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Die Furstlich Solms Braunfels sche Regierung war 1828 bis 1848 die Regierung des Mediatgebietes des Fursten von Solms Braunfels im Konigreich Preussen Schloss Braunfels Sitz der Regierung Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entstehung 3 Die Marzrevolution in Braunfels 3 1 Die Konflikte zwischen Bauern und Regierung 3 2 Der Ausbruch der Revolution 3 3 Eskalation 3 4 Der Sturm auf Braunfels 4 Das Ende der Regierung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten1742 waren die Grafen von Solms Braunfels in den Reichsfurstenstand erhoben worden 1803 blieb das Furstentum im Reichsdeputationshauptschluss unangetastet und verfugte uber eine Stimme im Reichsfurstenrat Mit der Rheinbundakte 1806 wurden die Solms schen Furstentumer mediatisiert Die Amter Braunfels und Greiffenstein wurden Teil des Herzogtums Nassau Trotz der Mediatisierung von 1806 behielten die Fursten von Solms Braunfels standesherrliche Rechte im Amt Organisatorisch wurden diese Rechte in den Herzoglich nassauisch Furstlich Solmsches Amtern Braunfels und Greiffenstein verwaltet Der Furst von Solms Braunfels behielt das Kirchenpatronat eingeschrankt durch eine Prasentationspflicht beim nassauischen Herzog Auch die Schullehrer wurden auf gleiche Weise durch den Grafen nach Prasentation ernannt Der Furst behielt das Recht der niederen Gerichtsbarkeit einschliesslich der Forstgerichtsbarkeit Weiterhin blieben die furstlichen Rechte aus Zehnten und vergleichbaren Abgaben bestehen Am 30 Oktober 1809 wurde das furstliche Konsistorium in Braunfels aufgelost und das herzogliche Konsistorium in Wiesbaden ubernahm die Kirchenverwaltung Am gleichen Tag wurde auch die furstliche Justizkanzlei aufgelost 1 In einem Staatsvertrag vereinbarten Nassau und Preussen 1816 einen Gebietstausch Als Teil dessen wurden die beiden Amter preussisch 2 Dort wurde sie Teil des neuen Kreises Braunfels der 1822 im Kreis Wetzlar aufging zum Mediatgebiet des Kreises gehorte noch das Solms Licher Amt Hohensolms Entstehung BearbeitenWahrend andere Standesherren sich mit dem Verlust der Reichsunmittelbarkeit abgefunden hatten und vielfach auch die verbliebenen Hoheitsrechte auf dem Verhandlungsweg an die betreffenden Staaten abgaben strebte Furst Wilhelm zu Solms Braunfels 1759 1837 nach einer Ruckkehr zur eigenen Staatlichkeit Diese war nur auf dem Verhandlungswege mit Preussen zu erreichen Nach langen Verhandlungen wurde 1827 ein Rezess uber die Einrichtung einer Furstlich Solms Braunsfels schen Regierung mit Preussen abgeschlossen Damit konnte zum 1 Juli 1828 die Furstlich Solms Braunsfels sche Regierung eingerichtet und damit eine echte Unterherrschaft im Konigreich Preussen geschaffen werden Die Kompetenzen der Regierung waren die Rechtsprechung in der ersten und ab 1842 3 der zweiten Instanz die Ortspolizei und das Kirchen und Schulwesen Die Ernennung der Beamten erfolgte ohne Mitwirkung Preussens durch den Fursten Sitz der Regierung war Schloss Braunfels Oberbeamter der Regierung war seit dem 28 Juni 1822 Regierungsdirektor Stephan Josef Stephan der vorherige Landrat im Kreis Braunfels Daneben bestand die Regierung aus den beiden Regierungsraten von Gruben und Medizinalrat Held 1837 stellte der Furst beim koniglichen Oberprasidium den Antrag Regierungsdirektor Stephan kunftig den Titel eines Regierungsprasidenten zu verleihen Das Oberprasidium der