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Die Fassung v fassen mittelhochdt vazzen fassen erfassen ergreifen althochdt fazzon wortverwandt mit fest bezeichnet die farbliche Gestaltung einer Skulptur eines Reliefs eines Bildes oder einer anderen Oberflache Bemalung Farbung sowie auch die Belegung eines Objektes mit Edelmetallen zum Beispiel Vergoldung Madonna mit Kind aus Horgenzell Ringgenweiler Detail Lindenholz mit alter Fassung ursprunglich holzsichtig Oberschwaben um 1500 Landesmuseum Wurttemberg Stuttgart Die Fassung von Skulpturen wird von dem sogenannten Fassmaler auch Staffiermaler einem eigenstandigen Beruf erstellt Nach dem Grundieren folgt die sogenannte Leimlosche z B mit einem Glutinleim zur Absperrung des Untergrundes bzw Verringerung seiner Saugfahigkeit Das Vergolden oder Bemalen erfolgt in einer oder mehreren Schichten Zuletzt wird die Oberflache der Plastik geglattet poliert oder lackiert Inhaltsverzeichnis 1 Grundierung 2 Polierweissfassung 3 Polychrome Fassung Mehrfarbig 4 Monochrome Fassung 5 Inkarnat 6 Blattgold 7 Blattmetallfassung 8 Lusterfassung 9 Firnis 10 Fassungsuntersuchung und Restaurierung 11 Quellen 12 LiteraturGrundierung BearbeitenDie Grundierung einer Plastik oder Skulptur aus Holz Gips Stein oder anderen Materialien dient dazu die Oberflache zu glatten damit ein gleichmassiger Auftrag von Farbe oder Edelmetallen moglich wird und um im Falle des Holzes ein Einsaugen der Farben in die Poren zu verhindern Die Grundierung ist oft wenige Millimeter stark und bisweilen werden Details der Skulptur erst in der Grundierung ausgearbeitet Das Mittel zur Grundierung ist eine Verbindung aus tierischem Leim und verschiedenen Sorten Kreide die in warmem Zustand mit einem weichen Pinsel in mehreren Schichten auf die unbehandelte Oberflache der Skulptur gestrichen wird Jede Schicht wird nach dem Trocknen geschliffen mit Schachtelhalmen oder Schleifpapier Die Helligkeit der Grundierung und ihr Reflexionsvermogen beeinflusst die Farbwirkung der anschliessenden Schichten der Fassung wenn die Farben transluzid aufgetragen werden Eine heute oftmals durchscheinende Grundierung ist Folge physischer und chemischer Alterungsprozesse der Fassung die nicht zwangslaufig von vornherein gedacht waren Polierweissfassung BearbeitenDie Polierweissfassung hatte im 18 Jahrhundert grosse Bedeutung Das Ziel war es edleres Material wie Marmor Porzellan und farbige Materialien nachzuahmen Bei einer Methode etwa benutzte man eine besonders sorgfaltig aufgetragene und mit einem eigens zugerichteten Bimsstein geschliffene Grundierung Sie wurde mit verschiedenen Zusatzen versehen Zum Abschluss konnte man mit einem Hundezahn oder einem speziell geformten Achat die Oberflache glanzend polieren und so den Eindruck zarten Porzellans erwecken Eine weitere Methode ist uber einer Grundierung mehrere ol oder harzgebundene Lackschichten aufzutragen Polychrome Fassung Mehrfarbig Bearbeiten nbsp Veit Stoss Marienretabel Marienkirche in Krakau nbsp Goldene Madonna des Essener Domschatzes Goldblech auf Holzkern um 1000Die polychrome Fassung besteht aus mehreren aufeinander abgestimmten Farbschichten Zeitgenossische Fassmaler verwenden dazu gewohnlich fertige Leim oder Eitempera die auf die Grundierung aufgetragen und anschliessend poliert wird Vor der industriellen Herstellung von gut pigmentierten Farben stellten die Fassmaler die Farben selbst her Dazu wurden reine Pigmente Farbstoffe auf einer Glasplatte gerieben und mit Bindemitteln Harze Leime Ole und anderes vermischt Ein anderer Weg farbige Oberflachen zu erzielen besteht darin verschiedene Lasuren mit mehr oder weniger intensiver Tonung ubereinander zu legen Fur leuchtende Rottone wird beispielsweise Zinnoberrot auf weissen Kreidegrund mit wassrigem Bindemittel gemalt Daruber wird eine dunkelrote Ollasur aus Krapplack gelegt in die noch einmal dunklere Schattierungen in Faltentiefen eingemalt wird Hauptartikel Antike PolychromieMonochrome Fassung BearbeitenDabei handelt es sich um eine Fassung die aus einer einzigen Farbe besteht welche nur durch weisse oder schwarze Hellung bzw Verdunkelung moduliert wird Sie dient dazu bestimmte Materialien nachzuahmen etwa Stein oder Metall Angewandt wurde diese Grisaille Malerei z B bei den altniederlandischen Malern des 15 und 16 Jahrhunderts Inkarnat Bearbeiten Hauptartikel Inkarnat Die Teile einer Skulptur