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Die Deutsch Chinesische Hochschule chinesisch 青島特別高等專門學堂 青岛特别高等专门学堂 Pinyin Qingdǎo tebie gaodeng zhuanmen xuetang Spezialfachhochschule Tsingtau oder 德華大學 德华大学 Dehua daxue Deutsch Chinesische Universitat in Tsingtau heute Qingdao war eine Hohere Lehranstalt fur Spezialwissenschaften mit besonderem Charakter im deutschen Pachtgebiet Kiautschou in China 2 Sie war die einzige Hochschule in den deutschen Uberseegebieten Die Hochschule befand sich in gemeinsamer staatlicher Tragerschaft des Deutschen und Chinesischen Kaiserreichs ab 1912 Republik China Kurz vor der Schliessung im Jahr 1914 betrug die Zahl der Studenten etwa 400 Deutsch Chinesische HochschuleAktivitat 1909 bis 1914Tragerschaft staatlichOrt Qingdao Provinz ShandongDirektor Georg Keiper 1 Studierende ca 400 1914 1 Mitarbeiter min 33 1913 2 Jahresetat 200 000 Mark 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Betrieb 2 Campus 3 Fakultaten 4 Galerie 5 Bekannte Dozenten Auswahl 6 Publikationsreihen Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten nbsp Gebaude der HochschuleDer Plan zur Grundung einer Einrichtung hoherer Bildung in Tsingtau ging auf eine Idee des deutschen Gesandten in Peking Arthur Alexander Kaspar von Rex zuruck Die Institution sollte in der Lage sein die zukunftigen Eliten Chinas auszubilden und war Teil der Kulturpolitik Deutschlands im Fernen Osten 4 Die Idee fand die Unterstutzung des Staatssekretars Alfred von Tirpitz im Reichsmarineamt das fur die Verwaltung des Pachtgebiets zustandig war Die Unterstutzung fiel in eine Zeit der allgemeinen Neuorientierung der deutschen Chinapolitik nach dem Ende des Boxeraufstandes als Deutschland allmahlich begann nach einem kooperativen Verhaltnis zu suchen Siehe auch Chinesisch Deutsche Kooperation 1911 1941 Im Gouvernement von Kiautschou unter Oskar von Truppel gab es hingegen zunachst Vorbehalte Diese betrafen zum einen den finanziellen Preis der Grundung der den Haushalt belasten wurde zum anderen bevorzugte die dortige Verwaltung lokale Schulprojekte Im Unterschied zur bisherigen Ausbildung chinesischer Arbeitskrafte zur Deckung des ortlichen Bedarfs zielte die Hochschulidee nicht auf die anschliessende Verwendung im Pachtgebiet sondern auf ganz China ab 5 Ungeachtet der Kritik verfolgte von Tirpitz den Plan weiter Am 11 Dezember 1907 liess die deutsche Regierung den chinesischen Gesandten in Deutschland Sun Baoqi informieren und schlug Verhandlungen uber ein gemeinsames Grundungsstatut vor 6 Die deutsche Regierung teilte mit dass sie in Tsingtau eine Bildungsanstalt plane um Chinesen auch ohne kostspielige Europareise mit der westlichen Kultur vertraut zu machen Sun beurteilte das Vorhaben als in schulischer Hinsicht interessant 7 Am 15 Januar 1908 wiederholte von Rex die deutsche Mitteilung und bat die Regierung Chinas um Unterstutzung sowie die Anerkennung der Hochschulabschlusse Im April 1908 ubernahm der Sinologe Otto Franke im Auftrag des Reichsmarineamtes die Verhandlungsfuhrung Frankes Verhandlungspartner auf chinesischer Seite war Zhang Zhidong Leiter des Erziehungsministeriums China gewann mehr Einfluss auf das Projekt als von deutscher Seite geplant Die Schule erhielt einen chinesischen Co Direktor Die Auswahl der chinesischen Studenten sowie der Lehrkrafte und Lehrplane der chinesischen Facher oblagen den Behorden Chinas Auch die deutschen Dozenten sollten in der Lage sein den Unterricht in chinesischer Sprache zu halten 8 Im Gegenzug fur die Mitsprache beteiligte sich die chinesische Regierung an der Finanzierung der Hochschule und gewahrte den Absolventen die Bewerbung zur chinesischen Staatsprufung Die Grundungskosten betrugen circa 640 000 Mark wovon China 40 000 Mark ubernahm