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Armee de l Est deutsch Ostarmee auch Zweite Loirearmee inoffizielle Bezeichnung Bourbaki Armee nach General Charles Denis Bourbaki ihrem ersten Kommandeur war die offizielle Bezeichnung fur eine franzosische Armee im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 Sie wurde erst gegen Ende des Krieges aus Einheiten der Loirearmee Freischarlern und frisch rekrutierten Truppen gebildet Die Bourbakis zeitgenossisches Bild franzosischer Soldaten von Albert Anker 1871 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grenzubertritt 3 Internierung 4 Internationale Rotkreuz und Rothalbmond Bewegung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDurch die am 8 Dezember 1870 erfolgte Umbenennung der 2 Loirearmee wurde die Armee de l Est in Bourges gegrundet sie bestand aus ca 140 000 Soldaten mit 300 Geschutzen Den Kern der Armee bildeten das XV General Martineau des Chenez das XVIII General Billot und das XX Korps General Crouzat Mitte Dezember Clinchant Nach dem Einsatz in der Gefecht bei Nuits kam auch die selbstandige Division Cremer hinzu Auch das neu aufgestellte XXIV Korps General Bressolles und die als Armeereserve dienende Marine Hilfsdivision des Fregattenkapitans Pallu de la Barriere wurden Teil der Armee Aufgabe der Armee de l Est sollte die Entsetzung der belagerten Festung Belfort und die Unterbrechung der deutschen Nachschublinien sein Sie erlitt jedoch eine Niederlage vor Belfort in der Schlacht an der Lisaine Der Ruckzug Richtung Suden verlief chaotisch und langsam die Armee wurde im Grossraum Pontarlier von Truppen der deutschen Sudarmee eingekesselt General Bourbaki wurde daraufhin am 26 Januar 1871 seines Amtes enthoben und unternahm einen Selbstmordversuch Der neue Kommandeur Justin Clinchant bat am 28 Januar 1871 in der Schweiz um Internierung seiner Truppe 1 Grenzubertritt Bearbeiten nbsp Die Bourbaki Armee legt ihre Waffen nieder Ausschnitt aus dem Bourbaki Panorama in Luzern nbsp Vertrag von Les Verrieres 1 Februar 1871 nbsp Verzeichnis der internierten Franzosen Familienname beginnend mit B Handschriftliche Erganzung des InternierungsortesIn den fruhen Morgenstunden des 1 Februar 1871 unterzeichnete der Schweizer General Hans Herzog den Vertrag von Les Verrieres Vom 1 bis zum 3 Februar 1871 ubertraten 87 000 Mann und 12 000 Pferde bei Les Verrieres Sainte Croix Vallorbe und im Vallee de Joux die schweizerisch franzosische Grenze mussten Waffen Munition und Material abgeben und wurden fur sechs Wochen interniert Der schweizerische General Hans Herzog 1819 1894 Oberbefehlshaber z Z der Grenzbesetzung 1870 71 nahm den Grenzubertritt der geschlagenen Bourbaki Armee entgegen 2 Der Ubertritt der Bourbaki Armee ist auf dem Bourbaki Panorama in Luzern dargestellt 3 Zwar hatte General Herzog so gut es ging Truppen Kontingente seiner teils bereits demobilisierten Armee an die Orte des Grenzubertrittes verlegt Dennoch waren diese Einheiten wohl gegen einen Angriff der den Franzosen nachsetzenden deutschen Truppen General Edwin von Manteuffels ohne grosse Siegeschancen geblieben Und es hatte theoretisch durchaus ein Motiv fur einen solchen Angriff bestanden Preussen hatte im Neuenburgerhandel von 1856 57 nach Vermittlung der europaischen Machte ohne die eigentlich vorgesehene Kriegshandlung gegen die Schweiz auf die Oberhoheit uber das vormalige preussische Furstentum Neuenburg verzichtet Dass die Deutschen im Februar 1871 die Verwirrung an der Schweizer Grenze nicht fur einen Schlag auf Neuenburg nutzten kann verschiedene Grunde haben Konig Friedrich Wilhelm IV hatte im Vertrag von 1857 ausdrucklich auch im Namen seiner Nachkommen Verzicht auf Neuenburg geleistet ein Gebot dem man nun in Berlin nicht gut zuwiderhandeln konnte 4 Der preussische Ministerprasident Otto von Bismarck zettelte Kriege fur die Erreichung konkreter politische Ziele an und beendete sie dann wieder zeitig bevor die Verluste ausuferten und bevor die britische Regierung sich genotigt fuhlen konnte zur Wahrung des Gleichgewichts der Krafte Balance of Power 5 Gegner Preussens militarisch zu unterstutzen Der Deutsch Franzosische Krieg diente dazu die suddeutschen Fursten an Preussen zu binden und so das Deutsche Reich als klar umrissenes Hegemonialgebiet Preussens zu begrunden Diese Ziele waren durch einen Konflikt mit der Schweiz gefahrdet worden Internierung Bearbeiten nbsp Internierte franzosische Soldaten in Zurich nbsp Grabstein fur Bourbaki Soldaten in MelsDie von Generalstabschef Rudolf Paravicini organisierte Aufnahme von 87 000 durch Hunger und Kalte gezeichnete Soldaten 3 der damaligen Schweizer Bevolkerung die untergebracht verpflegt medizinisch betreut und bewacht werden mussten stellte extreme Anforderungen an