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Das Kornhaus spater Kaufhaus war ein 1616 bis 1619 erbautes und 1897 abgebrochenes Lagerhaus in Zurich Das Reiterdenkmal des Burgermeisters Hans Waldmann markiert seinen ehemaligen Standort am linken Ufer der Limmat vor dem Fraumunster Kornhaus um 1897Das alte Kornhaus um 1757 Im Hintergrund der Fraumunsterkonvent rechts das Zunfthaus zur Meisen Kornhaus vor der Aufschuttung mit Stufengiebel 1707 Links der Musiksaalnicht verwirklichtes Umbauprojekt von Jacques GrosInhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Planung 3 Bau 4 Gebaude 5 Kaufhaus 6 Das Kaufhaus als alte Tonhalle 1867 bis 1895 7 Der Abbruch 8 Ein Opfer des Historismus 9 Galerie 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenWie in anderen Stadten unterlag auch in Zurich der Kornhandel strengen Bedingungen Alles in der Stadt eingefuhrte Getreide musste auf einem zentralen Markt im Kornhaus verkauft werden Dieser Markt war fur die stadtischen Behorden eine wichtige Einnahmequelle Der Verkaufer hatte fur eingelagerte Waren eine Miete zu entrichten und musste von jedem Malter Getreide das er verkaufte eine Umsatzsteuer bezahlen Schon gegen Ende des 16 Jahrhunderts erwog man in Zurich das bisherige noch aus dem 14 Jahrhundert stammende und zu klein gewordene Kornhaus am Weinplatz zu verlegen konnte sich jedoch nicht auf einen neuen Standort einigen Erst nachdem am 3 November 1615 die Niedere Brucke Rathausbrucke unter einem schweren Kornfuhrwerk einsturzte und viele Leute ins Wasser fielen wurden die Bemuhungen verstarkt Planung BearbeitenSchon am 4 Dezember 1615 lag ein detailliertes Projekt fur einen Neubau vor und der Rat beschloss am 13 Dezember rund 250 Meter limmataufwarts vor dem Fraumunster eine neue Kornhalle zu bauen Der gewahlte Standort war gut erschlossen Ober und unterhalb des geplanten Neubaus lag eine Anlegestelle fur Schiffe und der angrenzende Munsterplatz bot den Fuhrwerken mehr Raum als der bisherige Standort Der Auftrag erging an den stadtischen Baumeister Felix Peyer der zusammen mit Zimmermeister Hans Horner und dem steinernen Werkmeister Ulrich Schwyzer den Bau plante und erstellte Das Gebaude sollte 136 Schuh 41 Meter lang 36 Schuh 12 Meter breit 28 Schuh 8 5 Meter hoch und auf zweyen bogen in die Limmat hinaus gebaut werden 1 Bau BearbeitenDie Arbeit vor Ort wurde im Januar 1616 mit dem Bau der Wasserstuben und dem Anlegen des Fundaments begonnen In den ersten drei Wochen wurden mit bis zu 45 Taglohnern Wasserstuben Wassersammelbecken geschlagen und geschopft gleichzeitig waren die Steinmetzen an der Arbeit Am 25 April 1617 wurden die Bogen der Wasserdurchlaufe fertiggestellt und im Juni 1618 war das Erdgeschoss gepflastert Im August und Oktober gleichen Jahres wurden der erste und der zweite Boden eingezogen Die Aufrichtefeier fand am 12 Dezember 1618 statt 1619 ging das Baumeisteramt von Peyer an Hans Heinrich Muller der den Bau noch im gleichen Jahr beendete Am 24 August 1620 wurde die Rechnung abgenommen Sie belief sich auf 29 588 Pfund 12 Schilling und 2 Heller Gebaude BearbeitenIn einer zeitgenossischen Beschreibung hiess es Das neue Gebaude war ein Prachtsbau am rechten Ort ebenso schon wie in seiner ausseren Ausstattung seinen Wimpergen und Fahnchen und seinen bedeutsamen Inschriften als zweckmassig geordnet in seiner innern Einrichtung 2 Das Erdgeschoss war fur den Verkauf von Getreide vorgesehen der Boden daruber fur einen Kornspeicher Einzelne Abteile konnten auch gemietet werden Unter dem Gebaude fuhrten in Flussrichtung zwei durch eine Mauer getrennte Wasserlaufe durch die mit Schiffen befahren werden konnten Von diesem Kanalsystem aus konnte die Waren wohl durch Aufzugsvorrichtungen direkt in das Gebaude