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Die Belagerung des Montsegur war eine militarische Auseinandersetzung im Frankreich des hohen Mittelalters in der ein Heer des franzosischen Konigs die Burg auf dem Montsegur franzosisch Mont sur deutsch sicherer Berg belagerte dem letzten Ruckzugsort der wahrend des Albigenserkreuzzugs 1208 1229 im Languedoc verfolgten Anhanger der katharischen Religion die von der romisch katholischen Kirche als haretisch eingestuft worden war Die Belagerung dauerte zehn Monate vom Mai 1243 bis zum 16 Marz 1244 und endete mit der Kapitulation ihrer Verteidiger nach der am Fuss des Bergkegels okzitanisch Pog eine grosse Anzahl Katharer verbrannt wurde Belagerung des MontsegurDatum Mai 1243 bis 16 Marz 1244Ort MontsegurCasus Belli Attentat von AvignonetAusgang Belagerung erfolgreichFolgen Ende des okzitanischen Widerstands Verbrennung von 225 Katharern KonfliktparteienKonigreich Frankreich okzitanische FayditsBefehlshaberHugues d ArcisPierre AmielDurand de Beaucaire Pierre Roger de MirepoixRaymond de PereilleTruppenstarkeca 1 000 Mann etwas mehr als 100 Manndarunter 20 Ritter13 Knappen55 weitere BewaffneteVerlusteunbekannt 9 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Anlass 3 Die Belagerung 3 1 Beginn 3 2 Entscheidung 3 3 Kapitulation und Scheiterhaufen 4 Fazit 5 Quellen 6 Rezeption 7 Literatur 8 AnmerkungenHintergrund BearbeitenDie Burg auf dem Montsegur war ursprunglich wie nahezu alle Befestigungsanlagen im okzitanischen Suden des heutigen Frankreichs auch eine befestigte Ortschaft castrum und steht heute aufgrund ihres historischen Hintergrunds synonym fur die Katharerburg schlechthin Zu Beginn des 13 Jahrhunderts waren ihre Befestigungsanlagen bereits weitgehend verfallen als die fuhrenden Geistlichen der katharischen Kirche auf einem 1206 abgehaltenen Konzil in Mirepoix den Grundherrn Raymond de Pereille mit ihrer Wiedererrichtung beauftragten in Voraussicht auf die sich bereits abzeichnende militarische Konfrontation mit der romischen Kirche unter Papst Innozenz III Die heute auf dem Pog zu sehende Wehranlage ist allerdings nicht der katharische Bau von 1206 der nach seinem Fall 1244 abgetragen und durch die nun dort in Ruinen zu sehende Burg ersetzt wurde die gegen Ende des 13 Jahrhunderts errichtet worden war Vom ursprunglichen Bau sind heute nur noch die Terrassen auf der Bergspitze erhalten auf denen die aus Holz und Stein gebauten Behausungen des katharischen Hohendorfs gestanden hatten Das Dorf befand sich am westlichen Ende des Bergkamms und wurde von einem Graben geschutzt der vermutlich als Steinbruch fur die festen Behausungen und Wehranlagen gedient hatte Erreichbar war und ist das castrum uber zwei denkbar beschwerliche Aufstiege die beide gut zu verteidigen waren Da ist zum einen der normale Zugangsweg uber den Sudhang der direkt zum castrum fuhrte und von dort aus mittels eines Katapults leicht verteidigt werden konnte Dann gab es noch den weitaus schwierigeren Aufstieg uber den gesamten Bergkamm der an seiner Ostseite von einem befestigten Aussenposten dem Roc de la Tour bewacht wurde der zudem noch weitere 300 Meter vom castrum entfernt und 250 Meter tiefer zu diesem lag Die Fundamente dieses Postens sind noch heute zu besichtigen Wahrend des Albigenserkreuzzugs von 1208 bis 1229 diente der Montsegur als sicheres Refugium fur die katharische Gemeinde des Ariege und Lauragais Der katharische Bischof von Toulouse Guilhabert de Castres hatte hier ab 1209 seinen Sitz bezogen wodurch der Montsegur