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Dagobert auch Daimbert Diabertus Daiberto Lanfranchi 15 Juni 1107 in Messina war 1088 bis 1099 Erzbischof von Pisa und 1099 bis 1102 Patriarch von Jerusalem Inhaltsverzeichnis 1 Fruhes Leben und Bischof von Pisa 2 Legat des Ersten Kreuzzugs 3 Patriarch von Jerusalem 4 Einzelnachweise 5 LiteraturFruhes Leben und Bischof von Pisa BearbeitenUber sein fruhes Leben ist wenig bekannt Anscheinend erhielt er seine Priesterweihe ursprunglich von Wezilo 1 Erzbischof von Mainz 1084 1088 einem Unterstutzer des Kaisers und seines Gegenpapstes Clemens III im Investiturstreit 2 Wezilo war im April 1085 wegen Simonie exkommuniziert worden weswegen auch die Gultigkeit von Dagoberts Priesterweihe in Frage stand Dagobert hatte sich inzwischen dem papstlichen Lager um Markgrafin Mathilde von Tuszien zugewandt weshalb er 1088 erreichen konnte dass Papst Urban II seine Priesterweihe erneuerte und ihn zum Bischof von Pisa machte 1092 erhob Urban auf Vorschlag Mathildes von Tuszien das Bistum Pisa zum Erzbistum und Dagobert zum ersten Erzbischof von Pisa 3 1095 begleitete er Papst Urban II auf dessen Reise durch Italien und Frankreich und nahm so an den Synode von Piacenza sowie an der Synode von Clermont teil auf der Urban II zum Ersten Kreuzzug aufrief Anschliessend kehrte er nach Pisa zuruck wo er mit grossem Erfolg fur den Kreuzzug predigte 4 1098 entsandte ihn Urban II als Legaten an den Hof Konig Alfons VI von Kastilien und Leon wo sich Dagobert durch die Organisation der Kirche in den Landern verdient machte die kurzlich von den Mauren erobert worden waren 5 Legat des Ersten Kreuzzugs BearbeitenNachdem Urban II die Nachricht erhalten hatte dass sein Legat des Ersten Kreuzzugs Adhemar de Monteil im August 1098 in Antiochia gestorben war ernannte er Dagobert zu dessen Nachfolger 6 Vor Ende des Jahres 1098 reiste Dagobert aus Pisa ins Heilige Land ab 5 Begleitet wurde er von einer pisanischen Piratenflotte die unterwegs Raububerfalle auf die zum Byzantinischen Reich gehorigen Inseln Korfu Leukas Kephalonia Zante sowie auf Zypern verubte und sich nur knapp der Ergreifung durch die byzantinische Flotte entziehen konnte 7 Als Dagobert im Herbst 1099 die syrische Kuste erreichte hatte das Kreuzzugsheer bereits Jerusalem eingenommen und das Konigreich Jerusalem errichtet Bohemund von Tarent hatte sich in Antiochia ein Furstentum errichtet und war gerade dabei die byzantinische Hafenstadt Latakia von der Landseite her zu belagern Dagobert liess sich von ihm leicht dazu bewegen die Stadt mit der pisanischen Flotte von der See her abzuriegeln Damit weckte er den Unmut der gerade in Dschabla lagernden Kreuzfahrerfursten Raimund von Toulouse Robert von der Normandie und Robert von Flandern die das Bundnis mit Byzanz nicht gefahrden wollten Dagobert nach Dschabla bestellten und ihn uberzeugten die Flotte von Latakia abzuziehen Ohne Seeunterstutzung musste auch Bohemund die Belagerung aufgeben Raimund und die beiden Roberts zogen dagegen in Latakia ein wo sie das Bundnis der Kreuzfahrer mit Byzanz bekraftigten und byzantinische Schiffe nach Konstantinopel der ersten Etappe ihrer Heimreise bestiegen 8 Dagobert reiste daraufhin zunachst zu Bohemund nach Antiochia und dann im Spatherbst gemeinsam mit diesem der noch seinen Kreuzzugseid zu erfullen hatte nach Jerusalem Im Schutze der pisanischen Flotte zogen sie entlang der Kuste und erreichten Jerusalem am 21 Dezember 1099 9 Patriarch von Jerusalem BearbeitenNachdem er die Weihnachtstage in Bethlehem verbracht hatte liess Dagobert den unkanonisch