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Die Basmatschi auch Basmatschen oder Basmachi waren mittelasiatische Aufstandische die sich 1916 gegen die allgemeine Mobilmachung im Ersten Weltkrieg in Turkestan erhoben und bis Mitte der 1920er Jahre gegen die Bolschewiki kampften Der Begriff Basmatschi wurde aus der turksprachigen Wurzel bosmoq unterdrucken und dem Suffix fur gewohnheitsmassige Handlungen chi gebildet und bedeutet Banditen Rauber Angebliche Basmatschi Flagge 1921 1924 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Der Basmatsche als Figur 3 Bekannte Basmatschi 4 LiteraturGeschichte BearbeitenDie allgemeine Mobilmachung von 1916 war nach den kathrinischen Reformen im 18 Jahrhundert der erste Bruch mit dem Toleranzedikt und der damit einhergehenden Nichteinmischungspolitik russischer Kolonialbeamter in lokale Belange Die zaristischen Truppen gingen mit ausserster Gewalt gegen den Widerstand vor und erstickten den Aufstand im Keim Viele Turkmenen Usbeken und Kirgisen flohen deswegen uber die persische afghanische oder chinesische Grenze Seit den Unruhen von 1916 und dem ersten Auftreten eines organisierten uberlokalen Widerstands gegen die Kolonialadministration kam das Wort Basmatschi in einen breiteren Gebrauch In der Tat jedoch waren die mittelasiatischen Rebellen vor allem Partisanen Zu Pferde uberfielen sie koloniale administrative Gebaude Eisenbahnstationen oder Versorgungslager der Armee Wahrend der Oktoberrevolution 1917 kampften die Basmatschi anfangs als Verbundete der Bolschewiki fur ihre kulturelle Selbstbestimmung und nationale Unabhangigkeit Auf Grund der unvereinbaren politischen Ziele entwickelte sich jedoch sehr schnell eine unversohnliche Feindschaft zwischen den sozial revolutionaren Bolschewiki und den Basmatschi Nach der Zerschlagung des Alasch Orda Staates schlossen sich auch zahlreiche kasachische und kirgisische Nationalisten der Basmatschi Bewegung an Im Burgerkrieg von 1919 bis 1924 ubernahmen kommunistische und den Bolschewiki loyale Akteure nun die koloniale Bezeichnung und nannten ihre Gegner im Burgerkrieg Basmatschi Die Fuhrer der Rebellen waren jedoch im Gegensatz zu ihren Vorgangern vor dem Ersten Weltkrieg politisch ambitionierte Widerstandskampfer mit konkreten Vorstellungen zu Staatsaufbau und Staatsaufgaben In ihren Reihen kampften Rebellen aus allen moglichen sozialen Kontexten Sie waren Bauern Nachkommen von Mitgliedern des vorkolonialen Staatsapparates Nomaden oder lokale Kampfer pahlawon Sie waren ethnisch wie religios heterogen Ihre Gegner Kommunisten russische Siedler Sozialrevolutionare aus Russland gesendete Militars kampften gegen sie mit den gleichen partisanenartigen Mitteln Auch sie waren ethnisch wie religios heterogen kampften jedoch nicht mit dem Ziel einer regionalen wie politischen Unabhangigkeit sondern eines Verbundes mit Sowjetrussland Bis 1920 entzogen sich weite Teile Mittelasiens der Sowjetherrschaft obwohl dort kampfstarke Verbande der Roten Armee operierten Zentren des Widerstands waren die Gebiete um Ferghana Chiwa und Buchara Dort unternahm Enver Pascha den Versuch die Basmatschi Bewegung fur die panturkische Idee zu gewinnen und mit ihrer Hilfe ein neues Kalifat mit Sitz in Samarkand zu errichten Obwohl Enver Pascha begeisterte Anhanger fand gelang es ihm nicht die getrennt operierenden Widerstandsgruppen der Basmatschi militarisch zu organisieren Am 4 August 1922 wurde die von ihm kommandierte Basmatschi Einheit nahe Duschanbe von der Roten Armee gestellt und vernichtet Durch den massiven Einsatz der Roten Armee ging der bewaffnete Aufstand der Basmatschi bis Mitte der 1920er Jahre in einen Bandenkrieg uber Die mobilen meist