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Charles Francois Lebrun 19 Marz 1739 in Saint Sauveur Lendelin bei Coutances Departement Manche 16 Juni 1824 in Sainte Mesme bei Dourdan Departement Yvelines war ein franzosischer Staatsmann Er wurde nach Napoleons Staatsstreich 1799 Dritter Konsul nach Napoleons Erhebung zum Kaiser 1804 als Erzschatzmeister architresorier einer der Grosswurdentrager des Franzosischen Kaiserreichs sowie 1808 Herzog von Piacenza Ferner fungierte er 1805 06 als Generalgouverneur der Ligurischen Republik und 1810 13 als solcher des mit Frankreich vereinigten Holland Charles Francois Lebrun Portrat von Robert Lefevre 1807 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben 1 2 Rolle wahrend der Franzosischen Revolution 1 3 Laufbahn unter Napoleon 1 4 Spateres Leben und Tod 2 Literatur 3 WeblinksLeben BearbeitenFruhes Leben Bearbeiten Charles Francois Lebrun stammte aus einer bretonischen Familie besuchte das College in Coutances dann das der Grassins in Paris und erlernte nahezu perfekt die lateinische griechische italienische englische und spanische Sprache die er alle gleichermassen beherrschte Er las sehr viel und erwarb sich grosse Kenntnisse beschaftigte sich insbesondere mit dem offentlichen Recht und schatzte Montesquieus De l Esprit des lois sehr Zur Erweiterung seines Horizonts trugen wesentlich die Reisen bei die er nach Holland und England unternahm Die Einrichtungen in diesen Landern gefielen ihm sehr er lernte viel und kam bedeutend gereift 1762 nach Paris zuruck Lebrun wollte Advokat werden horte juristische Vorlesungen und wurde vom Professor Lorry dem ersten Parlamentsprasidenten Maupeou als geeignet empfohlen die juristischen Studien seines altesten Sohnes zu leiten In der Folge wurde er Erzieher der Kinder Maupeous Rasch bildete sich ein engeres Verhaltnis zwischen Lebrun und Maupeou Dieser sann auf Reformen in der Administration des Justizwesens und beriet sich daruber mit Lebrun dessen Kenntnisse und Talente ihn derart beeindruckten dass er ihn seine Reden und Schriften redigieren liess ohne dass Lebrun je sein Sekretar geworden ware Obwohl Lebrun keine Neigung zu dem Amt hatte verschaffte ihm Maupeou 1766 jenes eines koniglichen Zensors und Lebrun suchte in dieser Stellung stets gerecht und schonend vorzugehen Als Maupeou Kanzler wurde stieg Lebrun 1768 zum Rentmeister und bald zum Generalinspektor der Krondomanen empor tatsachlich war er Maupeous Kanzleidirektor und Konig Ludwig XV rief einmal aus Was sollte Maupeou ohne Lebrun machen Lebrun war der Verfasser von Maupeous beruhmten Reden beteiligte sich auch an dessen Streit mit den Parlamenten und liess dabei mehrere Flugschriften im Interesse des Hofs erscheinen Nach seiner Thronbesteigung sturzte Ludwig XVI Maupeou und Lebrun trat mit ihm am 24 August 1774 ab Er hatte am 15 Juni 1773 eine reiche Dame Anne Delagoutte 1755 1800 geheiratet und konnte unabhangig leben einflussreiche Personen gewahrten ihm Protektion er genoss grosse Achtung und brauchte nicht die Unterstutzung des Hofes Auf dem neuerworbenen Gut Grillon bei Dourdan widmete er sich 15 Jahre seinen Studien Ohne Namensnennung publizierte er 1774 in Paris eine franzosische Ubersetzung von Torquato Tassos Gerusalemme liberata Befreites Jerusalem die so beim Publikum ankam dass sie Rousseau zugeschrieben wurde und 1776 eine dreibandige Ubersetzung von Homers Ilias Beide Werke wurden wiederholt aufgelegt und 1809 folgte ihnen die Ubersetzung von Homers Odyssee Mit seltener Meisterschaft hat Lebrun in diesen drei Ubersetzungen seine Muttersprache gehandhabt Rolle wahrend der Franzosischen Revolution Bearbeiten Die Franzosische Revolution von 1789 rief Lebrun ins offentliche Leben zuruck Seine kurz vor dem Ausbruch der Revolution publizierte Schrift La Voix du Citoyen 1789 und 1804 erregte viel Aufsehen bekundete sein reiches Wissen und sagte prophetisch mancherlei vorher was mit der Zeit eintraf Das Amt Dourdan sendete Lebrun als Deputierten des Dritten Standes in die Generalstande Hier erstrebte er aufrichtig die Abstellung der Missbrauche und ein Regiment das den