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Der Erste Krieg der Barone englisch First Barons War 1215 17 war ein Burgerkrieg im mittelalterlichen England Eine Gruppe englischer Barone opponierte offen gegen die tyrannische Herrschaft Konig Johanns Ohneland Unter dem Druck dieser Adelsopposition musste der Konig im Juni 1215 die Magna Carta anerkennen Als er sich jedoch wenig spater mit Unterstutzung des Papstes uber die Bestimmungen der Magna Carta hinwegsetzte kam es ab September 1215 zum offenen Burgerkrieg zwischen dem Konig und den rebellierenden Baronen die einen Sohn des franzosischen Konigs als englischen Konig einsetzten Nach dem Tod von Konig Johann im Oktober 1216 erkannte der fur Johanns minderjahrigen Sohn Heinrich III eingesetzte Regent die Magna Carta an worauf die Mehrzahl der englischen Barone sich wieder auf die Seite des jungen Heinrichs III stellte Schliesslich musste der franzosische Prinz nach militarischen Niederlagen im September 1217 auf seinen Thronanspruch verzichten und mit seinem Heer England verlassen Erster Krieg der BaroneDatum 1215 bis 1217Ort EnglandAusgang Sieg des englischen KonigsFolgen Wiederherstellung der Magna ChartaFriedensschluss Frieden von LambethKonfliktparteienEngland Konigreich England Frankreich Konigreich 1791 Frankreich Schottland 0843 Schottland Army of God and the Holy ChurchBefehlshaberJohann OhnelandHeinrich III Hubert de Burgh William Longespee Ranulf de Blondeville Peter des Roches William de Ferrers William Marshal Ludwig VIII Robert FitzWalter Saer de Quincy Gilbert de Clare Henry de Bohun William Marshal bis Marz 1217 Thomas Count of Perche Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen 2 Beginn des Adelsaufstands 3 Offene Rebellion und Anerkennung der Magna Carta 4 Bruchiger Friede 5 Beginn des Burgerkriegs 6 Ausweitung der Kampfe 7 Tod Johanns und Nachfolge seines Sohnes 8 Militarische Wende und Ende des Burgerkriegs 9 Folgen 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseUrsachen BearbeitenWahrend der Regierungszeit Konig Johanns fuhrten die fortwahrenden doch letztlich erfolglosen Kriege des Konigs um seine Besitzungen in Frankreich zu steigender Unzufriedenheit unter den englischen Adeligen Durch seine regelmassigen Schildgeldforderungen die Johann anstelle ihres Kriegsdienstes einforderte sowie durch seine Sondersteuern befurchteten zahlreiche Barone ihren finanziellen Ruin 1 Hinzu kam die willkurliche und tyrannische Herrschaft des Konigs der selbst einstige Gunstlinge wie William de Braose sturzte und erbarmungslos verfolgte Besonders das Schicksal Braoses zeigte den Baronen dass niemand von ihnen vor der Willkur des Konigs sicher war 2 Beginn des Adelsaufstands BearbeitenNachdem 1212 eine Verschworung einiger Barone die den Konig wahrend eines Feldzugs nach Wales toten wollten vorzeitig aufgedeckt worden und somit gescheitert war hatten sich die Gegner des Konigs nach dem fehlgeschlagenen Feldzug gegen Frankreich von 1214 fest zusammengeschlossen Die beiden Hauptverdachtigen von 1212 Eustace de Vesci und Robert FitzWalter waren zunachst ins Exil gefluchtet durften aber 1213 durch Vermittlung des Papstes nach England zuruckkehren Wahrend sie 1212 noch den Konig ermorden und durch einen neuen Monarchen ersetzen wollten hatten sie nun ihre Taktik geandert 3 Unter ihrer Fuhrung hatte sich eine Gruppe von etwa 40 Baronen gebildet die vom Konig eine Zusicherung ihrer traditionellen jedoch nicht festgelegten Freiheiten forderte Sie beriefen sich dabei auf die Charter of Liberties die Johanns Urgrossvater Heinrich I bei seiner Thronbesteigung 1100 verkundet hatte Neben de Vesci und FitzWalter gehorten Geoffrey FitzGeoffrey de Mandeville 2 Earl of Essex Henry de Bohun 1 Earl of Hereford Robert de Vere 3 Earl of Oxford und Geoffrey de Say den Gegnern Johanns an Dennoch befand sich nicht der gesamte englische Hochadel in Rebellion gegen seinen Konig Die beiden machtigsten Barone William Marshal und Ranulf de Blondeville 4 Earl of Chester standen hinter dem Konig dazu die irischen Barone sowie William de Ferrers 4 Earl of Derby Der