die Hautoberflachen wiedergeben Gesicht Hande etc werden besonders sorgfaltig behandelt Diese Fleischteile heissen Inkarnate Auf der Grundierung werden die Farben in mehreren Schichten fein und dunn ubereinander aufgetragen die dann den passenden Hautton ergeben Oftmals werden in der mittelalterlichen Fassmalerei fur Mannergesichter andere Farbzusammensetzungen meist farblich starkere als fur Frauengesichter gewahlt Die erste Schicht tragt die sogenannte Binnenzeichnung Grundrisse von Augen Augenbrauen Mund und Wangenrot Die oberen Schichten werden entweder lasierend aufgetragen oder sie haben einen transparenten emailleartigen Weiss Schimmer Diese Schichten neutralisierten dann die Konturen darunter Durch diese Ubermalungen entsteht eine zart zerfliessende Farbwirkung die Hautfarben perfekt wiedergibt Vor allem Figuren des Rokoko Spatrenaissance Verfeinerung der Techniken weisen sehr schone Inkarnate auf Blattgold Bearbeiten Hauptartikel Blattgold Das Blattgold wurde in fruheren Jahrhunderten durch die Vergolder selbst aus Dukaten und anderen Goldmunzen geschlagen Heute kann man das fertige Blattgold im Fachhandel kaufen Blattgold wird aus flachen Goldplattchen hergestellt die zwischen Lederflecken gelegt und solange mit einem schweren Hammer geschlagen werden bis hauchdunne Folien von bis zu 1 30 000 mm entstehen Diese Folien werden in acht mal acht Zentimeter grosse Blatter geschnitten und in Papierheftchen gelegt Blattmetallfassung Bearbeiten nbsp Tabernakel mit Blattvergoldung auf rotem Poliment Das Poliment schimmert durch und ist an manchen Stellen sichtbar Beim Vergolden mit Blattgold oder auch beim Auflegen von Silber finden verschiedene Techniken Anwendung Die wertvollste Art der Vergoldung ist die Polimentvergoldung Dabei wird die Skulptur nach der Grundierung und Leimlosche an den zu vergoldenden Stellen mit einer weiteren Grundierung in Rot Ocker oder selten Gelb versehen dem Bolus Auf dem Bolusgrund wird echtes Blattgold mit einem speziellen Gerat aufgetragen dem Vergolderpinsel oder Anschiesser Der Pinsel ist statisch geladen und ersetzt den Handkontakt bei dem das Goldblattchen aufgrund seiner Beschaffenheit unweigerlich zerfallen wurde Das dunkle Rot des Polimentes scheint bisweilen durch das Gold hindurch und verleiht ihm einen besonders schonen Glanz sobald es mit einem Achatstein oder Tierzahn poliert wurde um die Nahtstellen der Goldblattchen zu beseitigen Auf die gleiche Weise wird eine Skulptur mit Silber belegt Da Silber oxidiert muss anschliessend ein Lack aufgetragen werden um das Metall vor dem Anlaufen und der Schwarzung oder Braunung zu bewahren Dem Beschauer verborgene Partien zum Beispiel Faltentiefen wurden besonders in der Barockzeit mit billigerem Zwischengold einer Legierung aus Gold und Silber belegt Wo die einzelnen Metallblattchen nicht nahtlos aneinanderstossen wurden zu dieser Zeit die Fehlstellen haufig mit einem goldgelben Pflanzenlack ausgeglichen damit der kontinuierliche Verlauf der Oberflache erhalten blieb Im Mittelalter verzichtete man oft an den nicht sichtbaren Stellen ganz auf die Vergoldung und begnugte sich mit der Grundierung oder dem Bolus Fur feine goldglanzende Linien wird Pulvergold verwendet Fein vermahlenes Gold wird dabei mit einem Bindemittel Leim vermischt und malerisch aufgetragen Eine andere Form der Aufbringung von Goldlinien und Mustern ist das Sgraffito bei dem eine vergoldete Flache mit einer meist dunklen Farbschicht belegt wird aus der man dann im noch nassen Zustand das Muster herauskratzt so dass das Gold an diesen Stellen durchscheint Diese Technik ist in der Produktion der Antwerpener Retabel des 16 Jahrhunderts sehr verbreitet Bisweilen meinen die Begriffe Florieren Goldornamentieren und Musieren eine sehr ahnliche Technik in anderem Sprachgebrauch Die Technik der Olvergoldung bei der das Blattgold auf eine Mixtion genannte Losung gelegt wird erlaubt sehr schnelles Arbeiten Das Gold kann jedoch nach Abschluss der Arbeit nicht poliert werden Es bleibt matt und entwickelt nicht den typischen Goldglanz Mattvergoldung ist oftmals ein Hinweis auf eine Neufassung in nachmittelalterlicher Zeit Neben der Verwendung von echtem Silber und Gold wurden bis in das spate 19 Jahrhundert auch Legierungen aus unedleren Metallen verarbeitet sogenannte Bronzierungen die aber bereits nach kurzer Zeit oxidierten und Flecken in der