Georg Schumann 1913 1945 Vorsteheramt Taubert Wilhelm Taubert 1882 1891 Martin Blumner 1891 1901 Friedrich Gernsheim 1901 1916 Richard Strauss 1917 1920 Ferruccio Busoni 1921 1924 Arnold Schonberg 1925 1933 Gerhard von Keussler 1936 1945 Normdaten Person GND 116152427 lobid OGND AKS LCCN no91023298 VIAF 1602 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Keussler Gerhard vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist Dirigent und MusikschriftstellerGEBURTSDATUM 5 Juli 1874GEBURTSORT Alt Schwanenburg LivlandSTERBEDATUM 21 August 1949STERBEORT Niederwartha bei Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard von Keussler amp oldid 230639428