faktisch zum Hauptsitz der katharischen Religion avancierte Der Anfuhrer des Kreuzzugs Simon de Montfort hatte es nie gewagt die Burg zu belagern Ihre Hohenlage im nordlichen Randgebiet der Pyrenaen hatte eine langwierige und aufwendige Belagerung durch das unter chronischem Personalmangel leidende Kreuzzugsheer schlicht unmoglich gemacht Der Montsegur gehorte ursprunglich zu den Domanen der Grafschaft Foix doch im Vertrag von Paris der den Albigenserkreuzzug beendete wurde die Burg dem Kreuzritter Guy de Levis zugesprochen der auch schon Mirepoix als unmittelbares Kronlehen erhalten hatte Faktisch aber blieb der Montsegur in Katharerhand und bildete fortan eine Art autonome Kommune von der aus die katharische Kirche ihre Organisationsstruktur aufrechterhalten konnte Der Kreuzzug hatte die soziale Fundierung des Katharertums in der okzitanischen Gesellschaft nur bedingt schadigen konnen doch mit dem Frieden von 1229 begann sich die Lage fur die Gemeinde zu andern die nun der koniglichen Strafverfolgung und einem von der Inquisition etablierten Denunziantentum ausgesetzt war Entsprechend war die Bedeutung des Montsegur als sicheres Domizil fur die Gemeinde gewachsen der zugleich als Operationsbasis des militanten okzitanischen Widerstandes diente Der Montsegur beherbergte eine grosse Anzahl kampfwilliger Okzitanier die aufgrund ihres Widerstands gegen die koniglichen und kirchlichen Autoritaten als Faydits katalanisch okzitanisch faidits faidits deutsch Renegaten Gesetzlose Verbannte 1 bezeichnet wurden angefuhrt von Pierre Roger II de Mirepoix einem Vetter und Schwiegersohn Raymonds de Pereille Die Faydits vom Montsegur boten den katharischen Geistlichen auf deren Reisen Geleitschutz oder beteiligten sich an gewaltsamen Erhebungen gegen die konigliche Obrigkeit so zum Beispiel bei dem grossen Aufstand des Raimund II Trencavel im Jahr 1240 Anlass BearbeitenMontsegur haftete seither der Ruf einer beruchtigten Ketzerhochburg an die sich jeder Autoritat entzog Der Geistliche Guillaume de Puylaurens nannte sie die Synagoge des Satans sathane synagoga Offb 2 9 2 1241 hatte sich Graf Raimund VII von Toulouse gegenuber Konig Ludwig IX zur Beseitigung dieses Widerstandsnests verpflichtet als Bedingung fur die Wiederaufnahme in die konigliche Gunst Noch im selben Jahr hatte der Graf tatsachlich einige Soldaten am Fuss des Pogs aufziehen lassen nach wenigen Tagen aber den Versuch zur Einnahme fur gescheitert erklart um darauf wieder abzuziehen Im Mai 1242 hatte sich der Graf von Toulouse seinerseits im Bunde mit dem englischen Konig zum Aufstand gegen die Krone erhoben Dadurch offenbar ermutigt hatten die Faydits vom Montsegur einen Schlag gegen die Inquisitionsgerichtsbarkeit durchgefuhrt als sie in der Nacht vom 28 auf den 29 Mai 1242 angefuhrt von Pierre Roger de Mirepoix in Avignonet die dort zur Nachtruhe residierenden Inquisitoren von Toulouse Etienne de Saint Thibery und Guillaume Arnaud ermordeten Das Attentat hatte die romisch katholische Obrigkeit in einen Schock versetzt und der Erzbischof von Narbonne Pierre Amiel hatte die Exkommunikation uber die Tater ausgesprochen die auf ihrem Heimmarsch nach Montsegur in einigen Ortschaften von der Lokalbevolkerung ob ihrer Tat gefeiert wurden Zwar hatte es seit ihrem Bestehen immer wieder gewaltsame Angriffe von Seiten der einheimischen Bevolkerung gegen Angehorige der Inquisition gegeben besonders gegen ihre ortlichen Untersuchungsrichter Vollzugsbeamten und Denunzianten aber Hand an die Chefinquisitoren des Languedoc