Grossteil der Barone uber 100 an der Zahl war jedoch unentschlossen Teilweise waren die Adelsfamilien untereinander zerstritten wobei haufig die altere Generation sich an ihren Eid gegenuber dem Konig gebunden fuhlte wahrend die jungeren Erben den Rebellen zugeneigt waren nbsp Eines der vier erhaltenen Exemplare der ersten Magna Carta von 1215 British Library London Offene Rebellion und Anerkennung der Magna Carta BearbeitenAls Johann Ende 1214 nach dem fehlgeschlagenen Feldzug gegen Frankreich ein erneutes Schildgeld forderte traten die Rebellen Anfang 1215 in London bewaffnet vor dem Konig und ubermittelten ihm ihre Forderungen Damit gingen sie ein erhebliches Risiko ein denn der Konig war trotz des fehlgeschlagenen Feldzugs nach Frankreich nicht entmachtet sondern verfugte weiterhin uber zahlreiche Anhanger und konnte uber ein weites Netz von Burgen sowie uber ein erhebliches Soldnerheer verfugen so dass den Rebellen die Gefahr drohte wie 1212 militarisch zerschlagen zu werden Der Konig versuchte zunachst Zeit zu gewinnen und vereinbarte mit den Baronen sich mit ihnen nach Ostern am 26 April 1215 in Northampton zu treffen um uber ihre Rechte und uber eine Reform seiner Herrschaft zu verhandeln Beide Seiten setzten danach ihre Vorbereitungen fur einen Burgerkrieg fort Johann lieh sich von den Tempelrittern Geld mit dem er Soldner aus Flandern und dem Poitou anwarb Um jedoch nicht offen als Kriegstreiber dazustehen beorderte er einen Grossteil der Soldner unter Fuhrung von Savary de Mauleon zunachst nach Irland Aus taktischen Grunden verkundete er am 4 Marz einen Kreuzzug nach Palastina und erschien nicht zum Treffen in Northampton Seine Gegner kundigten daraufhin am 3 Mai ihre Lehenstreue auf und ernannten Robert FitzWalter zu ihrem Anfuhrer Sie belagerten zunachst ergebnislos Northampton Castle wahrend Johann seine Truppen aus Irland und aus Flandern sammelte Doch nachdem am 17 Mai die City of London den Rebellen ihre Tore geoffnet hatte obwohl Johann der Stadt noch am 9 Mai das Recht zur Wahl ihres Mayors zugesagt hatte gewannen sie erdrutschartig an Unterstutzung In Wales konnten die miteinander verbundeten Llywelyn ab Iorwerth und Giles und Reginald de Braose weite Gebiete selbst Shrewsbury erobern Stephen Langton der Erzbischof von Canterbury drangte zu Verhandlungen und Johann der sich nach Windsor Castle zuruckgezogen hatte erkannte dass er den Forderungen der Rebellen nachkommen musste Am 27 Mai wurde ein Waffenstillstand vereinbart am 10 Juni begann er Verhandlungen und am 15 Juni besiegelte er vor Erzbischof Langton und William Marshal in Runnymede die Magna Carta Die meisten Barone erneuerten daraufhin am 19 Juni ihre Lehenseide vor Johann womit der Burgerkrieg vorerst beendet war Bruchiger Friede BearbeitenJohann war jedoch nicht bereit die Magna Carta tatsachlich zu akzeptieren Zwar ubergab er zunachst zahlreiche Burgen an seine Barone zuruck gewahrte Rechte und setzte weitere Forderungen seiner Barone um Er hatte sich jedoch insgeheim an seinen Oberlehnsherrn Papst Innozenz III gewandt um seine Zustimmung annullieren zu lassen Der harte Kern der Rebellen andererseits hielt weiterhin London unter dem Vorwand besetzt dass noch nicht alle Forderungen der Magna Carta umgesetzt seien Anfang September traf zunachst ein Brief des Papstes in England ein den er noch vor der Besiegelung der Magna Carta an den Abt von Reading den Bischof von Winchester und an den papstlichen Gesandten Pandulf geschickt hatte In dem Brief erhob der Papst schwere Vorwurfe gegen Erzbischof Langton unter anderem warf er ihm vor den Konig von den Vorbereitungen eines neuen Kreuzzugs abzuhalten Erzbischof Langton dessen Vermittlerrolle uberhaupt nicht gewurdigt wurde wollte daraufhin schon sein Amt niederlegen und als Monch in ein Kloster eintreten 4 Kurz darauf traf eine papstliche Bulle in England ein die der Papst am 24 August abgesandt hatte nachdem er von Johann uber die Magna Carta unterrichtet worden war In der Bulle erklarte der Papst die Magna Carta fur nichtig da sie unter Druck unterzeichnet worden sei und exkommunizierte