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Charles Bettelheim 20 November 1913 in Paris 20 Juli 2006 ebenda war ein franzosischer marxistischer Okonom und Soziologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Kritik an der Sowjetunion 3 China und die Dritte Welt 4 Werke 5 Weblinks 6 NotizenLeben und Werk BearbeitenBettelheim wirkte an der Pariser Sorbonne mit dem Arbeitsschwerpunkt Planung Entwicklung und Dritte Welt und war Grunder und Leiter des Centre d etudes des modes d industrialisation CEMI Daneben trat er mit historischen Forschungen zur Geschichte der Sowjetunion hervor Bettelheim gehorte neben dem US Amerikaner Paul M Sweezy dem Agypter Samir Amin dem Belgier Ernest Mandel und anderen zu den wichtigen Vertretern der Radical School of Economics Seine Arbeiten fanden in den 1960er und 1970er Jahren insbesondere in der Dritten Welt Lateinamerika Indien sowie im Kontext der Neuen Linken Westeuropas und Nordamerikas starke Beachtung gerieten jedoch in den 1980er Jahren zunehmend in Vergessenheit Bettelheim beschaftigte sich 1936 wahrend eines Studienaufenthalts in Moskau mit der sowjetischen Planwirtschaft und galt anschliessend in Frankreich als deren bester Kenner In den 1950er Jahren begrusste er die in der Sowjetunion und Osteuropa nach dem Tod Stalins eingeleiteten Wirtschafts und Gesellschaftsreformen Entstalinisierung Mit der Grundung des Centre d etudes des modes d industrialisation CEMI schuf er ein Zentrum zur Erorterung und Analyse von Problemen der Industrialisierung von Entwicklungslandern 1963 engagierte Fidel Castro Bettelheim als Wirtschaftsberater fur Kuba Durch seine kontroverse Diskussion mit Che Guevara und Ernest Mandel uber Fragen der Wirtschaftsplanung wurde Bettelheim international bekannt Wahrend Guevara danach strebte durch maximale Zentralisierung Warenproduktion und Marktwirtschaft so schnell wie moglich abzuschaffen und die moralische Mobilisierung des neuen Menschen in den Mittelpunkt ruckte pladierte Bettelheim fur eine langfristig angelegte pragmatische Strategie des Ubergangs zum Sozialismus in Anlehnung an Lenins Konzeption der Neuen Okonomischen Politik mit gemischten Eigentumsformen einer Verbindung von Planung und Marktelementen dezentraler Entscheidungsfindung und der Entwicklung der Landwirtschaft als Ausgangsbasis Kritik an der Sowjetunion BearbeitenGleichzeitig wurde Bettelheims Haltung zur Sowjetunion immer kritischer wahrend er in der Volksrepublik China das erfolgreiche Modell eines alternativen Entwicklungswegs fur die Dritte Welt sah Die chinesische Kritik am sowjetischen Okonomismus und Mao Zedongs Betonung des Primats der Politik veranlassten Bettelheim dazu seine in der Kuba Debatte vertretenen Positionen teilweise zu revidieren Auf der theoretischen Ebene kritisierte Bettelheim gestutzt auf Konzepte des Philosophen Louis Althusser die Gleichsetzung von Kapitalismus mit Privateigentum und Markt und Sozialismus mit Staatseigentum und zentraler Planung Er wies darauf hin dass die formal juristische Ebene des Eigentums noch keinen Aufschluss uber die reellen Produktionsverhaltnisse gebe und Staatseigentum noch keine wirkliche Vergesellschaftung bedeute In Okonomischer Kalkul und Eigentumsformen 1970 diskutierte er das Problem der Uberwindung der Warenproduktion und Wertform und der Entwicklung einer okonomischen Messung im Ubergang zum Sozialismus durch Transformation der Produktionsverhaltnisse Bettelheims historische Analyse der Fehlentwicklung der Sowjetunion Die Klassenkampfe in der UdSSR hatte zum Kern den kritischen Befund dass dort ab Ende der 1920er Jahre eine Politik der forcierten extrem schnellen vertikal zentralistischen Industrialisierung auf der Grundlage der zwangsweisen Kollektivierung der Landwirtschaft einen nur dem Schein nach sozialistischen Staatskapitalismus hervorgebracht habe der strukturell die Unterordnung gesellschaftlicher Bedurfnisse unter einen blinden Akkumulationszwang fortgesetzt eine emanzipatorische Transformation sozialer Beziehungen unterbunden und eine soziale Ausdifferenzierung mit den gleichen Funktionseliten