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Der Dombezirk in Bremen auch als Domimmunitat oder Domfreiheit bezeichnet war ein Bereich der Altstadt der seit der Entstehung des Bistums Bremen den Dom sowie umliegende Gebaude und bischofliche Einrichtungen umfasste und uber die Jahrhunderte als Enklave eine besondere hoheitliche und rechtliche Stellung in der Stadt hatte bis er 1803 vollstandig unter bremische Verwaltung kam Reste der Mauer der Domburg entdeckt am Domshof beim Abriss des Stadthauses im Jahr 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Die Domburg 1 1 Struktur 1 2 Lokalisation 2 Der Dombezirk im Mittelalter 3 Nach dem Dreissigjahrigen Krieg 4 Bremische Hoheit 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 LiteraturDie Domburg Bearbeiten nbsp Lokalisation von Befestigungsringen der Bremer Domburg im 10 11 Jahrhundert 1 eingetragen in eine Bearbeitung des Murtfeldt Plans von 1796 lila vermuteter Grabenverlauf gelb fur das 11 Jh anzunehmende Strasse orange Plattenpflaster aus dem 11 Jahrhundert Ringmauer im Verlauf nachgewiesen x Ringmauer lokalisiert o Mauer reste erwahnt v Graben lokalisiert oder im Verlauf nachgewiesen u Graben indirekt erwahnt leuchtend rot Dom seit 1502 22 dunkelrot Dom seit 1041 1072 dunkle Kontur Dom um 1000Die Anfange des Dombezirks gehen auf die Grundung des Bistums und den Bau des ersten Bremer Doms durch Willehad im Jahr 789 zuruck Zunachst unterstand der karolingische Siedlungskern des Ortes auf der Bremer Dune und am Ufer des Weserarms Balge kaiserlicher Hoheit ab dem 10 Jahrhundert dann erzbischoflicher Hoheit 2 Uber Beschaffenheit und Umfang einer sicher vorauszusetzenden karolingischen Befestigung wissen wir nichts Konkretes Adam von Bremen nennt dann mehrere Befestigungsunternehmungen der Erzbischofe um etwa 1000 und 1020 Struktur Bearbeiten Ausgrabungen haben erkennen lassen dass die Anlagen bis ins erste Drittel des 11 Jahrhunderts die Form eines Spitzgrabens hatten zu dem Erdwalle und holzerne Palisaden gehort haben durften In mehreren Bereichen wurden zwei Spitzgraben gefunden wobei unklar ist ob sie zu verschiedenen Zeiten oder als doppelter Grabenring angelegt wurden Man vermutet einen einzigen Zugang zur Marktsiedlung hin Die Ausstattung der Domburg mit einer Steinmauer begann erst Erzbischof Hermann kurz vor seinem Tode 1035 3 Die Graben wurden zugeschuttet und in ihnen die Fundamente eines Mauerrings angelegt In Verbindung mit der Mauer erwahnt Adam von Bremen ein grosses Tor gegen den Markt porta grandis contra forum das nach italienischem Vorbild mit einem siebengeschossigen Turm versehen worden sei Unter Erzbischof Adalbert I wurden der Torturm und grosse Teile der Steinmauer wenige Jahre spater jedoch bereits wieder abgetragen um die Steine fur den Wiederaufbau des 1041 abgebrannten Doms zu nutzen Zumindest die Fundamente blieben aber erhalten Teile wurden spater weiter genutzt wie bei der Maria Magdalenen Kapelle des Palatiums oder muhsam entfernt wie beim Bau des gotischen Rathauses Lokalisation Bearbeiten Der mit seinen Spuren aus verschiedenen Phasen etwa 12 m breite Befestigungsring um den Dom und Wohn und Wirtschaftsgebaude des bischoflichen Umfeldes verlief projiziert auf den heutigen Stadtplan etwa wie folgt Aussenrand an der dritten Rathaus arkade von rechts Inneres des Neuen Rathauses westliches Drittel des Domshofs Inneres der Bremer Bank Sandstrasse beim Haus Vorwarts quer uber die Domsheide entlang der Marktstrasse auf dem Markt von der Westecke der Burgerschaft mit zunehmendem Abstand von dessen Fassade etwa 12 m westlich der Nordecke der Burgerschaft Der letztgenannte Abschnitt war vom 11 bis ins 19 Jahrhundert der Ostrand des Marktplatzes nach Zuschuttung des Burggrabens entstand hier die Baulinie einer Hauserzeile des sogenannten Willehadiblocks Aus diesen fruhesten Zeiten des Dombezirks