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Berkshire ist eine aus dem nordamerikanischen Sprachgebrauch stammende Bezeichnung fur Dampflokomotiven mit der Achsfolge 2 8 4 nach der Whyte Notation die der deutschen Bauartbezeichnung 1 D2 entspricht Berkshire Lokomotiven besitzen eine Vorlaufachse vier gekuppelte Achsen und ein Nachlaufdrehgestell In der Achsfolge entstanden sowohl leistungsfahige Expresszuglokomotiven wie auch schwere Guterzug und Mehrzwecklokomotiven in einigen Landern wurde die Achsfolge auch fur Tenderlokomotiven verwendet Zu den bekanntesten Berkshires in den USA gehort die Lokomotive 1225 der Pere Marquette Railroad die als betriebsfahige Museumslokomotive im National Register of Historic Places der USA verzeichnet ist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Berkshire Lokomotiven in ausgewahlten Landern 2 1 Deutschland 2 2 Osterreich 2 3 Norwegen 2 4 Sowjetunion 2 5 Tschechoslowakei 3 Weblinks 4 Anmerkungen 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste Berkshire als Schlepptenderlokomotive entstand 1925 bei Lima in den USA mit dem Ziel einer gegenuber den bisher eingesetzten Mikados leistungsfahigeren Lokomotive vor allem fur schnelle Guterzuge Der Ersatz der Nachlaufachse der Mikado durch ein Drehgestell bot die Moglichkeit einer deutlich grosseren Feuerbuchse und damit eines leistungsfahigeren Kessels Bei Tests auf der Hauptstrecke der Boston amp Albany B amp A einer Tochtergesellschaft der New York Central Railroad NYC zwischen Boston und Albany durch die Berkshire Mountains im Westen des Bundesstaats Connecticut bewies die neue Bauart ihr Leistungsvermogen im Vergleich mit einer zwei Jahre alten Mikado der B amp A recht deutlich Von dieser ersten Einsatzstrecke erhielt die Achsfolge in den USA ihren Beinamen Die B amp A orderte bei Lima sofort 25 Maschinen mit dieser Achsfolge 1 Bereits 1893 hatte jedoch erstmals die Western Australian Government Railways Tenderlokomotiven dieser Achsfolge des schottischen Herstellers Neilson amp Company erhalten und als WAGR Klasse K eingereiht Um die Jahrhundertwende kamen 1 D2 Tenderlokomotiven auch bei Bahnen in Brasilien Sudafrika und Neuseeland zum Einsatz Lima fuhrte seinen Prototyp auch bei weiteren Bahngesellschaften vor Die Vorfuhrungen und die Berichte uber den erfolgreichen Einsatz auf der Strecke durch die Berkshires fuhrten dazu dass ausser der B amp A weitere Class I Gesellschaften grossere Serien in dieser Achsfolge bestellten vor allem fur den Guterverkehr Den Prototypen erwarb schliesslich die Illinois Central IC zusammen mit 49 weiteren Maschinen Ausser Lima lieferten in den kommenden Jahren in Nordamerika auch ALCo und Baldwin sowie der kanadische Hersteller Montreal Locomotive Works MLW Berkshires Insgesamt erhielten US amerikanische Bahngesellschaften uber 600 Lokomotiven dieser Achsfolge Zu den Bahngesellschaften die grossere Serien beschafften gehorten unter anderem die Erie Railroad die Chesapeake amp Ohio die C amp O verwendete fur die Achsfolge die Bezeichnung Kanawha nach dem in ihrem Netz liegenden Kanawha River die Pere Marquette Railroad die Nickel Plate Road NKP die Chicago amp North Western C amp NW und die Louisville amp Nashville L amp N Mit 105 Stuck beschaffte in den USA die Erie Railroad die meisten Lokomotiven dieser Achsfolge 2 Die Mehrzahl der Maschinen blieb bis zum Ende der Dampflokzeit in den USA gegen Ende der 1950er Jahre im Einsatz Berkshires zahlten bei vielen Bahngesellschaften jeweils zu den letzten eingesetzten Maschinen 1948 baute ALCo mit einer Berkshire fur die Pittsburgh and Lake Erie Railroad seine letzte Dampflokomotive ein Jahr spater lieferte Lima mit einer Berkshire fur die NKP ebenfalls seine letzte Dampflokomotive aus 3 Wahrend in den USA Berkshires vor allem schwere und schnelle Guterzuge bespannten wurde die Achsfolge in Europa vor allem bei Schnellzuglokomotiven fur anspruchsvolle Streckenverhaltnisse verwendet Eingesetzt