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Die Phonikerinnen auch Die Phonizierinnen Die Phoinissen Die Phoinikerinnen altgriechisch Foinissai ist eine antike Tragodie des griechischen Dichters Euripides Ihre Datierung ist umstritten wird aber mittlerweile um 409 408 v Chr angesetzt 1 Die Tragodie war wohl Teil einer Tetralogie ohne dass uber die Namen der anderen Stucke Gewissheit besteht Wurde sie fruher mit dem Chrysippos dem Oinomaos und einem unbekannten Satyrspiel zusammengestellt so geht man heute eher von einer Zusammengehorigkeit mit der Antiope der Hypsipyle und einem weiteren Stuck moglicherweise dem Orestes aus 2 Der uberlieferte Text weist zahlreiche Interpolationen auf was die Rekonstruktion des Originals erheblich beeintrachtigt und so weit fuhrte dass man sich der Frage nach dem Euripideischen an der Tragodie verweigerte oder eine nach euripideische Schopfung vermutete 3 Der Stoff stammt aus dem Mythos der Labdakiden und spielt in mythischer Vorzeit im bootischen Stadtstaat Theben Mit den Phonikerinnen griff Euripides in eigener Deutung das Thema der Sieben gegen Theben des Aischylos auf und behandelte zugleich die Vorgeschichte der Antigone des griechischen Tragikers Sophokles neu Inhaltsverzeichnis 1 Figuren 2 Handlung 3 Rezeption 4 Ubersetzungen Auswahl 5 Literatur Auswahl 6 EinzelnachweiseFiguren BearbeitenIokaste Gattin des toten thebanischen Konigs Laios Mutter und Gattin des Oidipus Erzieher Antigone Tochter des Oidipus und der Iokaste Chor der phoinikischen Madchen Polyneikes Sohn des Oidipus und der Iokaste Eteokles sein Bruder Kreon Bruder der Iokaste Teiresias der blinde Seher Menoikeus Sohn des Kreon Zwei Boten Oidipus ehemaliger Konig von Theben Bewaffnete Die Tochter des TeiresiasHandlung BearbeitenIm Zentrum der Tragodie steht der Machtkampf der Bruder Eteokles und Polyneikes um die Herrschaft in Theben Iokaste erzahlt in einem grossen Eroffnungsmonolog die Vorgeschichte das fluchbeladene Schicksal der Labdakiden Einem Orakelspruch zufolge hatte Oidipus seinen Vater Laios erschlagen und seine Mutter Iokaste geheiratet Oidipus blendete sich selbst als er von seiner Schuld erfuhr Oidipus zeugte mit Iokaste vier Kinder Antigone Polyneikes Eteokles und Ismene Die Sohne sperrten Oidipus im Palast ein woraufhin er ihr Erbe mit einem Fluch belegte Um Gewalt zu vermeiden trafen Eteokles und Polyneikes eine Vereinbarung abwechselnd wollten sie in Theben herrschen Polyneikes ging ins Exil nach Argos und heiratete dort die Tochter des Konigs Adrastos Eteokles jedoch weigerte sich nach Ablauf der Frist die Herrschaft an Polyneikes abzutreten Dieser rekrutierte aus dem Volk von Argos ein Heer und steht nun vor den Toren Thebens um seinen Anspruch durchzusetzen Iokaste erzwingt einen Waffenstillstand um zwischen ihren Sohnen zu vermitteln Wahrend Polyneikes bereit ist das Heer zuruckzuziehen wenn sein Bruder zur ursprunglichen Vereinbarung zuruckkehrt will Eteokles die Macht auf keinen Fall abtreten Zugleich manipuliert er Iokaste geschickt mit dem Argument Polyneikes habe seinen Anspruch auf Herrschaft verwirkt da er ja bereit sei die Heimatstadt zu zerstoren Iokaste fuhrt Polyneikes vor Augen dass er in diesem Kampf nur verlieren kann im Falle des Sieges hatte er Theben zerstort Im Falle der Niederlage mussten viele aus dem Heer der Argiver ihr Leben lassen was ihm ein Weiterleben in Argos unmoglich machen wurde Iokastes Vermittlungsversuch scheitert die Bruder wunschen einander den Tod Kreon Iokastes Bruder berat Eteokles vor der Schlacht Dieser verfugt fur den Fall seines Todes Kreon solle seinen Sohn Haimon mit Antigone verheiraten Sollte Polyneikes sterben so solle er nicht innerhalb der Mauern Thebens bestattet werden Wer ihm dennoch die Totenehre erweise solle dies mit dem Tod bussen Der blinde Seher Teiresias weissagt Kreon den nahen Tod von Eteokles und Polyneikes Das einzige Mittel der Rettung sei dass Kreon seinen Sohn Menoikeus opfere Kreon straubt sich treibt seinen Sohn zur Flucht und versucht zu verhindern dass der Orakelspruch offentlich wird Menoikeus will jedoch nicht als Feigling dastehen und opfert sich um die Stadt zu retten In der Schlacht halten die Thebaner den Argivern stand Eteokles und Polyneikes rusten sich zum Zweikampf Iokaste fordert Antigone auf mit ihr gemeinsam einen letzten Schlichtungsversuch zu unternehmen Sie kommen zu spat die Bruder haben sich gegenseitig getotet Iokaste begeht Selbstmord Die Schlacht beginnt von neuem die Thebaner gehen daraus siegreich hervor Kreon nutzt das Machtvakuum um die Herrschaft uber Theben zu erringen Er verbannt Oidipus unter dem Vorwand Teiresias habe dies geraten aus der Stadt Des Weiteren behauptet