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Der Weltensammler ist der zweite im Druck erschienene Roman des in Bulgarien geborenen in Kenia Sudafrika Deutschland Indien und Osterreich beheimateten Autors Ilija Trojanow der 2006 veroffentlicht wurde Das Buch wurde 2006 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse Kategorie Belletristik ausgezeichnet 1 und war Finalist beim Deutschen Buchpreis Sein Roman fugte sich in seine bestehenden Werke seit Die Welt ist gross und Rettung lauert uberall 1996 ein indem er indirekt die Frage nach der transkulturellen 2 Identitat im Zuge der Diskussion um die Leitkultur 3 thematisierte und auch dementsprechend rezipiert wurde Ilija Trojanow 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Erzahlverfahren und Gattungszuordnung 3 Hintergrund 4 Kritik 5 Rezeption und Interpretation 6 Bearbeitungen 7 Ausgaben 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHandlung Bearbeiten nbsp Richard Francis Burton vor 1876 nbsp John Hanning Speke Lithografie 1890Der Roman zeichnet wesentliche Stationen der Biographie von Richard Francis Burton 1821 1890 nach der zunachst als Beamter der East India Company gedient hatte um spater als einer der ersten Europaer in der Maske eines indischen Muslims die Pilgerfahrt nach Mekka zu unternehmen Die dritte grosse Station seines Lebens war eine grosse Entdeckungsreise nach Zentralafrika auf der Suche nach den Quellen des Nils Die Handlung beschrankt sich auf drei Stationen seines Lebens uber einen Zeitraum von sechzehn Jahren hinweg in Indien Karriere und Liebe Arabien Glaubensgewissheit durch die Hadj Bart und Ostafrika Entdeckerruhm und Leibrente mit denen sich also jeweils besondere Hoffnungen und Erwartungen verbinden Im ersten Teil fahrt Burton im Alter von 21 Jahren nach Indien um dort ein Leben zu fuhren wie es sonst kaum einer der anderen Europaer sich vorstellen kann Er lernt die Landessprache die Sitten und Gebrauche und versucht vor allen Dingen deren Einwohner zu verstehen Dafur lebt er manchmal wochenlang als einer von ihnen inmitten der indischen Bevolkerung Richard Francis Burton nimmt sich einen einheimischen Lehrer lernt Hindi Gujarati Farsi und spater auch Arabisch Bei dem Brahmanen Upanitsche erlernt er Sanskrit und kommt dadurch mit dem Kamasutra in Beruhrung das er spater ins Englische ubersetzen wird Schliesslich kommt er auch naher mit dem Islam in Beruhrung was gewissermassen die Uberleitung zum zweiten Teil des Buches schafft Um eine Pilgerfahrt nach Medina und Mekka unternehmen zu konnen schifft er sich verkleidet und inkognito als indischer Moslem 1853 1854 nach Kairo ein wo er allgemein akzeptiert wird und dank seines schauspielerischen Talentes sich bald auch als Arzt niederlasst Burton geht gleichsam in seiner neuen Heimat auf um begeistert und erfolgreich die Pilgerreise vollenden zu konnen Am Ende steht die Frage im Raum ob er nicht auch innerlich zum Islam konvertiert ist Der dritte Teil des Werks schildert Burtons Lebensabschnitt als Forschungsreisender an der Seite des ursprunglich mit ihm befreundeten John Hanning Speke auf der Suche nach den Quellen des Nils beide gleichermassen getrieben von der Wissbegierde des Forschungsreisenden So entdecken sie als erste Europaer am 13 Februar 1858 den Tanganjikasee den Burton fur die Quellen des Nils hielt Burtons Hoffnungen und Erwartungen zerbrechen am Ende trotz oder wegen seiner glanzenden Anlagen notwendigerweise und gleichermassen entfremdet er sich den Menschen wie z B seiner indischen Geliebten Kundalini von Speke oder seiner eigenen Frau Isabel immer mehr Dadurch wird der historische Brite zu einer