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Die Erloserkirche anhoren in Bad Homburg vor der Hohe ist die evangelische Hauptkirche der Kurstadt Sie ist ein herausragendes Beispiel der wilhelminischen Neuromanik unter dem Einfluss des Jugendstils in der sich die Idee eines christlichen Kaisertums mit Stilmitteln der Sizilianische Romanik im Inneren und der deutschen Hochromanik im Ausseren darstellt Sie ist das weltweit am besten erhaltene Zeugnis zum Kirchbauprogramm Kaiser Wilhelms II Der zur Kirchengemeinde gehorende Friedhof ist der Evangelische Friedhof Bad Homburg vor der Hohe Erloserkirche in Bad Homburg HauptportalDie Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Hochtaunus der Propstei Rhein Main der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Altar und Altarschranke 4 Orgeln 4 1 Sauer Orgel 1908 4 2 Woehl Orgel 1990 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Erloserkirche in Bad Homburg Ansicht vom SchlossDie Plane zum Bau einer evangelischen Pfarrkirche bestanden in Bad Homburg seit dem Anfang des 19 Jahrhunderts kamen jedoch erst Anfang des 20 Jahrhunderts unter der Forderung des Projekts durch das Kaiserpaar Wilhelm II und Auguste Viktoria zur Realisierung Sie hatten den Bau durch Geldmittel ermoglicht und personlichen Anteil an der Vorplanung genommen Grund dafur war vor allem ein Versprechen des hessen homburgischen Landgrafenhauses dessen Rechtsnachfolger Preussen geworden war sowie die Bedeutung Bad Homburgs als kaiserliche Sommerresidenz Noch 1864 hatte sich der letzte und kinderlos gebliebene Landgraf Ferdinand verpflichtet mit 15 jahrlichen Dotationen von 2000 Gulden einen kirchlichen Neubau zu fordern da sein Vorfahre Landgraf Friedrich II 1684 bei der Anlage der Bad Homburger Neustadt unerlaubt die alte Stadtkirche beseitigt hatte Doch auch die Burgerschaft hatte seitdem uber den Kirchbaurat und den 1865 ins Leben gerufenen Elisabethenverein erhebliche Geldmittel gesammelt Somit konnte 1901 der Berliner Architekt Max Spitta mit der Ausarbeitung eines hohenzollernschen Reprasentationsbaus beauftragt werden Da er kurz nach Vorlage seines Entwurfs im Dezember 1902 verstarb ubernahm der ebenfalls in Berlin tatige und durch die Kaiser Wilhelm Gedachtniskirche zu Bekanntheit gelangte Architekt Franz Schwechten ab diesem Zeitpunkt die Bauleitung fur die neue Kirche in der Dorotheenstrasse Die Grundsteinlegung erfolgte 1903 und am 17 Mai 1908 konnte der Neubau im Beisein des Kaiserpaars feierlich eingeweiht werden Fur den Rohbau der 1905 fertiggestellt wurde 1 war im Wesentlichen die Firma Philipp Holzmann aus Frankfurt verantwortlich Die zahlreichen kunsthandwerklichen Arbeiten wurden von lokalen Handwerksbetrieben ausgefuhrt Architektur Bearbeiten nbsp Mittelgang der Kirche Blick vom AltarDie Erloserkirche ist eine vierturmige kreuzformige Emporenbasilika Blendarkadenfriese und Lisenen sowie ein hoher zweituriger Portalbogen mit Tympanon sollen den reprasentativen Anspruch des Baus bekunden Die Turme der Altarseite sind grosser und hoher als die der Portalseite was besonders in der Fernsicht auffallige perspektivische Verschiebungen ergibt Lasst das Aussere an Vorbilder rheinischer Kathedralen denken insbesondere dem Speyerer Dom erinnern Raumgestaltung und die