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Die nach Leonhard Euler benannte eulersche Formel bzw Eulerformel in manchen Quellen auch eulersche Relation ist eine Gleichung die eine grundsatzliche Verbindung zwischen den trigonometrischen Funktionen und den komplexen Exponentialfunktionen mittels komplexer Zahlen darstellt Veranschaulichung am Einheitskreis in der komplexen ZahlenebeneDreidimensionale Darstellung der eulerschen Formel Inhaltsverzeichnis 1 Eulersche Formel 2 Herleitung mittels Reihenentwicklung 3 Eulersche Identitat 4 Beziehung zwischen Exponentialfunktionen und trigonometrischen Funktionen 4 1 Formulierung 4 2 Herleitung 4 3 Erlauterung 4 4 Hyperbelfunktionen 5 Weitere Anwendungen 6 Geschichte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseEulersche Formel BearbeitenDie eulersche Formel bezeichnet die fur alle y R displaystyle y in mathbb R nbsp gultige Gleichung e i y cos y i sin y displaystyle mathrm e mathrm i y cos left y right mathrm i sin left y right nbsp wobei die Konstante e displaystyle mathrm e nbsp die eulersche Zahl Basis der naturlichen Exponentialfunktion bzw des naturlichen Logarithmus und die Einheit i displaystyle mathrm i nbsp die imaginare Einheit der komplexen Zahlen bezeichnen Als Folgerung aus der eulerschen Formel ergibt sich fur alle z x i y C displaystyle z x mathrm i y in mathbb C nbsp die Gleichung e z e x i y e x e i y e x cos y i sin y displaystyle mathrm e z mathrm e x mathrm i y mathrm e x cdot mathrm e mathrm i y mathrm e x cdot left cos left y right mathrm i sin left y right right nbsp Herleitung mittels Reihenentwicklung Bearbeiten nbsp Animation der Herleitung der Eulerschen FormelDie eulersche Formel lasst sich aus den maclaurinschen Reihen Taylor Reihe mit Entwicklungsstelle x 0 0 displaystyle x 0 0 nbsp der Funktionen e y sin y displaystyle mathrm e y sin y nbsp und cos y displaystyle cos y nbsp y R displaystyle y in mathbb R nbsp herleiten e i y 1 i y i y 2 2 i y 3 3 i y 4 4 1 y 2 2 y 4 4 i y y 3 3 y 5 5 cos y i sin y displaystyle begin aligned mathrm e mathrm i y amp 1 mathrm i y mathrm i y 2 over 2 mathrm i y 3 over 3 mathrm i y 4 over 4 dots amp left 1 frac y 2 2 frac y 4 4 dots right mathrm i cdot left y frac y 3 3 frac y 5 5 dots right amp cos y mathrm i cdot sin y end aligned nbsp Die Umformungen basieren auf i 2 1 displaystyle mathrm i 2 1 nbsp Eulersche Identitat Bearbeiten nbsp Animation der Approximation von e i p displaystyle mathrm e mathrm i pi nbsp durch den Ausdruck lim n 1 i p n n displaystyle lim n rightarrow infty 1 mathrm i pi n n nbsp Die Punkte stellen jeweils fur ein n displaystyle n nbsp die Werte 1 i p n j displaystyle 1 mathrm i pi n j nbsp mit j 0 n displaystyle j 0 dots n nbsp dar Fur y p displaystyle y pi nbsp ergibt sich aus der eulerschen Formel die sogenannte eulersche Identitat e i p 1 displaystyle mathrm e mathrm i pi 1 nbsp die einen einfachen Zusammenhang zwischen vier der bedeutendsten mathematischen Konstanten herstellt der eulerschen Zahl e displaystyle mathrm e nbsp der Kreiszahl p displaystyle mathrm pi nbsp der imaginaren Einheit i displaystyle mathrm i nbsp sowie der reellen Einheit 1 displaystyle 1 nbsp Die folgende umgeformte Variante der Gleichung wird bisweilen obwohl komplizierter bevorzugt da in ihr mit der Null noch eine weitere mathematisch bedeutende Konstante hinzukommt e i p 1 0 displaystyle mathrm e mathrm i pi 1 0 nbsp Sie wird auch als die schonste Formel der Mathematik bezeichnet da sie neben den erwahnten 5 bedeutendsten Konstanten auch noch die drei Grundrechenarten plus mal und hoch enthalt sowie das wichtigste Zeichen der Mathematik das Gleichheitszeichen Eine weitere Version der Formel lautet e i t 2 1 displaystyle mathrm e mathrm i frac tau 2 1 nbsp bzw e i t 1 displaystyle mathrm e mathrm i tau 1 nbsp mit der alternativen Kreiszahl t displaystyle tau nbsp Erweitert man die Definition des Zahlenwerts von e z displaystyle mathrm e z nbsp als Grenzwert lim n 1 z n n displaystyle textstyle lim n rightarrow infty 1 z n n nbsp auf die komplexe Zahlenebene mit z C displaystyle z in mathbb C nbsp so ergibt sich dementsprechend fur z i p displaystyle z mathrm i pi nbsp der Wert 1 displaystyle 1 nbsp Die nebenstehende Animation zeigt die zu einem Streckenzug in der komplexen Ebene verbundenen Zwischenergebnisse der Berechnung des Ausdrucks 1 i p n n displaystyle 1 mathrm i pi n n nbsp Sie veranschaulicht dass dieser Streckenzug fur wachsendes n displaystyle n nbsp die Form eines Kreisbogens annimmt dessen linkes Ende sich tatsachlich der Zahl 1 displaystyle 1 nbsp auf der reellen Achse nahert Beziehung zwischen Exponentialfunktionen