www.wikidata.de-de.nina.az
Bucharische Juden sind eine ethnisch religiose Gruppe des Judentums in Zentralasien Sie leben nicht allein in Buchara sondern in Usbekistan siehe Usbekische Juden Tadschikistan und Kirgisistan sowie vereinzelt in Russland Kasachstan Turkmenistan und Afghanistan 1 Zentralasiatische Stadte in denen bucharische Juden lebten bzw bis heute leben sind beispielsweise Samarkand Taschkent Duschanbe Buchara Kokand Andijon Margʻilon und Shahrisabz 2 Nach dem Zerfall der Sowjetunion wanderten viele bucharische Juden nach Israel und in die USA aus Sie sprechen meist Judao Persisch Buchori einen persischen Dialekt der ublicherweise mit hebraischen Buchstaben geschrieben wird Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnung 2 Geschichte 3 Aktuelle Situation 4 Bekannte bucharische Juden 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBezeichnung Bearbeiten nbsp Bucharische Juden um 1890Da die meisten im 16 Jahrhundert in Zentralasien lebenden Juden sich im Emirat Buchara konzentrierten wurden sie von europaischen Reisenden als bucharische Juden bezeichnet Diese Benennung wurde von den spater ins Ausland Emigrierten z B in Israel beibehalten Die Bezeichnung legt falschlicherweise nahe alle Angehorigen dieser Minderheit stammten aus der usbekischen Stadt oder Provinz Buchara Geschichte Bearbeiten nbsp Judische Kinder mit ihrem Lehrer in Samarkand um 1910 fruhe Farbphotographie von Sergei Prokudin GorskiNach dem Babylonischen Exil wanderten viele der ins Achamenidenreich migrierten Juden nach Zentralasien aus wo sie uber viele Jahrhunderte hinweg friedlich mit der einheimischen Bevolkerung zusammenlebten Die fruhesten archaologischen Belege aus Merw und Bayramaly die auf den Aufenthalt von Juden in Zentralasien hindeuten stammen aus dem 2 Jahrhundert v Chr Zu jener Zeit lebten Juden insbesondere in den griechischsprachigen Kolonien der hellenistischen Welt einschliesslich des Griechisch Baktrischen Konigreichs 3 Erste zuverlassige Mitteilungen uber judische Siedlungen in mehreren Stadten und Regionen Zentralasiens Merw Balch Choresmien stammen aus dem 8 9 Jahrhundert n Chr Die judische Bevolkerung Chorasans unter diesen Begriff fielen alle von Iranern besiedelten Regionen ostlich der Kawir Wuste Zentralasien eingeschlossen im 10 Jahrhundert wird vom arabischen Geographen al Muqaddasi vermerkt Der bedeutende Gelehrte Yaqub al Qirqisani spricht vom Vorhandensein von karaerischen Gemeinden in derselben Gegend und derselben Zeit Quellen aus dem 11 Jahrhundert berichten von der zahlreichen offenbar judischen Bevolkerung in Balch Der bedeutendste judische Reisende des Mittelalters Benjamin von Tudela erzahlt von einer grossen judischen Gemeinde in Samarkand Die erste Erwahnung einer judischen Gemeinde in Buchara geht auf das 13 Jahrhundert zuruck Buchara wird im 16 Jahrhundert zum Konzentrationspunkt der judischen Bevolkerung in Zentralasien Ende des 16 Jahrhunderts und zu Beginn des 17 Jahrhunderts entsteht innerhalb der Stadt Buchara eine judische Siedlung die sogenannte Alte Mahalla Den Juden wird es verboten sich ausserhalb dieser Siedlung niederzulassen Sie werden einer Reihe von Einschrankungen unterworfen um ihren niedrigeren Status gegenuber der islamischen Bevolkerung zu unterstreichen 2 Im 16 Jahrhundert kamen in Persien die Safawiden an die Macht und etablierten den schiitischen Islam als Staatsreligion Parallel dazu entstand das Khanat Buchara der sunnitische Staat der Scheibaniden Dies fuhrte dazu dass sich die Juden nun auf dem Territorium von zwei feindlich gesinnten Machten befanden und sich in der Folge in drei isolierte Gruppen spalteten afghanische bucharische und iranische Juden 3 Mitte des 18 Jahrhunderts erfolgte die erste grossere Zwangskonversion bucharischer Juden zum Islam Es entstand eine Tschala Gemeinde deren Angehorige sich weiterhin zum Judentum bekannten In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts folgte die zweite Welle von Zwangskonversionen wodurch die Zahl der Tschala Mitglieder erheblich anwuchs Reste der Tschala Gemeinde existieren in Zentralasien vor allem in Buchara bis in die Gegenwart Der grosste Teil der zwangskonvertierten Juden fuhrt heute in ihren Identitatsnachweisen Usbeke als Bezeichnung ihrer ethnischen Zugehorigkeit Schon zum Ende des 18 Jahrhunderts fuhrte der fehlende Zugang zu den Zentren judischer Gelehrsamkeit zum jahen Ruckgang der traditionellen judischen Bildung der bucharischen Juden Es drohte die vollstandige Assimilation 1793 unternahm der marokkanische Jude Josef ben Moses Mamon al Maghribi eine Erkundungsreise zu den bucharischen Juden Usbekistans Sein Ziel war es fur die Gemeinde in Safed Spenden zu sammeln wo er sich kurz zuvor niedergelassen hatte Als er sah dass die