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Friedrich Langewiesche Sohn des Buchhandlers Adolf Langewiesche 26 Mai 1867 in Elberfeld heute Stadtteil von Wuppertal 2 Dezember 1958 in Bunde war Lehrer Turner Sammler Heimat und Naturforscher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Offentliche Person 3 Geologe und Volkskundler 4 Der politisch engagierte Heimatforscher 4 1 Alldeutscher Verband 4 2 Stahlhelm 4 3 Deutsche Volkspartei 4 4 Nationalsozialismus 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenSeine Jugendzeit verbrachte er in Godesberg Dort besuchte Langewiesche zunachst eine evangelische Volksschule und spater eine hohere Privatschule In der Untersekunda wechselte er 1882 auf das Evangelisch Stiftische Gymnasium nach Gutersloh der Heimatstadt seiner Mutter Hier bestand er 1886 die Reifeprufung Es folgten Studienjahre in Halle Saale und Bonn Er trat den christlichen Studentenverbindungen Hallenser Wingolf und Bonner Wingolf bei Erste Unterrichtserfahrungen als Lehrer sammelte Langewiesche in Schulen in Bonn und in Wesel Von 1894 bis 1895 nahm er eine Stelle als Hilfslehrer an einem Gymnasium in Mulheim an der Ruhr an Dann leitete er fur ein Jahr ab 1895 die hohere private Knabenschule in Versmold Hier lernte er Clara Tellmann kennen die er 1896 heiratete Im gleichen Jahr zog er mit seiner Frau nach Bunde und wurde hier am 1 April 1896 wissenschaftlicher Lehrer an der evangelischen hoheren Stadtschule dem spateren Realgymnasium Er wurde zum Oberlehrer und 1909 zum Gymnasialprofessor befordert 1929 liess sich Friedrich Langewiesche als Oberstudienrat mit 62 Jahren in den Ruhestand versetzen Nach der Grundung eines Kreisheimatmuseums im Zusammenhang mit der Grundung eines Tabak und Zigarrenmuseums in Bunde durch den damaligen Burgermeister der Stadt Richard Moes am 9 Mai 1937 ubernahm Friedrich Langewiesche zunachst die Leitung des Kreisheimatmuseums Dort konnte er seine uber Jahrzehnte zusammengetragene geologisch palaontologische Sammlung unterbringen Richard Moes fuhrte zunachst das Tabak und Zigarrenmuseum musste dieses Amt aber nach Auseinandersetzungen mit dem von der NSDAP beherrschten Stadtrat in Bunde abgeben Friedrich Langewiesche ubernahm deshalb 1939 auch die Leitung des Tabak und Zigarrenmuseums Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der NSDAP Er leitete die unter dem Titel Kreisheimat Tabak und Zigarrenmuseum zusammengefasste Einrichtung bis 1951 Danach zog er sich zunehmend auch gesundheitlich angeschlagen allmahlich aus dem offentlichen Leben zuruck 1953 wurde Friedrich Langewiesche von der Stadt Bunde zum ersten Ehrenburger der Stadt ernannt und 1956 erhielt er das Grosse Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland Offentliche Person BearbeitenFriedrich Langewiesche war in Bunde ein Mann des offentlichen Lebens Er grundete den Philologenverband Bunde und nach dem Ersten Weltkrieg eine Jugendherberge und einen Ortsverein des Deutschen Jugendherbergswerkes Er trat dem Verschonerungsverein bei und war ab 1911 fur 40 Jahre Vorsitzender dieses Vereins Neben der Mitgliedschaft im lokalen Heimatverein engagierte sich Friedrich Langewiesche fur den Heimatschutz und die Denkmalpflege in Minden Ravensberg und gehorte 1915 zu den Mitbegrundern des Westfalischen Heimatbundes Auch im Historischen Verein fur die Grafschaft Minden Ravensberg arbeitete der engagierte Studienprofessor mit Von 1902 bis 1923 war Friedrich Langewiesche Mitglied des Bunder Stadtrates Im Jahr seiner Pensionierung als Oberstudienrat 1929 wurde Friedrich Langewiesche auf Vorschlag der westfalischen Provinzialverwaltung durch den Preussischen Minister fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung zum Vertrauensmann fur die Denkmalpflege in Minden Ravensberg berufen Zur Erhaltung des Hucker Moores setzte er sich im Naturschutzverein fur das Hucker Moor und das Elsetal ein Aus beiden Vereinen entstand 1938 der Heimat und Wanderverein Bunde Bereits in Versmold wurde er als engagiertes Mitglied des dortigen Turnvereins bald zum Turnwart ernannt In Bunde trat er dem Bunder Turnverein bei und wurde 1930 fur 30 Jahre dessen Vorsitzender Danach wurde er Ehrenmitglied und 1933 Ehrenvorsitzender Bis zu seinem 75 Lebensjahr nahm er am alljahrlichen nach ihm benannten Friedrich Langewiesche Treffen der uber 50 jahrigen Altersturner des Turngaues Minden Ravensberg teil Bis ins hohe Alter gehorte