www.wikidata.de-de.nina.az
Friedrich Karl Jung 21 April 1915 in Friedrichshafen 5 August 1997 in Berlin war ein deutscher Arzt und einer der fuhrenden Pharmakologen in der Deutschen Demokratischen Republik DDR Er wirkte unter anderem von 1949 bis 1972 als Professor an der Humboldt Universitat zu Berlin sowie von 1956 bis 1980 als Direktor verschiedener ausseruniversitarer Forschungsinstitute der Akademie der Wissenschaften der DDR darunter von 1972 bis 1980 des Zentralinstituts fur Molekularbiologie in Berlin Buch Als Vorsitzender des Zentralen Gutachterausschusses fur das Arzneimittelwesen hatte er daruber hinaus grossen Einfluss auf die Zulassung von Medikamenten in der DDR Friedrich Jung im Labor 1960er Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Auszeichnungen 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFriedrich Karl Jung wurde 1915 in Friedrichshafen geboren und studierte von 1934 bis 1939 Medizin an den Universitaten Tubingen Konigsberg sowie Berlin in Tubingen wurde er 1940 promoviert Als Student gehorte er dem NS Studentenbund und dem NS Kraftfahrkorps an 1 Wahrend des Zweiten Weltkriegs wirkte er in den Jahren 1940 1941 als Unterarzt im Sanitatsdienst 1941 1942 an der Militararztlichen Akademie Berlin wo er an einem Forschungsprojekt uber Kampfgas mitwirkte 1 Er war dort einer der Ersten der die neue Methode der Elektronenmikroskopie zur Erforschung biologischer Objekte einsetzte Am Institut schloss er sich einem oppositionellen Kreis um Robert Havemann und Fritz von Bergmann an zu dem auch seine spatere Frau Waltraut Schwarzkopff gehorte Wegen politischer Unzuverlassigkeit wurde er daraufhin an die Front versetzt Von 1942 bis 1944 war er Sanitatsoffizier und schrieb wahrend dieser Zeit an seiner Habilitationsschrift Im Jahr 1944 habilitierte er sich wahrend eines Heimaturlaubs an der Universitat Berlin In den letzten Kriegsmonaten war er beratender Toxikologe einer Heeresgruppe an der Westfront Anfang 1945 wurde er an die Munitionsanstalt Urlau abkommandiert in der geheime Bestande von Granaten mit hochtoxischen chemischen Kampfstoffen lagerten Gemeinsam mit dem Kommandanten der Anstalt widersetzte er sich dem Fuhrerbefehl zur Sprengung und vermittelte als Parlamentar die kampflose Ubergabe an franzosische Truppen nbsp Friedrich Jung wahrend des Nurnberger ArzteprozessesNach dem Ende des Krieges war er zunachst noch fur kurze Zeit in Tubingen tatig bevor er von 1946 bis 1949 als Dozent und kommissarischer Leiter des Pharmakologischen Instituts der Universitat Wurzburg in der Koellikerstrasse 2 2 wirkte 1946 1947 trat er beim Nurnberger Arzteprozess bei der Verteidigung von Adolf Pokorny als Gutachter auf 1 1949 wechselte er an das zwei Jahre zuvor auf Befehl der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD gegrundete Institut fur Medizin und Biologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin DAW in Berlin Buch nachdem er erfahren hatte dass das vakante Ordinariat fur das ihn die Fakultat in Wurzburg favorisiert hatte nicht er sondern ein ehemaliges NSDAP Mitglied erhielt Seine Berufung an das Institut in Berlin Buch war eine der wenigen Ausnahmen im Rahmen der weitestgehend erfolglosen hochschulpolitischen Bemuhungen der SMAD und spater der DDR in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Wissenschaftler aus dem Westen Deutschlands durch Angebote entsprechender Lehrstuhle und anderer Leitungspositionen zur Ubersiedlung in die Sowjetische Besatzungszone beziehungsweise in die DDR zu bewegen 3 Friedrich Jung ubernahm 1949 am Akademieinstitut fur Medizin und Biologie zunachst die Leitung einer Abteilung fur Pharmakologie und Experimentelle Pathologie und wirkte ab 1956 als Direktor am Institut Ab 1961 leitete er das aus dem Institut hervorgegangene Institut fur Pharmakologie sowie von 1972 bis 1980 dessen Nachfolgeeinrichtung das durch Zusammenlegung mehrerer Akademieinstitute entstandene Zentralinstitut fur