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Die Deutsche Evangelisch Lutherische Gemeinde in Kiew ist eine deutschsprachige evangelische Kirchengemeinde in der Hauptstadt der Ukraine Sie gehorte von 1992 bis 2016 zur Deutschen Evangelisch Lutherischen Kirche der Ukraine DELKU Die St Katharinen KircheGottesdienstraumBuntglasfenster des Kirchenraumes Inhaltsverzeichnis 1 Erste Gemeinde 1 1 Anfange im 18 Jahrhundert 1 2 19 Jahrhundert 1 2 1 Untergang 1 3 Pastoren 2 Neugrundung 1990 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseErste Gemeinde BearbeitenAnfange im 18 Jahrhundert Bearbeiten Als Grundungsjahr gilt 1767 als eine Gruppe deutscher Lutheraner in Kiew damit begann Gottesdienste zu feiern Mit dem 1 August 1767 wurde auch ein Kirchenbuch angelegt Gottesdienste fanden zunachst in der Privatwohnung des deutschen Apothekers Georg Friedrich Bunge statt Er fuhrte die Gemeinde und forderte sie indem er den Hauslehrer seiner Kinder Christoph Leberecht Grahl 1744 30 Marz 1799 als Pfarrer der Gemeinde wirken liess er wurde spater auch sein Schwiegersohn Bis 1799 wurden auch Katholiken von Grahl getauft und beerdigt da bei der Abtretung Kiews von Polen an Russland 1686 alle romisch katholischen Geistlichen geflohen waren 1799 gab es dann wieder einen romisch katholischen Vikar in Kiew Die Deutsche Evangelisch Lutherische Gemeinde war in ihren Anfangsjahren exzellent vernetzt Getauft wurde hier Furst Ludwig Adolf Peter zu Sayn Wittgenstein spaterer Feldmarschall und Verteidiger von Riga und St Petersburg gegen Napoleon Bonaparte Weitere beruhmte Namen finden sich in den Kirchenbuchern teils Gemeindemitglieder teils Taufpaten Feldmarschall Graf Levin August von Bennigsen General Karl Wilhelm von Toll General Carl Gustav von Sievers Otto Heinrich von Lieven die Fursten von Dolgoruki Daschkow Wjasemski Trubezkoi und Wolkonski Insgesamt 14 Mitglieder der baltischen Adelsfamilie Osten Sacken werden uber funfzig Jahre als Gemeindemitglieder gefuhrt Dem ist es wohl auch zu verdanken dass ab 1787 der evangelische Pfarrer in Kiew es war immer noch Christoph Leberecht Grahl von Zarin Katharina II ein Jahresgehalt von 300 Rubel zugesprochen bekam Daraus leitete der russische Staat spater das Recht ab die Pfarrstelle bei Vakanz neu besetzen zu durfen 19 Jahrhundert Bearbeiten Am Ende des 18 Jahrhunderts und Anfang des 19 Jahrhunderts wurden fur die sich vergrossernde Gemeinde nacheinander zwei Holzkirchen errichtet 1857 dann die heute noch genutzte Kirche St Katharinen Mitte des 19 Jahrhunderts wuchs die Gemeinde deren Mitgliederzahl jahrzehntelang bei etwa 300 Personen stagniert hatte rasch auf mehr als das Doppelte an Dies beruhte auf dem von Zar Nikolaus I betriebenen Ausbau Kiews der allgemein dessen Einwohnerzahl stark anwachsen liess aber auch auf der Grundung der Universitat Kiew 1834 an der deutsches Lehrpersonal zahlreich beschaftigt war Damit wurde die Holzkirche der Gemeinde zu klein und der Bau einer steinernen Kirche moglich 1857 konnte dann die Kirche St Katharinen eingeweiht werden Seit 1852 betrieb die Gemeinde auch eine eigene Schule mit deutscher Unterrichtssprache die Martinsschule die 1864 auch ein eigenes Gebaude erhielt Dieses befand sich ebenso wie das 1882 eingeweihte Armenhaus der Gemeinde in unmittelbarer Nahe der Kirche Die Geistlichen waren in der Regel an der Universitat Dorpat ausgebildet Auf Anordnung des Kultusministers wurden 1811 318 Gemeindemitglieder aus 138 Familien gezahlt 1 1874 lebten in Kiew 2330 evangelische Deutsche 1904 waren es 4700 2 Die Evangelisch Lutherische Kirche war in Russland eine Staatskirche Die aufstrebende Entwicklung der Gemeinde