www.wikidata.de-de.nina.az
Die Belagerung von Rouen vom 28 Mai bis 26 Oktober 1562 war eine der wichtigsten militarischen Auseinandersetzungen wahrend der ersten Hugenottenkriege Nachdem sie am 16 April von den Gegnern der Krone eingenommen worden war brachte die Belagerung die am 28 Mai begann und am 26 Oktober ihren Hohepunkt erreichte die wichtige Stadt Rouen wieder unter die Kontrolle der Krone 1 Der Fall von Rouen sollte die Buhne fur die Hauptschlacht des Krieges bei Dreux einige Monate spater bereiten 2 Belagerung von Rouen Anonym 1577Die Befehlshaber auf Seiten der Krone waren Claude de Lorraine Herzog von Aumale Antoine de Bourbon Herzog von Vendome und Francois de Lorraine Herzog von Guise sie kommandierten im ersten Abschnitt der Belagerung 3000 Mann im zweiten Abschnitt 30 000 wobei die Grossenordnung ihre Verluste nicht bekannt ist Die Befehlshaber auf Seiten der Rebellen waren der Seigneur de Morvillier und Gabriel de Lorges Graf von Montgomery ihnen unterstand die Garnison von Rouen aus 4000 Mann 3 die im zweiten Abschnitt der Belagerung von 500 Englandern verstarkt wurde von ihnen wurde bei der Plunderung der Stadt mindestens 1000 getotet Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Rouen in den 1560er Jahren 1 1 1 Die Stadt und ihre Religionsgemeinschaften 1 1 2 Religioser Konflikt 1 2 Wassy und der Beginn des Burgerkriegs 1 2 1 Nationale Ereignisse 1 2 2 Lokale Ereignisse 2 Die Belagerung 2 1 Praludium 2 1 1 Der Zwischenfall der Hauptleute 2 1 2 Der Staatsstreich vom 15 April 2 1 3 Interne Radikalisierung 2 2 Die erste Belagerung 2 2 1 Ankunft des Herzogs von Aumale 2 2 2 Pattsituation und lokale Kampfe 2 2 3 Zunehmende Radikalisierung 2 2 4 Appelle an die Englander 2 3 Die zweite Belagerung 2 3 1 Ankunft der koniglichen Armee 2 3 2 Der Tod Navarras 2 3 3 Fall von Fort Sainte Catherine 2 3 4 Sturmangriff und Plunderung 3 Nachwirkungen 3 1 Das Ende des ersten Krieges 3 2 Anhaltende Feindseligkeiten 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenRouen in den 1560er Jahren Bearbeiten Die Stadt und ihre Religionsgemeinschaften Bearbeiten Zur Zeit der Belagerung war Rouen eine der bedeutendsten Stadte Frankreichs die sowohl ein Handelszentrum in ihrer Funktion als Hafenstadt als auch eine Verwaltungshauptstadt mit einem Parlement darstellte 4 Der Protestantismus war in den 1520er Jahren als unstrukturierte Bewegung in die Stadt gekommen und nahm mit der Einladung eines calvinistischen Predigers in die Gemeinde im Jahr 1557 eine kohasive Form an 5 Bis 1562 hatte die Gemeinde eine Starke von 15 000 Mitgliedern erreicht was sie zu einer bedeutenden Minderheit in der Stadt machte insbesondere unter den Handwerkern 6 Das Erstarken des Calvinismus in der Stadt fuhrte zu einer reaktiven Veranderung in der katholischen Bevolkerung der Stadt 1561 wurde in Rouen die Bruderschaft des Heiligen Sakraments gegrundet um die Transsubstantiation gegen die ideologischen Angriffe zu verteidigen denen sie zunehmend ausgesetzt war 7 Die ultrakatholische Fraktion der Guise die in der gesamten Normandie immer mehr Einfluss gewann konnte in der Stadt auch auf mehrere Verbundete zahlen darunter den Prasidenten des Parlements Louis Petremol den Procurer General Jean Pericard und den Bailli Villebon d Estouteville 8 9 Dieser Einfluss wurde jedoch durch den calvinistischen Gouverneur der Normandie den Herzog von Boullion ausgeglichen 10 Das Parlement von Rouen und die Elite im Allgemeinen wurden von gemassigten Katholiken dominiert so dass das Parlement von Rouen nach dem Erlass des Edikts von Saint Germain im