er immer zu den ersten die sich zur Eroffnung der Badesaison im Bunder Freibad in das Schwimmbecken begaben Geologe und Volkskundler Bearbeiten nbsp Friedrich Langewiesche Denkmal in der Wallburg BabilonieSeit seinem Umzug nach Bunde faszinierten Langewiesche der Bunder Doberg und die dort gefundenen Versteinerungen 1911 fand er mit einem weiteren Sammler einen 30 Millionen Jahre alten Schadel eines Zahnwals im Doberg Schon ein Jahr spater machte er die sensationelle Entdeckung eines ebenso alten Seekuhskeletts Beide Funde wurden von den wissenschaftlichen Gremien Langewiesche zu Ehren Eosqualodon langewieschei bzw Anomotherium langewieschei benannt 1927 schenkte er die inzwischen umfangreicher gewordene Doberg Sammlung der Stadt Bunde Die Sammlung ist heute im Dobergmuseum Geologisches Museum Ostwestfalen Lippe in Bunde zu sehen Friedrich Langewiesche hatte intensive Kontakte zu den Universitaten in Gottingen und Berlin Er publizierte zahlreiche Aufsatze zu geologischen Fragestellungen und machte den Doberg schnell uber die regionalen Grenzen hinaus bekannt 1924 wurde er Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts zu Frankfurt am Main Doch der umtriebige Lehrer interessierte sich nicht nur fur geologische Themen sondern widmete einen Teil seiner Freizeit auch der Altertums und Vorgeschichtsforschung Als Mitarbeiter des Instituts fur westfalische Landes und Volkskunde untersuchte er auch ur und fruhgeschichtliche Graber sowie die Wallburgen Nammer Lager Babilonie und Wittekindsburg die wahrend der vorromischen Eisenzeit errichtet wurden im Gebiet Minden Ravensberg Der politisch engagierte Heimatforscher BearbeitenAlldeutscher Verband Bearbeiten Schon seine zahlreichen Vereinsmitgliedschaften und seine Mitgliedschaft im Bunder Stadtrat machen deutlich dass Friedrich Langewiesche ein politisch engagierter Mensch war Gepragt durch den beruflichen Aufstieg zum Studienprofessor aus kleinen Verhaltnissen und seine Verankerung in den ortlichen Kreisen des stadtischen Bildungsburgertums pragten seine nationalkonservativen Vorstellungen die sich im Engagement fur nationale und heimatliche Belange ausserten Seine spatere Sympathie fur die nationalsozialistische Ideologie war Ergebnis seiner politischen Sozialisation Langewiesche gehorte schon in seiner Studienzeit dem Alldeutschen Verband an und ubernahm nach 1900 den Vorsitz der Ortsgruppe dieses Verbandes in Bunde Der Alldeutsche Verband hatte sich 1891 in Berlin als uberparteilicher Zusammenschluss gegrundet und vertrat einen ausgesprochen nationalen Kurs Zum Programm des Verbandes gehorte insbesondere die Bekampfung aller Bestrebungen die die Grosse des Deutschen Reiches in Frage stellten eine imperialistische Kolonial und Flottenpolitik sowie ein ausgepragter Antisemitismus Im Alter von 47 Jahren hatte Friedrich Langewiesche beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges gerne als Soldat mit an der Front gekampft doch ein starker Sehfehler hinderte ihn daran Sein Sohn Wilhelm erinnerte sich 1967 an diese Zeit Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bedauerte mein Vater sehr dass er wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht Soldat gewesen war und nicht selbst mit einrucken konnte Friedrich Langewiesche war ein Nationalist der die Wehrmacht glorifizierte Der nationalkonservative Friedrich Langewiesche war von der demokratischen Entwicklung in der Weimarer Republik nicht begeistert Als Mitglied des Alldeutschen Verbandes bewegte sich Langewiesche in einer Grauzone zwischen Monarchie und Republik Stahlhelm Bearbeiten Als der Alldeutsche Verband im Schatten der NSDAP in den 1920er Jahren an Bedeutung verlor trat er dem Stahlhelm bei Seine politische Orientierung nahm allmahlich militantere Zuge an Der Stahlhelm Bund der Frontsoldaten entwickelte sich als Kriegerverband nach seiner Grundung 1918 zu einer politischen Gruppierung die entschieden gegen die Demokratie eintrat Im Laufe der 1920er Jahre naherten sich der Stahlhelm zunehmend der nationalsozialistischen Ideologie an Die im Jahre 1923 gegrundete Bunder Stahlhelm Ortsgruppe gehorte mit ihren 200 Mitgliedern zu den grossten Ortsgruppen im Kreis Herford Als Stahlhelm Mitglied versuchte Friedrich Langewiesche nach dem Ersten Weltkrieg die soldatische Traditionspflege und den Respekt vor dem Soldatentum zu unterstutzen Vor allem uber seine sportlichen Ambitionen fand er