Molekularbiologie Sein Nachfolger als Direktor des Zentralinstituts wurde der Pathologe Karl Wolfgang Zschiesche Daruber hinaus war Friedrich Jung von 1949 bis 1972 Professor fur Pharmakologie und Toxikologie an der Humboldt Universitat zu Berlin und ab 1956 Direktor des entsprechenden Universitatsinstituts Von 1959 bis 1990 wirkte er auch als Vorsitzender des Zentralen Gutachterausschusses fur das Arzneimittelwesen ZGA in der DDR und war damit wesentlich mitverantwortlich fur das Arzneibuch der DDR sowie fur die Zulassung von Medikamenten fur den DDR Markt In dieser Funktion entschied er mit anderen gegen die Zulassung des Schlafmittels Contergan in der DDR wodurch eine mit den Contergan Folgen in der Bundesrepublik vergleichbare Katastrophe verhindert wurde Er wurde ausserdem als Experte zu den Genfer Verhandlungen zur Achtung biologischer und chemischer Waffen herangezogen und wirkte in nationalen und internationalen Komitees fur Frieden und Abrustung mit nbsp Gedenktafel am Wohnhaus Robert Rossle Strasse 10 in Berlin Buch nbsp Bildhauerin Schwarzbach und der Sohn von Jung enthullen die Buste 2019 Das Forschungsinteresse von Friedrich Jung galt dem Bau und der Funktion der roten Blutkorperchen Erythrozyten sowie Untersuchungen zur Wirkung von Phenylhydrazin und anderen Blutgiften 4 Die Mehrzahl der Lehrstuhle fur Pharmakologie an den Universitaten in der DDR und eine Reihe von leitenden Positionen an den biomedizinisch ausgerichteten Akademie Instituten wurden mit Schulern von Jung besetzt Hierzu zahlten beispielsweise Werner Scheler 5 Pharmakologie Professor an der Universitat Greifswald und vorletzter Prasident der Akademie der Grundungsdirektor des Instituts fur Wirkstofforschung Peter Oehme 6 sowie Hansjurgen Matthies 6 Begrunder der neurobiologischen Forschung in der DDR Nach der Deutschen Wiedervereinigung zahlte Friedrich Jung zu den Initiatoren der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin welche die Gelehrtengesellschaft der AdW fortfuhrt Er starb 1997 in Berlin Aus Anlass des 100 Geburtstages von Jung fuhrte die Leibniz Sozietat im Jahre 2015 eine Plenartagung durch und initiierte eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in Berlin Buch In dieser Erinnerungstafel werden seine Verdienste als Pharmakologe Gesundheits und Arzneimittelpolitiker sowie als Mitbegrunder der Leibniz Sozietat gewurdigt 7 Der Text der Gedenktafel lautet Friedrich Karl Jung 1915 1997 Arzt Pharmakologe Gesundheits und Arzneimittelpolitiker Mitbegrunder der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin wohnte hier von 1949 1997 und begrundete am Akademieinstitut fur Medizin und Biologie in Berlin Buch die extrauniversitare Pharmakologie und baute die im 2 Weltkrieg zerstorte Pharmakologie der Humboldt Universitat wieder auf Zur Ehrung fur Friedrich Jung wurde im April 2019 im Wissenschaftsmuseum auf dem Campus Berlin Buch unter Anwesenheit von Mitgliedern der Familie eine Portratbuste von Friedrich Jung eingeweiht deren Schopferin die Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach ist 8 Auszeichnungen BearbeitenFriedrich Jung erhielt 1957 1965 sowie 1987 den Nationalpreis der DDR Ausserdem wurde er 1962 1975 und 1980 mit dem Vaterlandischen Verdienstorden ausgezeichnet sowie 1963 zum Verdienten Arzt des Volkes ernannt 1 Ab 1961 war er korrespondierendes sowie ab 1964 ordentliches Mitglied in der Klasse Biowissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin DAW 1972 umbenannt in Akademie der Wissenschaften der DDR AdW Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenArzneiverordnungen Hirzel Leipzig 1958 als Mitherausgeber Arzt und Philosophie Humanismus Erkenntnis Praxis Volk und Gesundheit Berlin 1961 mit anderen Autoren Kommentar zum Deutschen Arzneibuch 7 Ausgabe Akademie Verlag Berlin 1969 mehrere Tagungsbande zu den von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin veranstalteten Internationalen Symposien uber Struktur und