wurden solche Maschinen schliesslich in Osterreich Norwegen und Rumanien sowie der Tschechoslowakei und der Sowjetunion Tenderlokomotiven dieser Achsfolge wurden in Europa vor allem im Personenzugverkehr eingesetzt Einsatzlander waren Bulgarien Deutschland und die Tschechoslowakei Berkshire Lokomotiven in ausgewahlten Landern BearbeitenDeutschland Bearbeiten Lokomotive 65 1057 ist eine von drei erhaltenen Maschinen der DR Baureihe 65 10 hier als nicht betriebsfahiges Ausstellungsstuck im Bahnhof BasdorfBerkshire Schlepptenderlokomotiven gab es in Deutschland abgesehen von den zwischen 1938 und 1945 im Bestand der Deutschen Reichsbahn als Baureihen 12 0 und 12 1 gefuhrten osterreichischen Reihen BBO 214 und BBO 114 nicht Tenderlokomotiven dieser Achsfolge wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von beiden deutschen Staatsbahnen beschafft Wahrend die beiden 65er Baureihen fur den gemischten Dienst und vor allem fur schwere Zuge im Vorort und Berufsverkehr vorgesehen waren war die Baureihe 83 10 eine ausgesprochene Nebenbahnlokomotive Bedingt durch den bald nach ihrer Beschaffung einsetzenden Strukturwandel in der Zugforderung mit der Umstellung auf Diesel und Elektrotraktion blieben alle drei Baureihen maximal etwa 20 Jahre im Einsatz zuletzt setzte die Deutsche Reichsbahn bis 1977 die Baureihe 65 10 ein DB Baureihe 65 Baujahre 1951 bis 1956 18 Stuck DR Baureihe 65 10 Baujahre 1954 bis 1957 95 Stuck Anmerkung 1 DR Baureihe 83 10 Baujahre 1955 bis 1956 27 StuckOsterreich Bearbeiten Lokomotive 12 10 ist die einzige erhaltene Maschine der Reihe 214 sie steht als Ausstellungsstuck im Technischen Museum WienDie Bundesbahnen Osterreich BBO benotigen in den 1920er Jahren leistungsfahige Schnellzuglokomotiven fur die Westbahn zwischen Wien und Salzburg nachdem der BBO Vorstand in einer umstrittenen Entscheidung deren Elektrifizierung ausgesetzt hatte Die Lokomotivfabrik Floridsdorf WLF und die Wiener Neustadter Lokomotivfabrik bauten je einen Prototyp wobei erstmals in Europa die Achsfolge 1 D2 fur Schlepptenderlokomotiven verwendet wurde Die von der WLF erbaute Variante als Reihe 214 mit zwei Zylindern setzte sich gegenuber der in Wiener Neustadt erbauten Dreizylinderversion der Reihe 114 durch und wurde mit weiteren 13 Stuck gebaut In Lizenz der WLF entstanden in Rumanien ab 1937 weitere 79 Maschinen die von den dortigen Staatsbahnen Căile Ferate Romane als Reihe 142 eingesetzt wurden 1938 gingen die Lokomotiven nach dem Anschluss Osterreichs an die Deutsche Reichsbahn uber die sie als Baureihen 12 0 ehemals BBO 214 und 12 1 ehemals BBO 114 bezeichnete Nach dem Krieg behielten die neugegrundeten OBB das Bezeichnungsschema der Reichsbahn fur ihre Dampflokomotiven bei Bedingt durch die 1952 abgeschlossene Elektrifizierung der Westbahn kamen die Lokomotiven zur Semmeringbahn als der letzten noch nicht elektrifizierten Magistrale im OBB Netz Die dortigen engen Radien in Verbindung mit dem langen Radstand der Maschinen sorgten jedoch fur erhohten Verschleiss so dass die Reihe 12 1956 ihre letzten Plandienste verlor Ein Verkauf der Maschinen ins Ausland kam nicht zustande sie wurden Anfang der 1960er Jahre ausgemustert In Rumanien blieb die dortige Reihe 142 bis etwa Mitte der 1970er Jahre im Einsatz BBO 214 Baujahre 1928 bis 1936 14 Stuck BBO 114 Baujahr 1929 1 StuckNorwegen Bearbeiten Lokomotive 470 steht als einziges erhaltenes Exemplar der Type 49 im Norsk Jernbanemuseum in HamarDie norwegischen Staatsbahnen NSB benotigten Anfang der 1930er Jahre aufgrund steigender Zuggewichte fur ihre wichtige Hauptstrecke zwischen Oslo und Trondheim Dovrebanen leistungsfahigere Lokomotiven und griffen dafur ebenfalls auf die Achsfolge 1 D2 zuruck Die als Vierzylinder Verbundlokomotive ausgefuhrte NSB Type 49 zeigte sich den Anforderungen gewachsen und wurde schliesslich mit insgesamt 18 Exemplaren bestellt Kriegsbedingt kamen jedoch nur sieben Stuck zur Auslieferung Die