modernen Anforderungen Rechnung zu tragen gewillt und fahig sei sein Ziel war eine kraftige geregelte Regierung auf Grundlage guter Gesetze In der Konstituierenden Nationalversammlung zahlte er zu den Konstitutionellen zeigte sich gemassigt und ergriff gewohnlich bei Finanz und Verwaltungsfragen mit grosser Sachkenntnis das Wort Aber er bestieg die Tribune nur wenn es sich um wirklich bedeutsame Fragen handelte Er sprach uber die Guter der Geistlichkeit und widersetzte sich der Einfuhrung von Papiergeld wie der Abhaltung von Lotterien Am meisten glanzte er aber bei den Diskussionen der Ausschusse die ihn gern zum Organ wahlten und bereitwillig unterzog er sich der gewaltigen Aufgabe Berichterstatter und Verfasser fast aller Finanzgesetze zu sein Seine Reden galten als Muster von Klarheit und Scharfsinn Wie Lebrun die britischen Institutionen seit seinen Reisen bewunderte so trat er auch von Anfang an fur die Einfuhrung des Zweikammersystems in dieser neuen Ara der franzosischen Geschichte ein Nach Auflosung der Konstituante 1791 wurde er Prasident des Verwaltungsrats des Departements Seine et Oise und unterdruckte hier 1792 durch energische Massnahmen gefahrliche Unordnungen Nach dem Tuileriensturm vom 10 August 1792 entsagte er aller offentlichen Tatigkeit und zog sich auf das Land zuruck Aber Anklager verfolgten ihn dorthin er wurde im September 1793 verhaftet und in Versailles eingesperrt Auf Verwendung eines Volksreprasentanten wurde er zwar freigelassen aber nur unter Polizeiaufsicht seiner Familie zuruckgegeben Am 16 Juli 1794 wurde er erneut ins Gefangnis nach Versailles gebracht und entging nur durch den kurz danach am 27 Juli erfolgten Sturz Robespierres der Guillotine Anfang 1795 ubernahm Lebrun wieder das Prasidium im Departement Seine et Oise Im Oktober 1795 wurde er fur dieses Departement Mitglied des Rates der Alten Conseil des Anciens und am 20 Februar 1796 dessen Prasident in welcher Wurde ihm Portalis folgte Er erwarb sich in diesem Gremium rasch allgemeine Achtung trat tatkraftig zugunsten der Verwandten der Emigranten ein bekampfte die Zwangsanleihen und verfasste fast alle Berichte uber die Gesetze aus dem Bereich der staatlichen Okonomie 1799 wurde er wieder in den Rat der Alten gewahlt Wahrend der ehemalige Hofling fur einen Royalisten gehalten wurde erblickte Lebrun in Napoleon Bonaparte den einzigen Retter Frankreichs und begeisterte sich fur ihn ohne an den Vorbereitungen von dessen Staatsstreich des 18 Brumaire VIII 9 November 1799 und dem damit verbundenen Sturz des Direktoriums Anteil zu nehmen Laufbahn unter Napoleon Bearbeiten Napoleon wurde nun Erster Konsul der Republik und errichtete eine autoritare Konsulatsverfassung Er berief Jean Jacques Regis de Cambaceres zum Zweiten und Lebrun zum Dritten Konsul Daraufhin bezog Lebrun mit seinen beiden Konsulatskollegen die Tuilerien Er sollte die Verwaltungstraditionen des Ancien Regime in der neuen Administration vertreten Anfangs trug er Bedenken das Konsulat anzunehmen liess sich aber schliesslich von Napoleon dazu uberreden Seine Geschichtskenntnis war fur den Ersten Konsul sehr wertvoll und er verwendete Lebrun in erster Linie bei der Reorganisation der Finanzen und in der inneren Verwaltung 1803 wurde Lebrun Mitglied der Academie des Inscriptions et Belles Lettres Nachdem Napoleon Kaiser geworden war beliess er Lebrun die oberste Leitung der Finanzen und ernannte ihn im Mai 1804 als Erzschatzmeister architresorier zu einem Grosswurdentrager des Franzosischen Kaiserreichs sowie zum Prinzen mit dem Pradikat Hochfurstliche Durchlaucht Lebrun trug wesentlich zur Einfuhrung des Rechnungshofs bei Im Juni 1805 wurde die Ligurische Republik mit Frankreich vereinigt und Napoleon sandte Lebrun dorthin um die Stimmung zu gewinnen und das Aufgehen des Staats im Kaiserreich anzubahnen Lebrun blieb ein Jahr als Generalgouverneur in Genua leistete Napoleon wertvolle Dienste und die Genuesen sahen ihn 1806 ungern scheiden 1808 nahm er obwohl er sich im Rat gegen die Schaffung einer neuen Aristokratie ausgesprochen hatte den ihm von Napoleon in der noblesse imperiale