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Der Blaubandbarbling Pseudorasbora parva ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische Cyprinidae Sie stammt ursprunglich aus Asien wurde aber in vielen Regionen Asiens und Europas vom Menschen eingebracht BlaubandbarblingBlaubandbarblingSystematikohne Rang OtophysaOrdnung Karpfenartige Cypriniformes Unterordnung Karpfenfischahnliche Cyprinoidei Familie Grundlingsverwandte Gobionidae Gattung PseudorasboraArt BlaubandbarblingWissenschaftlicher NamePseudorasbora parva Temminck amp Schlegel 1846 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensraum 3 Verbreitung 4 Nahrung 5 Fortpflanzung und Entwicklung 6 Etymologie und Systematik 7 Bedeutung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenBei dem Blaubandbarbling handelt es sich um kleine bis 95 mm Gesamtlange im Schnitt 30 bis 75 mm weichflossige Fische die den Grundlingen Gobio ahnlich sind Unublich fur die Familie ist dass bei den Blaubandbarblingen im Schnitt die Mannchen grosser sind als die Weibchen Die Korperhohe betragt etwa ein Viertel der Lange Der Korper ist recht schlank gehalten und torpedoformig Insgesamt sind die morphologischen Merkmale sehr variabel Je nach Herkunft der Tiere ist nicht nur die Farbung sondern zum Beispiel auch die Flossenform sehr unterschiedlich Die Grundfarbung der in Europa angetroffenen Individuen ist ein grunliches Grau Hinter dem Rucken geht dieses ins Braunliche uber Der untere Korperbereich also die Flanken unterhalb der Seitenlinie sowie der Kiemendeckel sind silbrig glanzend Dieser Glanz ist bei den Jungfischen sehr auffallig und ausgepragt verliert sich aber mit steigendem Alter der Fische und wird dann immer dunkler Die Tiere wirken oft regelmassig gefleckt Dies kommt von den dunklen Flecken am Hinterrand der relativ grossen Schuppen Bei einigen Tieren konnen je nach Lichteinfall diese in einen dunklen Schuppenrand ausgezogen sein sodass eine netzartige Zeichnung ahnlich wie bei Guppys Poecilia reticulata entsteht Die Seitenlinie verlauft vom Maul bis zur Mitte des Schwanzflossenansatzes nahezu gerade und durchgehend in der Korpermitte entlang Sie ist in der Regel recht breit und dunkel Am deutlichsten tritt sie bei Jungfischen und Weibchen auf Bei den Mannchen kann sie ganzlich zurucktreten Die Flossen sind meist durchscheinend bis gelblichweiss oder etwas dunkler getont Die Ruckenflosse weist oft ein breites diffuses und quer zu den Flossenstrahlen verlaufendes Band auf Zur Laichzeit kann sich die Korperfarbung vor allem der Mannchen von der gewohnlichen unterscheiden Auch Laichausschlag wurde beobachtet Der Kopf und die Kiemendeckel sind oft violett bis rotlichblau bei den mannlichen Tieren und schwefelgelb bei den Weibchen Auch hier kann es grosse Unterschiede je nach Unterart geben Die Afterflosse hat 5 oder 6 selten auch 7 Strahlen und beginnt erst hinter dem Ende der Ruckenflossenbasis Der Schwanzstiel ist auffallig hoch die Schwanzflosse fast bis zur Halfte eingeschnitten Insgesamt sind die Flossen bei europaischen Tieren gut abgerundet bei chinesischen Unterarten mehr eckig Das Maul ist sehr klein oberstandig und schrag aufwarts gerichtet Die Seitenlinie verlauft nahezu gerade und durchgehend entlang der Korpermitte Die Schlundzahne befinden sich in einer Reihe Der Unterkiefer kann vorgestreckt werden und besitzt keine Barteln Die grossen Augen befinden sich in oder uber der Korperlangsachse Je nach Autor unterscheiden sich die Angaben zur Flossenformel Barus et al 1984 gibt sie wie folgt an Dorsale II III 7 Anale II 6 Pectoralen I 11 14 Ventralen I II 5 Die Seitenlinienschuppen werden mit 34 bis 38 meist 36 bis 37 angegeben Eine weitere Besonderheit der Blaubandbarblinge ist dass sie Gerausche erzeugen konnen Diese sind meist uber einige Meter zu horende ein bis drei Sekunden lange knackende Laute in schneller Abfolge Vor allem nachts werden diese abgegeben Wie und warum die Fische sie erzeugen ist bisher nicht bekannt Die morphologischen Merkmale konnen stark variieren was dazu fuhrte dass diverse Unterarten unterschieden wurden siehe auch Etymologie und Systematik Das Alter frei lebender Tiere kann bis zu 3 Jahre betragen In Aquarien konnen die Tiere aufgrund der meist besseren Bedingungen bis zu 5 Jahre alt werden Lebensraum BearbeitenBlaubandbarblinge sind in der Lage sehr verschiedene Habitate zu besiedeln Es handelt sich also um einen