www.wikidata.de-de.nina.az
Die Gartenkirche St Marien ist die Kirche der evangelisch lutherischen Gartenkirchengemeinde im Warmbuchenviertel im hannoverschen Stadtteil Mitte Sie befindet sich in der Marienstrasse inmitten des Gartenfriedhofs mit klassizistischen Grabdenkmalern aus dem 19 Jahrhundert Gartenkirche St Marien in HannoverDie Gartenkirchengemeinde will eine okumenisch gepragte Kirchengemeinde unter dem Leitbild der evangelischen Katholizitat sein Selbstaussage Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Gartenkirchengemeinde 1 2 Vorgangerbauten 1 3 Erste Gartenkirche 1 4 Heutige Gartenkirche 1 5 Orgel 1 6 Chrysogonos Relief 2 Personlichkeiten 3 Literatur 4 Archiv 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenGartenkirchengemeinde Bearbeiten nbsp Die noch unzerstorte Kirche wenige Jahre nach ihrem Neubau Ansichtskarte Nummer 110 von Ludwig HemmerDie Kirchengemeinde der Gartenkirche wurde 1746 als erste Gemeinde ausserhalb der Stadtmauern fur die Bewohner der Gartenviertel also des Gebiets zwischen Stadtmauern und Landwehren gegrundet die im Bereich zwischen Dohrener Turm und Lister Turm wohnten damals etwa 1300 Menschen Diese Gartenleute die in der Umgangssprache Gartenkosaken Kosaken ist eine Verballhornung von Koth Sassen also der Bewohner von kleinen Hutten oder Katen genannt wurden waren Kleinbauern die die Stadt Hannover mit Obst und Gemuse versorgten Ihr Land hatten sie von den Burgern gepachtet die hier im Bereich vor dem Aegidientor zum Teil auch ihre Sommerhauser besassen Da die Gartenleute keiner der Stadt Kirchengemeinden angehorten wurde auf Initiative des Konsistorialdirektors Johann Peter Tappe und des Burgermeisters Christian Ulrich Grupen im Jahre 1746 eine neue Gemeinde und eine Kirche vor dem Aegidientor gegrundet Zum ersten Pfarrer wurde Johann Hinrich Carstens ernannt und die neue Gemeinde versammelte sich am 15 September 1746 im Gasthaus Zum wilden Mann heute Ecke Marienstrasse Holtystrasse Vorgangerbauten Bearbeiten Zu den Vorgangerbauten zahlte die im spaten Mittelalter bis zum Jahr 1354 errichtete Liebfrauenkapelle von der sich zumindest ein Sandsteinrelief erhalten hat 1 Erste Gartenkirche Bearbeiten nbsp Gartenfriedhof vor der Gartenkirche dahinter die MarienstrasseDer Magistrat der Stadt Hannover schenkte der Gemeinde einen Teil des schon vorhandenen Gartenfriedhofs als Bauplatz wo der erste Kirchenbau 1746 bis 1749 vom Baumeister Johann Paul Heumann errichtet wurde Es handelte sich um einen einfachen Saalbau 110 Fuss lang 55 Fuss breit und 21 Fuss hoch der am damaligen Wolfsgraben Verlauf der heutigen Marienstrasse stand Finanziert wurde der Bau durch Schenkungen von Stadt und Konigshaus aber auch durch den Verkauf von 36 Begrabnisgewolben an wohlhabende Burger an die noch der Grabstein von Georg Wilhelm Ebell des Abtes von Loccum und Grunders der Landschaftlichen Brandkasse in der Sudwand im Inneren der heutigen Gartenkirche erinnert Der Assessor und Landrentmeister Albrecht Christoph von Wullen erwarb das erste Grabgewolbe der ersten Gartenkirche vor Hannover in der er am 17 Mai 1749 seine kurz nach der Geburt verstorbene Tochter beisetzen liess 2 Die Kirche hiess zunachst Die Neue Kirche vor Hannover da man sie sonst auf eine nicht so schickliche