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Francois Baron de Tott ungarisch Baro Toth Ferenc 17 August 1733 in Chamigny 24 September 1793 in Bad Tatzmannsdorf war ein franzosischer Diplomat und Militar ungarischer Herkunft Er leistete der osmanischen Regierung von 1769 bis 1775 als Militarberater wichtige Dienste und verfasste spater viel Aufsehen erregende Memoiren uber seine Erlebnisse und Beobachtungen im Orient in denen er als Erster viele der bis dahin in Europa umlaufenden oft irrigen und unzuverlassigen Nachrichten uber die dortigen Lander korrigierte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Diplomatische und militarberatende Tatigkeit auf der Krim und im Osmanischen Reich 1 3 Inspektionsreise in die Levante und nach Nordafrika 1 4 Abfassung der Memoiren 1 5 Exil und Tod 2 Literatur 3 WeblinksLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Der Vater von Francois de Tott war ein ungarischer Edelmann der als Anhanger Rakoczis sein Vaterland hatte verlassen mussen und im Gefolge des hohen ungarischen Militarfuhrers Bercsenyi franzosisch Bercheny nach Frankreich gekommen war fur das er in der Folge militarische und diplomatische Dienste im Osmanischen Reich leistete Francois de Tott selbst wuchs in Frankreich auf trat als junger Bursche in das Husarenregiment von Bercheny ein wurde im Juli 1747 in der Schlacht bei Lauffeldt verwundet und erreichte den Grad eines Capitaine Im April 1755 begleitete Tott seinen Vater in die Turkei als dieser dem Gefolge des als Gesandter nach Konstantinopel abgehenden Charles Gravier comte de Vergennes beigegeben wurde Im gleichen Jahr verheiratete er sich mit Marie Rambaud die einer bedeutenden Lyoner Kaufmannsfamilie entstammte welche sich im 18 Jahrhundert in Konstantinopel niedergelassen hatte Aus dieser Ehe hatte er zwei Tochter Sophie 1758 1848 die Malerin wurde und Marie Francoise 1770 1854 die sich mit dem franzosischen Politiker und Militar Francois Armand Frederic duc de La Rochefoucauld verheiratete Auch nach des Vaters Tod September 1757 blieb Tott wahrend der Regierung Mustafas III bei der franzosischen Gesandtschaft wo er von Vergennes eine Anstellung erhielt Wahrend eines achtjahrigen Aufenthalts in Konstantinopel erwarb er sich eine ausgezeichnete Kenntnis der turkischen Sprache Sitten und Einrichtungen Im April 1763 kehrte er nach Frankreich zuruck Diplomatische und militarberatende Tatigkeit auf der Krim und im Osmanischen Reich Bearbeiten Die Einsicht die Tott in die orientalischen Verhaltnisse gewonnen hatte veranlassten ihn dem Herzog von Choiseul 1766 Vorschlage zu einem Handelsvertrag mit dem Khan der Krimtataren und zur Offnung des Schwarzen Meers fur die franzosische Flotte zu prasentieren Seine Plane fanden Anklang und zu ihrer Ausfuhrung wurde er selbst 1767 als Nachfolger des erkrankten franzosischen Konsuls der Krim Fornetti nach Bachtschyssaraj als Resident gesendet Er reiste dorthin uber Polen wo er vom Tod des Khans Arslan Giray erfuhr was seine Mission erschweren konnte da der neue Khan Maqsud Giray nicht zur Beibehaltung von Arslans politischem Kurs geneigt schien Tott verliess Warschau am 15 September 1767 und kam am folgenden 17 Oktober in Bachtschyssaraj der Residenz des Khans an Er beschrieb seine interessanten Beobachtungen uber polnische und turkische Staatsangelegenheiten und erlangte beim Khan grosses Gewicht Massgeblich trug Tott durch seinen Einfluss zu dem vom Herzog von Choiseul gewunschten Ausbruch des russisch turkischen Kriegs 1768 74 bei Indessen fand er Maqsud Giray dennoch nicht genugend entgegenkommend und war moglicherweise an dessen Absetzung sowie der Wiedereinsetzung von Qirim Giray November 1768 beteiligt welchen letzteren er auf dem Feldzug von 1768 69 begleitete Qirim Giray starb bereits im Marz 1769 und