Januar 1562 das eine begrenzte Duldung der protestantischen Religion vorsah dieses als erstes ratifizierte wahrend das Pariser Parlement sich bis Marz weigerte 11 In der Zwischenzeit war der Rat der 24 der wichtigste Regierungsapparat der Stadt selbst gespalten und seine sieben gewahlten Conselliers Echevins teilten sich in vier Calvinisten und drei Katholiken auf 12 Religioser Konflikt Bearbeiten Seit der Affaire des Placards unter Franz I war der Protestantismus in Frankreich einer organisierten Verfolgung ausgesetzt 13 die sich unter Heinrich II und Franz II fortsetzte doch nach dem fruhen Tod von Franz II bot die Regentschaft von Caterina de Medici fur ihren jungen Sohn Karl IX eine neue Politik der begrenzten Toleranz 14 Haufige Ketzerprozesse pragten das Leben in Rouen in den 1530er bis 1550er Jahren und der erste Prediger der entstehenden Gemeinde war gezwungen nach einem Verbannungsbefehl im Jahr 1546 aus dem Konigreich zu fliehen 15 Angesichts eines Hinrichtungsbefehls des Parlaments fur jeden verhafteten calvinistischen Geistlichen und der Beschlagnahmung des Besitzes von Personen die eine Versammlung abhielten zogen es viele Konvertiten vor 1559 vor nach Genf zu fliehen 16 Diejenigen Konvertiten die blieben waren jedoch nicht untatig und ab 1535 wurden sporadische Akte des Bildersturms und der Verteilung von Aushangen verzeichnet 15 Illegale Versammlungen fur Gottesdienste wurden ebenfalls fortgesetzt und um 1560 waren sie selbstbewusst genug um sich offentlich zu versammeln und Psalmen zu singen 17 Als der Kardinal Charles de Bourbon die Stadt besuchte wurde er mit Beleidigungen uberhauft und seine Kanzel wurde verwustet 1562 zerstorten die Calvinisten in der Fastenzeit das Portal der Kathedrale wahrend ein Franziskaner predigte und drangen dann in das Gebaude ein um ihn zu beleidigen 18 Da weiterhin Hinrichtungen wegen Ketzerei stattfanden organisierten die Calvinisten 1560 mehrere Gefangnisausbruche fur ihre Genossen und holten 1561 sogar einen ihrer Anhanger vom Scheiterhaufen herunter obwohl die Stadt versuchte die Hinrichtungsstatte an einen sichereren Ort zu verlegen 19 Wassy und der Beginn des Burgerkriegs Bearbeiten Nationale Ereignisse Bearbeiten In diesem Kontext religioser Spannungen in Rouen fuhrten nationale Ereignisse zu offener Gewalt Am 1 Marz 1562 verubte der Herzog von Guise auf dem Weg von seinen Gutern in Joinville nach Paris ein Massaker an hugenottischen Glaubigen in der Stadt Wassy 20 Dabei ignorierte er die Aufforderung der Regentin Caterina an den Hof zu kommen und sich zu erklaren und begab sich stattdessen nach Paris wo ihm fur seine Taten ein Heldenempfang bereitet wurde 21 Aus Furcht vor moglicher Gewalt durch die Anwesenheit sowohl des Herzogs von Guise als auch seines calvinistischen Feindes des Fursten von Conde befahl Caterina beiden die Stadt zu verlassen aber nur Conde gehorchte 21 Der Herzog von Guise und seine Verbundeten vom Triumvirat 22 die sich vor seinem Einzug in Paris am 12 Marz getroffen hatten machten sich dann auf den Weg nach Fontainebleau wo sie sich des Konigs und der Regentin bemachtigten 23 Obwohl Caterina die sich der Verwundbarkeit ihrer Position bewusst war Conde zuvor gebeten hatte sie zu verteidigen machte er sich stattdessen auf den Weg nach Orleans wo er die Stadt am 2 April einnahm und am 8 April ein Manifest fur seinen Aufstand veroffentlichte 24 Die von Conde verfolgte Strategie bestand darin ein Netz strategisch wichtiger Stadte zu erobern und auf diese Weise eine gunstige Regelung zu erzwingen 25 Zu diesem Zweck wurden die Hugenotten in den