Lokomotiven erwiesen sich zwar als leistungsfahig und sparsam zugleich jedoch recht wartungsintensiv Im Zuge der Verdieselung und Elektrifizierung ihres Netzes Vekk med dampen stellten die NSB die Maschinen daher bereits 1958 ab NSB Type 49 Baujahre 1935 bis 1941 7 StuckSowjetunion Bearbeiten Lokomotive IS 578 als Denkmallokomotive vor dem Bahnhof Kyjiw PassaschyrskyjZunehmende Zuggewichte und steigende Nachfrage fuhrten dazu dass die ab 1924 gebauten Maschinen der SZD Baureihe Su SU fur die Bespannung schwerer Schnellzuge allmahlich nicht mehr ausreichten bei der ab 1926 gebauten SZD Baureihe M hatte sich der Dreizylinderantrieb nicht bewahrt Auf Basis der projektierten schweren Guterzuglokomotive der SZD Baureihe FD entwickelten die Ingenieure der Lokomotivfabrik Kolomna unter Leitung von Konstantin Suschkin die SZD Baureihe IS IS die ihre Baureihenbezeichnung zu Ehren von Josef Stalin erhielt Die Bauart als Berkshire wurde gewahlt um hinreichend Tragfahigkeit fur die grosse Feuerbuchse zu erzielen und zugleich unter den gegebenen Infrastrukturparametern hinreichend Reibungsmasse fur die Anfahrt auch schwerer Expresszuge zu erzielen In Kolomna entstanden ab 1932 zunachst kleinere Serien zur Erprobung Ab 1936 ubernahm die Lokomotivfabrik Woroschilowgrad die Serienproduktion Mit fast 650 Exemplaren ist die IS die meistgebaute Berkshire Die Lokomotiven waren zum Zeitpunkt ihrer Entstehung die grossten und leistungsfahigsten europaischen Personenzuglokomotiven und kamen bis zur Ablosung durch die neuere SZD Baureihe P36 ab 1955 auf vielen wichtigen Magistralen der Sowjetunion zum Einsatz unter anderem auch zwischen Moskau und Leningrad St Petersburg 4 Die letzten Maschinen standen bis Anfang der 1970er Jahre im Einsatz zuletzt auf Strecken in der Ukrainischen Sowjetrepublik SZD Baureihe IS Baujahre 1932 bis 1942 649 StuckTschechoslowakei Bearbeiten Die 486 103 auf einer Aufnahme von Werner Hubert in DresdenIn der Tschechoslowakei fand die Achsfolge 1 D2 bei je einer Tender und einer Schlepptenderlokomotivreihe Anwendung wobei es jedoch bei vergleichsweise kleinen Stuckzahlen blieb Die bislang eingesetzten Dreikuppler der tschechoslowakischen Staatsbahnen Ceskoslovenske statni drahy CSD waren mit den zunehmenden Zuglasten im Personenzugverkehr rund um Prag in den 1920er Jahren allmahlich uberfordert Daher beauftragten die CSD die Lokomotivfabrik Ceskomoravska Kolben a s mit der Entwicklung einer neuen Tenderlokomotive mit vier Kuppelachsen der in mehreren kleinen Serien ab 1927 gelieferten CSD Baureihe 456 0 Die Maschinen blieben bis 1972 im Dienst der CSD 1934 kam die einzige Schlepptender Berkshire der CSD zur Auslieferung Die von CKD gelieferte CSD Baureihe 486 1 wurde Vergleichstests mit der die Achsfolge 2 D1 Mountain aufweisenden CSD Baureihe 486 0 unterzogen wobei die von Skoda erbaute Mountain besser abschnitt Weitere Berkshires wurden durch die CSD daher nicht beschafft dagegen kamen in den Folgejahren mehrere Mountain Baureihen fur den Expresszugdienst sowie als Mehrzwecklokomotiven zur CSD CSD Baureihe 456 0 Baujahre 1927 bis 1932 27 Stuck CSD Baureihe 486 1 Baujahr 1934 3 StuckWeblinks Bearbeiten Commons 2 8 4 Lokomotiven Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 2 8 4 Locomotive Data by Country Trains Steam locomotive profile 2 8 4 Berkshire englisch american rails com 2 8 4 Berkshire Locomotives englisch Anmerkungen Bearbeiten Davon sieben Lokomotiven als Werkslokomotiven an den VEB Leuna Werke Walter Ulbricht Einzelnachweise Bearbeiten steamlocomotive com 2 8 4 Berkshire Locomotives in the USA abgerufen am 11 Juli 2023 american rails com 2 8 4 Berkshire Locomotives Trains Steam locomotive profile 2 8 4 Berkshire abgerufen am 12 Juli 2023 Witali Alexandrowitsch Rakow Russische und sowjetische Dampflokomotiven Transpress Verlag Berlin 1988 ISBN 3 344 00413 1 S 214 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berkshire Lokomotive amp oldid 236400595