Vergoldung bildeten die oft ebenso hasslich waren wie die fehlende Vergoldung und heute zumeist abgenommen und wieder durch echtes Blattgold ersetzt werden Bei Fassungen nur aus Metallen wird entweder das Inkarnat in Silber aufgetragen und das Gewand in Gold oder umgekehrt Diese Fassungen findet man allerdings sehr selten Sie sind in aller Regel Skulpturen vorbehalten die in Kirchen aufgestellt sind Lusterfassung BearbeitenAuch diese Technik diente vor allem in der Barockzeit dazu edle Materialien nachzuahmen Uber einer Silberauflage malte man lichtdurchlassige grune rote oder blaue Lasuren und erweckte so den Anschein von Edelsteinen beispielsweise an Gewandsaumen Bei der figurlichen Ausstattung von Kirchen finden sich auch gelegentlich gelusterte Gewander etwa die in der Regel blaue Bekleidung der Madonna Eine solche Fassung liess ein Werk wertvoller erscheinen Eine weitere Variante des Lusterns ist das Aufbringen von Metallen die zuvor farbig gemacht wurden das Einschmelzen zusammen mit Losungen von Harzseifen und atherischen Olen bewirkt eine Tonung oder Verfarbung des Edelmetalles das anschliessend wie Farbe verarbeitet werden kann Beim modernen Lustern ergeben sich Farbunterschiede durch Beimischung von anderen Stoffen Eisenoxid rot Uran gelb Perlmutt weiss Firnis Bearbeiten Hauptartikel Firnis Die Firnis ist ein durchsichtiger Uberzug welcher die Farb oder Metallschichten vor den schadigenden Einflussen der Atmosphare Staub Sauerstoff Gase Feuchtigkeit bewahrt Da Firnisse nie farbneutral sind sondern eine sehr leichte Eigentonung haben verandern sie die Reflexion des Lichtes auf einer Fassung und beeinflussen daher die Glanz und Farbwirkung geringfugig Firnisse truben mit der Zeit ein und mussen gelegentlich erneuert werden Sie sind ausserdem nicht wetterfest Auch vermeintlich ungefasste Holz Skulpturen des Mittelalters sind oft gefirnisst Fassungsuntersuchung und Restaurierung BearbeitenWenn man heutzutage eine Fassungsuntersuchung an Skulpturen macht kann man Schlussfolgerungen auf die Herkunft und das Alter einer Skulptur Datierung zeitliche Einordnung ziehen Diese Ergebnisse erleichtern es deshalb auch den speziellen Werdegang einer Figur nachzuvollziehen Teilweise wurden die Fassungen im Laufe der Jahrhunderte geandert oder vollig neu gestaltet Insbesondere wird die Fassung in dem Fall dass ein Objekt mehrmals neu gefasst wurde als die Gesamtheit der zusammengehorenden Farbflachen und Belagflachen verstanden In diesem Sinn wird der Ausdruck in der Kunstgeschichte und Restaurierung gebraucht und er dokumentiert die Objektgeschichte da z B an einer vielfachen Uberfassung die fortgesetzte liturgische Nutzung einer Skulptur uber lange Zeit indiziert ist Im Restaurierungsprozess wird heute oftmals die oberste Fassung wenngleich sie jungeren Datums und der darunter liegenden mittelalterlichen Fassung auch nicht entsprechend ist beibehalten da sie untrennbar zur Objektgeschichte gehort und das Erscheinungsbild nach einer Fassungsabnahme entschieden gestort ware Quellen BearbeitenLexikon der Kunst Tafel Fassung im Liebieghaus FrankfurtLiteratur BearbeitenReclams Handbuch der kunstlerischen Techniken Reclam Stuttgart 1984 ISBN 3 15 030015 0 Manfred Koller Probleme und Methoden der Retusche polychromer Skulptur in Maltechnik Restauro 85 1979 1 ISSN 0025 1445 S 14 40 Michael Kuhlenthal Sadatoshi Miura Hrsg Historische Polychromie Skulpturenfassung in Deutschland und Japan Hirmer Munchen 2004 ISBN 3 7774 9900 5 Jirina Lehmann Hrsg Das Werkstattbuch des Johan Arendt Muller zu Quakenbruck Eine Quellenschrift aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Hildesheimer Beitrage zur Geschichte von Materialien und Techniken Heft 1 Siegl Munchen 2002 ISBN 3 935643 04 7 Aufzeichnungen zu Materialien und Vorgehensweisen eines unbekannten Fassmalers aus dem Eigentum des J A Muller Originaltext und Ubertragung in heutiges Deutsch Ulrich Schiessl Techniken der Fassmalerei in Barock und Rokoko Werner Worms 1983 ISBN 3 88462 013 4 Johannes Taubert Farbige Skulpturen Bedeutung Fassung Restaurierung 3 Auflage Callwey Munchen 1983 ISBN 3 7667 0692 6 Thomas Brachert Friedrich Kobler Fassung von Bildwerken In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band VII 1978 Sp 743 826 RDK Labor abgerufen am 24 Februar 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fassung Bemalung amp oldid 237552491