Zentren Frankreichs ermutigt die Kontrolle uber ihre Stadte zu ubernehmen wobei in den folgenden Monaten unter anderem Tours Blois Montpellier und Rouen an die Aufstandischen fielen 26 Lokale Ereignisse Bearbeiten Die Nachricht vom Massaker von Wassy und den anschliessenden Massnahmen des Herzogs von Guise erreichte Rouen schnell und loste unter den Hugenotten der Stadt ein Klima der Angst und des Kampfes aus 9 In Verbindung mit dem Ereignis des vorangegangenen Septembers bei dem Pierre Quitard aus Bourges in Rouen hingerichtet wurde weil er eine Liste der 400 fuhrenden Hugenotten der Stadt besass befurchtete man dass dies ein ahnliches Massaker in Rouen vorwegnahm 27 In den hugenottischen Kreisen kursierten Briefe in denen vor der Notwendigkeit gewarnt wurde die anderen Kirchen notfalls mit Waffen zu unterstutzen und bewaffnete Wachen begannen die ortlichen Versammlungen zu schutzen 9 Die nahe gelegene Stadt Dieppe fiel am 22 Marz einem hugenottischen Staatsstreich zum Opfer und mit dem Ausbruch der offiziellen Feindseligkeiten im April erhielt Claude de Lorraine Herzog von Aumale als Generalleutnant zusammen mit seinem Stellvertreter Matignon besondere Befugnisse in der Normandie 10 Dies verargerte den Gouverneur der Normandie den Herzog von Bouillon der sich zwar nicht mit Conde verbundete aber dennoch versuchte seine lokale Autoritat zu behaupten indem er Matignon in Cherbourg belagerte und ihn damit uberraschte 10 In den Monaten April und Mai fielen viele der stadtischen Zentren der Normandie an die Gegner der Krone darunter Le Havre Vire und Rouen 10 Die Belagerung BearbeitenPraludium Bearbeiten Der Zwischenfall der Hauptleute Bearbeiten Am 7 April drangen zwei katholische Hauptleute Nicolas le Gras und Nicolas Maze im Auftrag des Triumvirats in Rouen ein und begannen in den Strassen nach Rekruten zu trommeln die fur die Krone gegen Conde kampfen sollten 28 Aus Angst dass die aufgestellten Truppen gegen sie eingesetzt werden konnten sturzten sich die Hugenotten der Stadt auf sie toteten le Gras und verwundeten Maze dem es gelang aus der Stadt zu entkommen 28 9 Die Hugenotten der Stadt rechtfertigten ihr Vorgehen spater im April in einer Eingabe an den Herzog von Bouillon mit der Befurchtung dass die Anwerber als Agenten des Auftraggebers der Guise des Barons de Cleres agierten 28 Der Staatsstreich vom 15 April Bearbeiten Im Gefolge dieser gewalttatigen Aktion kehrte der Bailli von Rouen Guisard Villebon d Estouteville am 13 April in die Stadt zuruck 29 Im spateren Bericht der Histoire Ecclesiastique behaupten die Hugenotten dass er ihre Ausrottung geplant habe und ihre Aktionen dazu dienten dies zu verhindern aber es ist bemerkenswert dass dies wahrend einer Welle von Stadtputschen in ganz Frankreich geschah 29 In der Nacht des 15 April griffen die Hugenotten in der Stadt an und besetzten zunachst das Kloster der Colestiner dann das Rathaus bevor sie Estouteville in seinem Schloss belagerten 30 Er musste sich schnell ergeben und aus der Stadt fliehen so dass die Hugenotten die Kontrolle ubernahmen 30 Die Katholiken von Rouen waren vollig uberrascht worden und schon bald wurde die Macht mit der hugenottischen Kontrolle der Tore und einer protestantisch dominierten Nachtwache gefestigt 31 Die aufstandische Elite bekannte sich nicht zu Conde sondern zum Konig und begrundete ihre Rebellion mit der Verhinderung eines neuen Wassy 31 Die katholischen Mitglieder des Rates der 24 durften ihre Amter weiter ausuben das mehrheitlich katholische Parlement tagte weiter und ein Soldat der den Prior der Colestiner wahrend