berittenen Basmatschi Einheiten waren in der Steppe und im Gebirge mit militarischen und polizeilichen Einsatzen schlecht zu fassen Gelegentlich konnten sie auch uber die Grenzen nach Afghanistan Persien oder China ausweichen nbsp Denkmal fur 11 durch Basmatschi umgekommene Rotarmisten in Erbent Ahal welayaty Uneinigkeiten uber die Zielsetzung der politischen Unabhangigkeit personliche Rivalitaten zwischen den regionalen Fuhrern und vor allem das weitgehende Ausbleiben auslandischer Hilfe fur die Rebellen fuhrte schliesslich zum Ende der Widerstandsbewegung Nun hatten die Bolschewiki und diejenigen die sich auf ihre Seite stellten die Hegemonie uber die Geschichtsschreibung errungen Die Basmatschi nicht nur die aktiven Rebellen sondern auch ihre Familien flohen in grossen Zahlen in den Norden Afghanistans und nach Nordwestchina in dem bucharische choresmische turkestanische wie auch kasachische und kirgisische Muslime weitgehend selbstbestimmt leben konnten Mit zunehmender sozialer Isolation wurden auch die letzten Basmatschi Mitte der 1930er Jahre aufgerieben Der Basmatsche als Figur BearbeitenDie Eigenschaften die den Basmatschi zugeschrieben wurden waren schon seit der russischen Kolonialzeit festgelegt und wandelten sich kaum In der Literatur der Sowjethistoriker wurden die kolonialen Vorstellungen von Banditen und Wegelagerern nicht nur massiv trivialisiert sondern weiter verzerrt Die Basmatschi wurden gewissermassen dem zeitgenossischen Publikum in zahllosen Buchern Filmen wie Die Dreizehn UdSSR 1937 Regie Michail Romm und Zeitungen als Gewalttater religios fanatisierte Frauenfeinde meuchelmordende Kretins usw vorgefuhrt Dass in der Tat viele Rebellen bei Einigung mit den Sowjets lokale Posten erhielten und in die Rote Armee aufgenommen wurden daruber schweigen diese Darstellungen Die turksprachige Bezeichnung Basmatschi lebte in den 1980er Jahren nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan neben der heute ublichen arabischen Bezeichnung Mudschaheddin fur islamisch nationalistisch motivierte Widerstandskampfer in Zentralasien wieder auf Bekannte Basmatschi BearbeitenEnver Pascha 1881 1922 osmanisch turkischer Politiker und General Madamin Bek 1893 1920 Schir Muhammad Beg Kurschirmat 1970 Literatur BearbeitenMarco Buttino Ethnicite et politique dans la guerre civile a propos du basmacestvo au Fergana in Cahiers du monde russe et sovietique 38 1997 Hefte 1 2 S 195 222 Olaf Caroe Soviet Empire The Turks of Central Asia and Stalinism London Macmillan 19672 Mustafa Chokay The Basmachi Movement in Turkestan in The Asiatic Review 24 1928 Glenda Fraser Basmachi in Central Asian Survey 6 1987 Heft 1 S 1 73 Heft 2 S 7 42 B V Lunin B W Lunin Basmachestvo Taschkent 1984 Alexander Marshall Turkfront Frunze and the Development of Soviet Counter insurgency in Central Asia in Tom Everett Heath Hrsg Central Asia Aspects of Transition London RoutledgeCurzon 2003 ISBN 0 7007 0956 8 Ln ISBN 0 7007 0957 6 Pb Fazal ur Rahim Khan Marwat The Basmachi movement in Soviet Central Asia A study in political development Emjay Books International Peschawar 1985 Yakov Nalskij Jakob Nalski V gorah Vostochnoj Buhary Povest po vospominaniyam sotrudnikov KGB Duschanbe 1984 Martha B Olcott The Basmachi or Freemen s Revolt in Turkestan 1918 24 In Soviet Studies Vol 33 No 3 Juli 1981 S 352 369 H B Paksoy The Basmachi movement from within An account of Zeki Velidi Togan In Nationalities Papers Jg 23 Nr 2 Juni 1995 S 373 399 doi 10 1080 00905999508408381 Hier frei verfugbar H Tursunov Ch Tursunow Vosstanie 1916 Goda v Srednej Azii i Kazahstane Taschkent 1962 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basmatschi amp oldid 237957018