Von den 600 000 Mark der deutschen Seite stammten etwa 245 000 Mark von deutschen Unternehmen 9 Betrieb Bearbeiten Die Hochschule wurde am 25 Oktober 1909 offiziell eroffnet die medizinische Abteilung im Juni 1911 Ihr Leiter war Georg Keiper 1877 1951 Professor fur Geologie und Beamter der Kaiserlichen Marine Als chinesischer Studieninspektor wurde ein Beamter des Unterrichtsministeriums Jiang Kai von Peking nach Tsingtau entsandt Der regulare Unterricht begann am 1 November 1909 2 Der Hochschulbetrieb orientierte sich am militarisierten Schulwesen des Deutschen Reiches jener Jahre in dem viel Wert auf Sekundartugenden und korperliche Abhartung gelegt wurde Das Abhalten von Paraden und eine Uberwachung bis in die Intimsphare gehorten fur die Studenten zum Alltag 10 Sportunterricht und Gesundheitslehre Korperpflege Geschlechtskrankheiten etc wurden fachubergreifend erteilt 11 In allen Stufen und Abteilungen wurden neben deutschen Kursen auch Facher in chinesischer Sprache gelehrt Auch die Vermittlung der traditionellen Kultur Chinas hatte ihren Platz im Lehrplan indem unter anderem chinesische Landeskunde und Literatur unterrichtet wurden Anlasslich der Eroffnung druckte der chinesische Vertreter Li Xi die Interessen Chinas mit der Metapher aus dass die Studenten zwar das Feld der westlichen Wissenschaft beackern aber das Saatgut der eigenen Nation aussahen sollten 9 Im Jahr 1913 unterrichteten 26 deutsche Lehrer davon 15 haupt und 11 nebenamtlich sowie 7 chinesische Lehrer an der Hochschule 2 Die Zahl der Studenten wuchs von circa 80 im Jahr 1909 auf circa 400 im Jahr 1914 Im Winter 1913 gehorten 301 Studenten der Unterstufe und 73 Studenten der Oberstufe an 1 Die Studenten waren in der Regel junge mannliche Chinesen ab 13 Jahren mit Vorbildung aus dem chinesischen Schulsystem Die Aufnahme erfolgte in der Regel nach Prufung und Uberweisung durch den Provinzschulrat von Shandong oder anderen chinesischen Unterrichtsbehorden Die Studiengebuhr betrug 175 Yuan pro Person und Jahr Da sich viele der chinesischen Studenten die Gebuhr nicht leisten konnten wurde sie oft von chinesischen Provinzregierungen ubernommen 9 In den Anfangsjahren litt der Lehrbetrieb unter sprachlichen Problemen da viele chinesische Studenten nicht ausreichend Deutsch verstanden um dem Unterrichtsverlauf zu folgen Aus diesem Grund wurden verstarkt Dolmetscher eingesetzt 12 Alle Facher hatten betrachtliche Praxisanteile Jurastudenten besuchten das Kaiserliche Gericht von Kiautschou und hospitierten bei Schwurgerichtsverhandlungen Medizinstudenten praktizierten im ortlichen Krankenhaus und der Katholischen Klinik Ingenieurstudenten konnten nicht nur in der hochschuleigenen Werkstatt sondern auch bei Partnern wie Sifang Locomotive Works Praxiserfahrung sammeln Den Studenten der Agrar und Forstwissenschaft standen Versuchsfelder und walder in der Umgebung zur Verfugung 9 Im Oktober 1912 besuchte der erste provisorische Prasident nach dem Ende des alten chinesischen Kaisertums Sun Yat sen die Hochschule In seiner Rede vor den chinesischen Studenten lobte er die Einrichtung als besondere Gelegenheit zur Aneignung modernen Wissens unter der Leitung bedeutender und namhafter deutscher Lehrer Die Studenten sollten sich Deutschland fur das neue China zum Vorbild nehmen 13 Wahrend der Belagerung von Tsingtau bestand das Hilfslazarett Hochschule Es war das einzige Lazarett dessen Ort vor feindlichem Artilleriebeschuss vergleichsweise sicher war 14 Nach der Besetzung durch Japan im November 1914 wurde die Deutsch Chinesische Hochschule geschlossen Bis zur japanischen Machtubernahme hatten etwa 20 bis 30 Absolventen die Hochschule erfolgreich durchlaufen 2 Einige Studenten konnten ihr Studium nach der Schliessung an der