des Putsches verletzt hatte wurde hingerichtet 31 Am 19 April traf der Herzog von Bouillon vor der Stadt ein in der Hoffnung die Aufstandischen zur Vernunft zu bringen was ihm jedoch nicht gelang Frustriert liess er seinen Leutnant Charles de Bacqueville Martel in der Stadt zuruck und reiste ab 32 Interne Radikalisierung Bearbeiten In der Stadt entwickelte sich schnell eine gespannte Dynamik zwischen den gemassigten Rebellen und denjenigen die noch weiter gehen wollten eine Spaltung die zum Teil auf den Klassenlinien zwischen den Altesten und den handwerklichen Konvertiten beruhte 31 Am 3 und 4 Mai kam es in der Stadt zu einer Welle systematischen Bildersturms Bewaffnete Protestanten drangen in die Kirchen ein zerstorten die Altare zertrummerten Ikonen und plunderten Edelmetalle 33 31 Die Bildersturmer drangen auch in die Hauser der katholischen Elite ein insbesondere in die Hauser der Mitglieder der Guise und beschlagnahmten alle Waffen die sie dort fanden 12 Die hugenottische Elite distanzierte sich schnell von den Aktionen und schrieb eine formliche Entschuldigung in der sie behauptete es habe sich um einen spontanen Ausbruch gehandelt der von Kindern angefuhrt worden sei 12 In dem Schreiben wurde jedoch auch darauf hingewiesen dass die Tat den gottlichen Unmut uber die Zurschaustellung des Gotzendienstes zum Ausdruck bringen sollte was eine gewisse stillschweigende Billigung darstellte 12 Weitere Berichte wonach der Bildersturm in Banden durchgefuhrt wurde deuten ebenfalls auf eine gewisse Organisation hin 12 Unabhangig von der Beteiligung der Eliten beauftragte der Rat bald Nicolas de l Isle a Mantire de la Mornau mit dem Einsammeln Wiegen und Einschmelzen der geplunderten Goldplatten 34 Der Gesamtwert belief sich auf 57 934 Livres und sollte zur Deckung der Kosten fur die Garnison und die Verteidigung der Stadt verwendet werden obwohl er nur fur einen Monatslohn reichte 35 Die Folgen des Bildersturms zeigten sich in den folgenden Tagen als zunachst fuhrende katholische Kaufleute und Priester die Stadt verliessen und dann am 10 Mai das Parlement abreiste und die Stadt fur nicht mehr sicher erklarte 12 Die drei katholischen Conseillers Echevins horten auf dem Rat der 24 beizuwohnen und uberliessen den Hugenotten bis zu den Wahlen im Juli die totale politische Kontrolle mit einem verkleinerten Rat 12 Martel der Vertreter des Herzogs von Bouillon in der Stadt reiste am 14 Mai als Reaktion auf die vorangegangenen Ereignisse ab und liess die Stadt ganz ohne einen Vertreter der Krone zuruck 36 Die erste Belagerung Bearbeiten Ankunft des Herzogs von Aumale Bearbeiten Ab April und nach der Welle des Bildersturms im Mai bemuhte sich Caterina um eine Verhandlungslosung mit den Aufstandischen von Rouen indem sie die Wiederzulassung der Beamten der Krone als Gegenleistung fur die Milde gegenuber den Aufstandischen vorschlug 37 Dieser Vorschlag stiess bei den katholischen Hardlinern am Hof von denen Caterinas Macht abhing und bei den Aufstandischen auf Unverstandnis da sie die Rucknahme der kurzlich erteilten Vollmacht des Herzogs von Aumale uber die Normandie als Teil eines jeden Abkommens forderten 37 Der Herzog von Aumale selbst traf am 28 Mai vor den Toren von Rouen ein und forderte die Stadt auf sich ihm zu unterwerfen doch die Rebellen weigerten sich 38 Aumale begann mit der Belagerung der Stadt doch da er nur uber 3000 Mann verfugte und keine Belagerungsgeschutze hatte war sein Bombardement der Stadt wirkungslos 38 Nach mehreren Tagen war er gezwungen sein Lager abzubrechen als die Garnison der Stadt durch die