sein Nachfolger wurde Devlet IV Giray der dem Baron de Tott die Ruckkehr auf die Krim untersagte Daraufhin begab sich Tott wieder nach Konstantinopel und leistete der Hohen Pforte u a durch Verbesserung der Stuckgiesserei des Artilleriewesens und der Pontonbrucken wichtige Dienste Ausserdem wurde ihm die Befestigung und Verteidigung der Dardanellen anvertraut als eine vom Admiral Orlow kommandierte russische Flotte nach der Vernichtung der osmanischen Flotte in der Seeschlacht von Cesme Juli 1770 Konstantinopel bedrohte Tott schlug u a die Errichtung von sechs mit 50 Kanonen bestuckten Kustenbatterien auf der europaischen Seite der Meerenge sowie von funf solchen Batterien auf der asiatischen Seite vor Seine Plane wurden umgesetzt und die Schiffe Orlows an der Einfahrt in die Dardanellen gehindert Anfang 1771 sah Tott voraus dass sich die russische Offensive nun auf die Krim und nach Otschakow verlagern wurde und stellte Massnahmen zur Sicherung der dortigen turkischen Grenze vor Fur den Krieg des Jahres 1771 hatte er bereits 150 Kanonen herstellen lassen und bei Probeversuchen erreicht dass die Kanoniere damit drei Schuss pro Minute abfeuern konnten welche Geschwindigkeit die Osmanen erstaunte Ferner unterrichtete Tott die Kanoniere im Bombenwerfen und beaufsichtigte 1772 den Bau einer neuen modernen Geschutzgiesserei in Konstantinopel 1773 75 war er mit der Ausbesserung alterer und der Errichtung neuer Festungen entlang des Bosporus betraut Damals entwickelte er auch Plane fur den Bau neuer Schiffe und uberwachte deren Ausfuhrung Viele der von ihm angeregten Verbesserungen des turkischen Militarwesens trugen dann wahrend der Regierung von Abdulhamid I 1774 89 Fruchte Durch seine Dienste hatte Tott die Achtung und das Vertrauen der Osmanen erworben und auf ausdruckliche Empfehlung der Hohen Pforte erhob ihn Ludwig XV im Juli 1773 in den Rang eines Brigadier des armees Dessen ungeachtet hatte er manche Misshelligkeiten zu erdulden die u a von der Skepsis der Osmanen gegenuber europaischer Technik herruhrten und beispielsweise wurden die mit dem Bau der neuen Festungen am Bosporus verbundenen Arbeiten nur mangelhaft ausgefuhrt Dies veranlasste Tott 1776 zur Ruckkehr nach Frankreich Die Turken liessen ihm bei seiner Abreise einige Auszeichnungen zuteilwerden als er etwa vom Grosswesir Abschied nahm schenkte ihm dieser einen Pelzmantel Inspektionsreise in die Levante und nach Nordafrika Bearbeiten Wenige Monate nach seiner Heimkehr erhielt Tott vom Marineministerium den Auftrag die franzosischen Konsulate in den Handelsplatzen der Levante und Nordafrikas zu inspizieren Auf Wunsch Buffons wurde er auf dieser Mission vom Naturforscher Sonnini begleitet der dabei Naturkundestudien betreiben wollte Im Fruhjahr 1777 verliess Tott mit seinem Gefolge Toulon und besuchte nacheinander u a Chania Aleppo Alexandria Kairo Larnaka Smyrna Thessaloniki die Kykladen und Tunis Nach 17 monatiger Inspektionsreise kehrte Tott nach Paris zuruck womit seine diplomatische Karriere endete Er hatte bei seiner letzten Mission auch den geheimen Auftrag gehabt die Moglichkeiten einer von ihm propagierten eventuellen franzosischen Expedition nach Agypten auszuloten doch verwarf der Graf von Vergennes der damals Aussenminister war diese Idee und erst Napoleon Bonaparte fuhrte dieses Unternehmen 1798 durch Abfassung der Memoiren Bearbeiten nbsp Die MemoirenTott der zwei Pensionen vom Handels und Aussenministerium erhalten hatte und 1781 zum Marechal de camp ernannt wurde machte sich daran die Ergebnisse seiner Erfahrungen Dienste und Forschungen im Orient in seinen schatzenswerten Memoires sur les Turcs et les Tatares 4 Bde Amsterdam 1784 niederzulegen Im ersten Band beschreibt er Konstantinopel die damalige turkische Gesellschaft sowie ihr politisches System