Anknupfungspunkte an die Auffassung des Wehrverbandes den Wehrwillen im pazifistisch verseuchten Volke wieder zu wecken Deutsche Volkspartei Bearbeiten Obwohl grundsatzlich antidemokratisch eingestellt arbeiteten Mitglieder des Bunder Stahlhelms im Stadtparlament mit unter ihnen auch Friedrich Langewiesche Er war nachdem Bunde 1902 aus dem Amtsverband ausgetreten war in die Stadtverordnetenversammlung gewahlt worden dessen Mitglied er bis 1923 blieb Nach seinem Ruckzug aus dem Stadtparlament gehorte er von 1926 bis 1930 der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei DVP an In Bunde pragten Angehorige des Handwerks und des Bildungsburgertums die Politik der DVP Der ortliche Parteivorsitzende Studienrat Friedrich Rumbke zahlte zu den wichtigsten Meinungsfuhrern in der Stadt Im Sommer 1933 loste sich die DVP auf Viele Mitglieder traten in die NSDAP ein Friedrich Langewiesche zogerte seinen Beitritt zur NSDAP noch hinaus Im Westfalischen Heimatbund verlor er deshalb seinen Posten als Heimatgebietsleiter fur Minden Ravensberg Trotz dieser Abstrafung durch die nationalsozialistischen Machthaber naherte Langewiesche sich dem Nationalsozialismus an Nationalsozialismus Bearbeiten Bereits 1935 wurde in Langewiesches Publikation Sinnbilder germanischen Glaubens im Wittekindland der nationalsozialistische Duktus seines Denkens erkennbar In diesem schmalen 82 Seiten starken Buch heisst es beispielsweise in der Einleitung Alter Heldengeist ist in unserem Volke wieder erwacht und hat ein uralt heiliges Heilszeichen sich als Sinnbild erkoren zum Kampf fur den Sieg des nordischen Menschen und fur den Sieg der schaffenden Arbeit Friedrich Langewiesche versuchte in der zweiten Halfte der 1930er Jahre und Anfang der 1940er Jahre sich dem politischen System der Nationalsozialisten anzupassen um weiter seinen heimatkundlichen Arbeiten nachgehen zu konnen Die Erkenntnisse aus seiner Sinnbild Studie flossen nach 1937 in die Arbeit am Kreisheimat Tabak und Zigarrenmuseum ein Friedrich Langewiesche war sicherlich zu Beginn der 1930er Jahre noch kein uberzeugter Nationalsozialist aber fur ihn waren Heimat Volkstum und Rasse nicht nur Begriffe der Identifikation sondern im nationalsozialistischen Sinne auch der Ausschliessung und Bekampfung bestimmter Bevolkerungsgruppen Dem Heimatforscher Langewiesche wurden im Verlaufe der 1930er Jahre die politischen Einstellungen der NSDAP zu eigen denn sie unterstutzten seine Interessen 1939 trat Friedrich Langewiesche dann in die NSDAP ein Ausserdem beantragte er uber den SS Obersturmbannfuhrer K H Weigel Geld fur seine Sinnbild Forschungen und erhielt insgesamt in den Jahren 1937 und 1938 von der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe einen Zuschuss von 1 000 Reichsmark Die positive Haltung zur nationalsozialistischen Fuhrung kam selbst in einem inoffiziellen an seine Freunde und Verwandten gerichteten sehr personlichen Nachruf auf seinen Sohn Fritz der Anfang Februar 1943 in der Schlacht von Stalingrad gefallen war zum Ausdruck Friedrich Langewiesche spricht in diesem Brief vom blonden blauaugigen Knaben dem die Treue zu Fuhrer und Vaterland ein heiliges Vermachtnis war Auch in anderen Schriftstucken die der Bunder Ehrenburger bis 1945 verfasste wurde deutlich dass Langewiesche sich die NS Ideologie weitgehend zu eigen gemacht hatte Er war kein Einzelfall Die Instrumentalisierung der Heimatforscher und vereine im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie erfolgte in vielen Fallen durch freiwillige Unterwerfung Literatur BearbeitenJohannes Grossewinkelmann Also auf ans Werk Alles fur Bunde Die Grundung des Kreisheimat Tabak und Zigarrenmuseums unter der Leitung von Friedrich Langewiesche In Kreisheimatverein Herford Kommunalarchiv Herford Hrsg Historisches Jahrbuch fur den Kreis Herford 2009 Verlag fur Regionalgeschichte Gutersloh 2009 ISBN 978 3 89534 736 8 S 8 40 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Langewiesche im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 11672174X lobid OGND AKS LCCN n87908302 VIAF 15527254 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Langewiesche FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Padagoge Turner Sammler Forscher Heimat und NaturfreundGEBURTSDATUM 26 Mai 1867GEBURTSORT ElberfeldSTERBEDATUM 2 Dezember 1958STERBEORT Bunde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Langewiesche amp oldid 236001825