eintreffenden Truppen des Seigneur de Morvillier verstarkt wurde 38 Morvillier ubernahm die Fuhrung bei der Verteidigung der Stadt 39 Pattsituation und lokale Kampfe Bearbeiten Angesichts des Scheiterns der direkten Belagerung und der anhaltenden Abwesenheit des koniglichen Hauptheeres anderte Aumale seine Taktik und begann eine Kampagne der Belastigung und versuchte Vorstosse aus der Stadt zu unterbinden 37 Da ihm die Mittel fur seine Truppen fehlten beschlagnahmte er Stoffe von Rouener Kaufleuten in Brionne und beauftragte den Elu von Rouen die Decimis Steuer fur ihn einzutreiben 40 Er bewaffnete und ermutigte die Bauern in der Umgebung von Rouen und Dieppe in der Hoffnung dass sie sich gegen eventuelle Angriffe aus Rouen zur Wehr setzen und die Verstarkung behindern wurden 40 In der Zwischenzeit drangen protestantische Verstarkungen in die Stadt Rouen ein um sich auf eine erneute Belagerung im Laufe des Jahres vorzubereiten 37 Die Truppen neigten dazu die Einwohner der Stadt auszurauben und plunderten bei ihren Einsatzen in der Umgebung die nahe gelegenen Stadte Elbeuf Caudebec les Elbeuf und Darnetal in ikonoklastischen Plunderungen 37 Unter diesen Truppen befand sich auch Gabriel de Lorges Graf von Montgomery der im August von Conde den Auftrag erhielt die Verteidigung der Stadt zu leiten und sie damit enger in den grosseren Aufstand einzubinden 41 Durch die hohe Besteuerung seiner Glaubensbruder in der Stadt machte er sich unbeliebt und einige forderten die Ruckkehr von Martel 41 Zunehmende Radikalisierung Bearbeiten Am 22 Juli trat das Parlement von Rouen in Louviers wieder zusammen und war nun starker auf die ultrakatholische Fraktion ausgerichtet die zuvor in der Minderheit war und uber Pericard Verbindungen zu Aumale unterhielt 42 Es wurden neue Gesetze erlassen die die Inhaftierung aller Ketzer und im Falle ihres Widerstands gegen die Verhaftung ihre standrechtliche Hinrichtung vorschrieben 42 Ausserdem sollte die Zerstorung von Kircheneigentum mit der Beschlagnahme des gesamten Eigentums bestraft werden 43 Die Hinrichtung von ansonsten kampflosen Hugenotten veranlasste den koniglichen Rat im August zum Eingreifen indem er Michel de Castelnau schickte um der seiner Meinung nach ubertriebenen Brutalitat Einhalt zu gebieten 42 Die Behorden von Rouen reagierten darauf indem sie die verbliebenen fuhrenden Katholiken der Stadt entweder zwangen zum Protestantismus zu konvertieren oder sie inhaftierten wobei das Eigentum der Gefluchteten von der Stadt beschlagnahmt wurde 43 Die katholischen Gottesdienste in der Stadt waren bereits im Juni eingestellt worden 44 Bei den Wahlen zum Rat der 24 am 4 Juli wurden die drei vakanten Sitze besetzt so dass der Rat nun vollstandig aus Hugenotten bestand 12 Appelle an die Englander Bearbeiten Als die konigliche Armee begann sich nach Norden zu bewegen um die Loire zu raumen und die katholischen bretonischen Truppen in die Normandie eindrangen begann die Stadt daruber nachzudenken das Ausland um Hilfe zu bitten 43 44 Am 15 August machten sich ein Abgeordneter der Stadt und der Vidame de Chartres auf den Weg nach England um Elisabeths Unterstutzung zu erbitten und einige Wochen spater nachdem Bourges an die konigliche Armee gefallen war wurde ein dringender Appell an sie geschickt 43 Am 20 September wurde schliesslich der Vertrag von Hampton Court zwischen dem Fursten von Conde und Elisabeth geschlossen in dem Le Havre den Englandern im Gegenzug fur eine 6000 Mann starke Hilfstruppe fur die Stadte Rouen und Dieppe angeboten wurde 43 Da man sich zunachst auf die Sicherung von