zu legen hatte bis dahin niemand gewagt Der Aufstand des Grafen von Toulouse war indes noch im Herbst 1242 aufgrund seiner militarischen Unterlegenheit und der Niederlage des englischen Konigs bei Taillebourg gescheitert worauf er sich der franzosischen Krone unterwerfen und die Bedingungen des Vertrags von Paris erneut anerkennen musste Im April 1243 hatten die Erzbischofe von Narbonne und Arles den okzitanischen und provenzalischen Klerus in Beziers zu einem Konzil einberufen das sich mit der Wiederherstellung der kirchlichen Ordnung nach dem Aufstand befassen sollte 3 Aller Wahrscheinlichkeit nach war auf diesem Konzil auch der Entschluss zu einem Feldzug gegen den Montsegur als Vergeltung fur das Attentat von Avignonet getroffen worden auch wenn dieser Punkt in den nur sparlich erhaltenen Konzilsunterlagen nicht aufzufinden ist Der konigliche Seneschall von Carcassonne Hugues d Arcis hatte in seinem Amtsbereich zur cavalgada aufgerufen zum Ritt des Konigs was eine Mobilmachung aller wehrfahigen Manner bedeutete Seine Amtsleute hatten allerdings bei der Durchsetzung des Musterungsbefehls bei der Lokalbevolkerung ihre Schwierigkeiten gehabt da diese dem relativ jungen Regime der franzosischen Krone noch sehr reserviert gegenubergestanden hatte Die Kirchenobrigkeit ihrerseits hatte mit dem Versprechen auf Kreuzzugsablasse um Soldner geworben wenngleich die Charakterisierung des Montsegur Feldzugs als Kreuzzug bis heute umstritten ist zumal eine offizielle Sanktionierung eines solchen Unternehmens niemals ausgesprochen wurde 4 Wie gross das Heer war dessen Truppenteile ab den spaten Maitagen 1243 am Fuss des Montsegur nach und nach eintrafen kann nicht ermittelt werden Die haufig genannte Zahl von 10 000 ist rein hypothetisch und in Anbetracht der schwer zuganglichen Lage des Ortes und der damit verbundenen Versorgungslage wohl auch deutlich zu hoch gegriffen 5 Wahrscheinlich war es nicht grosser als 1 000 Mann Angefuhrt wurde das Heer von dem koniglichen Seneschall Hugues d Arcis dessen Amtsbezirk der Montsegur unterstand dem Erzbischof von Narbonne Pierre Amiel und dem Bischof von Albi Durand de Beaucaire Die beiden Pralaten waren nicht die ganze Dauer der Belagerung vor Ort geblieben zu Winterbeginn hatten sie sich zu einem Kirchenkonzil nach Narbonne begeben Zu Beginn der Belagerung im Mai 1243 hatten sich mindestens 361 Personen auf dem Montsegur befunden von denen etwa die Halfte die kampffahige Garnison ausmachte Angefuhrt wurde das castrum von der Pereille Mirepoix Sippe die mit 29 Familienangehorigen prasent war 15 wehrfahige Manner davon 12 Ritter weiterhin 13 Frauen und einem Kleinkind den Sohn des Befehlshabers Pierre Roger de Mirepoix Dazu kamen noch 8 Ritter von denen sieben als Faydits verfolgt wurden Die Ritter wurden unterstutzt von 10 Knappen und 55 weiteren bewaffneten Mannern Dazu waren noch 10 Meldeganger die sich vermutlich an der Verteidigung beteiligt hatten und ein Katapultkonstrukteur auf Montsegur eingetroffen Insgesamt durfte die Garnison etwa 100 Mann ausgemacht haben Die religiose Gemeinschaft des Montsegur hatte mindestens 210 Katharer umfasst womit sich die Anzahl der Laien also auf etwa 150 belaufen haben muss Von den Glaubigen sind 49 namentlich bekannt von denen 34 Perfecti und 15 Perfectae waren An der Spitze der Gemeinde stand der Katharerbischof von Toulouse Bertrand Marty der um das Jahr 1240 Guilhabert de Castres nachgefolgt war Auch der Katharerbischof des Razes Raymond Agulher war anwesend Die Belagerung