gewahlten Patriarchen Arnulf von Chocques dessen Schutzherr Robert von der Normandie auf dem Heimweg in die Normandie war absetzen und sich selbst zum Patriarchen von Jerusalem wahlen 10 Sogleich nahm er die Huldigungen von Bohemund sowie von Gottfried von Bouillon dem ersten Regenten des Konigreichs Jerusalem der jedoch die Konigswurde ausgeschlagen hatte entgegen und belehnte sie mit den Gebieten Antiochia bzw Jerusalem 10 Balduin von Boulogne hingegen verweigerte ihm eine Huldigung fur die Grafschaft Edessa 11 Mit deutlich grosserer Entschlossenheit als sein Vorganger bestand er gegenuber Gottfried auf der Oberhoheit des Heiligen Stuhls uber das Heilige Land Er griff die weit verbreitete offentliche Meinung wieder auf dass das Konigreich Jerusalem ein Patrimonium der Kirche zu sein habe und forderte Gottfried auf ihm das Reich zu ubergeben Auf sein Drangen hin musste Gottfried ihm Ostern 1100 die Jerusalemer Davidszitadelle ubergeben sowie versprechen Jerusalem und das noch zu erobernde Jaffa der Kirche zu ubergeben sobald Gottfried sterbe oder zwei weitere grosse Stadte der Heiden erobert habe die er ersatzweise erhalten solle Zu den Eroberungsplanen kam es nicht da Gottfried kurz darauf im Juli 1100 starb wahrend Dagobert bei der Armee war die Jaffa belagerte Eine Reihe nordfranzosischer und lothringischer Adliger nutzte Dagoberts Abwesenheit aus besetzte die Davidszitadelle und dienten Gottfrieds Bruder Balduin von Boulogne das Konigsamt an 12 Als die Bevolkerung den am 9 November aus Edessa in Jerusalem eintreffenden Balduin begeistert begrusste und dieser am 11 November den Konigstitel annahm zog Dagobert sich aus seinem Palast in Jerusalem in ein Kloster auf dem Berg Zion zuruck Mitte Dezember 1100 schloss er Frieden mit Balduin und kehrte nach Jerusalem zuruck musste aber seine Plane der Errichtung einer Theokratie in Jerusalem aufgeben 13 Am Weihnachtstag 1100 kronte Dagobert Balduin in der Geburtskirche in Betlehem zum Konig im Gegenzug erkannte Balduin Dagobert als Patriarchen an und empfing das Konigreich von ihm als papstliches Lehen 14 nbsp Patriarch Daimbert reist mit Bohemund 1104 05 nach Apulien zuruck Miniatur aus einer Ausgabe der Histoire d Outremer 1232 Zwischenzeitlich hatten Beschwerden uber die Wahl Dagoberts Rom erreicht und der neue Papst Paschalis II hatte den Kardinalbischof Moritz von Porto entsandt die Angelegenheit zu untersuchen Dieser traf Ostern 1101 in Jerusalem ein woraufhin Balduin Dagobert prompt der Verschworung mit Bohemund und des Mordversuchs an Balduin anklagte Die Anklage wurde wenig spater fallen gelassen als Dagobert dem Konig eine Spende von 300 Gold Byzantinern aus dem Kirchenschatz uberliess 15 In der Folgezeit wurde Dagobert von Balduin vor dem Legaten um Geld bedrangt und dafur angeprangert Reichtumer anzuhaufen wahrend der Konig um die Finanzierung und Ernahrung des Heeres verlegen sei 16 Als Dagobert im Herbst 1101 eine Spende des Fursten Roger von Apulien uber 1000 Gold Byzantiner entgegennahm die zu einem Drittel der Kirche zum Heiligen Grab zu einem Drittel dem Hospital und zu einem Drittel dem Konig fur sein Heer anbestimmt war war Dagobert unuberlegt genug diese fur sich zu behalten 16 Als die Angelegenheit offenkundig wurde setzte ihn Moritz von Porto auf Betreiben Balduins einstweilig ab Unter dem Vorwand dass Rom benachrichtigt werden musse liess Balduin den Patriarchenstuhl unbesetzt Der Konig liess aber das Schatzamt des Patriarchen von seinen Beamten durchsuchen die dort 20 000 Gold Byzantiner fanden die Dagobert bis dahin vor dem Zugriff des Konigs