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Der Alpenkonig und der Menschenfeind ist ein romantisch komisches Original Zauberspiel in zwei Aufzugen von Ferdinand Raimund Die Urauffuhrung fand am 17 Oktober 1828 als Benefizveranstaltung fur den Dichter im Theater in der Leopoldstadt statt DatenTitel Der Alpenkonig und der MenschenfeindGattung romantisch komisches Original Zauberspiel in zwei AufzugenOriginalsprache DeutschAutor Ferdinand RaimundMusik Wenzel MullerErscheinungsjahr 1828Urauffuhrung 17 Oktober 1828Ort der Urauffuhrung Theater in der Leopoldstadt WienOrt und Zeit der Handlung Die Handlung geht auf und um Rappelkopfs Landgut vorPersonenAstragalus 1 der Alpenkonig Linarius 2 Alpanor Alpengeister Herr von Rappelkopf ein reicher Gutsbesitzer Sophie 3 seine Frau Malchen seine Tochter dritter Ehe Herr von Silberkern Sophiens Bruder Kaufmann in Venedig August Dorn ein junger Maler Lieschen Malchens Kammermadchen Habakuk Bedienter bei Rappelkopf Christian Gluhwurm ein Kohlenbrenner Marthe sein Weib Salchen ihre Tochter Hanschen Christoph Andres ihre Kinder Franzel ein Holzhauer Salchens Brautigam Christian s Grossmutter Sebastian ein Kutscher in Rappelkopfs Dienst Sabine Kochin in Rappelkopfs Dienst Victorinens Gestalt Walburgas Gestalt Emerentias Gestalt Rappelkopfs verstorbene Weiber Alpengeister Genien im Tempel der Erkenntnis Dienerschaft in Rappelkopfs Hause Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Werksgeschichte 3 Musikalische Bearbeitung 4 Zeitgenossisches Urteil 5 Spatere Interpretationen 6 Verfilmungen 7 Horspielbearbeitungen Auswahl 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenWahrend Astragalus mit seinem Gefolge von der Jagd heimkehrt erwartet Malchen die Ruckkehr ihres Geliebten August von seinem Studienurlaub in Italien Rappelkopf wegen schlimmer Erfahrungen zum Menschenfeind geworden ist strikt gegen diese Verbindung Er hasst seine ihn dennoch liebende Gattin Sophie nur weil sie die beiden unterstutzt Seine ersten drei verstorbenen Frauen beschuldigt er aus Bosheit gestorben zu sein Als der Alpenkonig erscheint lauft Malchens Kammermadchen Lieschen entsetzt davon denn sie ist uberzeugt Wissen sie denn nicht dass jedes Madchen das den Alpenkonig erblickt in dem Augenblick um vierzig Jahre alter wird Erster Aufzug vierte Szene 4 Astragalus verspricht Malchen und August ihnen zu helfen und fur eine baldige Hochzeit zu sorgen In Rappelkopfs Haus klagt die Dienerschaft uber die ungerechte Behandlung Sophie versucht sie mit der Mitteilung zu beruhigen sie haben ihren Bruder Silberkern herbeigerufen damit dieser mit dem Hausherrn ein ernstes Wort rede Ich kann euch nicht fortlassen weil heute oder morgen mein Bruder ankommt der vieles uber meinen Mann vermag So lange musst ihr die Launen eures Herrn noch ertragen Erster Aufzug zehnte Szene 5 Doch Rappelkopf ist uberzeugt sein Schwager habe ihn beim Ruin eines venezianischen Kaufhauses ubervorteilt und arm gemacht Nachdem er von Lieschen erfahren hat dass die zwei jungen Leute sich heimlich getroffen hatten beschuldigt er seine Frau ihn zu hintergehen Als der Diener Habakuk Ich war zwei Jahr in Paris aber ein solcher Herr ist mir nicht vorgekommen mit einem Kuchenmesser Zichorien stechen gehen will verdachtigt Rappelkopf den vollig Verblufften ihn im Auftrag von Sophie ermorden zu wollen Er zerschlagt seine Mobel und lauft wutend in den Wald hinaus Dort kommt er zur armseligen Hutte des Kohlenbrenners und bietet ihm Geld damit dieser mit seiner Familie auszieht und ihm die Hutte uberlasst Zwar sind die Kohlersleute bald uberredet dennoch verlassen sie traurig ihr Zuhause mit einem Abschiedslied So leb denn wohl du stilles Haus Wir ziehn betrubt aus dir hinaus Erster Aufzug zwanzigste Szene 6 Astragalus trostet die verzweifelten