BearbeitenBeginn Bearbeiten Uber die Anfange der Belagerung und ihren Verlauf in den immerhin noch knapp sieben Monaten des Jahres 1243 ist kaum etwas bekannt Das franzosische Heer hatte sich nach und nach am Fuss des Pogs eingefunden aber von grosseren Kampfhandlungen ist in diesem langen Zeitraum nichts bekannt Dass das konigliche Heer nicht ubermassig gross gewesen sein kann verdeutlicht allein schon die Tatsache dass es den Berg nicht mit einem geschlossenen Belagerungsring von der Aussenwelt abriegeln konnte Stattdessen mussten um ihn herum mehrere Wachposten errichtet werden deren Abstande zueinander genugend Raum fur Schlupflocher boten durch die die Verteidiger Kontakt zur Aussenwelt halten konnten Die Belagerer durften darauf bedacht gewesen sein die Versorgung des castrums zu unterbinden das auf Nahrungsmittellieferungen aus dem Umland angewiesen war Tatsachlich waren die Versorgungsstrome mit Eintreffen der Franzosen augenblicklich abgebrochen da sich die Handler aus Furcht vor ihnen nicht mehr vor den Pog trauten Allerdings hatten die Verteidiger ihre Vorratskammern bereits aufgefullt und sich somit fur eine lange Belagerung gewappnet Zweifelsohne hatte Pierre Roger de Mirepoix den Plan zum unbedingten Durchhalten gefasst in der Hoffnung dass die Belagerer bei Einbruch des Winters aufgeben wurden Das Schicksal der Verteidiger hing aber letzten Endes von Graf Raimund VII von Toulouse ab auf dessen Unterstutzung Pierre Roger de Mirepoix setzte Montsegur war ursprunglich eine Domane der Grafen von Foix gewesen von dem aktuellen Grafen Roger IV konnte man indes keine Hilfe erwarten seit dieser sich im vorangegangenen Jahr ganzlich der Krone unterworfen hatte Allerdings hatte die Vasallitat der Herren vom Montsegur zu den Grafen von Foix seit Generationen nur unter Vorbehalt der dem Grafen von Toulouse geschuldeten Treue gegolten der also der Oberlehnsherr von Montsegur war Noch bevor die Belagerung aufgenommen wurde hatte Pierre Roger de Mirepoix uber einen Mittelsmann Kontakt zu Raimund VII von Toulouse aufgenommen der etwa zur selben Zeit nach Rom aufgebrochen war um dort die Gunst Papst Innozenz IV und Kaiser Friedrichs II zu gewinnen Der Graf hatte schon 1240 wahrend des Trencavel Aufstands zwischen den Autoritaten der franzosischen Krone und den Faydits erfolgreich vermittelt was sich nun auch Pierre Roger de Mirepoix von ihm erhoffte Wahrend der Belagerung hatte er schliesslich durch einen Boten dem unter Umgehung der franzosischen Wachposten der Zutritt zum Montsegur gelungen war die Nachricht erhalten dass Graf Raimund VII noch vor Winterbeginn 1243 zuruckkehren und am Montsegur vermittelnd intervenieren werde Indes war bis dahin am Pog wenig passiert Die Verteidiger hatten dennoch in den vielen kleinen Scharmutzeln Verluste hinnehmen mussen Der erste Tote war Raymond de Ventenac ein Knappe der Mirepoix Sippe im Juni fiel der Sergeant Sicard de Puivert im August der Sergeant Guillaume Gironda und im Oktober der Sergeant Guillaume Claret Alle vier hatten noch auf dem Sterbebett das Consolamentum empfangen konnen die Weihe zur Aufnahme in die Gemeinde der glaubigen Katharer Funf weitere Verteidiger waren verwundet worden Entscheidung Bearbeiten Im Dezember 1243 hatten sich schliesslich die entscheidenden Ereignisse die zum Fall des Montsegur fuhrten ereignet Der unter Zeitdruck stehende Seneschall Hugues d Arcis hatte sich angesichts des beginnenden Schneefalls offenbar zum Handeln gezwungen gesehen um Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen