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Ave verum ist ein spatmittelalterliches Reimgebet in lateinischer Sprache benannt nach seinem Incipit Es entstand wahrscheinlich im 13 Jahrhundert der Verfasser ist unbekannt Gregorianische Fassung im Liber Usualis Inhaltsverzeichnis 1 Liturgische Verortung 2 Text 2 1 Liturgische Fassung 2 2 Fassung bei Mozart 2 3 Ubersetzung 2 4 Ubertragungen 2 4 1 Rhythmisch 2 4 2 Gereimt 2 4 3 Adaptiert 2 4 4 Mittelalterliche Ubertragungen in die Volkssprache 3 Textgeschichte 4 Kompositionen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLiturgische Verortung BearbeitenDer Text hat seinen Sitz im Leben in der Verehrung der Eucharistie in der heiligen Messe Die Glaubigen grussen den wahren Leib des Erlosers der bei der Wandlung in den Gestalten von Brot und Wein als real gegenwartig geglaubt wird und verehren das Erlosungsleiden Christi Das Gebet mundet in die Bitte um den Empfang der Kommunion in der Todesstunde als Vorgeschmack des Himmels Das Gebet gehorte nie zu den amtlichen Texten des Ordo missae sondern hatte den Charakter eines Privatgebetes Es wurde im Mittelalter von den Glaubigen still nach der Elevation der gewandelten Gaben gesprochen wahrend der Priester mit dem Canon Missae fortfuhr Spatmittelalterliche Missalien empfahlen es neben anderen Gebeten wie O salutaris hostia oder Anima Christi auch als stilles Vorbereitungsgebet vor dem Empfang der Kommunion fur die Glaubigen aber auch fur den Priester pro animi desiderio zum Verlangen der Seele zusatzlich zu seinen amtlichen Gebeten 1 Seit dem Ende des 15 Jahrhunderts bis in die Neuzeit wurde das Ave verum zur Elevation gesungen Diese Praxis verbreitete sich von Frankreich aus und wurde durch die Zisterzienser gefordert 2 Text BearbeitenLiturgische Fassung Bearbeiten Ave verum Corpus natum de Maria Virgine Vere passum immolatum in cruce pro homine Cujus latus perforatum fluxit aqua et sanguine Esto nobis praegustatum mortis in examine O Jesu dulcis O Jesu pie O Jesu fili Mariae 3 Fassung bei Mozart Bearbeiten Ave ave verum corpus natum de Maria virgine vere passum immolatum in cruce pro homine cuius latus perforatum unda fluxit et sanguine esto nobis praegustatum in mortis examine in mortis examine Ubersetzung Bearbeiten Sei gegrusst wahrer Leib geboren von Maria der Jungfrau der wahrhaft litt und geopfert wurde am Kreuz fur den Menschen dessen durchbohrte Seite von Wasser floss und Blut Sei uns Vorgeschmack in der Prufung des Todes Ubertragungen Bearbeiten Rhythmisch Bearbeiten Gruss dem wahren Leib geboren aus Maria reinem Weib Echt gefoltert hingeopfert am Kreuze fur des Menschen Heil Mit der Lanze aufgestochen Wasser floss heraus und Blut Sollen wir gekostet haben wenn der Tod uns prufen wird anonym Gereimt Bearbeiten Wahrer Leib sei uns gegrusset den Maria uns gebar der am Kreuz fur uns gebusset das Versohnungsopfer war Blut und Wasser aus dir fliessen da dein Herz durchstochen war Gib uns dass wir dich geniessen in der letzten Todsgefahr O gutiger Jesu o milder Jesu o Jesu du Sohn Gottes und der Jungfrau Maria nach Heinrich Bone 4 Adaptiert Bearbeiten Der folgende Text kann leicht angepasst auf Mozarts Vertonung 5 gesungen werden Gruss dir Leib des Herrn geboren aus Marias reinem Schoss Heimzufuhren was verloren trugst du Kreuz und Todeslos Von der speerdurchbohrten Seite flossen Blut und Wasser rot Sei uns Vorgeschmack im Streite Himmelskraft in Sterbensnot Peter Gerloff Mittelalterliche Ubertragungen in die Volkssprache Bearbeiten Neben den obigen Ubertragungen wurde das Reimgebet schon im Mittelalter in die Volkssprache ubersetzt Eine Ubersicht dieser Textzugriffe bietet der Handschriftencensus 6 Textgeschichte BearbeitenDas lateinische Reimgebet wurde seit etwa 1300 in viele Sammlungen religioser Texte und Lieder aufgenommen Im Vergleich zeigen die Abschriften viele Abweichungen teils aus Versehen teils als absichtliche Erganzung oder Neugestaltung Die alteste bekannte Aufzeichnung aus dem 13 Jahrhundert fand sich in einer Handschrift der Martinus Bibliothek in Mainz noch ohne die O Anrufungen am Ende 7 Ein weiteres Textzeugnis aus Genua ist auf etwa 1294 zu datieren Eine andere Abschrift nennt als Verfasser Innozenz IV Papst 1243 bis 1254 geboren 1195 ebenfalls in Genua Sujet Vokabular Handhabung des Versmasses und lateinischer Stil schliessen eine Attribution an St Thomas von Aquin 1225 1274 immerhin nicht aus Soweit man das aus den vielen Varianten rekonstruieren kann scheint das Gebet