paradigmatischen d h eminent literarischen Figur Freilich stellt die Wahl dieser faszinierenden Personlichkeit einen Glucksfall dar weil der Autor nur nebensachliche verburgte Tatsachen zu beugen brauchte um sein Ziel zu erreichen Burton muss letztlich stets an sich selbst scheitern und mit ihm die abendlandische Gesinnung die er vertritt Das verdeutlicht auch der Rahmen der weniger das Sterben als vielmehr die Folgen seines Todes in Triest skizziert Seine Notizen gehen in Flammen auf und ein Bischof ernennt ihn der Bequemlichkeit wegen zum Katholiken ehrenhalber Zuletzt fallt der Blick auf seine persische Kalligraphie Auch dies wird vergehen Der Roman beschrankt sich nicht nur auf eine Erzahlperspektive da im Wechsel auch Burtons Diener oder andere Zeitzeugen wie sein Reisebegleiter zu Wort kommen Erzahlverfahren und Gattungszuordnung Bearbeiten nbsp Richard Francis Burton in arabischer TrachtErzahltechnisch wechseln Abschnitte mit Burtons Reflexionen bzw Dokumenten mit den Berichten anderer Personen uber ihn in ihrer ganz eigenen Sichtweise In Indien geschieht dies in hierarchisch perspektivischer Brechung Diener Lahiya in Arabien aufgefachert beiordnend die Zeugen und Offiziellen aus Mekka im Verlauf des Verhors in Afrika wird verengt auf die nur scheinbar naive Erzahlung des Fuhrers Von Indien zu Afrika fallt die Kenntnis anderer uber Burton zwar ab gleichzeitig steigt die Offenheit der Berichtenden aber an Solche hier an nur einer Linie beispielhaft aufgezeigte Gegenlaufigkeit kann als Strukturprinzip gelten die mitunter in Paradoxien gipfelt Der indische Schreiber stosst durch seine Einbildungskraft zur Wahrheit vor und der afrikanische Fuhrer erfasst das Wesen des Englanders noch am besten obwohl er niemals zu seinem Vertrauten wurde und ihn gar nicht verstehen will 4 Insgesamt erzeugt sich dadurch eine subtile Spannung indes liegt kein psychologischer Roman vor weil der Leser selbst auf seine analytischen Fahigkeiten verwiesen wird erst recht kein Abenteuerroman denn aussere Handlung tritt zuruck wie sogar besonders spannende verburgte Ereignisse unterdruckt werden Aber auch kein historischer Roman dazu mussen Fakten zu sehr dem Kunstwillen weichen Vor allem missbraucht der Autor nie seine Figur als Sprachrohr zudem erzahlt die echte Gattung auktorial nicht personal Am besten ordnet man das Werk als grosse Parabel uber das Scheitern wahnhaft selbstbestimmter Lebensentwurfe ein Hintergrund BearbeitenDer Autor selbst beschreibt seine erste Beruhrung mit der Biografie Richard Francis Burtons an seinem 10 Geburtstag die ihn zu diesem Werk motivierte Ich sitze an einem Wasserloch im Tsavo Nationalpark in Kenia und blattere durch einen illustrierten Band uber die beruhmten Entdecker Afrikas den mir meine Eltern geschenkt haben In dem prachtvollen Buch tauchen sie alle auf die europaischen Heroen die aufbrachen das Unbekannte vom Angesicht der Erde zu tilgen von Vasko da Gama bis Henry Morton Stanley Keine der Illustrationen fasziniert mich mehr als die nachkolorierte Gravur eines arabisch gekleideten Mannes mit wilden Gesichtszugen und strengen Augen Wie merkwurdig laut Bildunterschrift war dieser Mann weder Sklavenhandler noch Sultan sondern ein Brite Als erster Europaer sei er in das Innere Ostafrikas vorgedrungen auf der Suche nach den Quellen des Nils und als einziger unter all den Entdeckern in meinem Buch sieht er aus wie ein Einheimischer Das Abenteuer der Verkleidung erregt und verstort mich mehr als das Wagnis der Reise Ich merke mir den Namen dieses seltsamen Mannes Richard Francis Burton Gut zwanzig Jahre spater ziehe ich nach Bombay Indien weil ich beschlossen habe einen