Le Havre konzentrierte trafen erst am 4 Oktober die ersten 200 Soldaten in Rouen ein zu diesem Zeitpunkt war die Stadt bereits belagert und es sollten nur noch 300 weitere eintreffen so dass die Stadt kurz vor dem Fall stand 43 45 Obwohl mehr beabsichtigt war war eines der sechs Schiffe mit denen die Englander die Truppen flussaufwarts nach Rouen transportierten auf eine Sandbank gestossen und wurde schnell von Charles de Montmorency Damville abgefangen 46 Mehrere protestantische Honoratioren von Rouen liefen aus Verargerung uber den Vertrag zur Krone uber und verliessen die Stadt im September 43 darunter auch Morvillier der das Kommando uber die Verteidigung der Stadt an den kurzlich eingetroffenen Montgomery abtrat 39 Die zweite Belagerung Bearbeiten Ankunft der koniglichen Armee Bearbeiten Nach der erfolgreichen Unterwerfung von Bourges Anfang September beschloss die konigliche Armee Orleans zu umgehen und eine zweite Belagerung von Rouen zu beginnen da sie den kurzlich unterzeichneten Vertrag mit Elisabeth kannte und eventuelle englische Verstarkungen davon abhalten wollte die Stadt zu erreichen 47 Als sie am 28 September vor der Stadt ankamen begannen sie mit 30 000 Mann unter Antoine de Bourbon Herzog von Vendome eine umfassende Belagerung 47 43 Ausserhalb der Stadtmauern wurde die Stadt hauptsachlich durch das Fort Sainte Catherine verteidigt das den Zugang von Sudosten her beherrschte und die Stadt uberblickte 48 Der Tod Navarras Bearbeiten Am 13 Oktober wurde Navarra bei der Inspektion der Belagerungsgraben durch einen Musketenschuss in die Schulter todlich verwundet 49 Obwohl er von dem beruhmten Chirurgen Ambroise Pare behandelt wurde konnte er nicht mehr gerettet werden und starb am 17 November an seiner Verwundung 49 50 Es wurde berichtet dass er die letzte Olung nach lutherischem Brauch nahm und so begleiteten Geruchte uber seine religiose Unorthodoxie obwohl er fur die Krone kampfte sein Ableben 51 Mit seinem Tod ging die Leitung der Belagerungsbemuhungen auf den Herzog von Guise uber 49 Fall von Fort Sainte Catherine Bearbeiten Kurz nach der Verwundung Navarras fiel die Zitadelle von Saint Catherine in die Hande der Belagerer so dass es nur noch eine Frage der Zeit war bis die Stadt selbst kapitulierte 52 Die Ersturmung der Festung war hart umkampft und dauerte sieben Stunden wobei Montgomery jedem Deserteur mit der Hinrichtung drohte 53 Zu diesem Zeitpunkt begab sich Caterina die sich uber die Proteste des Herzogs von Guise und von Anne de Montmorency lustig machte zur Festung um sich mit den beiden Hauptleuten zu beraten und die Stadt zu besichtigen 54 Aus Sorge um die potenzielle Macht die sich im Falle eines vollstandigen Sieges in den Handen von Guise konzentrieren wurde und in dem Wunsch dass die reiche Stadt Rouen ein unversehrtes Erbe fur ihren Sohn bleiben sollte bemuhte sich Caterina weiterhin um ein ausgehandeltes Ende der Belagerung 49 52 Wahrend die Kaufleute und Burger der Stadt ein solches Angebot gerne annahmen lehnte der Militarkommandant Montgomery unterstutzt von den Handwerkern der Stadt und den Fluchtlingen aus der Normandie ihren Vorstoss ab 52 Sie machten stattdessen ein Gegenangebot das unter anderem vorsah dass alle protestantischen Geistlichen in der Stadt bleiben durften was fur die Belagerer nicht akzeptabel war 52 Sturmangriff und Plunderung Bearbeiten Am 21 Oktober eine Woche nach seinem Amtsantritt ordnete der Herzog von Guise einen umfassenden Angriff auf die Stadtmauern an 49 Nach funf Tagen wurde am 26 Oktober eine Bresche geschlagen wobei Minen und Sprengladungen