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Farbholzer sind Holzarten die einen zum Farben benutzbaren Farbstoff enthalten wie namentlich das Blauholz Kampescheholz Fisettholz Fustik Gelbholz Rotholz und Sandelholz Sie werden mit Ausnahme des Fisettholzes von aussereuropaischen Geholzen geliefert und in Blocken ohne Emballage verladen Geschaltes Rotsandelholz beschlag nahmt in Kapila Theertham IndienDie Holzfarbstoffe sind Beizenfarbstoffe sie ergeben fur sich allein keine brauchbaren Farbungen Dies geschieht erst in der Verbindung mit Metallsalzen mit denen der Holzfarbstoff eine intensiv gefarbte unlosliche Verbindung eingeht Eine besondere Eigenschaft der Farbholzstoffe ist ihrer Gerbwirkung Mit nur Farbholzextrakten lasst sich sehr gut gerben Deshalb wurden sie vorwiegend zum Farben von Eiweisssubstanzen wie Leder Pelz Seide Wolle und Polyamiden wie beispielsweise Nylon und Perlon eingesetzt die sich farberisch ahnlich wie Eiweisssubstanzen verhalten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung 3 Blauholz 4 Rotholz 5 Rotsandelholz 6 Gelbholz 7 Fisettholz 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUnter den Stoffen die nach der Entdeckung Amerikas zu uns kamen befanden sich auch Produkte die der Farbung von Faserstoffen dienen darunter besonders bedeutsam die Farbholzer Durch sie wurde in kurzester Zeit die Wollfarberei revolutioniert Jetzt konnten auf viel einfachere und schnelle Art farbechte und farbintensivere Nuancen erzielt werden In Frankreich forderte der Finanzminister Jean Baptiste Colbert 1619 1683 die Seidenveredlung und Lyon wurde zum Mittelpunkt dieser Industrie Besonders ein brauchbares Schwarz spielte hierfur eine herausragende Rolle dabei kamen die Farbholzer vor allem Blauholz zum Einsatz Wahrend walkechte Wolltuche zum Farben eine mehrstundige Kochbehandlung erfordern reichen bei Seidengarnen mittlere Temperaturen 40 70 C 2 Meyers Konversationslexikon von 1888 90 erklart Die Zerkleinerung erfolgt in eignen Etablissements Hamburg Berlin Leipzig etc auf sogen Farbholzmuhlen welche Spane Locken Nadeln oder Pulver liefern Die zerkleinerte Ware lasst man in dunklen luftigen Raumen unter haufigem Benetzen mit Wasser und zeitweiligem Umschaufeln mehrere Wochen liegen Fermentieren um den Farbstoff der nicht fertig gebildet im Farbholz enthalten ist aus dem Chromogen zu entwickeln Diese fermentierten Holzer haben lebhafteres Aussehen und sind beim Farben ergiebiger Durch Auskochen der zerkleinerten und fermentierten Farbholzer und Verdampfen des Auszugs erhalt man die Farbholzextrakte welche entweder sirupartig 20 25 B oder fest sind und im letzteren Fall eine dunkle glanzende Masse mit muscheligem Bruch bilden Die im Vakuum bereiteten Extrakte losen sich vollstandig in Wasser die an der Luft verdampften hinterlassen mehr oder weniger unloslichen Ruckstand 3 Diese Verfahren wurden auch auf die Pelzfarberei ubertragen Der Erfolg des Karakulfells begann erst nachdem 1870 das Blauholzfarbeverfahren fur Persianer eingefuhrt worden war Bis dahin zahlte diese Lammfellart noch nicht zu den Edelpelzen des Rauchwarenhandels 4 Das Blauholz kam anfangs aus Yukatan in Mexiko von der Campeche Bay Allmahlich verlagerte sich die hauptsachliche Blauholzgewinnung nach Haiti Im 18 Jahrhundert begann der systematische Anbau von Blauholzbaumen durch Englander auf Jamaika von wo in den 1960er Jahren die Hauptmenge kam ebenso wie Gelbholz das zusammen mit Rotholz ausserdem aus Nicaragua kam 1 Bis zu ihrer Verdrangung durch Anilifarbstoffe wurden Farbholzer und Farbholzextrakte vor allem zum Farben und Bedrucken von Textilstoffen eingesetzt ebenso zum Farben von Leder Papier Stroh Holz Federn sowie zur Herstellung von Tinten Tapetenfarben und ahnlichem Sie werden teilweise meist in der Verbindung mit Anilinfarben in der Glacefarberei eingesetzt Gelbholzextrakt wurde 1962 fur bestimmte Druckfarben noch als sehr begehrt eingeschatzt 1 Der Hohepunkt des Weltverbrauchs von Farbholzern war mit 400 000 tons um 1890 erreicht Davon waren etwa 300 000 tons Blauholz im Wert von etwa 50 Millionen Mark In Le Havre seit dem fruhen 18 Jahrhundert der fuhrende Platz fur Farbholzanlandungen kamen im Jahr 1887 rund 50 Schiffe mit zusammen 75 000 tons Farbholz