und hangt der Theorie vom orientalischen Despotismus an Dann widmet er sich im folgenden Band der Deskription des Alltagslebens der Krimtataren vor deren Unterwerfung durch die Russen seines dortigen Aufenthalt sowie der Flora und Fauna dieses Landes Im dritten Band schildert er seine ubertrieben dargestellte Rolle als Militarberater der osmanischen Regierung 1769 74 wahrend deren Kampfes gegen Katharina die Grosse und liefert abgesehen von der Uberhohung seiner Bedeutung im Wesentlichen zuverlassige historische Informationen Schliesslich gibt er im vierten Band einen Uberblick uber seine letzte diplomatische Reise beschreibt insbesondere Agypten etwa die Uberreste der antiken Bauwerke des Nillandes und empfiehlt bereits den Bau des Sueskanals Dem Werk Totts war grosser Erfolg beschieden Es machte viel Aufsehen und wurde bisweilen angegriffen Der ersten Auflage folgten in den nachsten beiden Jahren vier weitere franzosische Editionen Anlasslich der Erstedition erschien eine Kritik Peyssonnels Lettre de M de Peyssonnel contenant quelques observations relatives aux memoires qui ont paru sous le nom de M le baron de Tott Amsterdam 1785 welcher Brief aber eine Entgegnung des franzosischen Dragomans Pierre Jean Ruffin zur Folge hatte Die zweibandige Pariser Quartausgabe der Memoires von 1785 enthalt diese Antwort auf Peyssonels Brief Zu den Lesern des Werks zahlte der junge Napoleon und es lieferte u a Stoff fur Raspes Munchhausen Buch Bald wurden auch Ubersetzungen von Totts Memoiren angefertigt Die erste deutsche Ubersetzung erschien unter dem Titel Merkwurdigkeiten und Nachrichten von den Turken und Tataren Mit Anmerkungen 3 Bde Elbing 1786 sodann eine solche mit Peyssonnels Verbesserungen und Zusatzen 2 Bde Nurnberg 1787 88 Des Weiteren gab es Ubertragungen ins Englische 2 Bde 1785 ins Danische durch Morten Hallager 2 Bde Kopenhagen 1785 ins Niederlandische durch Ysbrand Van Hammelsveld Amsterdam 1789 und ins Schwedische Uppsala 1800 Exil und Tod Bearbeiten nbsp Tafel am Grab von Francois de Tott in Bad Tatzmannsdorf1786 oder 1787 wurde Tott zum Kommandanten von Douai ernannt und hatte diesen Posten auch noch beim Ausbruch der Franzosischen Revolution 1789 inne Doch als er 1790 einen von der aus vier Regimentern bestehenden Garnison Douais gefasstem Plan vereiteln wollte deren Soldaten von den neuen Ideen erfullt waren erhoben sich diese gegen ihn ihren Kommandanten beschuldigten ihn ein Aristokrat zu sein und drohten ihn auf der nachsten Laterne aufzuhangen Tott entzog sich diesem Schicksal durch Flucht und gelangte nach Paris Von dort aus begab er sich in die Schweiz und verweilte hier ein Jahr Anschliessend ging er nach Wien wo er als der Sohn eines Anhangers von Ragoczy erst begnadigt werden musste Daraufhin lebte er sehr zuruckgezogen in Ungarn auf dem Gut eines alten Freundes seiner Familie des Grafen Tivadar Batthyany 1793 starb Tott der sich auch als Zeichner und Musiker betatigt hatte im Alter von 60 Jahren in Bad Tatzmannsdorf Literatur BearbeitenTott Francois baron de in Louis Gabriel Michaud Hrsg Biographie universelle 2 Auflage 1843ff Bd 42 S 6 ff Constantin von Wurzbach Tott Franz Freiherr In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 46 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1882 S 250 252 Digitalisat Weblinks BearbeitenFerenc Toth Francois baron de Tott in Annuaire de l Ecole pratique des hautes etudes 2011Normdaten Person GND 117727776 lobid OGND AKS LCCN n85364003 VIAF 95232432 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tott Francois deKURZBESCHREIBUNG franzosischer Diplomat und MilitarGEBURTSDATUM 17 August 1733GEBURTSORT ChamignySTERBEDATUM 24 September 1793STERBEORT Bad Tatzmannsdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Francois de Tott amp oldid 216436742