Funktion der Erythrocyten Akademie Verlag Berlin zwischen 1959 und 1975 als Mitherausgeber Student und Arzt in jener Zeit In Samuel Mitja Rapoport Achim Thom Hrsg Das Schicksal der Medizin im Faschismus Auftrag und Verpflichtung zur Bewahrung von Humanismus und Frieden Internationales wissenschaftliches Symposium europaischer Sektionen der IPPNW 17 18 November 1988 Erfurt Weimar DDR Volk und Gesundheit Berlin 1989 S 274 281 Literatur BearbeitenJ Axt Red Institut fur Wirkstofforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR 1976 1986 Berlin 1985 93 Seiten https leibnizsozietaet de wp content uploads 2022 02 IWF Jubilaeumsbroschuere 1985 pdf Peter Oehme Aktuelle Probleme der Peptidforschung Festsitzung der Klassen Medizin und Biowissenschaften am 25 April 1985 aus Anlass des 70 Geburtstages von Friedrich Jung Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Mathematik Naturwissenschaften Technik Band 1986 10 N Akademieverlag Berlin 1987 Reprint E Book De Gruyter Verlag 2021 2022 doi 10 1515 9783112551486 Jung Friedrich In Werner Hartkopf Die Berliner Akademie der Wissenschaften Ihre Mitglieder und Preistrager 1700 1990 Akademie Verlag Berlin 1992 ISBN 3 05 002153 5 S 173 Werner Scheler Peter Oehme Zwischen Arznei und Gesellschaft Zum Leben und Wirken des Friedrich Jung Abhandlungen der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin Band 8 trafo Wissenschaftsverlag Berlin 2002 ISBN 3 89626 345 5 Biographien Friedrich Jung In Heinz Bielka Geschichte der medizinisch biologischen Institute Berlin Buch Zweite Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2002 ISBN 3 540 42842 9 S 175 Jochen Richter Jung Friedrich In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Peter Oehme Das Wirken von Friedrich Jung in der Berliner Pharmakologie In J Gross G Jacobasch P Oehme Hrsg Sitzungsberichte der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin Band 123 124 trafo Verlag Berlin 2015 S 29 44 Peter Oehme Werner Scheler Friedrich Karl Jung wissenschaftliche Biographie In Athineos Philippu Hrsg Geschichte und Wirken der pharmakologischen klinisch pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum Band V Autobiographien II und ausgewahlte Biographien Berenkamp Verlag 2017 S 261 264 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Jung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Friedrich Jung im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Zweite aktualisierte Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 S 291 Julius Maximilians Universitat Wurzburg Vorlesungs Verzeichnis fur das Sommer Halbjahr 1948 Universitatsdruckerei H Sturtz Wurzburg 1948 S 23 dort Dr Fritz Jung Rudiger vom Bruch Uta Gerhardt Aleksandra Pawliczek Kontinuitaten und Diskontinuitaten in der Wissenschaftsgeschichte des 20 Jahrhunderts Franz Steiner Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 515 08965 9 S 108 Nachruf im Deutschen Arzteblatt Ausgabe 94 40 1997 A 2589 B 2214 C 1966 Leibniz Intern Mitteilungen der Leibniz Sozietat Nr 20 vom 15 November 2003 S 6 a b Ulrich Meyer Man sollte die Entwicklung nicht hemmen Fritz Hauschild 1908 1974 und die Arzneimittelforschung der DDR In Die Pharmazie 60 6 2005 Govi Verlag S 468 472 ISSN 0031 7144 Johann Gross Gedenktafel fur Professor Friedrich Jung in Berlin Buch enthullt In Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin 2015 1 Peter Oehme Silke Osswald Einweihung der Jung Buste im Wissenschaftsmuseum auf dem Campus Berlin Buch In Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin 2019 2 Normdaten Person GND 123987741 lobid OGND AKS LCCN nr98005410 VIAF 52611302 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jung FriedrichALTERNATIVNAMEN Jung Friedrich Karl vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher PharmakologeGEBURTSDATUM 21 April 1915GEBURTSORT FriedrichshafenSTERBEDATUM 5 August 1997STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Jung Mediziner amp oldid 237868902