judische Gemeinde in Buchara kurz vor der Auflosung stand beschloss er dort zu bleiben Dank seiner Bemuhungen konnte das religiose und kulturelle Leben wiederbelebt werden Zu seinen bedeutendsten Reformen gehorte die Ersetzung der bis dahin praktizierten persischen Vortragsweise der Gebete und Melodien durch den sephardischen Ritus 2 Zu Beginn des 19 Jahrhunderts entstand die zweite judische Siedlung die sogenannte Neue Mahalla Mitte des 19 Jahrhunderts erhielt sie den Stadtbezirk Amirabad innerhalb der Stadt Buchara 1843 erwarben die Juden ein Stuck Land zum Aufbau einer judischen Mahalla in Samarkand Weitere judische Ansiedlungen befanden sich in Qarshi Merw Chatyrtschi Shahrisabz Kattakurgan Kermine Margilon und Duschanbe 2 Ende des 19 Jahrhunderts wurde Usbekistan von Russland erobert Infolgedessen wanderten auch aschkenasische Juden aus Westrussland nach Zentralasien ein Wahrend der Sowjetara waren die Juden gehalten Russisch zu sprechen so dass sich viele an die vordringende Kultur der Eroberer assimilierten Aktuelle Situation BearbeitenNach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 emigrierte der Grossteil der bucharischen Juden nach Israel und in die USA Heute leben nur noch wenige Juden in den unabhangigen Staaten Tadschikistan und Kirgisistan wahrend in Usbekistan noch deutlichere Spuren der judischen Prasenz zu finden sind 4 Die ausschliesslich in Wien lebenden bucharischen Juden Osterreichs bilden mit 1 171 Personen 500 Familien die grosste Gruppe der ca 6 900 Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Wien In Wien waren 2013 85 der bucharischen Juden unter 50 Jahre alt 5 2009 lebten in Deutschland ca 800 bucharische Juden in Dusseldorf Hannover Leipzig und Trier Die grosste Gemeinde mit etwa 340 Personen besteht in Hannover 6 Bekannte bucharische Juden BearbeitenSuleiman Alexandrowitsch Judakow 1916 1990 usbekisch sowjetischer Komponist Eson Kandov 1941 sowjetischer Sanger und Musiker Irina Winer Usmanowa 1948 Trainerin der russischen Nationalmannschaft fur Rhythmische Sportgymnastik und Ehefrau des usbekisch russischen Milliardars Alischer Burchanowitsch Usmanow Lew Awnerowitsch Lewiew 1956 israelischer Milliardar Firmenbesitzer Diamantenhandler Amnon Cohen 1960 israelischer Politiker Robert Ilatov 1971 israelischer Politiker Itamar Borochov 1984 israelischer MusikerLiteratur BearbeitenMax Albrecht Reisebilder aus Transkaspien Buchara und Turkestan Hamburg 1896 Uber bucharische Juden ab S 125 Digitalisiert unter archive org Harald Haarmann Studien zum Multilingualismus aschkenasischer und orientalischer Juden im asiatischen Teil der Sowjetunion Helmut Buske Verlag Hamburg 1980 ISBN 3 87118 380 6 Grigori Galibov Die Geschichte der bucharischen Juden in Wien Ubersetzt aus dem Russischen Irmgard Soukup Unterweger Osterreichischer Kunst und Kulturverlag Wien 2001 ISBN 3 85437 026 1 Chana Tolmas Bukharan Jews History Language Literature Culture World Bukharian Jewish Congress Tel Aviv 2006 ISBN 965 7093 46 5 David Straub Jews in Central Asia in M Avrum Ehrlich Encyclopedia of the Jewish Diaspora Origins Experiences and Culture Vol 1 Santa Barbara 2009 S 1122 1129 ISBN 978 1 85109 873 6 Jurgen Paul Zentralasien Neue Fischer Weltgeschichte Bd 10 S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2012 ISBN 978 3 10 010840 1 Alanna E Cooper Bukharan Jews and the dynamics of global Judaism Indiana University Press Bloomington 2012 ISBN 978 0 253 00643 1 Thomas Kunze Zentralasien Portrat einer Region Christoph Links Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 86153 995 7 Uber bucharische Juden S 51 58 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bucharische Juden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kongress der bucharischen Juden Wiens Judisch Bucharische Gemeinde Hannover Bukharan Jews in Encyclopaedia IranicaEinzelnachweise Bearbeiten N C Aizenman Afghan Jew Becomes Country s One and Only In Washington Post 27 Januar 2005 Online abgerufen am 15 Februar 2009 a b c d Artikel Bucharische Juden buharskie evrei in Elektronische Judische Enzyklopadie abgerufen am 16 Mai 2020 a b Judisch Bucharisch Sefardisches Zentrum Deutschland in Hannover e V Uber bucharische Juden Memento des Originals vom 13 Juni 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bucharische juden de abgerufen am 14 Juni 2020 Exodus from Bukhara In TIME Magazine 1 August 2011 Vol 178 Nr 5 S 73 Abstammung Altersstruktur und Familienstand Website des Vereins Bucharischer Juden Osterreichs Abgerufen am 10 Februar 2013 Bucharische Juden eroffnen in Hannover erste Synagoge In Hannoversche Allgemeine Zeitung 8 September 2009 Online abgerufen am 22 November 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bucharische Juden amp oldid 235865922