Roman uber Burton zu schreiben oder vielmehr uber die Un Moglichkeit sich in die Fremde hineinzuleben 5 Fur die Recherche beschloss der Verfasser langere Zeit in Bombay und Baroda zu leben um sich mit den dortigen Sitten und Gebrauchen wie einst Burton vertraut zu machen Auch durchquerte er mit moglichst wenig Gepack zu Fuss Tansania um die Langsamkeit des damaligen Reisens nachzuempfinden zu konnen Auf die Hadj die Pilgerreise der Moslems nach Mekka und Medina bereitete er sich ein Jahr in Bombay vor indem er zunachst junge islamische Rechtsgelehrte in Englisch unterrichtete die ihn dann im Gegenzug den Koran lehrten Zusammen mit einer indischen Pilgergruppe unternahm er die Reise im Januar 2003 6 Kritik BearbeitenIn der Begrundung der Jury 7 der Martin Ludke Sudwestrundfunk Franziska Augstein Suddeutsche Zeitung Richard Kammerlings Frankfurter Allgemeine Zeitung Andrea Kohler Neue Zurcher Zeitung Sigrid Loffler Literaturen Norbert Miller Technische Universitat Berlin Klaus Reichelt Mitteldeutscher Rundfunk und andere Fachleute und Literaturkritiker angehorten zum Preis der Leipziger Buchmesse beschrieb man das Fazit des Werks folgendermassen Ilija Trojanows Roman uber den britischen Spion Diplomaten und Entdeckungsreisenden Richard Francis Burton ist eine ebenso spannende wie tiefgrundige Annaherung an eine der schillerndsten Gestalten des neunzehnten Jahrhunderts Mit orientalisch sinnlicher Fabulierlust und grosser Anschaulichkeit erzahlt der Roman vom Reiz und vom Abenteuer des Fremden und spiegelt so in einer faszinierenden historischen Gestalt die drangenden Fragen unserer Gegenwart 8 Trojanows Weltensammler der u a in Druckfrisch medienwirksam vorgestellt wurde attestierten die Kritiker 9 10 nach langer Zeit wieder ein grosser Roman deutscher Sprache zu sein denn er zeige sich bis in alle Einzelheiten durchstrukturiert was sich freilich erst wiederholt genauer Lekture erschliesse bote eine reiche und poetische Sprache und Tiefe des Inhaltes Obwohl Trojanow an die ehemals grosse europaische Erzahltradition zumal deutscher und slawischer Autoren kongenial anschliesst lassen sich unmittelbare Vorbilder nicht finden indes konnte man ihn als ganz anders gearteten Nachfahren Joseph Conrads fassen wobei die Gemeinsamkeit nur darin besteht dass beide Literaten nicht in ihrer angestammten Sprache schreiben aber ihre muttersprachlichen Zeitgenossen das Furchten lehren gerne ferne Schauplatze freilich in anderer Absicht wahlen und von der Einsamkeit des Einzelnen sprechen Katharina Granzin sah es in der taz differenzierter Was Trojanow interessiert ist das Leben und die Identitatssuche zwischen den Kulturen und das Leben des Richard Burton bietet eine hervorragende Folie um dieses Thema in Variationen durchzuspielen Auch Trojanows ubriges Werk meist literarische Reportagen sowie ein weiterer Roman umkreist auf verschiedenen Bahnen immer wieder dieses weite Feld Eine enttauschende Antiklimax Nach jenem furiosen ersten Teil der seine Hauptfigur so nachdrucklich hinterfragt hat scheint es am Schluss als habe Trojanow vergessen dass er mit Burton noch eine Rechnung offen haben konnte Was als Ideenroman begann endet in der Dschungelreportage Aber wunderschon erzahlt ist es allemal Eine wirkliche Innenschau der Figur ist nicht moglich wenn man ihr ihr Geheimnis lassen mochte Trojanows Weltensammler erinnert an Hari Kunzrus Roman Die Wandlungen des Pran Nath 11 Man konnte das Buch als Abenteuerroman lesen aber es ist auch deutlich mehr In vielen Bildern und Eindrucken lernt man Indien kennen Geruche steigen auf Beschwernisse der Reise werden spurbar sinnlich lasst Trojanow den Leser