Uber den Sudhang hatte er nicht angreifen konnen da die Verteidiger diesen Weg vom castrum aus mit einem Katapult beschiessen konnten So blieb nur noch der schwierigere Aufstieg im Osten des Bergkamms Eines Nachts unternahm ein leichtbewaffneter Trupp der Belagerer offenbar geubte Gebirgsjager angefuhrt von ortskundigen Mannern den gefahrlichen Aufstieg die steilen Felswande hinauf Die Besatzung des Roc de la Tour wurde von diesem Coup uberrascht und musste den Posten nach kurzem Kampf raumen Die Verteidiger hatten offenbar vom castrum aus mehrere Gegenangriffe zur Ruckeroberung ihres Aussenpostens unternommen worauf unter anderem zahlreich an diesem Ort aufgefundene Pfeilspitzen und Armbrustbolzen schliessen lassen allerdings hatten die Angreifer ihn fur sich behaupten konnen nbsp Das westliche Ende des Kamms und zugleich die Spitze des Montsegur mit der im spaten 13 Jahrhundert errichteten BurgDer Verlust des Roc de la Tour hatte die Lage der Verteidiger erheblich verschlechtert Denn die Belagerer hatten mit ihm nun einen Bruckenkopf gewonnen auf dem sie nun nach und nach und ungestort ihre Manner und Belagerungsgerate auf den Pog hinaufbringen konnten In dieser Situation hatte es Bertrand Marty noch vor Weihnachten fur angebracht gehalten die Kasse der religiosen Gemeinschaft in Sicherheit zu bringen Moglicherweise war er auf diese Idee gekommen nachdem um dieselbe Zeit der beruhmt gewordene Brief des katharischen Bischofs von Cremona auf Montsegur eingetroffen war der seinen okzitanischen Glaubensbrudern zur Exilierung in die lombardische Stadt geraten hatte da die Katharer dort in Frieden leben konnten Jedenfalls waren zwei Katharer mit der Geldkassette die Felswand am westlichen Ende des Kamms hinabgestiegen die am Fuss des Pogs einem Wachposten der Belagerer in die Arme liefen Allerdings war der Posten aus zwangsrekrutierten Mannern der nah gelegenen Ortschaft Camon zusammengesetzt die nun bereitwillig ihre beiden Landsleute passieren liessen Die beiden Katharer hatten die Geldschatulle in eine nicht naher benannte befestigte Grotte spulga in der oberen Grafschaft Foix in Sicherheit gebracht wo sie seither als Schatz des Montsegur die Phantasie moderner Schatzsucher beflugelt Die zwei Schatztrager waren zum Montsegur zuruckgekehrt In den ersten Januartagen 1244 war dem Katapultkonstrukteur Bertrand de la Bacalaria der Zugang zum castrum gelungen der die Verteidiger mit eigenen Geschutzkonstruktionen unterstutzte mit denen der Beschuss der Angreifer beantwortet werden konnte Er war von einem Amtsmann des Grafen von Toulouse geschickt wurden der sich entgegen allen Ankundigungen noch immer in Italien aufhielt In den fruhen Februartagen hatten die Belagerer den Aufstieg vom Roc de la Tour zum castrum aufgenommen und dort nach heftigen Kampf dessen ausserste Verteidigungsanlage die ostliche Barbakane eingenommen Dort konnten sie nun ein Katapult aufstellen mit dem sie uber die Wehranlagen hinweg die Innenanlagen des castrums einem Bombardement aussetzen konnten Belagerer und Verteidiger lieferten sich fortan auf dem Pog regelrechte Artilleriegefechte von denen noch heute zahlreiche Kalkkugeln zeugen die in dem Wald der den Kamm bedeckt verstreut herumliegen Mitte Februar 1244 unternahmen die Belagerer einen Direktangriff auf die Mauern des castrums die sie mit Leitern zu uberwinden suchten Die Verteidiger konnten den Angriff allerdings zuruckschlagen wobei der junge Ritter Jourdain du Mas todlich verwundet wurde dem noch das Consolamentum erteilt werden