Art die Gartenkirche zu benennen pflegte wie Pastor Carstens schrieb aber dieser unschickliche Name Gartenkirche setzte sich doch bald durch Heutige Gartenkirche Bearbeiten nbsp Altar der GartenkircheDurch die Industrialisierung und die Entwicklung Hannovers zur Grossstadt vor allem in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wuchs auch die Einwohnerzahl stark an bereits 1870 hatte die Gemeinde 20 000 Mitglieder So entstanden aus der Gartenkirchengemeinde mehrere Kirchengemeinden neu 1876 Dreifaltigkeitskirche in der Oststadt 1883 Petrikirche in Kleefeld 1886 Pauluskirche in der SudstadtDie alte Gartenkirche war im Laufe der Jahre baufallig und zu klein fur die Zahl der Gemeindemitglieder geworden und wurde 1886 abgerissen In den Jahren 1887 bis 1891 wurde durch den Architekten Rudolph Eberhard Hillebrand eine neugotische Hallenkirche aus Deistersandstein errichtet die am 8 Februar 1891 eingeweiht wurde Der Glasmaler Alexander Linnemann aus Frankfurt schuf die 3 Chorfenster Weitere Neugrundungen von Gemeinden erfolgten danach 1907 Nazarethkirche in der Sudstadt 1908 Markuskirche in der List 1927 Friedenskirche im Zooviertel 1936 Bugenhagenkirche Sudstadt 1954 Melanchthonkirche Bult An diese acht Tochtergemeinden erinnern acht Rundfenster im heutigen Kirchenschiff der Gartenkirche Die Kirche war von ausserordentlichen Dimensionen sowohl aussen mit ihrem fast 85 Meter hohen Turm der Monduhr am Kirchturm eine Halbkugel halb mit Blattgold belegt halb schwarz lackiert sie zeigt von einem Turmuhrwerk angetrieben die Mondphasen an und existiert noch heute den Treppenturmen und der vielfaltig gestalteten Dachlandschaft mit Dachreitern und Wimpergen Die Kirche besass auch die grosste Orgel Hannovers gebaut von P Furtwangler amp Hammer wodurch die Gartenkirche zu einem der Zentren der hannoverschen Kirchenmusik in den 1930er Jahren wurde u a durch den Organisten Walter Schindler Alles wurde in der Nacht vom 8 auf den 9 Oktober 1943 ein Raub der Flammen als Bomben die Kirche schwer beschadigten und der brennende Turmhelm auf den Friedhof sturzte Jedoch hielt das Deckengewolbe stand ebenso blieben Altar Kanzel und Taufstein erhalten Die zweite Gartenkirche wurde im Oktober 1943 bei einem der Luftangriffe auf Hannover schwer beschadigt Schon 1945 fasste der Kirchenvorstand den Beschluss zum Wiederaufbau der Gartenkirche die Wiedereinweihung am Grundonnerstag dem 14 April 1949 durch Landesbischof Lilje wieder eingeweiht wurde Der Wiederaufbau zog sich bis zum Ende der 1950er Jahre hin Auf die Wiedererrichtung des Turmhelms und der Dachreiter wurde verzichtet Hinzu kamen die Buntglasfenster im Altarraum der hannoverschen Kunstlerin Ruth Margraf sie zeigen die biblischen Geschichten von Jesu Seewandel dem Verlorenen Sohn und dem Barmherzigen Samariter 1960 goss Friedrich Wilhelm Schilling funf Glocken aus Bronze in den Schlagtonen cis1 e1 fis1 gis1 und h1 Die Unsachgemassheit des Wiederaufbaus der 1950er Jahre die teilweise eher einer Zerstorung der neogotischen Einrichtung glich zeigte sich bei der Restaurierung und Renovierung des Kircheninneren in den Jahren 2001 bis 2003 als der Zustand des Hillebrandschen Kirchenbaus teilweise wiederhergestellt werden konnte Orgel Bearbeiten nbsp Blick zur