hervorgebracht habe wie der Kapitalismus China und die Dritte Welt BearbeitenAuf seinen Reisen in die Volksrepublik China gelangte Bettelheim demgegenuber zu dem Eindruck dass dort eine Form basisdemokratischer und bedurfnisgerechter Entwicklung Gestalt annehme In seinen Reiseberichten u a China 1972 beschrieb er die durch die Kulturrevolution eingefuhrten neuen Managementformen in chinesischen Fabriken mit horizontalen und partizipativen Strukturen kollektiver Leitung und Beteiligung von Arbeitern an allen Entscheidungen Bettelheim gehorte damals zu den fuhrenden Verfechtern der These dass gesellschaftlicher und okonomischer Fortschritt in den Landern der Dritten Welt einen politischen Bruch mit dem Imperialismus und eine Loslosung von den Abhangigkeitsverhaltnissen der ungleichen internationalen Arbeitsteilung des Weltmarkts erfordere Diese Position bezog auch eine scharfe Kritik an der internationalen Rolle der Sowjetunion ein in deren entwicklungspolitischem Engagement Bettelheim nur eine Variante kapitalistischer akkumulationszentrierter Modelle sah Auf der Grundlage politischer Unabhangigkeit und wirtschaftlicher Autarkie sah er in der Arbeitswelt die Chance gegeben alternative Entwicklungsmodelle zu praktizieren die nicht auf Akkumulation und Profit ausgerichtet waren Die planmassige Orientierung der Okonomie an den Bedurfnissen der Bevolkerung konnte ein ausgewogenes Verhaltnis von Landwirtschaft und Industrie ermoglichen 1977 legte Bettelheim den Vorsitz der Gesellschaft fur franzosisch chinesische Freundschaft nieder Mit dem Rucktritt protestierte er gegen den nach dem Tod von Mao Zedong vollzogenen Kurswechsel den er als Konterrevolution deutete China loste sich in den folgenden Jahren von dem unter Mao praktizierten Autarkiemodell und vollzog schrittweise die Integration in den Weltmarkt die mit einer uberraschenden Wachstumsdynamik einherging Der weltweite Aufstieg des Neoliberalismus und der Niedergang der in der Periode der Entkolonisierung entstandenen Befreiungsbewegungen liessen das vormals einflussreiche Paradigma der autozentrierten Entwicklung zu dessen wichtigsten Theoretikern Bettelheim gehorte verblassen Bettelheims Schuler und langjahriger Mitarbeiter Bernard Chavance gehort zu den fuhrenden Vertretern der Regulationstheorie Werke BearbeitenDer Aufbau des Sozialismus in China Trikont Munchen 1969 Wertgesetz Planung und Bewusstsein Die Planungsdebatte in Cuba Gemeinsam mit Fidel Castro Ernesto Che Guevara Ernest Mandel Mora Neue Kritik Frankfurt 1969 Okonomischer Kalkul und Eigentumsformen Zur Theorie der Ubergangsgesellschaft Wagenbach Berlin 1970 Uber das Fortbestehen von Warenverhaltnissen in den sozialistischen Landern Merve Berlin 1970 Theorie und Praxis sozialistischer Planung Trikont Munchen 1971 Massenlinie und revolutionare Partei Trikont Munchen 1973 Die deutsche Wirtschaft unter dem Nationalsozialismus Trikont Munchen 1974 China nach der Kulturrevolution Trikont Munchen 1974 China 1972 Okonomie Betrieb und Erziehung seit der Kulturrevolution Hg gemeinsam mit Maria Antonietta Macciochi Wagenbach Berlin 1975 Uber die Natur der sowjetischen Gesellschaft in Bettelheim Meszaros Rossanda u a Macht und Opposition in den nachrevolutionaren Gesellschaften Suhrkamp Frankfurt 1979 S 101 106 Die Klassenkampfe in der UdSSR1917 1923 Oberbaumverlag Berlin 1975 1923 1930 nur auf Franzosisch verlegt Ubers Andreas G Forster 1 1930 1941 Band 3 amp 4 Die Buchmacherei Berlin 2016Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Charles Bettelheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Charles Bettelheim Uber die Natur der sowjetischen Gesellschaft pdf 78 kB Notizen Bearbeiten Forster in der Ubersetzer Datenbank des VdUNormdaten Person GND 118662686 lobid OGND AKS LCCN n50009110 VIAF 27133519 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bettelheim CharlesKURZBESCHREIBUNG franzosischer OkonomGEBURTSDATUM 20 November 1913GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 20 Juli 2006STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charles Bettelheim amp oldid 226489161