ein Loch in die Mauer rissen das gross genug war damit ein Pferd hindurchreiten konnte 55 56 Der Herzog der ebenso wie Caterina eine Plunderung vermeiden wollte versprach allen anwesenden Truppen den doppelten Sold unter der Bedingung dass sie diszipliniert blieben 56 Aus Angst vor dem was kommen wurde flohen einige der Stadtoberhaupter in der Dunkelheit der Nacht oder auf Booten die Seine hinunter 57 In den folgenden drei Tagen wurde die Stadt von den Soldaten massakriert und geplundert wobei sowohl hugenottische Hauser als auch katholische Kirchen geplundert wurden 57 Der spanische Botschafter Chantonnay schatzte dass bei der Plunderung tausend Menschen starben 56 Einige der Uberlebenden gingen bis nach Paris um ihr Hab und Gut zuruckzukaufen das die Soldaten verpfandet hatten 49 Nachwirkungen BearbeitenDas Ende des ersten Krieges Bearbeiten Nach dem Fall von Rouen stellt nur noch die Schlusselstadt Orleans eine Bedrohung fur Paris und die konigliche Sache dar Die konigliche Armee die Conde zahlenmassig uberlegen war konnte eine Verbindung zwischen seinen Truppen und den deutschen Soldnern die von Francois de Coligny d Andelot nach Frankreich gebracht worden waren nicht verhindern wohl aber seinen Marsch auf Paris so dass er sich stattdessen nach Norden wandte in der Hoffnung sich mit den Englandern zu verbinden die uber die Mittel verfugten die er dringend fur die Bezahlung seiner Truppen brauchte 58 Als er nach Norden in die Normandie marschierte wurde er abgefangen und zur Schlacht bei Dreux gezwungen die ein entscheidender Sieg der Krone wurde und die Rebellen zum Ruckzug in die Stadt Orleans zwang 58 Nachdem er Montmorency als Gefangenen und ihr andere Anfuhrer Jacques d Albon Seigneur de Saint Andre bei Dreux gefallen war war Guise nun alleiniger militarischer Befehlshaber der Krone und strebte trotz Caterinas Wunsch nach einer Verhandlungslosung eine Entscheidung mit einem Sieg bei Orleans an 59 Guise begann eine Belagerung und brachte sie fast zum Abschluss bevor er kurz vor dem endgultigen Angriff ermordet wurde so dass Conde Montmorency und Caterina den Kompromiss des Edikts von Amboise schliessen konnten der den ersten Religionskrieg beendete 60 58 Nachdem sich die Lage zwischen den Rebellen und der Krone vorlaufig geklart hatte wurde eine Einheitsfront gebildet um die Englander zu vertreiben die die Stadte Le Havre und Dieppe besetzt hatten 61 Am 28 Juli wurde Le Havre schliesslich zuruckerobert und die franzosische Kontrolle wiederhergestellt 62 Anhaltende Feindseligkeiten Bearbeiten Nach dem Fall von Rouen kehrte das Parlement von Louviers in die Stadt zuruck und setzte sich wieder ein 63 Es erklarte die Wahl des Rates vom Juli 24 fur ungultig weil die Katholiken ausgeschlossen worden waren und setzte eine neue Wahl an bei der keine Hugenotten mehr in den Rat gewahlt werden sollten 63 Wahrend das Parlement harte Repressalien forderte drangte Caterina auf eine versohnliche Haltung Vier Anfuhrer sollten hingerichtet werden und die Stadt sollte 140 000 Ecu zahlen um die Finanzen der Krone zu stutzen 64 Nachdem die konigliche Verwaltung aus der Stadt abgezogen war gingen die ortlichen Behorden noch weiter Sie entwaffneten alle Hugenotten in der Stadt und ordneten eine Sondersteuer fur Protestanten an um die Schaden an der Stadtmauer zu beheben 64 Es wurde eine rein katholische Miliz gebildet und Mitglieder des Parlements die ihren hugenottischen Kollegen vorschlugen in ihr altes Amt zuruckzukehren wurden auf der Strasse bedroht 64 Trotz der Schaden die der Gemeinschaft zugefugt wurden erholten sich