Ubiquist Dies zeigt sich bereits durch das grosse Areal des Vorkommens den verschiedenen Lebensraumen in denen die Art nachgewiesen werden konnte sowie der Anpassungsfahigkeit Von Kleingewassern in Uberflutungsgebieten uber Seen Kanale Staugewassern und Talsperren ehemalige Sandgruben Fischteichen und andere anthropogene Gewasser wie Areks offene Wasserkanale in Grossstadten bis hin zu grossen Flussen wie der Donau konnen Blaubandbarblinge leben Man geht davon aus dass in wenig vom Menschen uberformten Gebieten Blaubandbarblinge vor allem in stehenden Gewassern der Niederungen mit direkter oder temporarer z B bei Hochwasser Anbindung an Flussen vorkommen In der Regel meiden sie schnelle Stromungen konnen sie aber dennoch durchqueren Des Weiteren scheinen sie eutrophe Gewasser mit geringer Sichttiefe und viel Vegetation vorzuziehen Dort konnen sie grosse Bestande bilden und dadurch die Wasserbeschaffenheit massiv beeintrachtigen Durch eine gesteigerte Produktivitat von Zooplankton werden dann submerse Makrophyten negativ beeinflusst Dadurch kommt es zu grossen Schwankungen im pH Wert und des Sauerstoffgehaltes Verbreitung BearbeitenDer Blaubandbarbling stammt ursprunglich aus Asien und wurde von dort aus dem unteren Jangtsekiang wahrscheinlich unbeabsichtigt zusammen mit Graskarpfen Ctenopharyngodon idella und anderen wirtschaftlich interessanten Arten in den 1960er Jahren nach Rumanien eingefuhrt Anfangs verbreitete er sich uberwiegend im Einzugsbereich der Donau stromaufwarts 1970 gab es erste Nachweise aus Ungarn 1982 wurden Blaubandbarblinge erstmals in Osterreich gefunden Er wird besonders leicht mit anderen Arten im Zuge von Besatzmassnahmen in Fischteiche eingeschleppt Werden diese abgelassen schaffen es die kleinen Blaubandbarblinge oft zu entkommen und gelangen so in naturliche Gewasser Der erste Nachweis fur Deutschland war in der Weissen Elster bei Wunschendorf im September 1984 Dort wurde neben adulten Tieren auch ein Jungtier gefangen was eine Reproduktion vermuten lasst Einige Jahre spater berichteten verschiedene Autoren von Nachweisen in Niedersachsen oder dem Rhein sodass davon auszugehen ist dass die Art vor allem im Suden Deutschlands zu dieser Zeit schon recht verbreitet war 1994 konnte der Blaubandbarbling auch im Neusiedler See nachgewiesen werden wo er sich massenhaft vermehrt Anscheinend beschranken sich die Funde in Europa auf grosse fischereilich genutzte Teichanlagen Nachweise in naturlichen Gewassern konnten oft nicht wiederholt werden Aufgrund der starken Verbreitung durch den Menschen ist das heutige heimische autochthone Areal kaum noch zu rekonstruieren Man geht davon aus dass die Art ursprunglich von Taiwan bis zur Amur Mundung und ca zwischen dem 23 und 53 Breitengrad sowie in der Ost West Ausdehnung zwischen 100 und 140 ostlicher Lange vorkam Haufige Fundorte sind unter anderem Japan die Volksrepublik China Korea Russland und Taiwan Dieses grosse Areal und die damit verbundenen Klimaunterschiede verdeutlichen das Anpassungspotential der Art Durch dieses konnte sie sich auch in anderen Regionen der Erde etablieren Auch wird dadurch das Entstehen von Unterarten gefordert Vorkommen von Blaubandbarblingen etwa in Kasachstan oder Usbekistan gelten bereits als gebietsfremd allochthon Im zentralasiatischen Festland fehlt die Art Das enorme Ausbreitungspotential der Art wird auf verschiedene Faktoren zuruckgefuhrt gute Anpassungsfahigkeit schnelle Reproduktion bis zu drei Generationen in einem Sommer gute Entfaltung in eutrophen Gewassern gunstiger Korperbau um auch in Fliessgewassern zurechtzukommen klebriger und damit leicht verschleppbarer Laich und die kleine unscheinbare Gestalt der Art die dafur sorgt dass sie oft ubersehen und dann etwa mit anderen Fischarten zum Besatz von Gewassern verbracht wird Der Blaubandbarbling ist 2016 in die Liste der unerwunschten Spezies fur die Europaische Union aufgenommen worden 1 siehe auch Biologische Invasion Neobiota Nahrung BearbeitenBlaubandbarblinge sind im Schwarm lebende Friedfische und ernahren sich uberwiegend von Kleintieren wie Insekten oder Jungfischen sowie Fischeiern Sie leben hauptsachlich von Zooplankton Die Aufnahme grosserer Nahrung ist schon durch die kleine Mauloffnung nicht moglich Bei Nahrungsmangel werden auch Algenbelage abgeweidet Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenBlaubandbarblinge haben eine hohe Reproduktionsrate