Rheinprovinz lehnte diesen Antrag ab Dennoch genehmigte der Konig mit Schreiben vom 16 Mai 1838 den Titel eines Furstlich Solms Braunfelsischen Prasidenten fur Stephan Nach Stephans Tod im Jahr 1844 wurde Hofmann sein Nachfolger 4 Die Marzrevolution in Braunfels Bearbeiten nbsp Furst Ferdinand zu Solms BraunfelsDie Konflikte zwischen Bauern und Regierung Bearbeiten Die Lage der Bauern im Furstentum war armselig Neben der ruckstandigen Landwirtschaft und Bodenzersplitterung war es auch die Lage des Kreises als preussischer Exklave umgeben vom Nassau und Hessen die die Wirtschaft hemmte Der Furst widersetzte sich der Abschaffung der Grundlasten Erst 1840 wurde das preussische Gesetz wegen Ablosung der Reallasten in den vormals Nassauischen Landesteilen und der Stadt Wetzlar mit Gebiet erlassen Erstmals war damit die Moglichkeit geschaffen den Zehnten und ahnliche Grundlasten gegen eine Einmalzahlung des 25 fachen Jahresbetrag abzulosen Erst 1847 wurde auf Basis dieses Gesetzes ein erster Vertrag zwischen den Gemeinden Albshausen Burgsolms Niederbiel und Oberbiel mit der furstlichen Rentkammer zur Ablosung des Zehnten abgeschlossen In den meisten Orten galt er weiter Ein weiteres Konfliktfeld zwischen der Landbevolkerung und der Regierung war die Waldnutzung Zum einen bestanden umfangreiche Lieferpflichten an Bau und Heizholz an den Fursten Dieses Beamtenholz war bereits im Heiligen Romischen Reich Anlass fur Rechtsstreitigkeiten gewesen Vor allem aber waren die Jagdrechte des Fursten ein Argernis der Bevolkerung Furst Ferdinand zu Solms Braunfels der seinem Vater Wilhelm 1837 im Amt gefolgt war war begeisterter Jager und wurde daher vielfach als Jagerfurst bezeichnet Die Wildschaden belasteten die Bauern deutlich Der Ausbruch der Revolution Bearbeiten Die Deutsche Revolution 1848 1849 hatte im benachbarten Herzogtum Nassau zu einer Volksbewegung gefuhrt Am 4 Marz 1848 versammelten sich 30 000 Nassauer aus allen Amtern in Wiesbaden und setzten die Neun Forderungen der Nassauer durch Furst Ferdinand war besorgt dass das Gleiche auch in Braunfels passieren konnte und fragte am 8 Marz beim Landrat Rudolf von Dewitz um Truppen nach Nachdem diese Bitte nicht erfullt wurde begann man in der Stadt Braunfels mit der Aufstellung einer Burgerwehr Am 16 Marz uberbrachten neun Gemeindedeputierte Forderungen an den Fursten Dies waren Peter Seipp aus Oberquembach Philipp Becker aus Griedelbach Johannes Sohngen aus Kroffelbach Ludwig Piscator aus Leun Conrad Neu aus Tiefenbach Peter Diehl aus Asslar Louis Ruckert aus Katzenfurt Peter Heinrich Leidecker aus Breitenbach und Heinrich Heukrath aus Ulm Der Furst lehnte ein Entgegenkommen ab und schickte einen Boten an den Oberprasidenten mit der erneuten Bitte um Entsendung von Truppen Am 16 Marz fand eine Volksversammlung in Wetzlar statt Alle 40 Gemeinden des Furstentums waren vertreten und beschlossen 19 Forderungen an den Fursten Die Einwohner des Furstentums wurden aufgerufen am ubernachsten Tag die Ubergabe der Forderungen zu begleiten Am 18 Marz trafen 3 000 Bauern in Braunfels ein Die Bauern waren teilweise bewaffnet Zwar war Landrat von Dewitz anwesend Truppen standen aber nicht bereit Unter dem Eindruck der Volksmassen verhandelten der Furst und die Vertreter der Ortschaften langere Zeit Zum Schluss genehmigte der Furst alle Forderungen Auf Rat von Anwalt Carl Zeckler aus Wetzlar wurde in die Erklarung der Hinweis aufgenommen