sind neben archaologischen Funden nur einige wenige in das 11 Jahrhundert zuruckreichende Teile des Doms erhalten 3 Quer zur Ringmauer stehende Mauerreste unter dem gotischen Palatium nordostlich des Rathauses und unter dem Balleerschen Haus vor der Marktplatzseite des Burgerschaftsgebaudes wurden zeitweise als Reste des Torturms gedeutet was aber angesichts der im Jahr 2002 gefundenen Reste des Torwegs mehr als zweifelhaft ist Dieser muss nach Zuschuttung des Grabens angelegt worden sein war mit Steinplatten gepflastert und lag vor der spateren Nordwand des Balleerhaus Aus dieser Lage geht nebenbei hervor dass in Adam von Bremens Beschreibung mit forum der heutige Marktplatz gemeint ist nbsp nbsp Teilquerschnitt der Ringmauer im nicht offentlichen Teil des Bremer Ratskellers mit historischer Beschreibung Der Dombezirk im Mittelalter BearbeitenNach dem Abriss der Mauer der Domburg war der Dombezirk baulich nicht mehr vom Rest der Siedlung abgegrenzt Ab 1229 war er gemeinsam mit dem Grossteil der Bremer Altstadt von der neuerrichteten Stadtmauer umschlossen Uber die sogenannte Bischofsnadel ein kleines Tor in der ostlichen Stadtmauer hatten die Bischofe jedoch bis 1522 einen eigenen ihnen vorbehaltenen Ausgang aus der Stadt Mit der Herausbildung einer Burgerschaft in Abgrenzung zu den kirchlichen Amtstragern und Untertanen ab dem 11 Jahrhundert und der Entstehung eines Bremer Stadtrechts kam es nach und nach zu einer Trennung von erzbischoflicher und stadtischer Einflusssphare Gegenuber der vom Bremer Rat regierten Stadt mit ihren Besitzungen grenzten sich der Dombezirk und die erzbischoflichen Territorien ausserhalb der Stadt als Bereiche mit eigenem Recht und eigener Gerichtsbarkeit ab die der kirchlichen Verwaltung unterstellt waren nbsp Der Dom und Umgebung im 16 JahrhundertDer Dombezirk umfasste dabei neben dem Dom mit seinen unmittelbaren Nebengebauden Teile des Domshofs das Wilhadiquartier die Domsheide die Sandstrasse die Buchtstrasse Teile des Walls der Ostertorstrasse und der Susterstrasse In ihm lagen neben dem Dom das Palatium der Sitz des Erzbischofs die Wilhadikapelle die Pfarrkirche der Domgemeinde Domschule und Athenaeum und verschiedene Domkurien Wohn und Wirtschaftsgebaude des Domkapitels Allerdings waren die Besitzverhaltnisse teilweise recht komplex so gehorten einzelne Grundstucke abseits des Gebietes ebenfalls zum Dombezirk wahrend es z B direkt am Domshof auch burgerliche Hauser gab Die Bebauung des Bereichs blieb bis Ende des 18 Jahrhunderts im Unterschied zum Rest der Altstadt eher locker hier gab es zahlreiche Garten und freie Grundstucke Zwischen Erzbischof und Rat kam es immer wieder zum Streit um verschiedene Rechte und Kompetenzen das Gebiet betreffend Insbesondere der Domshof an der Grenze zwischen stadtischen und erzbischoflichen Gebiet war mehrfach Gegenstand von Auseinandersetzungen so 1592 als die Stadt hier grosse Mengen Material zum Ausbau der Befestigungen lagern liess oder 1636 als der Rat vor dem Palatium zwei Pranger aufstellte 4 Nach dem Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten nbsp Karte der hannoverschen Besitzungen in Bremen aus dem Jahr 17501638 wurde der Dom lutherisch wahrend sich der Rat und die stadtischen Gemeinden seit 1581 dem reformierten calvinistischen Bekenntnis zugewandt hatten In der Folge des Dreissigjahrigen Krieges fiel die Hoheit uber das sakularisierte Gebiet des Erzstifts Bremen des ehemaligen Bremer Bistums zu dem auch der Dombezirk gehorte als Herzogtum Bremen an das Konigreich Schweden das hier fortan finanzielle und rechtliche Anspruche geltend machen konnte Der Dom war somit in zweifacher Hinsicht eine Enklave in der Stadt als lutherische Gemeinde im reformierten Umfeld und als schwedische Besitzung auf bremischem Gebiet Daran anderten auch der Erste Bremisch Schwedische Krieg 1654 und der Zweite Bremisch