Die bis zu drei Jahre alt werdenden Tiere werden in der Regel bereits im ersten Jahr geschlechtsreif Wahrend der Fortpflanzungszeit nehmen die Mannchen eine blaulich graue Farbe an und konnen relativ grossen Laichausschlag um das Maul herum bekommen Die Laichzeit ist von Marz bis Juni Es werden Habitate mit viel Vegetation und ohne bzw sehr wenig Stromung bevorzugt Die Weibchen konnen in einem Jahr bis zu drei selten vier Mal laichen Die Mannchen reinigen vor der Eiablage den entsprechenden Untergrund zum Beispiel Steine oder Pflanzen Dann klebt das Weibchen die Eier in Ketten von bis zu 340 Eiern an diese Stellen Die Laichabgabe erfolgt in 3 bis 4 Portionen Die einzelnen Eier sind leicht elliptisch und bis zu 2 mm gross Nach der Eiablage bewacht das Mannchen diese bis zum Schlupf Dieser erfolgt in Abhangigkeit von der Temperatur nach 6 bis 8 Tagen bei 20 C Am zweiten Tag nach dem Schlupf beginnen die Jungfische selbststandig zu schwimmen und zu fressen Sie sind dann etwa 7 mm gross Im ersten Lebensmonat wachsen sie am starksten In dieser Zeit erreichen sie eine Grosse von 20 bis 26 mm Mannchen Etymologie und Systematik BearbeitenDer Gattungsname Pseudorasbora heisst ubersetzt falsche Rasbora Rasbora wiederum ist der Name den die Hindus der gattungstypischen Art gegeben haben Das Artepitheton parva lasst sich mit klein ubersetzten Neben dem deutschen Namen Blaubandbarbling gibt es noch eine Reihe weiterer Bezeichnungen So wurden beispielsweise Pseudokeilfleckbarbe Amurbarbling Pseudorasbora Bunter Grundling oder auch Asiatischer Grundling verwendet Aufgrund der Variabilitat in den ausseren Merkmalen wurden diverse Unterarten unterschieden P p altipinna Nichols 1925 P p depressirostris Nichols 1925 P p parvula Nichols 1929 P p tenuis Nichols 1929 P p fowleri Nichols 1925 P p monstrosa Nichols 1925 P p parva Nichols Diese sind aber nicht durchgangig akzeptiert Spatere Untersuchungen zeigten dass es sich auch um Varianten dieser polymorphen Art handeln kann Eine Klarung dieser Problematik steht noch aus Bedeutung BearbeitenDurch ihr Ausbreitungspotential ist vor allem der negative Einfluss der Blaubandbarblinge auf die heimische Flora und Fauna zu nennen Durch Veranderung der Wasserbeschaffenheit und als Nahrungs und Lebensraumkonkurrent fur Fische mit ahnlichen Anspruchen konnen sie heimischen Arten gefahrlich werden und somit zu einer Artenverarmung der Gewasser beitragen Dazu werden sie durch das Fehlen spezifischer Parasiten oder Pradatoren oft begunstigt Detaillierte Untersuchungen liegen dazu aber noch nicht vor Als Speisefisch sind Blaubandbarblinge in Mitteleuropa aufgrund ihrer geringen Grosse weniger geeignet In anderen Regionen der Erde werden jedoch auch Kleinfische zubereitet und verzehrt Allerdings ist diese Nutzungsart unbedeutend Wichtiger dagegen konnte die Nutzung als Futtermittel sein Entweder als Futterfisch fur Fischzuchten oder als Koderfisch fur Angler sind Blaubandbarblinge gut geeignet Aufgrund fehlender Naturschutzbestimmungen bzw daraus resultierender Einschrankungen bietet sich diese Verwendung an Dabei ist aber zu beachten dass eine solche Nutzung zur weiteren Ausbreitung mit den entsprechenden negativen Folgen beitragen kann Fur die Aquarienhaltung sind Blaubandbarblinge sehr gut geeignet Sie bieten mit ihrer Anspruchslosigkeit und Anpassungsfahigkeit gute Voraussetzungen um auch Nachzuchten zu erzeugen Allerdings sind sie farblich wenig auffallig und daher nicht sehr bedeutend Man bekommt Blaubandbarblinge in Deutschland als Futter Aquarien und Koderfisch im Handel zu kaufen Literatur BearbeitenAndreas Arnold Eingeburgerte Fischarten Die Neue Brehm Bucherei 602 Ziemsen Verlag Wittenberg 1990 ISBN 3 7403 0236 4 Maurice Kottelat amp Jorg Freyhof Handbook of European Freshwater Fishes Publications Kottelat Cornol Switzerland 2007 ISBN 978 2 8399 0298 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pseudorasbora parva Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Blaubandbarbling auf Fishbase org englisch Blaubandbarbling auf www pivi de Pseudorasbora parva in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 2 Eingestellt von Huckstorf V 2010 Abgerufen am 16 Dezember 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung List of Invasive Alien Species of Union Concern PDF abgerufen am 15 Juli 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blaubandbarbling amp oldid 231091320