HauptorgelAuch die Orgel erbaut von Paul Ott wurde restauriert und erweitert und kehrte wieder auf die Orgelempore an der Westseite zuruck bis auf das Ruckpositiv das um ein Bassregister erweitert als Chororgel an der Nordempore verblieb und von einem separaten Spieltisch funkgesteuert bespielt werden kann Die Orgel hat insgesamt 60 Register 3960 Pfeifen verteilt auf vier Manuale und Pedal Die Hauptorgel hat mechanische Spieltrakturen und elektrische Registertrakturen die Chororgel hat elektrische Trakturen 3 I Hauptwerk C f3Bordun 16 Prinzipal 0 8 Gemshorn 0 8 Gedackt 0 8 Oktave 0 4 Rohrflote 0 4 Nasat 0 2 2 3 Oktave 0 2 Terz 0 1 3 5 Mixtur VI 0 1 1 3 Trompete 16 Trompete 0 8 Tremulant II Oberwerk C f3Spillflote 8 Prinzipal 4 Gedackt 4 Rohrnasat 2 2 3 Oktave 2 Terz 1 3 5 Quintflote 1 1 3 Septime 1 1 7 None 8 9 Mixtur V 1 1 3 Vox humana 0 8 Tremulant III Schwellwerk C f3Musiziergedackt 0 0 8 Quintade 0 8 Salicional 0 8 Nachthorn 0 4 Blockflote 0 2 Quinte 0 1 1 3 Oktavlein 0 1 2 Zimbel IV 0 2 3 Krummhorn 16 Musette 0 8 Tremulant IV Chororgel C f3Rohrflote 0 8 Spitzgedackt 0 8 Prastant 0 4 Hohlflote 0 4 Oktave 0 2 Quinte 0 1 1 3 Oktave 0 1 Sesquialter II 0 0 0 2 2 3 Scharf IV VI 0 1 Rankett 16 Barpfeife 0 8 TremulantPedal Chororgel C f1Subbass 16 Pedalwerk C f1Untersatz 32 Prinzipal 16 Subbass 16 Oktave 0 8 Pommer 0 8 Oktave 0 4 Blockflote 0 4 Rohrflote 0 2 Nachthorn 0 1 Rauschpfeife IV 0 0 4 Mixtur IV 0 2 Posaune 16 Dulzian 16 Trompete 0 8 Zink 0 4 TremulantKoppeln II I III I III II VI I I P II P III P IV P Spielhilfen 4000 fache Setzeranlage Diskettenlaufwerk SequenzerChrysogonos Relief Bearbeiten nbsp Chrysogonos ReliefIm Inneren der Gartenkirche ist in einer Nische an der Sudwand nahe bei der Kanzel das spatgotische Chrysogonos Relief aus Sandstein angebracht Es stammt vermutlich aus der um 1500 vor dem Aegidientor errichteten Liebfrauenkapelle also gewissermassen einem Vorgangerbau der Gartenkirche Es kam dann an die Marienkapelle die sich ebenfalls vor dem Aegidientor etwa im Bereich des heutigen Theaters am Aegi befand und spater wegen des Ausbaus der Stadtbefestigung abgebrochen wurde Das nur noch unvollstandig erhaltene Relief das bis zur letzten Renovierung 2001 03 an der Aussenmauer der Gartenkirche am ehemaligen Sudeingang zur Marienstrasse hin eingemauert war zeigt die drei Heiligen Chrysogonos Katharina und Konrad von Konstanz letzteren ohne Oberkorper die Kalenderheiligen der drei Tage vom 24 bis 26 November 1490 als der Stadt Hannover die erfolgreiche Abwehr eines Uberfalls des Welfenherzogs Heinrichs der Altere gelang Zum Dank wurden den drei Heiligen dieses Relief gewidmet das ein Stuck steingewordene Stadtgeschichte Hannovers darstellt vgl den Siebenmannerstein an der Aegidienkirche Dem Chrysogonos Relief wurde am 25 November 2015 zum 525 Jubilaum des Ereignisses eine Ikone beigestellt Die von dem hannoverschen Kunstler Nikola Saric geschaffene Ikone hat die gleichen Aussenmasse wie das Relief und zeigt die gleichen Heiligen Sie wurde im Rahmen eines okumenischen Gottesdienstes von den Priestern der serbisch orthodoxen und der griechisch orthodoxen Gemeinde in Hannover geweiht 4 Personlichkeiten BearbeitenPaul Jacobshagen 1889 1968 war von 1927 bis 1960 Pastor an der Gartenkirche er war