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Carl Ludwig Hildebrandt auch Christian Ludwig Hildebrandt um 1720 in der Neumark um 1770 in Graz Steiermark war ein preussischer Baumeister in der Regierungszeit Friedrichs II der vor allem in Berlin und Potsdam wirkte Er gehorte zu den bedeutenden Kunstlern des Friderizianischen Rokoko Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenCarl Ludwig Hildebrandt Sohn eines Predigers aus der Neumark erlernte ab 1739 in Berlin das Bauhandwerk bei Kriegs und Domanenrat Johann Carl Stoltze 1746 der auch als Oberbaudirektor fungierte Nach der Ausbildung erhielt er dort eine Anstellung als Kondukteur 1744 berief ihn Oberbaudirektor Friedrich Wilhelm Diterichs in das Potsdamer Bauamt wo er an der Terrassierung des Sanssouci Weinbergs und an Instandsetzungsarbeiten am Stadtschloss mitarbeitete Als Diterichs 1745 in Potsdam abberufen wurde war Hildebrandt unter dessen Nachfolger Jan Bouman als Kameral und okonomischer Baumeister tatig zunachst beim Bau des Schlosses Sanssouci In Berlin leiteten sie gemeinsam den Bau des Palais des Prinzen Heinrich das Friedrich II fur seinen jungeren Bruder Heinrich von Preussen Unter den Linden errichten liess In Potsdam waren Bouman und Hildebrandt an den Bauarbeiten im Westteil des Stadtschlosses beteiligt und an der Aussengestaltung der Kirche St Nikolai der eine barocke Schaufassade 1811 abgetragen vorgeblendet wurde Ausserdem wirkte er bei den von Bouman entworfenen Neubauten des Rathauses am Alten Markt und des heute bis auf einen Seitenflugel zerstorten Berliner Tors in der Berliner Strasse mit Als Hildebrandts eigene Arbeiten gelten der 1750 ausgefuhrte Umbau des Palais Schwedt in Berlin Unter den Linden den Friedrich Wilhelm von Brandenburg Schwedt in Auftrag gab sowie der 1754 geschaffene Anbau dreier Raume auf der Nordseite der ostlichen Galerie des Schlosses Monbijou zerstort fur Sophie Dorothea nbsp Der Gasthof Zum Roten Adler um 1890 nbsp Der sogenannte Plogersche Gasthof spater Kommandantur Schlossstrasse 7 zerstort nbsp Ehemaliges Lazarettgebaude in der SchopenhauerstrasseNach den Vorgaben des Konigs fertigte Hildebrandt zwischen 1753 und 1754 Entwurfe fur Potsdamer Burgerhauser Friedrich II fand die Vorbilder unter anderem in dem Standardwerk der Architekturtheorie des 18 Jahrhunderts I quattro libri dell architettura Die vier Bucher zur Architektur von Andrea Palladio Um seiner zweiten Residenz Potsdam ein reprasentativeres Aussehen zu geben liess Friedrich II einfachen Burgerhausern palastahnliche Schaufassaden vorblenden und neue Hauser errichten Zur Durchfuhrung der Bauprojekte grundete er bereits 1752 ein eigenes Hofbauamt das Konigliche Bau Comptoir das im Ostflugel des Stadtschlosses untergebracht war und immediat also unmittelbar dem Konig unterstand Auf Kosten Friedrichs II erhielt der Ratmann Sternemann ein dreigeschossiges Eckhaus in der Schwertfegerstrasse 1 zerstort mit Palladios Fassadengestaltung des Palazzo Barbaran da Porto in Vicenza Dem gegenuber entstand das Eckhaus fur den Burger Palmiro am Alten Markt 12 zerstort das Palladios unverwirklichtem Entwurf fur den Palazzo Capra 1 in Vicenza nachempfunden wurde 2 Fur Johann Friedrich Schmidt entwarf Hildebrandt den dreigeschossigen Gasthof Zum Roten Adler in der ostlich am Stadtschloss vorbeifuhrenden Strasse genau gegenuber einer Durchfahrt zum Schlosshof spater Humboldtstrasse 3 zerstort nach dem Palazzo Pompei in Verona von Michele Sanmicheli und der Gastwirt Johann Christoph Ploger bekam ein dreigeschossiges Haus in der Schlossstrasse 7 Ecke Hohe Weg Strasse heute Friedrich Ebert Strasse nach Palladios Palazzo Valmarana in Vicenza Die flache aufgrund der engen Strasse nur in starker Verkurzung zu betrachtende Fassade des Vorbilds mit den reliefierten seitlichen Gebalktragern erfuhr in Potsdam eine Adaption fur die Ecksituation mit einer hier vollplastisch ausgefuhrten Statue eines romischen Legionssoldaten an der Gebaudeecke die Johann Gottlieb Heymuller schuf Der heute zerstorte Plogersche Gasthof wurde zur damaligen Zeit unter dem Namen Gasthof zum Prinzen von Preussen bewirtschaftet und ab 1816 als Kommandantur genutzt 3 Fur die Hauser des Bottchers Schmidt und des Materialisten Hedler in der Breiten Strasse 6 und 7 zerstort entwarf Hildebrandt eine Schaufassade nach dem Palazzo Caprini in Rom von Donato Bramante 4 5 sodass sie von aussen wie ein zusammengehorendes Gebaude aussahen Friedrich II liess Hildebrandt aber nicht nur Burgerhauser mit reprasentativen Fassaden errichten sondern auch einfach gehaltene Zweckbauten fur das Militar 1754 erhielt das Fusilier Regiment Prinz Heinrich von Preussen ein zweigeschossiges Lazarettgebaude 6 das sich zwischen dem Brandenburger Tor und dem 1945 zerstorten Neustadter Tor in der Breiten Strasse befand heute Schopenhauerstrasse Ausserdem leitete er 1756 den Bau eines eingeschossigen Backhauses die Commissbackerei