verliehenen Titel eines Herzogs von Piacenza an wenn er dies auch nur widerwillig tat Napoleon wollte das Tribunat das ihm unangenehm wurde abschaffen Lebrun verteidigte es als einen Teil der Konstitution ohne sich von Napoleon einschuchtern zu lassen und fiel in Ungnade Bis 1810 nahm er nur wenig Anteil an den Staatsgeschaften Dann sandte ihn der Kaiser nach Holland das er nach der Abdankung Louis Bonapartes im Juli 1810 mit Frankreich vereinigt hatte Der Herzog ging dorthin als Generalgouverneur im Range eines Grosswurdentragers und der Kaiser wies ihn an sich nicht um den Unmut der Hollander zu kummern Lebrun gab sich aber viel Muhe sie zu versohnen hegte die besten Intentionen war unermudlich tatig und suchte die Harte von Napoleons Massregeln nach Kraften zu mildern Hollands Wohlstand zu heben Handel und Schifffahrt neu zu beleben Trotzdem konnte der Herzog die Hollander nicht versohnen Der russische Feldzug Napoleons kostete inzwischen seinem zweiten Sohn Alexandre dem Obersten eines Lanzierregiments am 24 November 1812 das Leben 1813 drangen die Alliierten in Holland ein die Nation erhob sich gegen Frankreich eine Deputation bat Lebrun das Land zu verlassen und er raumte Amsterdam am 18 November 1813 Nach seiner Ruckkehr nach Paris lebte Lebrun ruhig zeigte sich dem Kaiser weiter treu ergeben und sprach sich im Marz 1814 gegen die Abreise der Kaiserin Regentin Marie Louise von Paris aus Spateres Leben und Tod Bearbeiten Lebrun blieb der Senatsakte fern die Napoleons Absetzung aussprach erklarte sich aber nach dessen Abdankung fur die Restauration des Hauses Bourbon Er erwies den Bourbonen als ausserordentlicher Kommissar zu Caen grosse Dienste und wurde dafur am 4 Juni 1814 von Konig Ludwig XVIII zum Pair von Frankreich ernannt Als Napoleon wahrend der Herrschaft der Hundert Tage in Frankreich an die Macht zuruckkehrte nahm der Herzog 1815 das Amt des Grossmeisters der Universitat von Paris von ihm an und verwaltete es erfolgreich Nach Napoleons endgultigem Sturz und der erneuten Regierungsubernahme Ludwigs XVIII strich dieser Lebrun deshalb von der Liste der Pairs Der damals bereits in fortgeschrittenem Alter stehende Lebrun verlor alles Ansehen und wurde erst im Marz 1819 durch eine konigliche Ordonnanz wieder in die Pairskammer berufen wo er zur konstitutionellen Partei hielt und bei der Einrichtung des Rats fur die Gefangnisse dem Herzog von Angouleme weise Ratschlage erteilte Hauptsachlich aber widmete er sich ernsten Studien wozu ihn seine immer noch vorhandene grosse Geistesfrische befahigte Lebrun starb am 16 Juni 1824 im Alter von 85 Jahren in seinem Sommeraufenthalt seinem Schloss Sainte Mesme bei Dourdan Er wurde auf dem Friedhof Pere Lachaise beigesetzt In Coutances wurde ihm 1847 ein Bronzestandbild errichtet Sein Sohn Anne Charles Lebrun gab Opinions rapports et choix d ecrits politiques de C F Lebrun mit einer biographischen Notiz Paris 1829 heraus Literatur BearbeitenArthur Kleinschmidt Lebrun Charles Francois Herzog von Piacenza in Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Hrsg Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste 2 Sektion 42 Teil 1888 S 334f Charles Francois Lebrun In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 10 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 602 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Charles Francois Lebrun duc de Plaisance Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VorgangerinnenAmtNachfolgerinnenPauline BonaparteHerzog von Piacenza 1808 1814Marie LouiseJean Barthelemy Lecouteulx de CanteleuPrasident des Rates der Alten 20 Mai 1796 19 Juni 1796Jean Etienne Marie PortalisNormdaten Person GND 116850299 lobid OGND AKS LCCN no90007261 VIAF 2490692 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lebrun Charles FrancoisKURZBESCHREIBUNG Herzog von PiacenzaGEBURTSDATUM 19 Marz 1739GEBURTSORT Saint Sauveur Lendelin bei Coutances Departement Manche STERBEDATUM 16 Juni 1824STERBEORT Sainte Mesme bei Dourdan Departement Yvelines Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charles Francois Lebrun amp oldid 237920677