Angehorigen und die Bediensteten und verspricht nun rasch fur die Bekehrung des Menschenfeindes zu sorgen Durch ein Hochwasser zwingt er Rappelkopf mit seinem Plan einverstanden zu sein Astragalus verwandelt sich in Rappelkopf diesen lasst er die Gestalt von Silberkern annehmen Nun muss Rappelkopf erleben wie sein Ebenbild brutal und ungerecht mit seiner Familie und dem Gesinde umspringt Zwar ist er anfangs durchaus mit dessen rauer Art einverstanden bald aber wird es sogar ihm zu viel Ich bin ja ein rasender Mensch Ich fang mir ordentlich an selbst zuwider zu werden Das hatt ich in meinem Leben nicht gedacht Zweiter Aufzug zehnte Szene 7 Und dazu muss er noch anhoren dass seine von ihm so drangsalierte Umgebung dennoch zu ihm halt und nur hofft dass es sich zum Besseren andern wurde Wutend fordert er Astragalus als dieser seine Familie verflucht zum Duell Rappelkopf soll also auf Rappelkopf schiessen was ja wie er glaubt Selbstmord ware Doch Astragalus springt aus Wut und Verzweiflung in den Wildbach und in diesem Moment wird Rappelkopf mit seiner Familie in den Tempel der Erkenntnis versetzt Dort verspricht er sich zu andern vor allem auch weil Silberkern von der Rettung seines Vermogens berichtet er fuhrt Malchen und August zusammen und schliesst seine Gattin um Verzeihung bittend in die Arme Kinder ich bin ein pensionierter Menschenfeind bleibt bei mir und ich werde meine Tage ruhig im Tempel der Erkenntnis verleben Zweiter Aufzug funfzehnte Szene 8 Werksgeschichte BearbeitenNach der Beurteilung des Literaturwissenschaftlers Heinz Politzer hatte Raimund damit begonnen sich seine Komodien auf den Leib er endete damit sie sich von der Seele zu schreiben Schon von den Zeitgenossen wurde erkannt dass der Dichter mit der Doppelperson Rappelkopf Astragalus ein Selbstbildnis schuf in dem der Menschenfeind Wesenszuge seiner selbst tragt Dieses Misstrauen dieser Verfolgungswahn allem und jedem gegenuber spiegelt aber auch die Atmosphare des Kaisertums Osterreich im Vormarz wider in dem sich der Herr Biedermeier auf sein eigenes privates Leben zuruckzog und die Offentlichkeit weitgehend mied 9 nbsp Gedenktafel bei der Burgruine Johannstein im Naturpark SparbachDas Stuck entstand zum grossten Teil in der von Raimund so sehr geliebten freien Natur eine Szene am 28 Mai 1828 am Himmelreich im Bruhl bei Modling der zweite einige Tage spater an seinem 38 Geburtstag 1 Juni im nahegelegenen Sparbach Der Rest des Stuckes wurde noch im Juni fertiggestellt Wie stets bei ihm wenn er in der freien Natur arbeitete wurde Raimund relativ zugig fertig Er nannte sein Werk ein Original Zauberspiel um darauf hinzuweisen es habe keine literarische Vorlage gegeben sondern die Fabel mit dem darin enthaltenen psychologischen Problem sei seine ganz eigene Erfindung In der Kohlerhutten Szene sehen viele Literaturforscher einen fur die biedermeierlichen Verhaltnisse erstaunlichen Realismus des sozialen Elendsmilieu 10 Den Gedanken der Selbstkonfrontation hatte Raimund schon fruher verwendet gleich doppelt im Bauer als Millionar namlich Wurzel Jugend und Wurzel Alter und spater im Verschwender mit Flottwell Bettler Im Alpenkonig ist diese Konstellation jedoch am eindringlichsten verwirklicht 9 In der Figur des urkomischen Dieners Habakuk der zwei Jahr in Paris gewesen sein will so seine stehende Redewendung hat der Dichter dem Theater Thaddadl gewissermassen die Weihe der Kunst verliehen indem er behaglich die feierliche Damlichkeit des dummen Dieners ausgebreitet hat Ist Habakuk der Hanswurst so steht als Colombina das resche 11 Kammermadchen Lischen an seiner Seite Sie sind beide dichterische Nachkommen von Florian und Mariandl aus Raimunds fruherem Werk Der Diamant des Geisterkonigs 12 Raimund spielte den Rappelkopf Katharina Ennockl seine Gattin Sophie