den noch jungen Schweizer Bundesstaat Viele der Soldaten mussten mit neuer Kleidung und neuem Schuhwerk ausgerustet werden Die Internierten wurden auf 190 Ortschaften in allen Kantonen 6 ausser dem Tessin verteilt Der Tessin wurde ausgelassen da es fur die Internierten nicht zumutbar schien im Januar den verschneiten Gotthard zu uberqueren der Gotthardtunnel wurde erst 1882 eroffnet Neben Militar Behorden und Hilfsorganisationen darunter das ebenfalls noch sehr junge Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften fur die Verwundetenpflege das heutige IKRK setzte sich auch die Zivilbevolkerung in einer breiten Welle der Hilfeleistungen bei der Betreuung ein Die Internierung blieb nicht ganz ohne Probleme Als Anfang Marz deutsche Burger in der alten Tonhalle in Zurich feierten drangen franzosische Offiziere in den Festsaal ein und zettelten eine Schlagerei an In den als Tonhallekrawall bekannten Unruhen starben in der Folge funf Personen und die Armee musste aufgeboten werden um die Lage zu beruhigen Die Internierung dauerte schliesslich sechs Wochen Zwischen dem 13 und 22 Marz konnten die Internierten nach Frankreich zuruckkehren Die franzosische Regierung zahlte einen Betrag von 12 1 Mio Franken fur die Kosten 1 1700 der internierten Soldaten starben an Erschopfung ihren Wunden oder an mitgeschleppten Krankheiten Sie wurden in der Schweiz beigesetzt An mehreren Orten an denen Internierte beigesetzt sind wurden Denkmaler errichtet siehe hierzu Liste von Museen und Denkmalern uber den Deutsch Franzosischen Krieg Schweiz Internationale Rotkreuz und Rothalbmond Bewegung Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus dem Bourbaki Panorama von CastresDie Bewaltigung einer humanitaren Aufgabe wie sie die Internierung der Bourbaki Armee war trug zum Selbstbewusstsein und zur Identitatsfindung des jungen Schweizer Bundesstaates bei Der Krieg war auch eine Bewahrungsprobe fur das 1864 gegrundete Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften fur die Verwundetenpflege das zwar noch uber sehr wenige Mittel verfugte aber bereits auf viele Freiwillige zahlen konnte Viele Helfer waren auch als Sanitater wahrend des Krieges mit den Truppen unterwegs Als Begleiter der Bourbaki Armee zog auch der Genfer Edouard Castres mit der Truppe zuruck in die Schweiz Da er den Krieg und die Internierung personlich miterlebt hatte wurde er spater beauftragt ein Panoramabild zu malen das als Bourbaki Panorama grosse Bekanntheit erlangen sollte Vom schlechten Zustand dieser Soldaten abgeleitet ist noch heute innerhalb der Schweizer Armee gelegentlich die Rede von einem Bourbaki Tenue wenn eine besonders abenteuerliche oder nicht regelkonforme Uniformtragart kritisiert werden soll Literatur BearbeitenEmile Davall Les troupes francaises internees en Suisse a la fin de la guerre franco allemande en 1871 Rapport redige par ordre du Departement militaire federal sur les documents officiels deposes dans ses archives Bern 1873 Patrick Deicher Die Internierung der Bourbaki Armee 1871 Bewaltigung einer humanitaren Herausforderung als Beitrag zur Bildung der nationalen Identitat 3 uberarbeitete Auflage Selbstverlag Luzern 2009 Edouard Jacky L occupation des frontieres suisses en 1870 1871 et l entree en Suisse de l armee francaise de l est Delachaux amp Niestle Neuenburg 1914 Peter R Jezler Elke Jezler und Peter Bosshard Asyl fur 87 000 Der Ubertritt der Bourbaki Armee in die Schweiz 1871 Classen Zurich 1986 Bernhard von Arx Konfrontation Die Wahrheit uber die Bourbaki Legende Verlag NZZ Zurich 2010 ISBN 3 03823 618 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Armee de l Est Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Herve de Weck Bourbakiarmee In Historisches Lexikon der Schweiz Bourbaki Panorama Informationen fur Lehrpersonen und Interessierte SRF vom 30 Januar 2022 Bourbaki Armee Gedenken an die Flucht von 87 000 Soldaten in die Schweiz Gute Dienste der Schweiz fur das Ausland Bourbaki Internierung In Zeitblende des SRF vom 15 Mai 2021 Audio Einzelnachweise Bearbeiten a b Herve de Weck Bourbakiarmee In Historisches Lexikon der Schweiz Robin Schwarzenbach Bundesrat gegen General Mitten im Deutsch Franzosischen Krieg kommt es in der Schweiz zu einem gefahrlichen Machtkampf In Neue Zurcher Zeitung vom 27 Januar 2020 Robin Schwarzenbach Der Deutsch Franzosische Krieg und seine Folgen und wie das Bourbaki Panorama nach Luzern kam In Neue Zurcher Zeitung vom 30 Januar 2021 F Schaffer Abriss der Schweizer Geschichte 1972 Skript der Uni Munster zur britischen Balance of Power Politik Albert Schoop Bourbaki Soldaten im Thurgau Thurgauer Jahrbuch Bd 46 1971 S 74 85 abgerufen am 24 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Armee de l Est amp oldid 238478887