konnte In den darauf folgenden Wochen waren der Sergeant Bernard Rouain und der Ritter Bertrand de Bardenac gefallen die ebenfalls das katharische Sakrament empfingen Zu den Verletzten in dieser Zeit gehorte unter anderem der Ritter Guillaume de Lahille Gegen Monatsende hatten die Verteidiger noch einmal eine Handvoll Manner als Verstarkung erhalten sie waren vom Wachposten von Camon durchgelassen wurden von denen einer ein Bote des Bruders Pierre Rogers de Mirepoix war Dieser hatte ihm ausgerichtet noch bis April durchzuhalten da bis dahin der Graf von Toulouse an der Spitze eines kaiserlichen Heeres zu ihrer Rettung eintreffen werde Am 26 Februar wurde der Sergeant Bernard de Carcassonne verwundet und vor seinem Tod konsoliert Am 1 Marz fiel der Katalane Ferrer der bayle Pierre Rogers de Mirepoix der das neunte und auch letzte Opfer der Kampfhandlungen am Montsegur war 6 Kapitulation und Scheiterhaufen Bearbeiten Bereits am 2 Marz hatte Pierre Roger de Mirepoix Kontakt zu Hugues d Arcis zur Aushandlung von Kapitulationsbedingungen aufgenommen Die Nahrungsvorrate im castrum mussen zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschopft und die Verteidiger besonders die Zivilisten von der Winterkalte und dem andauernden Beschuss der die Dacher ihrer Hauser zerstort hatte physisch und psychisch am Ende gewesen sein Der Graf von Toulouse war nicht erschienen und er wurde auch niemals am Montsegur eintreffen der in seinen politischen Ranken zwischen Papst und Kaiser tatsachlich keine Rolle spielte 7 Die Kapitulationsverhandlungen waren schnell vonstattengegangen da Hugues d Arcis einen schnellen Schlusspunkt setzen wollte und deshalb die von Pierre Roger de Mirepoix angebotenen Bedingungen sofort annahm Pierre Roger hatte sich zur Aushandigung des castrums an die Kirche und den Konig nach einem zweiwochigen Waffenstillstand und zur sofortigen Stellung von Geiseln bereiterklart wofur ihm und den anderen Attentatern von Avignonet eine Generalamnestie ausgesprochen werden sollte Der Seneschall seinerseits verlangte zudem die Auslieferung aller bekennenden Katharer die sofern sie nicht ihrem Glauben abzuschworen bereit waren sofort verbrannt werden sollten Allen anderen Mannern und Frauen wurde ein freies Geleit zugestanden nachdem sie sich der Inquisition zur Befragung inquisitio gestellt hatten Das castrum sollte anschliessend den Dienstmannen des Guy II de Levis ubergeben werden seines laut Vertrag von Paris rechtmassigen Besitzers Der Tag der Kapitulation war auf den Mittwoch dem 16 Marz 1244 festgelegt wurden Die glaubigen Katharer hatten bis dahin die Zeit genutzt um ihre letzte Habe unter den Laien zu verteilen Nicht einer von ihnen hatte von seinem Glauben abgeschworen um von dem drohenden Scheiterhaufen verschont zu werden der unterdessen am Fusse des Pogs von den Belagerern errichtet wurde Stattdessen traten am 13 Marz einundzwanzig Manner und Frauen vor die Bischofe Bertrand Marty und Raymond Agulher um von ihnen die Erteilung des Consolamentum zu erbitten Unter ihnen befanden sich die Frau und Tochter sowie eine Cousine von Raymond de Pereille Am Morgen des 16 Marz verliessen Pierre Roger de Mirepoix seine Garnison und alle Laien den Montsegur wahrend die Glaubigen von Erzbischof Pierre Amiel zusammengetrieben und zur Konversion zum katholischen Glauben aufgerufen wurden Nachdem keiner von ihnen den Glaubenswechsel angenommen hatte wurde der Scheiterhaufen entzundet in den sich die Katharer wohl uber Leitern steigend warfen um den Worten Guillaumes