zeitweilig Kommunalpolitiker der NSDAP und Landesleiter der regimetreuen Glaubensbewegung Deutsche Christen 5 Literatur BearbeitenHans Ulrich Strumpel Gartenkirche St Marien Hannover Geschichte Menschen Bilder Berlin Culturcon Medien 2016 ISBN 978 3 944068 56 5 und ISBN 3 944068 56 4 Inhaltsverzeichnis Gartenkirche St Marien Festschrift zum 250 Grundungstag der Kirchengemeinde 15 September 1746 15 September 1996 Hannover Ev luth Gartenkirchengemeinde St Marien 1996 Darin S 7 19 Herbert Naglatzki Unsere Gemeinde in Vergangenheit und Gegenwart Helmut Knocke Hugo Thielen Hannover Kunst und Kultur Lexikon Handbuch und Stadtfuhrer 3 rev Aufl Hannover Schafer 1995 S 149 150 ISBN 3 88746 313 7 Christian Weisker Gartenkirche St Marien In Hannovers Kirchen 140 Kirchen in Stadt und Umland Hrsg von Wolfgang Puschmann Hermannsburg Ludwig Harms Haus 2005 S 86 89 ISBN 3 937301 35 6 Gartenkirche Mutter vieler Gemeinden In Kirchen Kloster Kapellen in der Region Hannover Sascha Aust u a Fotografien von Thomas Langreder Hannover Lutherisches Verlagshaus 2005 S 53 56 ISBN 3 7859 0924 1 Axel Fischer Wach auf du deutsches Land Kirchenmusik in Hannover zwei Beispiele In Kulturaustreibung Die Einflussnahme des Nationalsozialismus auf Kunst und Kultur in Niedersachsen Eine Dokumentation zur gleichnamigen Ausstellung Hrsg von Hinrich Bergmeier und Gunter Katzenberger Hamburg Dolling und Galitz 1993 S 130 133 ISBN 3 926174 70 6 Uber die Organisten Herrmann Dettmer und Walter Schindler Hans Ulrich Strumpel Zur Baugeschichte der ev luth Gartenkirche St Marien in Hannover Hannover 2003 Gartenkirche St Marien Hannover Kleiner Kunstfuhrer Regensburg Schnell amp Steiner 2006 ISBN 3 7954 6585 0 Karl Heinz Grotjahn Gartenkirche St Marien In Stadtlexikon Hannover S 202 Wolfgang Puschmann Gartenkirche St Marien In Hannovers Kirchen 140 Kirchen in Stadt und Umland Hrsg von Wolfgang Puschmann Hermannsburg Ludwig Harms Haus 2005 S 12 15 ISBN 3 937301 35 6 Archiv BearbeitenPfarrarchiv im Landeskirchlichen Archiv HannoverEinzelnachweise Bearbeiten Hans Ulrich Strumpel Die spatmittelalterlichen Vorgangerbauten in ders Gartenkirche St Marien Hannover Geschichte Menschen Bilder Berlin Culturcon Medien 2016 ISBN 978 3 944068 56 5 und ISBN 3 944068 56 4 S 6 Heinrich Ahrens Geschichte der Garten Gemeinde in der Konigl Residenzstadt Hannover Zum Besten der St Pauluskirche zu Hannover Hannover Schlutersche Buchdruckerei 1883 S 12 Nahere Informationen zur Orgel der Gartenkirche Pastor Dietmar Dohrmann 525 Jahre Chrysogonus Stein In Unsere Gartenkirche Gemeindebrief der Ev luth Gartenkirche St Marien Nr 3 2015 S 2 max e5 info PDF abgerufen am 27 Marz 2023 Karl Friedrich Oppermann JACOBSHAGEN Paul Friedrich Hermann In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches Biographisches Lexikon Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 3 87706 706 9 S 185 online uber Google BucherWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Gartenkirche St Marien Hannover Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde52 369444444444 9 7472222222222 Koordinaten 52 22 10 N 9 44 50 O Normdaten Geografikum GND 7555234 6 lobid OGND AKS VIAF 243220955 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gartenkirche St Marien amp oldid 236321809