Deutschen Medizin und Ingenieurschule fur Chinesen in Shanghai fortsetzen 9 Campus Bearbeiten nbsp Kartenausschnitt von Tsingtau mit der Deutsch chines Hochschule unten links um 1912Die Hochschule hatte einen Campus der am Rande des Stadtgebietes an der Tsingtau Bucht lag Neben dem Lehrgebaude zahlten auch ein Wirtschafts und zwei Wohngebaude des angeschlossenen Internats Alumnat zum Campus Im Internat lebten die Studenten in kleinen Raumen mit je zwei bis drei Betten Insgesamt bot jedes der beiden Alumnatsgebaude Platz fur 125 Personen Zudem bestand auf dem Campus ein landwirtschaftliches Versuchsgelande An dem Standort befand sich zuvor die Feldartilleriekaserne am Kronprinzenufer Das ehemalige Hauptgebaude existiert noch die heutige Adresse lautet Chaocheng Road 2 Siehe auch Liste von erhaltenen offentlichen deutschen Kolonialbauten in KiautschouFakultaten BearbeitenDie Hochschule gliederte sich in zwei Stufen eine vorbereitende Unterstufe Der Besuch der Unterstufe dauerte funf Jahre Dabei sollte die Vermittlung der deutschen Sprache und westlicher Allgemeinbildung im Vordergrund stehen eine wissenschaftlich betriebene Oberstufe Die Oberstufe umfasste vier Fakultaten Abteilungen genannt rechts und staatswissenschaftliche Abteilung dreijahriger Kursus Leitung Kurt Romberg vormals Richter naturwissenschaftlich technische Abteilung vierjahriger Kursus forst und landwirtschaftliche Abteilung dreijahriger Kursus Leitung Wilhelm Wagner Botaniker 15 medizinische Abteilung vierjahriges Studium dreisemestriges Vorstudium funfsemestriges Fachstudium danach ein Jahr praktische Ausbildung Zu den ubergreifenden Einrichtungen zahlten eine Bibliothek eine Lehrmittelsammlung ein Museum sowie Laboratorien Angegliedert war zudem eine Ubersetzungsanstalt unter der Leitung eines Sinologen Galerie BearbeitenDeutsch Chinesische Hochschule Tsingtau 1909 1914 nbsp Hauptlehrgebaude nbsp Aula nbsp Schuler der Unterstufe nbsp Chinesische Schuler beim Zeichenunterricht nbsp Medizinische Abteilung nbsp Lehrmittelsammlung nbsp Chemisches Labor nbsp Landwirtschaftliches Labor nbsp Werkstatt nbsp Alumnat I und II im Bau Bekannte Dozenten Auswahl BearbeitenDie Deutsch Chinesische Hochschule bemuhte sich um die Gewinnung qualifizierter Dozenten aus Deutschland 16 Konrad Baetz Ingenieur von 1912 bis 1914 Professor fur Ingenieur Facher an der technischen Hochschul Abteilung Georg Crusen Jurist ab 1909 nebenamtlicher Dozent der Deutsch Chinesischen Hochschule Karl Erich Hupka Physiker folgte im Jahr 1914 einem Ruf an die Deutsch Chinesischen Hochschule konnte sie aufgrund des Ersten Weltkrieges aber nicht mehr erreichen Konrad Knopp Mathematiker lehrte in den Jahren 1910 und 1911 an der Deutsch Chinesischen Hochschule Ferdinand Lessing Sinologe war in der Ubersetzungsanstalt der Hochschule beschaftigt und 1913 Dozent Bruno Meyermann Astronom nebenamtlicher Dozent der Deutsch Chinesischen Hochschule Erich Michelsen Dr jur seit Juli 1913 Dozent fur Rechts und Staatswissenschaften Viktor Praefcke Arzt und Sanitatsoffizier war ab 1912 Dozent der medizinischen Hochschul AbteilungPublikationsreihen Auswahl BearbeitenDie Deutsch Chinesische Hochschule gab mehrere Publikationsreihen heraus Deutsch Chinesische Rechtszeitung ab 1911 Zeitung der rechts und staatswissenschaftlichen Abteilung in deutscher und chinesischer Sprache West ostlicher Bote ab Oktober 1913 Zeitschrift zur Vermittlung deutscher Sprache und Kultur im Fernen Osten in deutscher und chinesischer SpracheLiteratur BearbeitenKlaus Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In Hans Martin Hinz Christoph Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 Deutsches Historisches Museum Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 121 132 Online