Franz Tomaselli den Habakuk 13 Musikalische Bearbeitung Bearbeiten1828 schrieb Wenzel Muller der Komponist der musikalischen Einlagen im Stuck ein Singspiel 1829 kam unter dem Titel Der Geisterkonig und der Menschenfreund eine parodistische Bearbeitung mit Musik von Wilhelm Reuling zur Auffuhrung die beim Wiener Publikum durchfiel 14 1903 wurde in Dresden die Oper Alpenkonig und Menschenfeind uraufgefuhrt Komponist war Leo Blech Raimunds Text wurde von Richard Batka als Opernlibretto umgesetzt 15 Fur die Berliner Fassung der Oper unter dem Titel Rappelkopf 1917 erstellte Georg von Hulsen Haeseler eine Bearbeitung dieses Textes Fur die Oper Rappelkopf des Komponisten Mark Lothar uraufgefuhrt 1958 in Munchen erstellte Wilhelm Michael Treichlinger das Libretto nach Raimunds Vorlage 16 Die schlichte Weise von So leb denn wohl du stilles Haus ist zum Volkslied geworden Zeitgenossisches Urteil BearbeitenFranz Grillparzer gab das Urteil der Zeitgenossen uber dieses Werk wieder Man muss die Wuste der neuesten Poesie durchwandert haben gefuhlt haben wie sich Naturwahrheit und Leben aus dem begriffsmassigen Geruste talentloser Uberschwenglichkeiten zuruckzuziehen droht um das Erquickende dieser frischen Quelle ganz zu empfinden 17 Spatere Interpretationen BearbeitenNach der Ansicht von Rudolf Furst sei dies das erste Werk Raimunds in dem sich der Dichter als Psychologe erwiesen habe Des Weiteren urteilt er Hier wird man nicht mehr durch das Schellengeklingel der Narrenkappe verletzt die der Autor zur Befriedigung eines nach leichter Kost lusternen Publikums sich aufgestulpt hat noch durch das vergebliche Streben des Dichters in einer bunten aus heterogenen uneinheitlichen Bestandteilen zusammengesetzten Fabelwelt sich und den Leser heimisch zu machen 18 Kurt Kahls Urteil geht dahin dieses Werk Raimunds als Versuch einer Selbstheilung im Mantel eines komisch romantischen Marchens zu sehen Wie im Stuck der Menschenfeind nur dadurch kuriert werden kann dass er seinem eigenen Ich gegenubergestellt wird sucht auch Raimund schreibend Herr uber sein Temperament zu werden Der Alpenkonig werde lediglich auf die Buhne gebracht um durch einen Zaubertrick die Selbstkonfrontierung Rappelkopfs zu ermoglichen Dieser Kniff ermogliche es dem Dichter eine Entwicklung die im realen Leben uber einen langen Zeitraum geschehen musse in wenigen Szenen ablaufen zu lassen 9 Franz Hadamowsky stellt fest Raimunds Fortschritt in der Gestaltung eines Buhnencharakters sei deutlich an einem Vergleich zwischen Fortunatus Wurzel aus dem Bauern als Millionar und Rappelkopf zu erkennen Die Zauberwelt werde vom Dichter immer mehr lediglich als Hilfestellung bei der Entwicklung der Handlung verwendet 17 Bei Hein Mayer ist zu lesen dass Raimund barocke Tradition osterreichische Aufklarung den Josephinismus und neuerer Seelenkunde das Motiv des Menschenfeindes mit der Idee des Besserungsstuckes verbunden habe Vorbilder konnten ihm moglicherweise Timon von Athen Shakespeare Der Menschenfeind Moliere fur Rappelkopf Der Berggeist oder die drei Wunsche Josef Alois Gleich fur Astragalus gewesen sein 10 Verfilmungen Bearbeiten1965 Der Alpenkonig und der Menschenfeind Inszenierung Rudolf Steinboeck Bildregie Gunther Anders mit Paul Horbiger als Astragalus Attila Horbiger als Rappelkopf Alma Seidler als Antonie und Heinz Ehrenfreund als August DornHorspielbearbeitungen Auswahl Bearbeiten1925 Der Alpenkonig und der Menschenfeind Romantisch komisches Marchen in drei Akten Produktion MIRAG Kommentar und Regie Julius Witte Zwei Livesendungen im Dezember 1925 ohne Aufzeichnung 19 20 Sprecher u a Adolf Winds Astragalus der Alpenkonig Oskar Berger Alpengeist Linarius Silberkern Sophiens Bruder Kaufmann in Venedig Karl Kerner Rappelkopf ein reicher Gutsbesitzer Marie Dalldor Sophie