endete mit dem Ersten Weltkrieg mit dem Personen deutscher Abstammung auch wenn sie russische Untertanen waren tiefes Misstrauen von Seiten der russischen Gesellschaft und des Staates entgegengebracht wurde und der Februarrevolution 1917 die zur Trennung von Kirche und Staat aber erstmals auch zur Religionsfreiheit fuhrte Die Ansatze der Deutschen Evangelisch Lutherischen Gemeinde in Kiew sich in dem sich nun abzeichnenden Rahmen einer unabhangigen Ukraine neu zu organisieren wurden durch die Oktoberrevolution und den Anschluss der Ukraine an die Sowjetunion 1919 zunichtegemacht Untergang Bearbeiten Durch die religionsfeindliche Politik der Sowjetunion wurde das kirchliche Grundvermogen bereits 1919 beschlagnahmt und verstaatlicht der Gemeinde das Kirchengebaude aber zunachst noch zur gottesdienstlichen Nutzung belassen Durch repressive Bestimmungen und willkurliche Verhaftungen im Stalinismus wurde die Gemeinde dann schrittweise vernichtet So wurde etwa Richard Gohring Sohn des letzten Pfarrers der Gemeinde und Theologiestudent unter dem Vorwurf sowjetfeindlicher Tatigkeit verschleppt als er versuchte in der grossen Hungersnot der Jahre 1932 33 Hilfsguter aus Deutschland zu verteilen Bis 1937 waren alle evangelischen Pfarrer und Seminaristen in der Sowjetunion verschleppt ermordet oder sofern sie eine auslandische Staatsangehorigkeit besassen ausgewiesen worden Auch die Kiewer Gemeinde musste ihre Aktivitaten einstellen Durch die staatliche Burokratie wurde dann im April 1938 eine freiwillige Auflosung der Gemeinde inszeniert und das Kirchengebaude endgultig eingezogen Als Grundlage diente ein Antrag der nicht mehr existierenden Gemeinde Pastoren Bearbeiten 1767 1799 Pastor Adjunkt Christoph Leberecht Grahl 1744 30 Marz 1799 30 November 1799 1810 Pastor Adjunkt Wilhelm Ferdinand Bauerschmidt 1812 24 April 1842 Pastor Adjunkt Justus Friedrich Eismamm 10 Juli 1846 13 Februar 1843 1859 Pastor Adjunkt Johann Gottfried Abel 5 Februar 1859 1859 1873 Pastor Adjunkt Alexander Fromhold Svenson 17 Juni 1874 1908 Pastor Friedrich Wilhelm Ludwig Wasem 6 September 1838 in Dorpat 15 April 1911 in Kiew 1886 1888 mit Pastor adj Viktor Friedrich August Dobbert 10 Mai 1862 in Prischib Gouvernement Taurien 25 Juni 1927 in Stettin 1888 1891 mit Pastor adj Gideon Rinne 28 Marz 1861 in Reval 1 April 1897 1891 1892 mit Pastor adj Alexander Anton Bosse 4 Januar 1858 in Wohlfahrt Livland 16 Februar 1919 in Riga 3 1892 1894 mit Pastor adj Georg Rath 19 Januar 1865 in Hoffnungsfeld Gouvernement Cherson 1909 1920 Pastor Heinrich Gottfried Wilhelm Junger 13 Februar 1878 in Riga 12 September 1963 in Nykoping Schweden 1920 1932 Pastor Richard Konigsfeld 1933 1935 Pastor Johann Gohring 7 Juni 1876 in Alexanderhof Alexanderhilf Gouvernement Jekaterinoslaw Kirchspiel Prischib nach 1935 in Karelien 4 Neugrundung 1990 BearbeitenMit den Reformen unter Michail Sergejewitsch Gorbatschow wurde es wieder moglich eine evangelisch lutherische Gemeinde in Kiew zu grunden Dazu fanden sich 1990 einige der wenigen uberlebenden Gemeindeglieder die noch in Kiew lebten und vor 1938 noch in der alten Gemeinde konfirmiert worden waren zusammen Die rechtliche Grundlage schuf dann das Gesetz der Ukrainischen Sowjetrepublik uber die Gewissensfreiheit und religiose Organisationen vom 23 April 1993 Von Anfang an bemuhte sich die Gemeinde um Ruckgabe der historischen Kirche Ab 1991 konnten in einem fensterlosen Raum des alten Kirchengebaudes der bis dahin fur die Sonderausstellungen des Museums fur Volksarchitektur und Brauchtum der Ukraine genutzt wurde die ersten Gottesdienste stattfinden Ein langer Prozess voll burokratischer und