und trigonometrischen Funktionen Bearbeiten nbsp Beziehung zwischen Sinus Kosinus und ExponentialfunktionFormulierung Bearbeiten Die eulersche Formel ist ein zentrales Bindeglied zwischen Analysis und Trigonometrie sin x e i x e i x 2 i cos x e i x e i x 2 displaystyle sin x frac mathrm e mathrm i x mathrm e mathrm i x 2 mathrm i quad cos x frac mathrm e mathrm i x mathrm e mathrm i x 2 nbsp Herleitung Bearbeiten Sinus und Kosinus ergeben sich aus Realteil und Imaginarteil der komplexen Exponentialfunktion Den Realteil erhalt man indem man eine komplexe Zahl z displaystyle z nbsp mit der Konjugierten z displaystyle bar z nbsp addiert und durch zwei dividiert cos x R e e i x e i x e i x 2 displaystyle cos x mathrm Re mathrm e mathrm i x frac mathrm e mathrm i x mathrm e mathrm i x 2 nbsp Den Imaginarteil erhalt man indem man z z 2 i displaystyle frac z bar z 2 mathrm i nbsp berechnet sin x I m e i x e i x e i x 2 i displaystyle sin x mathrm Im mathrm e mathrm i x frac mathrm e mathrm i x mathrm e mathrm i x 2 mathrm i nbsp Erlauterung Bearbeiten Die Eulerformel erlaubt eine vollig neue Sicht auf die trigonometrischen Funktionen da die in der herkommlichen Trigonometrie allein mit reellen Argumenten verwendeten Funktionen Sinus und Kosinus nun auch noch eine Bedeutung in der komplexen Analysis erhalten Die Formeln fur Real und Imaginarteil ergeben sich durch R e a b i z z 2 a b i a b i 2 2 a 2 a I m a b i z z 2 i a b i a b i 2 i 2 b i 2 i b displaystyle begin aligned mathrm Re a b mathrm i frac z bar z 2 frac a b mathrm i a b mathrm i 2 frac 2a 2 a mathrm Im a b mathrm i frac z bar z 2 mathrm i frac a b mathrm i a b mathrm i 2 mathrm i frac 2b mathrm i 2 mathrm i b end aligned nbsp Eine Folge der Verbindung von trigonometrischen Funktionen und Exponentialfunktion aus der Eulerformel ist der Moivresche Satz 1730 Hyperbelfunktionen Bearbeiten Versieht man die Sinus und Kosinus mit imaginaren Argumenten wird dadurch eine Brucke zu den Hyperbelfunktionen geschlagen sin i y e y e y 2 i i e y e y 2 i sinh y displaystyle sin mathrm i y mathrm e y mathrm e y over 2 mathrm i mathrm i frac mathrm e y mathrm e y 2 mathrm i sinh y nbsp cos i y e y e y 2 e y e y 2 cosh y displaystyle cos mathrm i y frac mathrm e y mathrm e y 2 frac mathrm e y mathrm e y 2 cosh y nbsp Wie zu sehen entsprechen die beiden erhaltenen Funktionen genau den Definitionen des Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus Weitere Anwendungen Bearbeiten nbsp Zeigerdarstellung einer Wechselspannung in der komplexen EbeneAusgehend davon findet die eulersche Formel auch zur Losung zahlreicher anderer Probleme Anwendung etwa bei der Berechnung der Potenz i i displaystyle mathrm i mathrm i nbsp der imaginaren Einheit mit sich selbst Obwohl das erhaltene Resultat mehrdeutig ist bleiben alle Einzellosungen im reellen Bereich mit einem Hauptwert von i i e p 2 0 207 879 displaystyle mathrm i mathrm i mathrm e pi 2 0 207 879 dots nbsp Eine praktisch wichtige Anwendung der eulerschen Formel findet sich im Bereich der Wechselstromtechnik namentlich bei der Untersuchung und Berechnung von Wechselstromkreisen mit Hilfe komplexer Zahlen Geschichte BearbeitenDie eulersche Formel erschien erstmals 1748 in Leonhard Eulers zweibandiger Introductio in analysin infinitorum unter der Pramisse dass der Winkel eine reelle Zahl ist Diese Einschrankung jedoch erwies sich bald als uberflussig denn die eulersche Formel gilt gleichermassen fur alle reellen wie komplexen Argumente Dies ergibt sich aus der eulerschen Formel mit reellem Argument in Verbindung mit dem Identitatssatz fur holomorphe Funktionen Zuvor hat Roger Cotes 1714 einen fehlerhaften mathematischen Zusammenhang veroffentlicht welcher der eulerschen Formel ahnelt 1 In moderner Notation sieht er folgendermassen aus i r ln cos f i sin f r f sic displaystyle mathrm i cdot r cdot ln cos varphi mathrm i sin varphi r cdot varphi quad text sic nbsp wobei ein im Koordinatenursprung fixierter Kreis mit Radius r displaystyle r nbsp und ein Winkel f displaystyle varphi nbsp zwischen x Achse und einem Strahl der den Ursprung schneidet betrachtet werden Die imaginare Einheit i displaystyle mathrm i nbsp musste auf der anderen Seite der Gleichung stehen Siehe auch BearbeitenFourier Analysis KreisgruppeLiteratur BearbeitenKonrad Konigsberger Analysis 1 Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 41282 4Einzelnachweise Bearbeiten Roger Cotes Logometria Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1714 S 32 Latein hathitrust org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eulersche Formel amp oldid 238411266 Eulersche Identitat