de Puylaurens folgend in die Feuer des Tartarus uberzugehen 2 Esclarmonde de Pereille die junge Tochter des Burgherrn soll sich als erste in die Flammen gesturzt haben 8 Puylaurens gab die Anzahl der Verbrannten mit fast 200 an wahrend Guillaume Pelhisson die Zahl mit 211 prazisierte 9 Anhand der uberlieferten Zeugenaussagen hat Michel Roquebert die Anzahl von 225 ermittelt von denen 63 namentlich genannt werden wobei eine Perfecta in ihren Heimatort Bram gebracht wurde um dort verbrannt zu werden 10 Seit Mitte des 20 Jahrhunderts erinnert ein auf dem Feld der Verbrannten Prat des Cremats errichteter Gedenkstein an dieses Ereignis Vier Katharer indes hatten den Fall des Montsegur uberlebt Sie wurden von Pierre Roger de Mirepoix noch in der Nacht des 15 Marz den Berg mit dem Auftrag hinabgeseilt ihre zu Weihnachten in Sicherheit gebrachte Gemeindekasse zu bergen Von ihnen weiss man dass sie sich spater in Caussou dann in Prades d Ailon und dann in Usson aufhielten Zwei von ihnen sind schliesslich nach Italien emigriert vielleicht den Katharerschatz mit sich fuhrend Der Scheiterhaufen vom Montsegur war kein Scheiterhaufen der Inquisition Der Inquisitor Ferrer war zwar wahrscheinlich vor Ort gewesen hatte allerdings weder von Erzbischof Pierre Amiel noch von Seneschall Hugues d Arcis die Gelegenheit fur eine gerichtliche Befragung der Katharer eingeraumt bekommen nach der er etwaige individuelle Urteile hatte fallen konnen Erzbischof und Seneschall hatten auf eine sofortige Exekution ohne vorheriges Tribunal bestanden und hatten damit auf das Vorgehen Arnaud Amaurys und Simons de Montfort wahrend des Albigenserkreuzzugs zuruckgegriffen 10 Fazit BearbeitenMontsegur war der letzte Ruckzugsort der katharischen Gemeinde in Okzitanien gewesen Sein Fall hatte im weiteren Sinn den endgultigen militarischen Schlusspunkt eines sechsunddreissigjahrigen Kampfes gesetzt der die bereits im Vertrag von Paris 1229 bestimmte politische und religiose Ordnung des sudfranzosischen Languedoc zementierte Mit seinem Verlust und der Verfolgung durch die Inquisition ausgesetzt hatten die Katharer ihre Kirchenorganisation und soziale Vernetzung nicht mehr aufrechterhalten konnen Im fruhen 14 Jahrhundert war das Katharertum in Frankreich schliesslich ganzlich verschwunden Haufig wird allerdings die Burg Queribus in den sudlichen Corbieres als letzte katharische Festung bezeichnet die 1255 nach einem Handstreich von koniglichen Truppen eingenommen worden war Obwohl deren Herr Xacbert de Barbaira ein beruchtigter Faydit war und zeitweilig auch katharische Wurdentrager beschutzt hatte so hatte diese Burg im Jahr ihrer Einnahme keine katharische Gemeinde beherbergt Ihre Einnahme markierte lediglich den Beginn einer politischen Regelung die die Konige von Frankreich und Aragon als Folge der durch den Albigenserkreuzzug entstandenen neuen Machtverhaltnisse im Languedoc in Angriff nehmen mussten und 1258 im Vertrag von Corbeil durch eine Grenzziehung beschlossen hatten 11 Quellen BearbeitenDie Belagerung des Montsegur wird in keiner nordlich der Loire verfassten Chronik erwahnt weder in den einfachsten Kirchenannalen noch in den Konigschroniken Die Bedeutung dieses Ereignisses war fur die grossen nationalen und internationalen politischen Vorgange jener Zeit schlicht von zu geringer Relevanz als dass es einer Erwahnung wert gewesen ware Der Fokus der Geschichtsschreiber jener Zeit lag ganz bei der Kreuznahme Konig Ludwigs IX zum sechsten Kreuzzug Allein in Sudfrankreich hatte Guillaume de