teilnehmen Und man erhalt einen Eindruck der verschiedenen Kulturen und Religionen gespickt mit Kritik und Skepsis den Europaern gegenuber die meist anders als Burton nicht so genau hinsehen und deshalb nicht verstehen Erweitert wird der Roman durch die Anderung der Erzahlperspektive In jedem Teil kommen im Wechsel der Kapitel sein Diener ein Reisebegleiter oder andere Zeugen zu Wort die den Blickwinkel Burtons erganzen oder vollig neue Aspekte einfuhren Die ungeheure Energie und Antrieb Burtons lassen staunen seine teilweise Exzentrik und abweichendes Verhalten beleben das Lesen Und das macht zu einem guten Teil den Reiz des Buches aus neben dem Eintauchen in fremde Welten und den differenzierten Ansichten sowohl der Handlung als auch bei der Betrachtung der Kulturen 12 Die literaturwissenschaftliche Kritik 13 bescheinigte dem Werk als Biografie zwar wie alle globalen oder transkulturellen Lebenslaufe eine grosse Strahlkraft was sich allein schon am Verkaufserfolg 14 ablesen lasse gab aber auch zu bedenken dass bei allem Exotismus und der Faszination fur scheinbar unbekannte Phanomene es fraglich sei inwiefern eine solche Haltung tatsachlich zur Herausbildung einer interkulturellen Identitat beitragt 15 Rezeption und Interpretation BearbeitenDer Weltensammler regte nicht nur die Literaturwissenschaftler zu Untersuchungen an sondern auch Sprachwissenschaftler und Soziologen So stellte Michaela Haberkorn ein Zitat Trojanows direkt an den Anfang ihres vergleichenden Aufsatzes zur Migrationsdiskussion Treibeis 16 und Weltensammler Konzepte nomadischer Identitat in den Romanen von Libuse Monikova und Ilija Trojanov 17 Wir sind alle Gaste Wir sind alle Wanderer Seien sie einer von uns 18 Denn in der interkulturellen bzw transkulturellen Literatur 19 ergeben sich Zwischenwelten und Ubergangsmomente im Spannungsfeld kultureller Ambivalenzen und der wechselseitigen Interpretation der Realitat Literarische Texte sind deswegen von Interesse weil in ihnen die sprachliche bzw kulturelle Hybridisierung das Wechselspiel von Stereotypisierungsprozessen und Widerstand sowie die Dekonstruktion kultureller Zuordnungen stattfinden 20 Da Trojanov offentlich zu aktuellen sozialen und politischen Entwicklungen bzw Fragen zur Leitkultur 21 oder normierten Kulturstandards Stellung nimmt muss seine Forderung nach einem neuen Denken uber die Gesellschaft besonders berucksichtigt werden Dementsprechend formulierte es Trojanow selbst schon vor dem Erscheinen dieses Buches Die nomadische Reise durch eine sich ewig wandelnde Definition der eigenen Identitat steht im eklatanten Widerspruch zu der Forderung nach Assimilierung durch die der Nationalstaat seinen vorgeblich einheitlichen Korper vor fremden Einflussen zu schutzen sucht Vergeblich denn wahrend die Literatur der selbstbestimmten Wurzeln gedeiht liegt der Nationalstaat im Sterben zumindest als ideologisches Muster In allen gesellschaftlichen Spharen kehrt Pluralitat ein das Internet ist als Organisationsform zukunftstrachtiger als der Nationalstaat Mit dem Nationalstaat lost sich auch das Denken in binaren oppositionellen Mustern auf 22 In die Debatte um die national orientierten Konzepte der Identitat sollte nach Trojanows Auffassung die von etlichen Soziologen und Sprachwissenschaftlern geteilt wird gerade der Nationalitatsbegriff hinterfragt werden da dies sich in den modernen Gesellschaften im Wandel befindet Kunstliche Kategorien wie Muttersprache Heimatland oder gar Herkunftskultur beeinflussen es immer weniger 23 Trojanow selbst sieht es aus eigener Erfahrung konkret vor sich Eines der grossen Missverstandnisse in der an Vorurteilen reichen Debatte