grossflachigen Goldgrundmosaiken des Inneren an die Kirchen Siziliens Ikonografisch ergibt sich durchaus im Sinne des Bauherren so eine Fortschreibung der Kaiserdome des Heiligen Romischen Reiches Die verwendeten Stilmittel umspannen dessen ehemalige geografische Ausbreitung im Hochmittelalter Der Dom in Spayer als Grablege der Salier und Sizilien als sudlichster Teil des Imperiums der Staufer Bereits Zeitgenossen beschrieben die Ahnlichkeit zu der Ausstattung der Kathedrale von Cefalu 2 Die Raumgestalt ein Zentralbau reflektiert modernste evangelische Kirchbau Diskussionen des spaten 19 Jahrhunderts Die Innenausstattung zeigt sich in einer Mischung aus byzantinischer Baukunst und Jugendstil Ein christozentrisches Bildprogramm gipfelnd im Pantokrator Mosaik der Apsiswolbung spiegelt das Erloserthema des Kirchennamens wider Das Erloserthema ist zudem Bestandteil im immer wiederkehrenden Zyklus des Rades des Lebens welches sich in der Kuppel wiederfindet Ausstattung BearbeitenAltar und Altarschranke Bearbeiten nbsp Altar und Lettner vom Mittelschiff gesehenAltar und Lettner trennen als bauliche Einheit den Chor von der Apsis die ihn im Sudwesten schliesst Vor dem Lettner steht der an den Seiten leicht zuruckspringende lang gestreckte Altartisch Untersetzte Saulen deren Basen und Kapitelle ebenso wie die umlaufende Front des Tisches romanisierenden Blattschmuck zeigen bilden sein Auflager Die vom Hauptschiff aus einsehbaren Wandflachen der in den Lettner integrierten Altarruckwand zwischen den Saulen sind mit schlichten geometrischen Golddekorationen versehen Grundriss der Altars ist ein Rechteck von geringer Tiefe Der aussere Rahmen der Front zum Hauptschiff besteht aus Pilastern oberhalb derer sich ab etwa halber Hohe des Gesamtaufbaus ein Bogen spannt Ebenso wie die Kapitelle der Pilaster ist auch der Bogen flachenhaft an die romanische Formensprache angelehnt wird jedoch in seiner Wirkung durch eine teilweise Blattvergoldung uberhoht In den Bogenzwickeln finden sich Darstellungen kniender Engel im Hochrelief oberhalb eines vorspringenden in rechten Winkeln herumgefuhrten Gesimses mit abermals romanischer Dekoration Abschluss des Aufbaues ist ein breit gelagertes antikisierendes Giebelfeld mit umlaufendem Kymation In seinem Zentrum zeigt es ein goldenes Christusmonogramm das von Alpha und Omega flankiert wird Zu den Seiten ruht der Giebel auf den Engelsdarstellungen in der Mitte auf vier kleinen Saulchen mit Marmorschaft Zentrum der Altarruckwand ist das Feld zwischen Tischplatte Pilastern und Bogen des Aufbaus Seine Dekoration wird im unteren Teil von drei roten rechteckig stehenden Marmorplatten gebildet die Mosaik Perlmutt Bander trennen Vor der mittleren Platte etwas hoher und breiter als die flankierenden steht ein modernes Kruzifix an dem sich ein romanischer Korpus befindet Daruber thematisiert ein Perlmutt Mosaik auf Goldgrund die Offenbarung Auf einem Buch mit sieben Siegeln steht das Lamm mit rotem Heiligenschein und Kreuzstab innerhalb kreisformig umschliessender Bander Zu den Seiten verteilt sich die Inschrift Kommet her zu mir alle die ihr muhselig und beladen seid Die Altarschranke in dieser Form einer Erfindung von Franz Schwechten stellte zur Bauzeit im evangelischen Kirchenbau eine Neuheit dar Vorbilder