seine Frau und Lina Monard Malchen seine Tochter dritter Ehe 1928 Alpenkonig und Menschenfeind Produktion NORAG Bearbeitung Wort Hans Bodenstedt Komposition Hermann Erdlen Regie Alfred Braun Erstausstrahlung 24 Januar 1928 Livesendung ohne Aufzeichnung 21 Sprecher u a Hans Muhlhofer Astragalus der Alpenkonig Friedrich Siems Linarius Alpengeist Karl Pundter Alpanor Alpengeist Julius Kobler Rappelkopf ein reicher Gutsbesitzer Maria Einodshofer Sophie seine Frau Hilde Knoth Anneliese seine Tochter dritter Ehe und Ernst Pundter Silberkern Sophiens Bruder Kaufmann in Venedig 1957 Alpenkonig und Menschenfeind Produktion HR Bearbeitung Wort Willy Trenk Trebitsch Komposition Gerhardt Ahl Regie Ulrich Lauterbach Erstausstrahlung 13 Dezember 1957 Lange 104 57 Minuten 22 Sprecher u a Willy Trenk Trebitsch Rappelkopf Hannsgeorg Laubenthal Astragalus Elisabeth Markus Sophie Hertha Martin Malchen Veit Relin August und Helga Mietzner Lieschen Literatur BearbeitenRudolf Furst Hrsg Raimunds Werke Erster und zweiter Teil Deutsches Verlagshaus Bong amp Co Berlin Leipzig Wien Stuttgart 1908 Franz Hadamowsky Hrsg Ferdinand Raimund Werke in zwei Banden Band I Verlag Das Bergland Buch Salzburg 1984 ISBN 3 7023 0159 3 Jurgen Hein Claudia Meyer Ferdinand Raimund der Theatermacher an der Wien In Jurgen Hein Walter Obermaier W Edgar Yates Band 7 Veroffentlichung der Internationalen Nestroy Gesellschaft Mag Johann Lehner Ges m b H Wien 2004 ISBN 3 901749 38 1 Kurt Kahl Ferdinand Raimund Friedrich Verlag Velber bei Hannover 1967 Weblinks BearbeitenRollenverzeichnis und Text auf ferdinandraimund at stuecke alpenkoenigEinzelnachweise Bearbeiten Astragalus Anklang an Astralleib die Seelen Umhullung oder astra Sterne und galus Festkleidung also Sternenmantel eine wahrscheinlichere Deutung ist eine Verbindung zu Astragalus frigidus Gletscher Tragant einer Alpenpflanze Linarius mogliche Verbindung zu Linaria alpina Alpen Leinkraut in der ersten Version des Manuskriptes hiess sie noch Antonie der Vorname seiner Lebensgefahrtin Toni Wagner war als Referenz an deren liebevolle Geduld mit Raimund gedacht Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S 113 Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S 119 Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S 134 Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S 164 Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S 176 a b c Kahl Ferdinand Raimund S 71 79 a b Hein Meyer Ferdinand Raimund der Theatermacher an der Wien S 59 61 resch bayrisch osterreichisch lebhaft munter im wienerischen auch selbstbewusst Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S LXXI Faksimile des Theaterzettels in Hadamowsky Ferdinand Raimund S 430 Constantin von Wurzbach Reuling Wilhelm In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 25 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1873 S 346 350 Digitalisat Ernst Rychnovsky Leo Blech Verlag des Durerblattes Prag 1905 S 40 ff Walter Abendroth Ist die Volksoper noch moglich Betrachtungen zu Mark Lothars Rappelkopf und seiner Munchner Urauffuhrung In Die Zeit 11 September 1958 https www zeit de 1958 37 ist die volksoper noch moeglich komplettansicht a b Hadamowsky Ferdinand Raimund S 101 102 Furst Raimunds Werke Zweiter Teil S LXVII ARD Horspieldatenbank ARD Horspieldatenbank ARD Horspieldatenbank ARD HorspieldatenbankWerke von Ferdinand Raimund Der Barometermacher auf der Zauberinsel Der Diamant des Geisterkonigs Das Madchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionar mit Aschenlied Die gefesselte Phantasie Moisasurs Zauberfluch Der Alpenkonig und der Menschenfeind Die unheilbringende Zauberkrone Der Verschwender mit Hobellied Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Alpenkonig und der Menschenfeind amp oldid 235519305