an Danach wirkte sich die Konkurrenz der kunstlichen Farbstoffe aus und fuhrte anfangs langsam dann schneller weltweit zur Abnahme des Farbholzverbrauchs 1 Das Blauholzschwarz war nicht so ganz ersetzbar Wegen seiner Schonheit und Echtheit war es sehr beliebt und wird vielleicht auch heute noch in besonderen Fellen angewandt Bei bestimmten Baumwolldrucken fur schwarze Naturseide oder von Edelpelzen wie Persianer wurde fast ausschliesslich Blauholzfarbstoff genommen Als die Farbholzer in der Textilindustrie langst nicht mehr eingesetzt wurden hatten sie zumindest in den 1970er Jahren vor allem in der Pelzveredlung aber auch in der Lederfarberei ihre Bedeutung Die wichtigsten Farbholzer dort sind Blauholz Rotholz Gelbholz und Fisettholz wobei Blauholz am wichtigsten ist die ubrigen dienen neben meinem aus der gelben Curcumawurzel gewonnenem Pulver nur zur Farbabstufung 2 1 Hatte der Rauchwarenhandler Ende des 20 Jahrhunderts eine Partie Persianerfelle eingekauft so gab er die Felle mit einem weniger glanzenden strohigen Haar zu dem Pelzveredler Werner Schmidt der zwar teurer war aber bis zu seiner Betriebsaufgabe in Einbeck noch mit Blauholz schwarzfarbte Gewinnung Bearbeiten nbsp Farbholzraspeln im Werk und Zuchthaus Hamburg 1710 Von den Farbholzstammen werden die Rinden entfernt und vor dem Verschiffen vom Splintholz befreit Gelbholz hat glatte runde Blauholz dagegen tief gefurchte Stamme Diese und die dickeren Aststucke haben eine Lange von 1 bis 1 5 Metern und wiegen bis zu mehreren 100 Kilogramm Das Holz ist sehr hart vergleichbar dem Eichenholz Das rote Sandelholz wird entweder in machtigen Stammen bis zu einem Durchmesser von bis zu einem Meter und 3 bis 4 Meter Lange oder in aufgespaltenen Scheiten dem Handel zugefuhrt Das weichere Visetholz besteht aus armdicken meist krummen 1 bis 1 5 Meter langen Stucken 1 Die immer notwendige Zerkleinerung der Farbholzer erfolgt in Hirnschnitt Raspelmaschinen wobei der Stamm in einem Trog von etwas 2 5 Meter Lange liegt Er wird von einem Stempel gegen einen rotierenden Messerkopf gedruckt der das Holz quer zur Faser in etwa 1 Zentimeter lange und 0 5 Zentimeter dicke Stucke zerreisst In einer Siebanlage wird der Normalschnitt von Staub und Splittern befreit Letztere werden in einer Kreuzschlagmuhle weiter zerkleinert Der gereinigte Normalhirnschnitt wird teilweise in dieser Form verkauft und von den Farbern selber weiter zubereitet Das geschnittene Blau und Rotholz wird haufig vorher fermentiert wobei der Farbstoff oxydiert und das Holz mit einem mehr oder weniger grunlich schimmernden Belag von Hamatein beziehungsweise ahnliche Braselein uberzieht Nach der Fermentation muss das Holz wieder auf seinen ursprunglichen Feuchtigkeitsgehalt abgetrocknet werden 1 Das meiste Blau Gelb Rot und Visetholz wird extrahiert Der Extrakt durchlauft einen Klarprozess und wird in grossen Vakuum Verdamofungsapparaten mit 400 Quadratmetern Heizflache auf 28 bis 30 Be zu sirupdicken Extrakten eingedampft Davon geht ein kleiner Teil direkt an die Abnehmer Hauptsachlich wird es jedoch in sogenannten Eindickern das sind Vakuum Verdampfungsapparate mit heizbaren Ruhrwerken zu einem festen Extrakt mit etwa 18 Wassergehalt eingedampft oder in Vakuum Dunnschicht oder Zerstaubungstrocknern zu einem Pulver mit etwa 5 Wassergehalt verarbeitet 1 Der Blauholzextrakt wird haufig noch mit einem Oxydationsprozess behandelt Da das Blauholz den Farbstoff Hamatein nicht vorgebildet sondern in der niedrigeren Oxydationsstufe enthalt als Hamatoxylin muss es erst zu Hamatein oxydiert werden um farben zu konnen Das kann durch Fermentation geschehen das dann jedoch nicht mehr zur Herstellung des Extraktes geeignet ist Oder durch Oxydation des Extraktes oder durch das Benutzen von oxydierenden Beizen beim Farben mit unoxydiertem Extrakt 1 Blauholz Bearbeiten nbsp Mantel aus schwarzgefarbtem Karakulfell ca 1910 Blauholz frz bois de campeche wissenschaftlich lat Lignum campechianum ist das Holz des Blutholzbaumes das besonders im mittleren Amerika auf Jamaika Domingo Haiti Kuba Martinique usw wild wachst inzwischen aber kultiviert wird Die Spanier die das Blauholz kennenlernten nannten es nach der mexikanischen Campeche Bay Patocampechio woraus im Englischen