um Identitat und Integration um Herkunft und Heimat ist die Annahme die Vergangenheit prage das Zugehorigkeitsgefuhl eines Menschen Naturlich ist es wichtig zu wissen woher man kommt ebenso entscheidend ist aber die Frage wohin man gehen will Jedem Ausgereisten jedem Fluchtling oder Exilanten zwingt sich diese Frage irgendwann einmal auf und der Literat lebt in ihr solange er schopferisch tatig ist 24 Somit stellt sich die Frage nach dem gewahlten oder zugeschriebenen Charakter von Identitat 25 und deren wandelbarem Charakter In der Literatur selbst finden sich diverse Beispiele in denen die veranderliche Identitatsbildung in den postmodernen Gesellschaften thematisiert wird Bei der derartigen Patchwork Identitaten findet keine stabile Selbstzuschreibung von Identitatsmerkmalen statt sondern der Herstellungsprozess einer Identitat steht im Mittelpunkt des Interesses 26 Dabei formt sich das Sprachempfinden als erstes um Der Koreaner oder Brasilianer 27 wird vielleicht gar nicht merken dass Der Weltensammler ursprunglich auf Deutsch verfasst wurde 28 Trojanows vorangegangene literarische Arbeiten 29 30 passen dementsprechend ebenso in das Muster wie sich auch die Geruchte uber seine angebliche Konversion zum Islam mit der Biografie Burtons decken 31 32 Spater charakterisiert er eine Literatur der sprachlichen und kulturellen Symbiosen in deutscher Sprache die eine eigene Asthetik und Gewinn der Erzahlperspektive aus ihrer Position der Fremdheit erschaffen konnten In spateren Arbeiten beschrieb Trojanow mit Hilfe der Metapher von Indras Netz 33 die globalisierte Gesellschaft 34 35 Dabei sieht er das Zusammenfliessen unterschiedlicher Kulturen als Grundlage jedes Zivilisationsfortschritts In seinen literarischen Texten gestaltet Trojanow diese Spharen des Zusammenfliessen und Vermischens aus der Sicht der sie durchwandernden und durchlebenden Individuen 36 37 In Der Weltensammler dient Burtons Figur letztendlich der Veranschaulichung dass der Kulturkontakt eine innere wie aussere Wandlung des Protagonisten bewirkt Die Situation zwischen den Kolonisierenden und Kolonisierten ist gepragt von Machtungleichheit sowie Pauschalisierungen und Zuschreibungen die ein differenzierendes Kulturverstandnis auf beiden Seiten verhindern So beschreitet Burton bei der Annaherung an Indien seine Menschen und Kulturen zwei Wege einerseits den der Verstellung Maskerade und Mimikry andererseits den des Lernens und der spirituellen Erneuerung 38 In der Person des Faktotums Sidi Mubarak Bombay aus dessen Perspektive der dritte Teil des Buches erzahlt wird erkennt man zwar gleichermassen kulturelle Parallelen der wechselnden Identitaten zu Burton im Unterschied zu diesen hat er jedoch seinen Wechsel der Identitat verinnerlicht und nicht als Uberlebensstrategie oder Maske kultiviert In der Person des sprachlich limitierten Speke der sich den Afrikanern gegenuber nur auf Englisch mitteilen kann findet sich ausserdem noch ein Antipode zu Burton der dank seiner Hindi Arabisch und spater auch Kisuaheli Kenntnisse weitaus besser seiner fremden Umgebung mitteilen kann Denn was Trojanow am meisten faszinierte war Burtons Bemuhen in die Fremde einzudringen kulturelle Unterschiede zu erkennen zu begreifen zu benennen und sie sei es durch Maskerade sei es durch Verwandlung zu uberwinden Sein Motto lautete Omne Solum Forte Patria Dem Starken ist jeder Ort Heimat Heute zu Beginn des 21 Jahrhunderts stellen sich Fragen nach unserer kulturellen Identitat zunehmend dringlicher Eine wachsende Zahl von Menschen leben in jenen Zwitterwelten und profitieren von jenen Zusammenflussen denen Burton sich aussetzte Besonders