die Rebellen neun Barone und die Burger von London nbsp Der Keep von Rochester Castle 2005 Beginn des Burgerkriegs BearbeitenBestarkt durch die papstliche Unterstutzung setzte sich Johann nun offen uber die Bestimmungen der Magna Carta hinweg Nachdem er zunachst seine Soldner zuruckgehalten hatte liess er weitere Truppen unter Fuhrung von Hugo von Boves aus Flandern nach England ubersetzen Diese gerieten jedoch bei der Uberfahrt in einen Sturm in dem zahlreiche Schiffe sanken Boves und zahlreiche Soldner ertranken Die Rebellen nutzen diese Schwache des Konigs aus Sie wandten sich an Johanns Gegner auf dem Kontinent den franzosischen Konig Philipp II und boten dessen Sohn Ludwig die englische Krone an In einem Vorstoss von London aus besetzten die Rebellen Rochester Castle der nach Dover Castle machtigsten Burg in Kent Der Constable Reginald of Cornhill einst ein treuer Gefolgsmann des Konigs offnete ihnen die Tore Sie liessen in der Burg eine starke Garnison unter William d Aubigne zuruck und zogen dann ihr Heer nach London zuruck Johann ubernahm selbst die Fuhrung der Belagerung der Burg und konnte sie am 30 November 1215 erobern Er hatte inzwischen ein starkes Soldnerheer zusammengezogen blieb jedoch bis zum 10 Dezember in Kent so dass die Rebellen in dieser Zeit freie Hand hatten Eine Abordnung von 25 Baronen ubergab Northumberland Cumberland und Westmorland an den schottischen Konig Alexander II In Wales vereinte Llywelyn ab Iorwerth sieben andere walisische Fursten hinter sich und konnte so in drei Wochen weite Teile von Sudwales mit sieben Burgen erobern darunter Cardigan und Carmarthen Castle nbsp Grabstatue von William Marshal in der Temple Church in London 2006 Ausweitung der Kampfe Bearbeiten Hauptartikel Schottisch Englischer Krieg Johann vermied einen direkten Angriff auf London sondern marschierte mit seinem Soldnerheer nach Norden Der schottische Konig zog sich vor ihm nach Schottland zuruck und Johann folgte ihm Am 15 Januar 1216 eroberte er Berwick die damals reichste Stadt Schottlands Von dort unternahm er Uberfalle auf die Scottish Lowlands Bevor er sich wieder nach Suden wandte brannte er Berwick nieder Im Marz besetzte er Colchester in Ostengland Zwar hatte er wahrend seines Feldzugs zahlreiche Burgen der Rebellen erobert doch trotz dieser Erfolge konnte er nur wenige rebellische Barone zur Aufgabe zwingen Bereits Ende November 1215 war eine franzosische Vorhut in England gelandet und hatte die Rebellen in London verstarkt Im Fruhjahr 1216 trafen weitere franzosische Truppen in London ein Johann befahl seiner Flotte vor der Themsemundung und in der Strasse von Dover zu kreuzen um weitere franzosische Verstarkungen abzufangen Nachdem jedoch am 18 Mai ein Sturm seine Flotte zerstort oder schwer beschadigt hatte landete Prinz Ludwig am 22 Mai 1216 in der Pegwell Bay bei Sandwich und erhob im Namen seiner Frau Blanka von Kastilien einer Enkelin von Konig Heinrich II und damit eine Nichte Johanns einen Erbanspruch auf den englischen Thron Johann zog sich kampflos nach Westen zuruck wahrend Ludwig in London einzog In der St Paul s Cathedral wurde er zum Konig proklamiert und Alexander II von Schottland sowie zahlreiche englische Barone huldigten ihm Im Fruhjahr 1216 eroberte Ludwig nach kurzer Belagerung wieder Rochester Castle besetzte Winchester und belagerte Dover Windsor und Lincoln Castle Die Earls von Arundel und Surrey und selbst William Longespee der Halbbruder Johanns ergaben sich Ludwig Im Sommer 1216 kontrollierten die Rebellen die Halfte Englands und selbst ein Drittel der Ritter von Johanns Haushalt sowie erfahrene Amtstrager wie Warin fitzGerold William of Wrotham und Hugh de Neville hatten den Konig verlassen Tod Johanns und Nachfolge seines Sohnes BearbeitenDennoch war Johann noch nicht geschlagen Noch immer widerstanden Windsor Dover und andere Burgen der Belagerung durch die Rebellen und bei der Belagerung von Barnard Castle fiel Eustace de Vesci Durch das Uberlaufen zahlreicher englischer Barone zu den Rebellen verringerte sich die Zahl von Lehen die Prinz Ludwig im Falle seines