Puylaurens der Belagerung ein wenn auch kurzes Kapitel in seiner Chronik gewidmet und der Dominikanerbruder Guillaume Pelhisson hatte seine Chronik mit ihr in wenigen Satzen abgeschlossen 2 9 Dass der Nachwelt dennoch ein detailreicher Einblick in die Vorgange am und auf dem Montsegur des Jahres 1243 44 erhalten geblieben ist ist allerdings der akribischen Dokumentation der Inquisition zu verdanken Denn unter der Leitung des Inquisitors von Carcassonne Ferrer wurden noch zwischen dem 10 Marz und dem 27 Mai 1244 achtzehn der uberlebenden Verteidiger einem Verhor unterzogen deren aktenkundig gemachte Aussagen bis heute erhalten sind 12 Eine neunzehnte Aussage hatte im Mai 1245 der Inquisitor Bernard de Caux aufgenommen Diesem Umstand ist es zu verdanken dass der Kampf und Fall des Montsegur aus der Sichtweise der Verlierer uberliefert ist wahrend von der Siegerseite aus keine Augenzeugenberichte dazu bekannt sind Alle neunzehn Verhore endeten ubrigens mit der Erteilung des Bussbriefes durch die Inquisition also einem Freispruch fur die Befragten von jedem Haresieverdacht Ob uber die neunzehn bekannten Falle hinaus noch andere Zeugen befragt wurden ist nicht bekannt Rezeption BearbeitenDie Belagerung inspirierte die britische Heavy Metal Band Iron Maiden zu dem Lied Montsegur auf ihrem 2003 veroffentlichten Album Dance of Death Der deutsche Autor Peter Berling hat den Fall des Montsegur zum Ausgangspunkt der Handlung seiner funfbandigen Romanreihe Die Kinder des Gral 1991 2005 gemacht Literatur BearbeitenLaurent Albaret Ferrer ou Ferrier 1229 1244 la memoire de Montsegur in Les inquisiteurs Portraits de defenseurs de la foi en Languedoc XIIIe XIVe siecles Toulouse 2001 S 31 39 Michel Roquebert Die Geschichte der Katharer Haresie Kreuzzug und Inquisition im Languedoc Deutsche Ubersetzung von Ursula Blank Sangmeister Reclam Stuttgart 2012 ISBN 978 3 15 010765 2 franzosische Erstauflage Histoire des Cathares Heresie Croisade Inquisition du XIe au XIVe siecle Editions Perrin Paris 1999 Jorg Oberste Der Kreuzzug gegen die Albigenser Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2003 ISBN 978 3 534 16265 9 Anmerkungen Bearbeiten Le Dictionnaire de l Occitan Occitan Francais de Communication a b c Historiae Albigensium auctore Guillelmo de Podio Laurentii In Recueil des Historiens des Gaules et de la France Vol 20 1840 S 770 Histoire generale de Languedoc avec des notes et les pieces justificatives Vol 6 hrsg von Claude Devic und Joseph Vaissete 1879 S 757 758 Das Papsttum war im April 1243 seit fast eineinhalb Jahren vakant Erst im Juni 1243 wurde mit Innozenz IV ein neuer Papst gewahlt Roquebert S 368 Der bayle Ferrer ist nicht mit dem gleichnamigen Inquisitor zu verwechseln der ebenfalls aus Katalonien stammte Raimund VII von Toulouse war noch am 31 Marz 1244 in Rom Jean Francois Chiappe Hrsg und Jean Silve de Ventavon Autor Die beruhmten Frauen der Welt S 95 96 Aus dem Franzosischen Le monde au feminin Encyclopedie des femmes celebres unter Ludwig Knoll a b Guillaume Pelhisson Chronique 1229 1244 suivie de Recit des troubles d Albi 1234 hrsg von Jean Duvernoy 1994 S 106 108 a b Roquebert S 382 Roquebert S 427 428 Anm 79 Die Verhore der Uberlebenden von Montsegur wurden herausgegeben und in das Franzosische ubersetzt von Jean Duvernoy Le Dossier Montsegur Toulouse Le Peregrinateur 1998 Ubersetzung Carcassonne Centre de valorisation du patrimoine medieval lateinischer Text Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung des Montsegur amp oldid 237461789