zeitgemass ist auch Burtons Interesse am Islam und der arabischen Welt Burton kannte den Nahen Osten so gut wie kaum ein anderer Europaer er beherrschte das klassische Arabisch ebenso wie die Alltagssprachen Die Umstande seines Lebens seine langjahrige Auseinandersetzung und Freundschaft mit Arabern und anderen Moslems und seine Kenntnis ihrer Denkweisen inklusive lokaler Differenzen ermoglichten ihm einen Einblick der zwar nicht immer frei von viktorianischen Vorurteilen aber stets kenntnisreich und erfrischend originell war 39 Auch im englischsprachigen Raum wurden der Autor 40 und sein Roman interessiert aufgenommen 41 drehte sich dort aber primar um den biografischen Bezug der englischen 42 43 und deutschen Rezeption 44 45 auch in der bekannten Adaption durch Karl May 46 sowie der ewigen Frage nach der Vortauschung der Pilgerreise 47 Trojanows Schilderung des religiosen Einfuhlens Burtons fand daruber hinaus auch ausfuhrliche und zitatreiche Berucksichtigung von Religionspadagogen 48 Bearbeitungen BearbeitenDie Buhnenfassung von Der Weltensammler bearbeitet von Johannes Ender wurde am 21 August 2016 am Staatsschauspiel Dresden im Schlosstheater unter der Regie von Ender uraufgefuhrt Darsteller waren Jasper Diedrichsen Katharina Lutten und Christian Clauss 49 Ausgaben BearbeitenIlija Trojanow Der Weltensammler Carl Hanser Verlag Munchen 2006 ISBN 3 446 20652 3 gebunden 477 Seiten Ilija Trojanow Der Weltensammler dtv Munchen 2007 ISBN 978 3 423 13581 8 Ilija Trojanow Der Weltensammler Gesprochen von Frank Arnold Audiobuch Verlag Freiburg 2006 ISBN 978 3 89964 204 9 7 CD 496 Minuten 50 Ilija Trojanow Nomade auf vier Kontinenten Frankfurt 2007 In diesem Werk beschreibt Trojanow seine eigenen Reisen auf den Spuren des Weltensammlers Richard Burton 51 Literatur BearbeitenJana Domdey Intertextuelles Afrikanissimo Postkoloniale Erzahlverfahren im Ostafrika Kapitel von Ilija Trojanows Der Weltensammler In Acta Germanica 2009 S 45 66 Manfred Durzak Hg Bilder Indiens in der deutschen Literatur Peter Lang Verlag Frankfurt am Main u a 2011 ISBN 978 3 631 61437 2 Matthias Rath Von der Un Moglichkeit sich in die Fremde hineinzuleben Kulturelle Assimilation als Desintegration am Beispiel von Ilija Trojanows Roman Der Weltensammler In arcadia International Journal for Literary Studies 45 2011 Heft 2 S 446 464 Gregor Streim Differente Welt oder diverse Welten Zur historischen Perspektivierung der Globalisierung in Ilija Trojanows Roman Der Weltensammler In Wilhelm Amann Georg Mein und Rolf Parr Hg Globalisierung und Gegenwartsliteratur Konstellationen Konzepte Perspektiven Heidelberg 2010 S 73 89 Weblinks BearbeitenAusgaben von Der Weltensammler von Ilija Trojanow in LibraryThing Rezensionsnotizen zu Der Weltensammler bei Perlentaucher http www literatur i l ruff de vu unter V Standpunkte Trojanow bietet eine ausfuhrliche Studie Weltensammler und Blechtrommler Ein Gesprach mit Gunter Grass und Ilija Trojanow PDF 62 kB Hilal Sezgin Als hatten sich zwei Blinde eine Frau geteilt Alles bloss kein Abenteuerroman Ilija Trojanow folgt dem kaum entflammbaren Weltensammler Richard Francis Burton In Frankfurter Rundschau 15 Marz 2006 Manieristische Sprachstrategien des Autors PDF 76 kB literaturcafe de Podcast 10 Ilija Trojanow Der Weltensammler 6 Oktober 2006 7 MB MP3 Der ethnologische Salon 2007 Veranstaltungsreihe im Staatlichen Museum fur Volkerkunde Munchen mit Beteiligung Trojanows Einzelnachweise Bearbeiten http www mdr de 2477317 html absatz4 1 2 Vorlage Toter Link www mdr de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Antje Gunsenheimer Hg Grenzen Differenzen Ubergange Spannungsfelder