auf den Seiten des Deutschen Historischen Museum Klaus Muhlhahn Herrschaft und Widerstand in der Musterkolonie Kiautschou Interaktionen zwischen China und Deutschland 1897 1914 R Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56465 X Roswitha Reinbothe Kulturexport und Wirtschaftsmacht deutsche Schulen in China vor dem ersten Weltkrieg Verlag fur Interkulturelle Kommunikation Frankfurt am Main 1992 ISBN 978 3 88939 038 7 S 192 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons German Chinese College Qingdao Sammlung von Bildern Hochschule deutsch chinesische in Heinrich Schnee Hrsg Deutsches Kolonial Lexikon Band 2 Quelle amp Meyer Leipzig 1920 S 69 Deutschlands Adler im Reich des Drachen Deutschland und China im Zeitalter des Kolonialismus Teil 4 Gouvernement Kiautschou BundesarchivEinzelnachweise Bearbeiten a b c K Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In H M Hinz C Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 DHM Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 125 a b c d e K Muhlhahn Herrschaft und Widerstand in der Musterkolonie Kiautschou R Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56465 X S 245 Friedrich Wilhelm Mohr Hrsg Handbuch fur das Schutzgebiet Kiautschou W Schmidt Tsingtau 1911 S 449 Online Ausgabe Frankfurt am Main Universitatsbibliothek Johann Christian Senckenberg 2016 K Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In H M Hinz C Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 DHM Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 121 K Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In H M Hinz C Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 DHM Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 124 Friedrich Wilhelm Mohr Statut fur die Hochschule von Tsingtau in ders Hrsg Handbuch fur das Schutzgebiet Kiautschou W Schmidt Tsingtau 1911 S 396 ff Online Ausgabe Frankfurt am Main Universitatsbibliothek Johann Christian Senckenberg 2016 K Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In H M Hinz C Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 DHM Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 131 Anm 25 K Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In H M Hinz C Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 DHM Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 126 a b c d e Xu Miao Chinas Bildungsinternationalisierung Eine Analyse chinesisch deutscher Kooperationen im Hochschulwesen Inauguraldissertation Universitat Heidelberg 2015 S 87 ff online Uwe Klussmann Von der Musterkolonie zum Massaker in Spiegel Geschichte Ausg Nr 2 2021 S 82 92 hier S 91 K Muhlhahn Herrschaft und Widerstand in der Musterkolonie Kiautschou R Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56465 X S 250 K Muhlhahn Herrschaft und Widerstand in der Musterkolonie Kiautschou R Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56465 X S 247 K Muhlhahn Qingdao Tsingtau Ein Zentrum deutscher Kultur in China In H M Hinz C Lind Hrsg Tsingtau Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897 1914 DHM Berlin 1998 ISBN 3 86102 100 5 S 130 Waldemar Vollerthun Der Kampf um Tsingtau eine Episode aus dem Weltkrieg 1914 1918 nach Tagebuchblattern Hirzel Leipzig 1920 S 44 Online Ausgabe Frankfurt am Main Universitatsbibliothek Johann Christian Senckenberg 2016 Wilhelm Wagner Die Organisation der land und forstwirtschaftlichen Abteilung der Deutsch Chinesischen Hochschule Adolf Haupt Tsingtau 1912 Digitalisat der Sammlung Deutscher Kolonialismus Tsingtau und Japan 1914 bis 1920 historisch biographisches Projekt36 059055555556 120 30547222222 Koordinaten 36 3 32 6 N 120 18 19 7 O Normdaten Korperschaft GND 15371 0 lobid OGND AKS LCCN 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