Campeachy wurde 1 2 Die Stamme werden zu Spanen zerkleinert aus denen sich viele Farber ihren Extrakt selbst herstellten bevor dies von der Industrie ubernommen wurde Es kommt inzwischen in Block oder Pulverform in den Handel Die Art der Extraktion hat wesentlichen Einfluss auf die Qualitat Je hoher die Temperatur und der Druck desto besser ist die Ausbeute weniger blaulicher Produkte Fur die Pelzveredlung wird moglichst blaufarbende unfermentierte Ware bevorzugt 2 Das Haematoxylin reagiert bedingt durch die enthaltenen Oxygruppen sauer Ihr chemischer Aufbau erinnert an die Konstitution mancher pflanzlicher Gerbstoffe und bedingt eine einmalige Wirkung Blauholz farbt und gerbt zugleich Als typischer Beizenfarbstoff entstehen in der Verbindung mit Schwermetallen Farblacke mit unvergleichlicher Deckkraft Mit Zinnsalzen violett mit Tonerdsalzen blau mit Chromsalzen schwarzblau mit Eisensalzen blauschwarz mit Kupfersalzen grunschwarz 2 Da Blauholzfarbe bei Pelzfellen das Leder ausgezeichnet durchfarbt wird es dort auch als sogenannte Lederblende eingesetzt Trotz intensiver Bemuhungen der Farbindustrie fur Blauholzschwarz in der Pelzveredlung einen gleichwertigen Ersatz zu finden gab es 1972 stets nur in Teilen positive Losungen 2 Beim Schwarzfarben von Chevreauleder und Veloursleder wird der Anilinfarbe Blauholzextrakt beigemischt Seine leichte Gerbwirkung verbessert das Narbenbild und den Griff 1 Das aus dem Blauholzextrakt isolierte reine kristallisierte Hamatoxylin ist wichtig als Reagenz oder zum Anfarben mikroskopischer Praparate 1 Erwahnenswerte Mengen Blauholzextrakt gingen oder gehen an die Solinger Schneidwarenindustrie zum Brunieren von Stahl und zum Farben der Messerschalen Ein anderer Teil ging an die Hersteller von Schwarzfarben sowie zur Verwendung als Beize in der Tabakindustrie und von Puder 1 Rotholz BearbeitenRotholz Fernambukholz Brasilienholz Sapanholz sind Holzer die von verschiedenen Caesalpinienarten stammen Sie kommen in Sudamerika den Antillen Jamaika und Ostasien vor Da sie nur als Nuancierfarbstoffe Anwendung finden werden nur geringe Mengen benotigt Das farbende Prinzip heisst Brasilin durch Fermentation geht es in Brasilein uber 2 Rotsandelholz BearbeitenRotsandelholz ist das einzige Farbholz das nicht wasserloslich ist Deshalb gibt es keine handelsublichen Sandelholzextrakte Fruher ein bedeutender Farbstoff zum Einfarben von Wolltuchen wird es kaum noch zum Farben eingesetzt Als sogenannter Quadratsandel wird es in bestimmte Korngrosse geschnitten gewissen Gesundheitstees beigemischt Mit Flugsandel einem ganz fein gemahlenen Rotsandelholz werden in der skandinavischen Fischindustrie Sossen gefarbt und damit besser schmeckend gemacht Flugsandel wird auch in Raucherkerzen untergemischt 1 Gelbholz BearbeitenGelbholz kommt vom Farbermaulbeerbaum der wild auf Kuba wachst Mit Aluminium und Chrombeizen entstehen grune bis braungelbe Farbungen Als Beimenge wird haufig eine geringe Menge Blauholz verwendet um aus einem Blauschwarz ein Tiefschwarz zu erzielen Gelbholz beinhaltet eine Reihe von naturlichen Farbstoffen zum Beispiel Morin Maclurin und andere 2 Fisettholz BearbeitenFisettholz aus dem Holz des Sumachbaumes erzeugt gelbe bis gelblichrotliche Farbnuancen Als wirksamer Farbstoff wurde das Fisettin erkannt ein Flavanol 2 Literatur BearbeitenGerhard Boehm Handelsholzer aus Lateinamerika 1 Auflage Verlag Kessel Remagen Oberwinter 2011 ISBN 978 3 941300 40 8 Weblinks BearbeitenRotholzextrakt aus Brasilettholz Haematoxylum brasiletto abgerufen am 19 Juni 2020 Histochemische Untersuchung einiger flavonfuhrender Farbholzer abgerufen am 19 Juni 2020 Farbige Holzer und Farbholzer abgerufen am 19 Juni 2020 Massanalyse und digitale Rekonstruktion ursprunglicher Farbigkeit abgerufen am 19 Juni 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n Die Farbholzer ihre Verarbeitung und Verwendung In Die Pelzmotte Nr 3 1962 Rifra Verlag Murrhardt S 30 32 a b c d e f g h i A Ginzel Die Farbholzer In Die Pelzwirtschaft Heft 3 1972 Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage von 1888 bis 1890 Thorer amp Co Hrsg 75 Jahre Thorerfarbe Offenbach am Main 1958 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Farbholzer amp oldid 232512868