inter und transkultureller Kommunikation Bielefeld transcript 2007 ISBN 978 3 89942 794 3 Bassam Tibi Leitkultur als Wertekonsens Bilanz einer missgluckten deutschen Debatte In Aus Politik und Zeitgeschehen Das Parlament B 1 2 2001 S 23 26 http www ilija trojanow de roman cfm http www ilija trojanow de weltensammler cfm http www ilija trojanow de recherche cfm Archivlink Memento vom 20 Oktober 2013 im Internet Archive Archivlink Memento vom 13 Februar 2012 im Internet Archive Zusammenfassung mehrerer Kritiken der NZZ SZ und FAZ Memento vom 27 April 2014 im Internet Archive Weitere Pressestimmen im Afterzitat Memento vom 27 April 2014 im Internet Archive Katharina Granzin Der Schmuck von Affinnen taz de 25 Marz 2006 http www lesemond de titel trojanow weltensammler html Auch als internationales Vortragsthema gefragt z B Yvonne Delhey Radboud Universiteit Nijmegen Niederlande Ilija Trojanow und das self fashioning Alleine 110 000 Exemplare im Erscheinungsjahr laut Der Spiegel 52 2006 Hannes Schweiger Deborah Holmes Nationale Grenzen und ihre biographischen Uberschreitungen In Bernhard Fetz Die Biographie Zur Grundlegung ihrer Theorie Walter De Gruyter Berlin New York 2009 S 406 u 407 Libuse Monikova Treibeis Hanser Munchen 1992 Michaela Haberkorn Treibeis und Weltensammler Konzepte nomadischer Identitat in den Romanen von Libuse Monikova und Ilija Trojanov In Helmut Schmitz Hrsg Von der nationalen zur internationalen Literatur Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration Rodopi Amsterdam 2009 S 243 262 hier S 243 Ilija Trojanov Der Weltensammler Carl Hanser Verlag Munchen Wien 2006 S 111 Vgl Martina Olke Ilija Trojanows Erfolgsroman Der Weltensammler In Petra Meurer Martina Olke Sabine Wilmes Hrsg Interkulturelles Lernen Mit Beitragen zum Deutsch und DaF Unterricht zu Migranten Bildern in den Medien und zu Texten von Ozdamar Trojanow und Zaimoglu Aisthesis Verlag Bielefeld 2009 ISBN 978 3 89528 748 0 Michaela Haberkorn Treibeis und Weltensammler Konzepte nomadischer Identitat in den Romanen von Libuse Monikova und Ilija Trojanov In Helmut Schmitz Hrsg Von der nationalen zur internationalen Literatur Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration Rodopi Amsterdam 2009 S 243 262 hier S 246 Jurgen Nowak Leitkultur und Parallelgesellschaft Argumente wider einen deutschen Mythos Brandes amp Apsel Verlag Frankfurt am Main 2006 Ilija Trojanow Doner in Walhalla oder Welche Spuren hinterlasst der Gast der keiner mehr ist In Ilija Trojanow Hrsg Doner in Walhalla Texte aus der anderen deutschen Literatur Kiepenheuer amp Witsch Koln 2000 S 10 Vgl Stuart Hall Kulturelle Identitat und Globalisierung In Karl H Horning Rainer Winter Hrsg Widerspenstige Kulturen Culturell Studies als Herausforderung Suhrkamp Frankfurt am Main 1999 S 393 441 hier S 407 Ilija Trojanow Doner in Walhalla S 10 Peter Wagner Fest Stellungen Beobachtungen zur sozialwissenschaftlichen Diskussion uber Identitat In Aleida Assmann Heidrun Friese Hrsg Identitaten Erinnerung Geschichte Identitat Suhrkamp Frankfurt am Main 1998 S 44 72 insb S 59 Marion Gymnich Individuelle Identitat und Erinnerung aus Sicht von Identitatstheorie und Gedachtnisforschung sowie als Gegenstand literarischer Inszenierung In Astrid Erll Marion Gymnich Ansgar Nunning Hrsg Literatur Erinnerung Identitat Theoriekonzeptionen und Fallstudien Wissenschaftlicher Verlag Trier Trier 2003 S 29 48 hier S 33 Studien zur Englischen Literatur und Kulturwissenschaft Band 11 Wolfgang Bader Leiter des Goethe Instituts in Sao Paulo zur Literaturrezeption in Brasilien 2008 Ilija Trojanow Die Entruckung gebiert Ungeheuer Interview mit Ilija