Schwedische Krieg 1666 nichts nach deren Beilegung der bestehende rechtliche Status quo festgeschrieben wurde Auf Grund dieser unprazisen Regelung gab es auch von schwedischer Seite mehrfach Beschwerden uber die Nutzung des Domshofs durch den Rat der das Areal als Exerzierplatz fur die Burgerkompanien nutzte und hier Wachen aufstellen liess Die Vorwurfe wurden jedoch stets mit dem Verweis darauf dass es sich um loca publica civitatis offentliches stadtisches Gebiet handelt zuruckgewiesen 5 Die schwedische Krone die den Verwaltungssitz des neugeschaffenen Herzogtums Bremen Verden in Stade einrichtete nutzte ihren Besitz in Bremen vor allem als Einnahmequelle So liess Karl XI die Besitztumer im Dombezirk in Strukturguter kirchlichen Besitz und Intendanturguter koniglichen Besitz trennen und die Einnahmen entsprechend aufteilen Nach kurzen Unterbrechungen durch danische Hoheit 1676 1679 und 1712 1715 kam das Gebiet 1715 an Kurhannover Zu jener Zeit waren bereits zahlreiche Gebaude des Dombezirks baufallig da kaum Investitionen getatigt worden waren 5 Erst Ende des 18 Jahrhunderts verbesserte sich der Zustand des Areals durch die Sanierung und Neuerrichtung verschiedener Gebaude Einer der letzten Verwalter der hannoverschen Besitzungen in Bremen war Adolph Freiherr Knigge von 1790 bis 1796 1794 fertigte G H Buchholz mit dem Plan von den Hausern welche Kurhannover in der Freien Stadt Bremen besitzt eine sehr detaillierte Karte der hannoverschen Besitzungen in Bremen 6 Bremische Hoheit BearbeitenMit dem Reichsdeputationshauptschluss erhielt Bremen 1803 schliesslich die ungeteilte Hoheit uber die Besitzungen im Dombezirk was einen erheblichen finanziellen Zugewinn fur die Stadt bedeutete 160 Gebaude des Gebiets wurden verkauft die restlichen zirka 45 nach langerem Streit zwischen Rat und Domgemeinde aufgeteilt 7 In der Folge wurden zahlreiche Grundstucke des Gebietes neu bebaut So wurde die ehemalige Bischofsresidenz das Palatium in direkter Nachbarschaft zum Rathaus 1818 19 durch das Stadthaus als neuem Sitz fur Behorden und Postamter und als Hauptquartier der Stadtwache ersetzt Siehe auch BearbeitenDomfreiheit Dominsel Bremen Einzelnachweise Bearbeiten Frank Wilschewski Die karolingischen Bischofssitze des sachsischen Stammesgebietes bis 1200 Michael Imhof Verlag 2007 ISBN 978 3 86568 127 0 Kap II S 14 29 Bischofssitz zu Bremen Peter Johanek Die Stadt und ihr Rand Bohlau Verlag Koln Weimar 2008 ISBN 978 3 412 24105 6 S 171 a b Thomas L Zotz Lutz Fenske Die Deutschen Konigspfalzen Repertorium der Pfalzen Konigshofe und ubrigen Aufenthaltsorte der Konige im deutschen Reich des Mittelalters Hrsg Max Planck Institut fur Geschichte Band 4 Vandenhoeck amp Ruprecht 2000 ISBN 978 3 525 36513 7 S 188 Wilhelm Luhrs Der Domshof Geschichte eines bremischen Platzes Edition Temmen Bremen 1987 ISBN 978 3 920699 87 5 S 11 a b Wilhelm Luhrs Der Domshof Geschichte eines bremischen Platzes Edition Temmen Bremen 1987 ISBN 978 3 920699 87 5 S 18 Herbert Schwarzwalder Blick auf Bremen Nr 195 Bremen 1985 Wilhelm Luhrs Der Domshof Geschichte eines bremischen Platzes Edition Temmen Bremen 1987 ISBN 978 3 920699 87 5 S 37 Literatur BearbeitenWilfried Helling Dorf und Domburg als alter bremischer Siedlungsbereich In Der Aufbau Verlag Wiederaufbau Bremen 1999 Wilhelm Luhrs Der Domshof Geschichte eines bremischen Platzes Hauschild Verlag Bremen 1987 ISBN 978 3 920699 87 5 Manfred Rech Gefundene Vergangenheit Archaologie des Mittelalters in Bremen Bremer Archaologische Blatter Beiheft 3 Bremen 2004 S 38 59 Herbert Schwarzwalder Das Grosse Bremen Lexikon Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 693 X Rudolf Stein Das vergangene Bremen der Stadtplan und die Stadtansicht im Wechsel der Jahrhunderte Hauschild Verlag Bremen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dombezirk Bremen amp oldid 239026713