Sieges an seine franzosischen Ritter verteilen konnte und zwischen den Englandern und ihren franzosischen Verbundeten kam es zu Spannungen Im September zog Johann nach Nordosten um Lincoln zu entsetzen Dabei verlor er einen Teil seines Trosses bei der Uberquerung von The Wash Johann war krank als er Newark erreichte und starb dort am 18 Oktober Nach Johanns Tod liessen seine Anhanger unter Peter des Roches Bischof von Winchester seinen altesten Sohn den neunjahrigen Heinrich am 28 Oktober in Gloucester zum neuen Konig kronen Als Regent wurde der uber 70 jahrige William Marshal eingesetzt Marshal erkannte bereits am 12 November eine uberarbeitete Version der Magna Carta an und der neue Papst Honorius III stellte den minderjahrigen Konig unter seinen Schutz nbsp Darstellung der Schlacht von Lincoln in einer Handschrift des 13 JahrhundertsMilitarische Wende und Ende des Burgerkriegs BearbeitenDer Burgerkrieg dauerte an doch da ein Grossteil der Barone gegen Konig Johann als Person rebelliert hatte gewann der junge Heinrich zunehmend ihre Sympathien anstelle des franzosischen Prinzen Zwar konnten die Franzosen im Fruhjahr 1217 noch Portchester Castle erobern doch Prinz Ludwig musste nach Frankreich zuruckkehren um Verstarkungen zu rekrutieren Mit seinen Verstarkungen belagerte er erneut Dover Castle das immer noch von Hubert de Burgh verteidigt wurde Ein anderer Teil der franzosischen Truppen war nach Lincolnshire marschiert um Lincoln Castle zu erobern Dort wurden sie am 20 Mai in der Schlacht von Lincoln entscheidend geschlagen Nachdem am 24 August die englische Flotte unter Hubert de Burgh eine franzosische Flotte die weitere Verstarkungen und Nachschub bringen sollte in der Schlacht von Sandwich schlagen konnte war der Krieg fur die Franzosen verloren William Marshal blockierte London von Land und See und am 12 September akzeptierte Ludwig in Kingston Friedensverhandlungen die zum Frieden von Lambeth fuhrten In dem Friedensvertrag verzichtete Ludwig auf seinen Anspruch auf den englischen Thron Im Gegenzug erhielt er 10 000 Mark um seine Truppen aus England abzuziehen Marshal erliess eine Amnestie fur die Unterstutzer von Prinz Ludwig und erkannte am 6 November 1217 erneut eine uberarbeitete Version der Magna Carta an An den Verhandlungen in Kingston war der schottische Konig nicht beteiligt gewesen doch der franzosische Prinz hatte fur seinen Verbundeten erreicht dass er in den Frieden mit einbezogen werden konnte Im Dezember ubergab er schliesslich die noch von schottischen Truppen gehaltenen Burgen und huldigte Heinrich III worauf auch der Krieg mit Schottland beendet war 5 Folgen Bearbeiten nbsp Konig Johann unterzeichnet die Magna Carta historisierende Darstellung von 1864 Nachdem der junge Heinrich III volljahrig wurde bestatigte er am 11 Februar 1225 die Magna Carta mit seinem Siegel Dennoch kam es unter seiner Regierung zu weiteren Konflikten mit den Baronen denen er 1258 in den Provisions of Oxford weitere Rechte einraumen musste Als er diese widerrief begann 1264 der Zweite Krieg der Barone Siehe auch BearbeitenMagna CartaLiteratur BearbeitenWilfred L Warren King John University of California Press Berkeley CA 1978 ISBN 0 520 03494 5 Brian Harwood Fixer and fighter the life of Hubert de Burgh Earl of Kent 1170 1243 Pen amp Sword Military Barnsley 2016 ISBN 9781473877368Nicolas Raedel Magna Carta und der First Barons War 1215 1217 Die grosse Charter unter dem Einfluss des Burgerkriegs GRIN Munchen 2013 ISBN 9783656393450S D Church King John Pan Macmillan London 2015 ISBN 9780230772458Weblinks BearbeitenBritish Library Magna Carta an introductionEinzelnachweise Bearbeiten BBC History King John the Lusignan Affair and the Early Years Power and taxes Abgerufen am 3 Januar 2015 Wilfred L Warren King John 1978 S 188 Wilfred L Warren King John 1978 S 225 Wilfred L Warren King John 1978 S 245 Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Vol I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 00203 7 4 S 524 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erster Krieg der Barone amp oldid 232855349