tatsachlicher Schwierigkeiten machte die Ruckgabe der Kirche aber erst zum 29 November 1998 dem 1 Advent moglich Seit 1992 hat die Gemeinde wieder hauptamtliche Pfarrer die von der EKD entsandt werden 1996 veranstaltete sie zum 450 Jahrestag des Todes von Martin Luther ein Kolloquium zu Martin Luther und Luthertum wahrscheinlich das erste zu diesem Thema das je in einem Nachfolgeterritorium des Russischen Kaiserreichs oder der Sowjetunion stattfand 5 Die Gemeinde setzt sich heute aus den Nachkommen von Russlanddeutschen Angehorigen der deutschsprachigen Botschaften deutschsprachigen Firmenvertretern in Kiew aber auch aus Ukrainern und Russen die wegen ihres Interesses fur Kirchenmusik oder an Martin Luther zu der Gemeinde gestossen sind zusammen Der Gottesdienst wird in Deutsch gehalten Gebete und Predigt ins Russische ubersetzt 2016 verliess die Gemeinde die Deutsche Evangelisch Lutherische Kirche in der Ukraine auf Grund einer starken Unzufriedenheit mit der Amtsfuhrung von Bischof Maschewski 6 Literatur BearbeitenAlexander Karlowitsch Dellen Kurze Nachrichten uber die evangelisch lutherische Gemeinde in Kiew Dorpat ca 1857 evtl Festschrift zur Einweihung der Kirche St Katharinen Johann Jakob Lerche Lebens und Reise Geschichte Halle 1791 Nikolaus Neese Geschichte der evangelisch lutherischen Kirche und Gemeinde in Kiew Kiew 1882 Klaus Jurgen Ropke Vom Wohnzimmer in die Steinerne Kirche In Kiew St Katharinen Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Munchen 2000 ISBN 3 583 33108 7 S 11 23 Eugen Teise Die Neugrundung der Gemeinde das Werk starker Frauen In Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Munchen 2000 ISBN 3 583 33108 7 S 93 95 Tatjana Terjoschina Furchte dich nicht du kleine Herde Die Geschichte der evangelisch lutherischen Gemeinde in Kiew In Tatjana Terjoschina Claus Jurgen Roepke Hrsg Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Munchen 2000 ISBN 3 583 33108 7 S 63 91 Tatjana Terjoschina Das siebenjahrige Ringen um die Kirchenruckgabe In Tatjana Terjoschina Claus Jurgen Roepke Hrsg Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Munchen 2000 ISBN 3 583 33108 7 S 29 Weblinks BearbeitenHomepage der Deutschen Evangelisch Lutherischen Gemeinde in KiewEinzelnachweise Bearbeiten Homepage der Gemeinde Kiew Memento vom 25 Dezember 2015 im Internet Archive abgerufen am 24 Dezember 2015 Kiew Kyjiv Kiev In Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa Religions und Kirchengeschichte Universitat Oldenburg abgerufen am 24 Dezember 2015 Tatjana Terjoschina Furchte dich nicht du kleine Herde Die Geschichte der evangelisch lutherischen Gemeinde in Kiew In Tatjana Terjoschina Claus Jurgen Roepke Hrsg Kiew St Katharinen Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Munchen 2000 S 63 91 Th Hirschhausen u a Nachtrag zum Album des Theologischen Vereins zu Dorpat Herausgegeben vom Theologischen Verein Dorpat 1929 S 42 Online Bibliothek der Universitat von Tartu abgerufen am 24 Dezember 2015 Erik Amburger Die Pastoren der evangelischen Kirchen Russlands vom Ende des 16 Jahrhunderts bis 1937 ein biographisches Lexikon Institut Nordostdeutsches Kulturwerk Martin Luther Verlag Luneburg Erlangen 1998 ISBN 3 922296 82 3 S 104 557 S wolhynien net abgerufen am 19 Marz 2017 Achim Reis Jahre des Aufbaus In Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Munchen 2000 ISBN 3 583 33108 7 S 99 101 Florian Kellermann Protestanten in der Ukraine Ideologische Grabenkampfe in der evangelischen Kirche Deutschlandfunk 22 April 2016 abgerufen am 22 Marz 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Evangelisch Lutherische Gemeinde in Kiew amp oldid 222286300