er Eteokles habe ihn im Falle seines Todes zum Nachfolger bestimmt Beides trifft im wortlichen Sinne nicht zu Kreon manipuliert das Geschehen zu seinen Gunsten Als er befiehlt die Leiche des Polyneikes vor die Tore zu werfen widersetzt sich Antigone Unerschrocken sagt sie Kreon den Kampf an sie will Polyneikes bestatten und Oidipus ins Exil begleiten Rezeption BearbeitenObwohl bei der Erstauffuhrung eher kritisch aufgenommen 4 zahlte Die Phonikerinnen bereits in der Antike zu den meistaufgefuhrten Dramen des Euripides 5 Ein Grund dafur mag gewesen sein dass dieses Stuck historische Vorgange der Entstehungszeit widerspiegelte Der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta bildete den Rezeptionshintergrund vor dem die Konflikte und Entscheidungen der Tragodie einen unmittelbar aktuellen Bezug fur die Zuschauer hatten Im Mittelalter gehorte Die Phonikerinnen zur byzantinischen Trias des Euripides die fur die Schullekture bestimmt war und mit Scholien versehen wurden Ungefahr um 1300 vereinigte der byzantinische Gelehrte Demetrios Triklinios alle uberlieferten neunzehn Euripides Dramen in einer Handschrift 6 Friedrich Schiller ubersetzte einige hundert Verse des Stuckes 7 und verdankte ihm die Anregung fur das Verhaltnis von Mutter und Sohnepaar in seiner Braut von Messina 8 In jungerer Zeit gehoren Die Phonikerinnen trotz ihrer komplexen Dramaturgie dem modern anmutenden Spannungsaufbau und der vielschichtigen Charaktere zu den eher selten gespielten Stucken des Euripides Weit bekannter sind etwa Medea Die Troerinnen und Die Bakchen Ubersetzungen Auswahl BearbeitenDietrich Ebener Die Phoinikerinnen In Euripides Werke in drei Banden Hrsg von Jurgen Werner und Walter Hofmann Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1966 Euripides Samtliche Tragodien und Fragmente Band 4 Iphigenie im Taurerlande Helena Ion Die Phonikerinnen Ubersetzt von Ernst Buschor herausgegeben von Gustav Adolf Seeck Heimeran Munchen 1972 griechischer Originaltext und deutsche Ubersetzung Literatur Auswahl BearbeitenDonald J Mastronarde Euripides Phoenissae Cambridge University Press Cambridge 1994 ISBN 0 521 41071 1 Christian Mueller Goldingen Untersuchungen zu den Phonissen des Euripides Steiner Stuttgart 1985 ISBN 3 515 04505 8 Eduard Fraenkel Zu den Phoenissen des Euripides Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1963 Christiane Zimmermann Der Antigone Mythos in der antiken Literatur und Kunst Gunter Narr Verlag Tubingen 1992 ISBN 3 8233 4864 7 S 138ffEinzelnachweise Bearbeiten Zur Datierung siehe etwa Donald J Mastronarde Euripides Phoenissae Cambridge University Press Cambridge 1994 S 11 14 mit Datierung auf 409 408 v Chr Christian Mueller Goldingen Untersuchungen zu den Phonissen des Euripides Palingenesia Bd 22 Steiner Verlag Wiesbaden 1985 S 7 14 Datierung auf 408 v Chr Wolfgang Luppe Zur Datierung der Phoinissai des Euripides In Rheinisches Museum fur Philologie Band 108 1987 S 29 34 ihm folgt Christiane Zimmermann Der Antigone Mythos in der antiken Literatur und Kunst Classica Monacensia Band 5 Narr Tubingen 1993 S 139 In dieser Gruppierung erstmals zusammengestellt von Carl Werner Muller Zur Datierung des sophokleischen Odipus Steiner Wiesbaden 1984 S 66 69 Donald J Mastronarde Euripides Phoenissae Cambridge University Press Cambridge 1994 S 13 14 lehnt den Orestes in der Gruppierung ab zustimmend hingegen Christiane Zimmermann Der Antigone Mythos in der antiken Literatur und Kunst Classica Monacensia Band 5 Narr Tubingen 1993 S 140 mit Anm 165 Zu den Interpolationen und ihre Entdeckungsgeschichte siehe Donald J Mastronarde Euripides Phoenissae Cambridge University Press Cambridge 1994 S 39 48 Hypothesis zu den Phoinissai Scholion zu Euripides Phoinissai 1692 Jan M Bremer The Popularity of Euripides Phoenissae in Late Antiquity In Janos Harmatta Hrsg Actes du VIIe Congres de la Federation Internationale des Associations d Etudes Classiques Band 1 Akademiai Kiado Budapest 1984 S 281 288 Joachim Latacz Einfuhrung in die griechische Tragodie Vandenhoeck amp Ruprecht Stuttgart 2003 ISBN 3 8252 1745 0 S 258 Friedrich Schiller Die Phonizierinnen In Thalia Band 2 Heft 8 1789 S 1 41 Euripides Werke in drei Banden Herausgegeben von Jurgen Werner und Walter Hofmann Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1966 S 277 Erhaltene Tragodien von Euripides Alkestis Andromache Die Bakchen Elektra Hekabe Helena Herakles Die Herakliden Hippolytos Ion Iphigenie in Aulis Iphigenie bei den Taurern Medea Orestes Die Phonikerinnen Die Schutzflehenden Hiketides Die TroerinnenFragmente des Euripides und Kyklops Satyrspiel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Phonikerinnen amp oldid 233111876