die Forderungen seien freiwillig erfolgt Wesentliche Forderungen die der Furst genehmigt hatte waren Ablosung von Reallasten Verzicht auf das Beamtenholz Verzicht auf Jagd und Fischereirechte Die Genehmigung fur die Gemeinden Bergwerke selbst betreiben zu durfen Autonomie der Gemeinden Aufhebung des Schultheissenamts Wahl der Burgermeister durch die Einwohner Abgabe der Jurisdiktion und der Verwaltung an den Staat Preussen also die Auflosung der furstlichen RegierungEskalation Bearbeiten Am 19 Marz erst erreichte das angeforderte Militar die Stadt Braunfels Die 1 Kompanie des 29 Infanterieregiments verstarkte nun die Braunfelser Burgerwehr Auch diese hatte starken Zuspruch erfahren Aus Angst vor den Bauern hatten sich immer mehr Braunfelser Burger gemeldet Im Schutze des Militars erklarte Furst Ferdinand die Genehmigung der Forderungen sei unter Zwang entstanden und er wurde sich nicht daran halten Unterstutzt wurde diese Position durch die Veroffentlichung eines Erlasses des preussischen Innenministeriums vom 27 Marz dass erzwungene Vereinbarungen nicht anerkannt wurden durch den Landrat In Anbetracht der Stimmung im Volk bot der Furst jedoch an einen Kompromiss mit den Gemeinden zu suchen Die furstliche Regierung richtete einen Appell der Regierung an Berlin einen Vermittler zu entsenden Der koniglich geheime Oberrevisionsrat Liehl aus Berlin wurde daher mit dem Auftrag einen Vergleich zu schaffen nach Braunfeld entsandt Der Furst verzichtet am 7 April auf Gerichtsbarkeit und Verwaltung und die Jagd in den Gemeindewaldern Diese Zugestandnisse reichten den Gemeinden nicht Nur 8 der 40 Gemeinden stimmen einem Vergleich auf dieser Basis zu Stattdessen setzten die 9 Deputierten dem Fursten eine Frist bis zum 8 April zur Zustimmung zu allen Marzforderungen In Erwartung eines Volksaufstandes zog Landrat von Dewitz am 8 April mit den in Wetzlar stationierten Jagern nach Braunfels Es blieb dort jedoch alles ruhig In der zweiten Aprilwoche spitzte sich die Situation erneut zu Ausloser war eine Bergwerksbesetzung in Niederbiehl der andere vergleichbare Aktionen folgten Die Regierung erliess Haftbefehle gegen die Radelsfuhrer 50 Soldaten versuchen am 15 April die Radelsfuhrer in Niederbiehl zu verhaften Bewaffnete Bauern stellten sich den Truppen entgegen Aufgrund der Uberzahl der Bauern zogen die Soldaten daher gegen das Versprechen die Gesuchten wurden sich stellen ab Ein Leutnant Drygalski zog mit 100 Mann nach Holzhausen und konnte dort zunachst Radelsfuhrer verhaften Spater musste aber auch er sie freilassen um ein Blutbad zu vermeiden Landrat von Dewitz selbst ritt mit seinen Jagern aus und nahm einige Verhaftungen vor Als er mit den Gefangenen in Wetzlar ankam kam es dort zu einem Aufruhr Aus Angst vor dem erwarteten Gegenangriff der Bauern wollte man dort die Gefangenen nicht im Stadtgefangnis haben Sie sollen stattdessen nach Braunfels verlegt werden Am Ende wurden auch diese Gefangenen frei gelassen In Erwartung eines Angriffs auf Braunfels erhielt Hauptmann von Gillern den Befehl des Landrates die Jager nach Braunfels zu schicken Die Wetzlarer Bevolkerung verhindert dies Der Sturm auf Braunfels Bearbeiten Am Abend des 15 April erschien ein kleiner Trupp Bauern mit Waffen in Braunfels und verlangte die sofortige Genehmigung der Forderungen Der Furst liess die Stadttore besetzen um Stadt und Burg zu verteidigen Im Laufe des Abends erschienen immer mehr