ursprunglich folgende Fassung gehabt zu haben 8 Ave verum corpus natum ex Maria virgine vere passum immolatum in cruce pro homine cuius latus perforatumvero fluxit sanguine esto nobis praegustatum mortis in examine o dulcis o pie o fili Mariae in excelsis Es fallt auf dass Formen der Vokabel verum echt wahr wirklich wiederholt verwendet werden offenbar um zu bekunden dass Leib nicht in einem ubertragenen Sinne gemeint ist sondern den real existierenden aus Fleisch und Blut bestehenden Korper des Menschen Jesus bezeichnet Gegen vero in v 6 spricht allerdings die haufiger begegnende evangeliumsnahe Lesart fluxit unda et sanguine Joh 19 34 EU exivit sanguis et aqua vgl 1 Joh 5 6 EU hic est qui venit per aquam et sanguinem Iesus Christus hier durch die palaographische Maxime difficilior lectio potior unterstutzt Zu fast zu einem Drittel der Worter sind Varianten bekannt auch Zusatze teils rhythmisch oder gereimt teils in Prosa auch eine zweite Strophe auf dasselbe Reimschema Diesem Reimschema folgen ubrigens auch die Sequenzen Ave panis angelorum und Ave virgo gloriosa Manche Aufzeichnungen lassen wissen der glaubige Christ konne 40 Tage 300 Tage oder 3 Jahre Ablass erwerben wenn er das Gebet oder seine Anfangsworte bei der Elevation oder bei eigener Andacht vor dem Tabernakel spreche Kompositionen BearbeitenNach den Quellen wurde der Text schon im Mittelalter viel gesungen hatte also schon damals eine Melodie Viele Komponisten vertonten den Text darunter Guillaume Du Fay Josquin Desprez Francisco de Penalosa Orlando di Lasso William Byrd Peter Philips Richard Dering Wolfgang Amadeus Mozart Franz Liszt Charles Gounod Camille Saint Saens Edward Elgar Francis Poulenc Colin Mawby Alwin Michael Schronen Karl Jenkins Imant Raminsh und Gyorgy Orban Die heute bekannteste und am haufigsten aufgefuhrte Vertonung ist das Ave verum corpus KV 618 von Wolfgang Amadeus Mozart Seine Fassung gab der alten Sequenz weite Verbreitung auch ausserhalb kirchlicher Anlasse Der Text betrachtet entsprechend der christlichen Glaubenslehre die leibliche Gegenwart des Heilands in der Eucharistie Die letzten Zeilen verweisen auf das Vorbild des sterbenden Erlosers fur seine glaubigen Nachfolger Den letzten Vers der Hymne mit dem dreifachen Anruf an Jesus hat Mozart aus unbekannten Grunden weggelassen Oft wahlen Hinterbliebene seine besinnliche entspannende und zuletzt trostliche Vertonung als musikalische Begleitung fur Trauerfeiern Die Komposition war fur das Fronleichnamsfest 1791 in Baden bei Wien bestimmt wo Mozarts Frau Constanze sich im neunten Ehejahr auf ihre sechste Niederkunft vorbereitete Sie wohnte bei Anton Stoll dem Chorleiter des Badener Kirchenchors der die Motette dafur als Geschenk annahm 9 Ein Jahr spater komponierte auch Mozarts Schuler Franz Xaver Sussmayr ein Ave verum corpus fur Anton Stoll Literatur BearbeitenClemens Blume und H M Bannister Liturgische Prosa des Ubergangsstiles und der Zweiten Epoche Reisland Leipzig 1915 S 257 f Franz Joseph Mone Lateinische Hymnen des Mittelalters Scientia Aalen 1964 Freiburg im Breisgau 1853 S 280 f Scan in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ave verum corpus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ave Verum Corpus Quellen und Volltexte Latein Einzelnachweise Bearbeiten Josef Andreas Jungmann Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe 5 Auflage Band 2 Herder Wien Freiburg Basel 1962 S 431 Anm 16 Andreas Heinz Ave verum In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 1 Herder Freiburg im Breisgau 1993 Sp 1307 Liber Usualis Parisii Tornaci Romae 1954 S 1856 Gebet und Gesangbuch fur das Erzbistum Koln Verlag J B Bachem Koln 1949 Nr L 229 S 878 f Textfassung Peter Gerloffs zu Mozarts Satz im Notenbild PDF 34 kB In glauben singen de 3 Juli 2006 abgerufen am 15 Juni 2019 Gesamtverzeichnis Autoren Werke Ave verum corpus natum dt Ubersicht der deutschen Ubertragungen des Reimgebets In Handschriftencensus abgerufen am 15 Juni 2019 Pressemitteilung des Bistums Mainz Das Gebet Ave verum ist alter als bislang angenommen Fragment in Martinus Bibliothek entdeckt In bistummainz de 14 Mai 2019 abgerufen am 15 Mai 2019 Franz Joseph Mone Lateinische Hymnen des Mittelalters Scientia Aalen 1964 Freiburg im Breisgau 1853 S 280 f Das Ave verum corpus Kirchenchor Baden St Stephan abgerufen am 10 Marz 2016 Informationen zum Werk Faksimile des Autografen Notenmaterial Audioaufnahme Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ave verum amp oldid 239677651