sind in der Ikonostase der Ostkirche aber auch in den Chorschranken und Lettnern mittelalterlicher Kirchen zu suchen Orgeln BearbeitenSauer Orgel 1908 Bearbeiten nbsp Blick von der Kanzel auf den Orgelprospekt nbsp Kuppelmosaik des Mittelschiffs nbsp Apsis mit Taufbecken hinter dem Altar nbsp Pantokrator uber der Apsis oben Schalloffnung des Fernwerks nbsp Taufbecken in der Apsis nbsp Schalltunnel des Fernwerks der Orgel im DachstuhlDie grosse romantische Orgel der Erloserkirche wurde 1908 von Wilhelm Sauer Frankfurt Oder erbaut Das Fernwerk befindet sich in einer Schallkammer oberhalb der Hauptorgel Die Schallaustrittsoffnung befindet sich uber dem Altar Das Instrument hat pneumatische Trakturen In den Jahren 1992 1993 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Forster amp Nicolaus Lich um ein weiteres Manualwerk Recit mit romantisch symphonischer Disposition erweitert Gleichzeitig erhielt das Instrument einen zweiten viermanualigen elektrischen Spieltisch der auch das Anspiel des zusatzlichen Werkes ermoglicht 3 Beide Tische stehen sich gegenuber und werden von der gleichen Orgelbank auf der der Organist sich um 180 drehen muss gespielt 4 I Hauptwerk C g30 1 Principal 16 0 2 Principal 0 8 0 3 Flute harmonique0 0 8 0 4 Viola da Gamba 0 8 0 5 Soloflote 0 8 0 6 Quintaton 0 8 0 7 Gemshorn 0 8 0 8 Bourdon 0 8 0 9 Oktave 0 4 10 Rohrflote 0 4 11 Salicional 0 4 12 Octave 0 4 13 Rauschquinte II 2 2 3 14 Cornett III IV 0 4 15 Bombarde 16 16 Trompete 0 8 Progressio III V 27 0 2 Clairon 32 0 4 II Recit schwellbar C g317 Viola major 16 18 Geigenprincipal 0 8 19 Doppelflote 0 8 20 Salicional 0 8 21 Unda maris 0 8 22 Praestant 0 4 23 Fugara 0 4 24 Flauto dolce 0 4 25 Flageolett 0 2 26 Cornett III ab a0 0 4 27 Progressio III V 0 2 28 Cor anglais 16 29 Klarinette 0 8 30 Hautbois 0 8 31 Trompette harmonique0 0 8 32 Clairon 0 4 Tremulant III Schwellwerk C g333 Bordun 16 34 Principal 0 8 35 Konzertflote 0 8 36 Schalmei 0 8 37 Gedackt 0 8 38 Aeoline 0 8 39 Voix Celeste0 0 8 40 Praestant 0 4 41 Traversflote 0 4 42 Piccolo 0 2 43 Mixtur IV 2 2 3 44 Oboe 0 8 IV Fernwerk C g345 Principal 0 8 46 Spitzflote 0 8 47 Rohrflote 0 8 48 Piffaro II ab c0 8 4 49 Lieblich Gedackt 0 8 50 Fernflote 0 4 51 Flautino 0 2 52 Vox humana 0 8 Tremolo Vox HumanaTremulant Pedal C f153 Principalbass0 16 54 Violonbass 16 55 Subbass 16 56 Salicetbass 16 57 Quintbass 10 2 3 58 Octavbass 0 8 59 Violoncello 0 8 60 Gedacktbass 0 8 61 Posaune 16 62 Trompete 0 8 Praestant 22 0 4 Progressio III V 27 0 2 Cor anglais 28 16 Clairon 32 0 4 Koppeln II I III I III II II 16 I I 4 I I P II P III P Spielhilfen Tutti 5 1024 fache Setzeranlage programmierbare Crescendowalze Woehl Orgel 1990 Bearbeiten Gerald Woehl schuf 1990 die Bach Orgel mit 31 Registern auf zwei Manualen und Pedal bei der ein Dispositionsentwurf von Johann Sebastian Bach umgesetzt wurde Das Werk steht in der Emporenbrustung und bildet mit der Sauerorgel eine kompositionelle Einheit 5 I Hauptwerk C g3Quintadena 16 Prinzipal 0 8 Gedackt 0 8 Flote 0 8 Gemsshorn 0 8 Viola da Gamba0 0 8 Oktave 0 4 Gedackt 0 4 Quinta 0 3 Nassat 0 3 Oktave 0 2 Sessquialter IIMixtur VTrompete 0 8 II Positiv C g3Gedackt 0 8 Vox humana0 0 8 Quintadena 0 8 Prinzipal 0 4 Nachthorn 0 4 Quinta 0 3 Octave 0 2 Waldflote 0 2 Tritonus 1 