Bauern aus den Landgemeinden Verhandlungen einer Deputation der Bauern mit dem Fursten blieben ohne Ergebnis Der Furst liess die Soldaten ausrucken und 15 Bauern verhaften Auf beiden Seiten fielen Schusse Zwei Bauern waren tot ein Soldat lebensgefahrlich verletzt worden Gegen Mitternacht befahl der Furst dem Kommandanten der preussischen Truppen Hauptmann Lagerstrom den unteren Teil der Stadt aufzugeben und sich in den oberen Teil zuruckzuziehen der leichter verteidigt werden konnte Im Schloss trug man vor allem die Hoffnung auf Entsatz durch die Jager aus Wetzlar Die Bauern wagten keinen Sturm auf die Oberstadt und entschieden sich stattdessen fur Biwak und Wachtfeuer Die Wut der Bauern richtete sich nun gegen die Unterstadt in der es zu Plunderungen und Zerstorungen kam Insbesondere das Haus des Gastwirtes Weiss aus dem heraus Schusse auf die Bauern abgegeben worden waren wurde zerstort Nachdem deutlich wurde dass das Warten auf Entsatz nicht sinnvoll war liess Lagerstrom zwischen 9 und 10 Uhr die Stellungen der Bauern sturmen Einige Bauern wurden getotet oder verwundet Da die Bauern keine militarische Ausbildung und Disziplin hatten viele hatten in der Nacht auch den erbeuteten Spirituosen zugesprochen leisteten diese keine wirksame Gegenwehr Sie fluchteten zuruck in die Heimatgemeinden Am 18 April trafen zwei Kompanien des 29 Infanterieregiments in Braunfels ein um die Ordnung wiederherzustellen Zu weiteren Demonstrationen oder Gewalttaten kam es nicht mehr Der Direktor des Justiz Senates in Ehrenbreitstein reiste an um die gerichtliche Erhebung vorzunehmen Eine Reihe von beteiligten Bauern wurde verhaftet und teilweise zu langjahrigen Gefangnisstrafen verurteilt oder zur Flucht ins Ausland getrieben Das Ende der Regierung BearbeitenAuch wenn die Ordnung militarisch wieder hergestellt war drangte die preussische Regierung auf einen Kompromiss um weitere Revolutionen zu vermeiden Auch nutzte man die Abhangigkeit des Fursten von der koniglich preussischen Armee um seine Standesrechte zu begrenzen Am 6 Mai wurde zwischen dem Fursten und dem Konigreich Preussen ein Vertrag abgeschlossen in dem der Furst den endgultigen Verzicht auf die Regierungsrechte bestatigte Weiterhin verzichtete er auf das Recht der Steuererhebung und das Recht der Besetzung der Pfarren und Schulen Ab dem 15 Mai war damit das Kreisgericht Wetzlar fur die Rechtsprechung und der Landrat in Wetzlar fur die Verwaltung zustandig Die furstliche Regierung endete Die Hoffnung auf dieser Basis einen Vergleich mit den Gemeinden zu erreichen trog jedoch Bis auf eine Gemeinde stimmte keine dem Vergleich zu Dies anderte aber nichts an den Fakten die die Gemeinden akzeptieren mussten Siehe auch BearbeitenFurstlich Wied sche RegierungLiteratur BearbeitenJasmin Hahn Sozialunruhen in der Standesherrschaft Solms Braunfels 1848 2011 ISBN 978 3 930221 24 0 Max Bar Die Behordenverfassung der Rheinprovinz 1919 Nachdruck 1965 S 206 212 214 216 218Einzelnachweise Bearbeiten Harry Muzing Die Mediatisierung der ehemaligen reichsunmittelbaren Standesherren und Reichsritter im Herzogtum Nassau Diss 1980 S 100 103 Staatsvertrage vom 31 Mai 1815 und 23 August 1816 VB 1815 S 97 ff VB 1816 S 237 Amtsblatt Regierung Koblenz 1842 Nr 22 Max Bar Die Behordenverfassung der Rheinprovinz 1919 Nachdruck 1965 S 213 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstlich Solms Braunfels sche Regierung amp oldid 225270341