Trojanow In Ozkan Ezli Wider den Kulturenzwang Migration Kulturalisierung und Weltliteratur transscript Bielefeld 2008 S 253ff hier S 254 An den inneren Ufern Indiens Eine Reise entlang des Ganges Munchen 2003 Zu den heiligen Quellen des Islam Munchen 2004 Vgl Ilja Trojanow ist zum Islam konvertiert und hat daruber ein bewegendes Buch geschrieben In taz 27 Nov 2004 Schopfen aus Weltkenntnis Ilija Trojanow im Gesprach auf standard at 11 April 2007 Zu Indras Netz Das holografische Weltmodell zwischen Wissenschaft und Sehen Memento vom 27 September 2011 im Internet Archive Kampfabsage Kulturen bekampfen sich nicht sie fliessen zusammen mit Ranjit Hoskote Munchen 2007 Der entfesselte Globus Munchen 2008 Michaela Haberkorn Treibeis und Weltensammler Konzepte nomadischer Identitat in den Romanen von Libuse Monikova und Ilija Trojanov In Helmut Schmitz Hrsg Von der nationalen zur internationalen Literatur Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration Rodopi Amsterdam 2009 S 243 262 hier S 253 Vgl Ilija Trojanow Die Welt ist gross und Rettung lauert uberall Carl Hanser Wien 1996 Michaela Haberkorn Treibeis und Weltensammler Konzepte nomadischer Identitat in den Romanen von Libuse Monikova und Ilija Trojanov In Helmut Schmitz Hrsg Von der nationalen zur internationalen Literatur Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration Rodopi Amsterdam 2009 S 243 262 hier S 257 Der Weltensammler Die Figur Penka Angelova The Other Road On the Bulgarian Topos in the Work of Three Writers Awarded the Adelbert von Chamisso Prize In Elka Agoston Nikolova Shoreless bridges south east European writing in diaspora Rodopi Amsterdam 2010 S 84f Katharina Gerstenberger Patricia Herminghouse German literature in a new century trends traditions transitions Berghahn Books New York 2008 S 11 Uberblick bei Christopher Ondaaje Sindh Revisited Journey in the Footsteps of Sir Richard Francis Burton 1842 49 The India Years HarperCollins London 1996 Dane Kennedy A Highly Civilized Man Richard Burton and the Victorian World Harvard University Press Cambridge MA 2005 S 248 273 Karl Rolf Seufert Die Turme von Mekka Der abenteuerliche Weg des Richard Francis Burton nach Medina und Mekka Herder Freiburg 1963 zum Einfluss auf die Jugendbuchliteratur Gudrun Harrer Morgenlander im Kopf Wie der Kinderbuchklassiker Hatschi Bratschi Reisebucher und Marchen Vorstellungen vom Orient gepragt haben In Der Standard 13 Juni 2008 Karl May Durch die Wuste Reiseerzahlung Gesammelte Werke Vol 1 Karl May Verlag Bamberg Radebeul 2003 1 Aufl 1892 Julian Preece Faking the Hadj Richard Burton Slips between the Lines in Ilija Trojanow s Der Weltensammler In Julian Preece Frank Finlay Sinead Crowe Hrsg Religion in contemporary Germany doubters believers seekers in literature and film Peter Lang Verlag Bern Oxford 2010 S 21ff Leeds Swansea colloquia on contemporary German literature Vol 2 Joachim Czech Zur Behandlung nichtchristlicher Religionen im Religionsunterricht der Berufsschule Ein Erfahrungsbericht In Jurgen Court Wege und Welten der Religionen Forschungen und Vermittlungen Festschrift fur Udo Tworuschka Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2009 S 63 78 Der Weltensammler Nicht mehr online verfugbar www staatsschauspiel dresden de archiviert vom Original am 26 August 2016 abgerufen am 26 August 2016 Archivlink Memento vom 16 Mai 2012 im Internet Archive Georg Patzer Mehrere Leben Ilija Trojanow erzahlt in einem Buch wie er das Buch uber Richard Burton schrieb In Literaturkritik de 8 August 2007Normdaten Werk GND 7611984 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Weltensammler amp oldid 226523492