hatte verstecken konnen 17 Moritz von Porto ubernahm stellvertretend das Amt des Patriarchen starb aber bereits im Fruhjahr 1102 17 Dagobert ging indessen uber Jaffa ins Exil nach Antiochia wo ihn Tankred von Tiberias aufnahm und ihm die St Georgs Kirche zur Verfugung stellte 17 Nachdem Balduin die Erste Schlacht von Ramla verloren hatte und Tankred um Hilfe ersuchte setzte Tankred durch dass Balduin Dagoberts Wiedereinsetzung zustimmte In jenen Tagen jedoch erreichte ein neuer papstlicher Legat Robert von Paris Jerusalem der darauf bestand die Angelegenheit der Absetzung Dagoberts in einer Synode unter seinem Vorsitz ordnungsgemass zu regeln Die Synode wurde 1102 in der Jerusalemer Grabeskirche abgehalten Die Anklager folgten heimlich den Anweisungen Arnulfs von Chocques und trugen drei Anklagepunkte gegen Dagobert vor Er habe auf seiner Reise nach Palastina seine Christenbruder auf den ionischen Inseln uberfallen er habe versucht Bohemund zu einem Burgerkrieg gegen Balduin anzustiften und er habe Gelder unterschlagen die fur die Pilger im Hospital und die Krieger Christi bestimmt waren 18 Dagobert wurde seines Amtes enthoben und ging erneut ins Exil nach Antiochia 19 Im antiochenischen Gefolge nahm Dagobert 1104 an der Schlacht von Harran teil 20 Als Bohemund 1105 nach Suditalien reiste nutze Dagobert die Gelegenheit ihn zu begleiten Von Suditalien begab sich Dagobert nach Rom um dem Papst seine Beschwerden gegen seine Absetzung zu unterbreiten Nach einigen Untersuchungen erklarte Papst Paschalis II tatsachlich die Absetzung Dagoberts fur ungultig da sie durch Einflussnahme weltlicher Instanzen vorgenommen worden sei Wahrend der Ruckreise auf den Patriarchenthron nach Jerusalem verstarb Dagobert jedoch am 15 Juni 1107 in Messina 21 Sein Nachfolger als Patriarch wurde Ghibelin von Arles Einzelnachweise Bearbeiten Vgl P Skinner S 158 Vgl Joseph Lins Mainz In The Catholic Encyclopedia Band 9 Robert Appleton Company New York 1910 hier online Vgl P Skinner S 157 162 Vgl P Skinner S 162 a b Vgl S Runciman S 286 Vgl S Runciman S 276 Vgl S Runciman S 286 287 Vgl S Runciman S 287 288 Vgl S Runciman S 289 291 a b Vgl S Runciman S 292 Vgl S Runciman S 294 Vgl S Runciman S 302 Vgl S Runciman S 312 Vgl S Runciman S 354 Vgl S Runciman S 391 392 a b Vgl S Runciman S 392 a b c Vgl S Runciman S 393 Vgl S Runciman S 393 394 Vgl S Runciman S 348 Vgl S Runciman S 354 Vgl S Runciman S 394 395Literatur BearbeitenSteven Runciman Geschichte der Kreuzzuge C H Beck Munchen 1995 ISBN 3406399606 Originaltitel The History of the Crusades Michael Matzke Daibert von Pisa Zwischen Pisa Papst und erstem Kreuzzug Thorbecke Sigmaringen 1998 ISBN 3 7995 6754 2 Patricia Skinner From Pisa to the Patriarchate Chapters in the Life of Arch bishop Daibert In Patricia Skinner Challenging the Boundaries of Medieval History The Legacy of Timothy Reuter Brepols Turnhout 2009 ISBN 978 2 503 52359 0 VorgangerAmtNachfolgerGerardusBischof von Pisa 1088 1092 Erzbischof von Pisa 1092 1099Pietro MoriconiArnulf von ChocquesPatriarch von Jerusalem 1099 1102EhremarEhremarPatriarch von Jerusalem 1102 1107Ghibelin von ArlesNormdaten Person GND 120417200 lobid OGND AKS LCCN nb98071227 VIAF 14263109 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dagobert von PisaALTERNATIVNAMEN Daimbert von Pisa Daimbert Diabertus Daiberto LanfranchiKURZBESCHREIBUNG Erzbischof von Pisa Patriarch von JerusalemGEBURTSDATUM 11 JahrhundertGEBURTSORT PisaSTERBEDATUM 15 Juni 1107STERBEORT Messina Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dagobert von Pisa amp oldid 225030207