die Hugenotten von Rouen schnell und erreichten bis 1564 wieder die Bevolkerungszahl von vor der Belagerung 63 Allerdings gab es von diesem Zeitpunkt an nur noch wenige neue Konvertiten und die Gemeinschaft bildete zunehmend eine klar definierte Gruppe mit unterschiedlichen Namensgebungen und sozialen Gewohnheiten 63 Noch in den 1580er Jahren wurden die Hugenotten fur ihren Ikonoklasmus von 1562 mit der Pest in Verbindung gebracht 63 Das Edikt von Amboise wurde erst nach einer Reihe von gewalttatigen Morden und Auseinandersetzungen im April durchgesetzt und es kam zu weiteren gewalttatigen Zwischenfallen in der Stadt bis hin zum Massaker an Hugenotten im Jahr 1572 das durch das Massaker der Bartholomausnacht 64 65 Literatur BearbeitenPhilip Benedict Rouen during the Wars of Religion Cambridge University Press 2003 ISBN 0521547970 Stuart Carroll Noble Power during the French Wars of Religion The Guise Affinity and the Catholic Cause in Normandy Cambridge University Press 1998 ISBN 0521023874 Stuart Carroll Martyrs and Murderers The Guise Family and the Making of Europe Oxford University Press 2009 ISBN 0199229074 Mark Greengrass Financing the Cause Protestant Mobilization and Accountability in France 1562 1598 in Reformation revolt and civil war in France and the Netherlands 1555 1585 Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften 1999 ISBN 9069842343 Mack Holt The French Wars of Religion 1562 1629 Cambridge University Press 1995 ISBN 9780521358736 Robert Knecht Francis I Cambridge University Press 1984 ISBN 0521278872 Raymond Mentzer The Legal Response to Heresy in Languedoc 1500 1560 Sixteenth Century Journal 4 1 1973 David Potter The French Wars of Religion Selected Documents Macmillan 1997 ISBN 0312175450 James Thompson The Wars of Religion in France 1559 1576 The Huguenots Catherine de Medici and Philip II Chicago University Press 1909 Marc Venard Catholicism and Resistance to the Reformation in Reformation revolt and civil war in France and the Netherlands 1555 1585 Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften 1999 ISBN 9069842343 James Wood The King s Army Warfare soldiers and society during the Wars of Religion in France 1562 1576 Cambridge University Press 1996 ISBN 0521550033 Einzelnachweise Bearbeiten Benedict S 99 101 Wood S Thompson S 165 Benedict S 49 Benedict S 50f Benedict S 49 53 Venard S 134 Carroll 1998 S 109 a b c d Benedict S 96 a b c Carroll 1998 S 117 Carroll 1998 S 113 a b c d e f g h Benedict S 98 Knecht S 405f Mentzer S 22 a b Benedict S 50 Benedict S 51 Benedict S 52 Benedict S 61 Benedict S 62 Stuart Carroll The Rights of Violence in Past amp Present Band 214 Supplement 7 2012 S 134 a b Knecht S 12 Anne de Montmorency und Marschall Albon Carroll 2009 S 163 Potter S 73 75 Holt S 53 Holt S 53 Carroll 1998 S 108 a b c Carroll 1998 S 111 a b Benedict S 96 a b Mack S 53 a b c d e Benedict S 97 Carroll 1998 Mack Greengrass S 235 Greengrass S 235f Carroll 1998 S 118 a b c d e Benedict S 99 a b c Carroll 1998 S 119 a b Thompson S 165 a b Carroll 1998 S 121f a b Carroll 1998 S 120 a b c Carroll 1998 S 122 a b c d e f g h Benedict S 100 a b Holt S 54 Holt S 56 Thompson S 167 a b Wood S 12 Benedict S 101 a b c d e f Carroll 2009 S 164 Knecht S 90 Carroll 2009 S 108 a b c d Benedict S 100f Thompson S 168 Knecht S 90 Thompson S 169 a b Wood S 13 a b Benedict S 101f a b c Wood S 13 Carroll 2009 S 166 Holt S 55 Holt S 56 Knecht S 93 a b c d e Benedict S 103f a b c d Benedict S 113f Benedict S 126 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Rouen 1562 amp oldid 228390835