3 5 Quinta 1 1 2 Cimpel III Pedalwerk C f1Subbass 16 Prinzipal 0 8 Hohlflote 0 4 Possaun Bass0 16 Trompete 0 8 Cornett 0 4 Koppeln Tremulant auf das ganze Werk ungleichstufige Temperierung nach Johann Georg NeidhardtGlocken BearbeitenDie Erloserkirche verfugt uber ein funfstimmiges Fundamentalgelaut mit der grossen rund 6 400 kg schweren Kaiserglocke als Basis Im Jahre 1905 goss die Glockengiesserei Andreas Hamm in Frankenthal vier Glocken von denen die Glocken 1 3 und 4 beide Kriege uberdauerten In den 1920er Jahren wurde aus dem benachbarten Kirdorf die Zwingliglocke ubernommen die seither als Uhrschlag Glocke dient Sie war ursprunglich eine Lauteglocke und hangt noch an ihrem originalen gekropften Glockenjoch der Kloppel ist ebenfalls noch vorhanden 1932 wurde die kleine Auferstehungsglocke zum Gelaut hinzugegossen Die Landgrafenglocke Glocke 2 uberstand zwar den Ersten Weltkrieg zerbrach aber im Zweiten Weltkrieg 6 Aus den Scherben goss die Glockengiesserei Schilling in Apolda 1948 7 die Glocke neu Nr Name Gussjahr Giesser Gussort Gewicht in kg Nominal 16tel 8 1 Kaiserglocke 1905 Hamm Frankenthal 6400 g0 42 Landgrafenglocke 1948 Schilling Apolda 2958 h0 13 Elisabethenglocke 1905 Hamm Frankenthal 1900 d1 44 Mariannenglocke 1905 Hamm Frankenthal 1500 e1 35 Auferstehungsglocke 1932 Rincker Sinn 800 g1 5 Zwingliglocke 1912 Schilling Apolda es2Literatur BearbeitenGeorg Ulrich Grossmann Mittel und Sudhessen Lahntal Taunus Rheingau Wetterau Frankfurt und Maintal Kinzig Vogelsberg Rhon Bergstrasse und Odenwald DuMont Koln 1995 ISBN 3 7701 2957 1 DuMont Kunst Reisefuhrer S 85f Jurgen Kruger Die Erloserkirche in Bad Homburg v d H Schlussel zum Kirchbauprogramm Kaiser Wilhelms II Verlag Langewiesche Die Blauen Bucher imprint Konigstein i Ts 2008 ISBN 978 3 7845 2135 0 Manfred Pohl Philipp Holzmann Geschichte eine Bauunternehmens 1849 1899 ISBN 3406467881 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erloserkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde Evangelische Erloserkirche Bad Homburg in Hochtaunuskreis Kreisausschuss Hrsg Kirchenfuhrer Kirchen im Hochtaunuskreis 2006 S 4 5 Erloserkirche auf YouTube Erloserkirche auf facebook Sauer Orgel der Erloserkirche Bad Homburg Beitrag auf Orgel Verzeichnis Bach Orgel und Truhenorgeln der Erloserkirche Bad Homburg Beitrag auf Orgel VerzeichnisEinzelnachweise Bearbeiten S 123 abgerufen am 22 Juli 2012 E Gerland Der Mosaikschmuck der Homburger Erloserkirche Bad Homburg 1911 Naheres zur Sauerorgel Orgelpodcast vom 5 5 20 S Rohn spielt von S Karg Elert Marche triomphale Nun danket alle Gott Abgerufen am 21 Juni 2023 deutsch Zur Disposition Jurgen Kruger Die Erloserkirche in Bad Homburg v d H Schlussel zum Kirchbauprogramm Kaiser Wilhelms II Langewiesche Die Blauen Bucher Konigstein 2008 S 72 73 Margarete Schilling Kunst Erz und Klang Die Werke der Glockengiesserfamilie Ulrich Schilling vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Henschel Berlin 1992 S 224 ISBN 3 362 00617 5 Hubert Foersch Limburger Glockenbuch Limburg 1996 S 43 50 226527777778 8 6116666666667 Koordinaten 50 13 35 5 N 8 36 42 O Normdaten Geografikum GND 4504194 5 lobid OGND AKS VIAF 235215959 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erloserkirche Bad Homburg amp oldid 238925558