zur Versorgung der Potsdamer Garnison mit Brot das in drei grossen Backofen gebacken wurde Das ebenfalls 1945 zerstorte Gebaude stand am Ende der Burgstrasse zwischen dem Packhof und der Heiligengeistkirche Nachdem Bouman 1755 als Oberbaudirektor nach Berlin gegangen war ubernahm Hildebrandt dessen Amt als Kastellan von Sanssouci und leitete gemeinsam mit dem aus Hamburg berufenen Johann Gottfried Buring das Baucomptoir Mit Beginn des Siebenjahrigen Krieges 1756 kamen die vom Konig in Auftrag gegebenen Bauten nur langsam voran oder wurden ganz eingestellt Da der Verdienst ausblieb versuchte ein jeder so gut unterzukommen als er konnte so dass in kurzen fast alle Kondukteurs Materialienverwalter auch viele Kunstler und Handwerker auswanderten oder ausser Activitat kamen und niemand als die drei Baumeister Buring Hildebrant und Manger ubrig blieben 7 Hildebrandt ging 1760 nach Breslau um das von osterreichischen Truppen zerstorte Stadtschloss wieder aufzubauen Nach seiner Ruckkehr 1763 heiratete er und war am Bau des Neuen Palais beteiligt Oberhofbaurat Heinrich Ludwig Manger berichtete in seiner 1789 publizierten Baugeschichte von Potsdam dass die Ehe misvergnugt gewesen sei und das Umfallen des Wagens von einer Anhohe auf einer Reise nach Kassel verursachte dass er als ein sonst sehr munterer und zuweilen fast allzu lustiger Mann in eine Art Schwermuth verfiel wodurch er seine hauslichen Umstande verabsaumte und in Schulden gerith 8 Wie schon zuvor Buring floh auch Hildebrandt 1766 heimlich aus Potsdam und ging nach Italien um die Bader zu Pisa zu gebrauchen 8 Als Grunde fur seine Flucht werden neben den zerrutteten Familienverhaltnissen auch Auseinandersetzungen mit Friedrich II und vor allem die personellen Veranderungen im Bauamt vermutet 9 Mit der Ankunft der Bayreuther Kunstler und Baumeister von denen sich besonders Carl von Gontard und sein Schuler Georg Christian Unger einen Namen machten setzte eine neue Epoche im Bauwesen Potsdams ein 10 Nach dem Aufenthalt in Italien wagte sich Hildebrandt nicht mehr nach Preussen zuruck Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu konnen nahm er in einem Waisenhaus in Graz die Stelle des Zeichenlehrers an Literatur BearbeitenHeinrich Ludwig Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam besonders unter der Regierung Konig Friedrichs des Zweiten Nicolai Berlin Stettin 1789 S 627 629 Hildebrandt Carl Ludwig In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 17 Heubel Hubard E A Seemann Leipzig 1924 S 74 Waltraud Volk Potsdam Historische Strassen und Platze heute 2 stark bearbeitete Auflage Verlag fur Bauwesen Berlin Munchen 1993 ISBN 3 345 00488 7 S 54 Einzelnachweise Bearbeiten Lionello Puppi Andrea Palladio Das Gesamtwerk Stuttgart 2000 ISBN 3 421 03253 X S 349 f Abb 477 Nachdem das Nachbargebaude Alter Markt 11 beim Brand der Kirche St Nikolai beschadigt wurde erfolgte ein Umbau der Hauser 11 und 12 nach Planen Michael Philipp Boumanns wobei die palladianische Fassade des Hauses Alter Markt 12 nur geringfugig verandert wurde Vgl Hans Joachim Giersberg Das Potsdamer Burgerhaus um 1800 Potsdam 1965 S 44 und Tafel 19 Das im Zweiten Weltkrieg beschadigte Haus wurde 1959 abgerissen Acht von Johann Peter Benkert um 1754 geschaffene Attikaskulpturen blieben erhalten Sie werden in der Potsdamer Parkanlage Sanssouci sudlich des Orangerieschlosses im Plogerschen Figurenrondell aufbewahrt Vgl SPSG Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci Potsdam 2002 S 200 Hildebrandt Carl Ludwig In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 17 Heubel Hubard E A Seemann Leipzig 1924 S 74 Andere Autoren vertreten die Auffassung die Fassade sei hochstwahrscheinlich einem Kupferstich von Francesco Zucchi mit der Ansicht des Palazzo della Gran Guardia in Verona von Domenico Curtoni nachempfunden Friedrich Mielke Potsdamer Baukunst Das klassische Potsdam Berlin 1998 ISBN 3 549 05668 0 S 48 und Abb 44 Thomas Wernicke Burgerhauser der Breiten Strasse In Potsdam Museum Hrsg Von der kurfurstlichen Landschaftsallee zur sozialistischen Magistrale die Wilhelm Kulz Strasse Heft 29 Potsdam 1988 S 32 f Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam 1 Band S 183 3 Band S 629 Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam 1 Band S 244 a b Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam 3 Band S 628 Volk Potsdam Historische Strassen und Platze heute S 54 Volk Potsdam Historische Strassen und Platze heute S 56 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Ludwig Hildebrandt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 16 Oktober 2019 PersonendatenNAME Hildebrandt Carl LudwigALTERNATIVNAMEN Hildebrandt Christian Ludwig Hildebrant HildebrandKURZBESCHREIBUNG deutscher BaumeisterGEBURTSDATUM um 1720GEBURTSORT NeumarkSTERBEDATUM um 1770STERBEORT Graz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Ludwig Hildebrandt amp oldid 224647949