verladen werden Zur Limmat offnete sich der aussere Wasserlauf mit zwei Rundbogen die heute noch sichtbar sind Die sudlichen Zugange wurden 1841 bei der Quaiaufschuttung zugemauert die nordlichen sind erhalten und wurden 1838 mit dem ersten Joch der Munsterbrucke verbunden Von der Limmatseite her zeigte sich das neue Kornhaus als imposantes dreistockiges Gebaude im Renaissancestil uber den aus Quadern aufgebauten Gewolben Das Satteldach war ursprunglich von Treppengiebeln begrenzt Auch auf Schmuck wurde beim Zweckbau nicht verzichtet Die Geschosse waren von profilierten Simsen getrennt und alle Fenster von Profilrahmen und bis zum fruhen 18 Jahrhundert mit gemalten Ornamenten umgeben Der grosse Aufwand fur die Bemalung lasst sich aus den Malerrechnungen ablesen Uber den drei Haupteingangen an der Landseite nannten zwei Tafeln die Namen der Behordenmitglieder unter deren Leitung das Haus gebaut wurde Eine dritte Tafel erinnerte an das 5 Buch Mose Dtn 28 12 EU an den Segen der sich uber die Gottesfurchtigen ergiessen wurde Uber dem mittleren Portal stand in einem geschwungenen Spruchband die Inschrift FELIX PEYER DER ZIT BAVMEISTER 1618 Gegen die Limmat konnten die Warenschiffe durch zwei Portale und uber eine Treppe beladen werden Seit den 1690er Jahren werden die seestegen beim Cornhaus erwahnt die mit Vorrichtungen zur Beforderung der Lasten von den Schiffen ins Kornhaus ausgestattet waren Auf der Landseite erfolgte die Beladung der Wagen durch drei Eingange Hier war der Warenverkehr derart bedeutend dass 1668 an der Westseite gegen das Fraumunster zum Schutz der Waren ein machtiges Vordach gebaut wurde Mit dem monumentalen Steinbau wurde der wachsenden Bedeutung der Obrigkeit als Kontrollinstanz ein wichtiges Zeichen gesetzt In den ersten Jahrzehnten des 17 Jahrhunderts war das Kornhaus das einzige behordliche Bauunternehmen Kaufhaus Bearbeiten nbsp Querschnitt 1891Bereits 1783 beschloss der Rat im Rahmen einer Neuorganisation des Kaufmannischen Betriebes das Kornhaus an das Kohletor beim Bahnhof Stadelhofen zu verlegen und das Gebaude zum Kaufhaus umzuwandeln zog den Beschluss 1789 aber wieder zuruck Auch eine geplante Platzvergrosserung nach Westen hin wurde nicht realisiert In den 1830er Jahren verlangten die ungenugenden Platzverhaltnisse im Kaufhaus beim Hottingerturm eine Losung und man beschloss am 21 November 1839 das Kaufhaus in das Kornhaus beim Fraumunster zu verlegen und beim Bellevue auf dem heutigen Sechselautenplatz ein neues Kornhaus zu bauen Dort war einerseits der Seezugang gewahrleistet und die freiere Lage ermoglichte den Fuhrwerken eine bequemere Zufahrt Das neue Kornhaus wurde 1838 39 von Alois Negrelli erstellt und nahm am 8 Mai 1840 seinen Betrieb auf 1867 wurde es zu einer Tonhalle umgebaut und 1896 abgebrochen nbsp Tonhalle vor dem Stadttheater am Bellevue 1895 Das Kaufhaus wie man das Kornhaus nun nannte wurde baulich kaum verandert so wurden an den Schmalseiten zwei Hochfenster zu Turen umgebaut Durch die erfolgten Aufschuttungen des Quais und die neue Brucke gewann der Warenumsatz an Land an Bedeutung Noch 1850 wurde an der sudlichen Schmalseite eine holzerne Lagerhalle angebaut aber durch die Eroffnung der Spanisch Brotli Bahn und das Wegfallen der Binnenzolle durch das neue Zollgesetz von 1850 wurde dem Kaufhausbetrieb langfristig die Grundlage entzogen 1859 wurde die Kaufhausverwaltung aufgehoben 1891 verpflichtete sich der Stadtrat das inzwischen an die Nordostbahn vermietete Gebaude auf den Zeitpunkt der Vollendung der neuen Fraumunsterpost abzubrechen 1872 wurde das Kaufhaus wegen eines bevorstehenden Schutzenfestes noch einmal aussen renoviert Ein fur 1892 vorgesehenes Umbauprojekt wurde nicht mehr verwirklicht und das Gebaude begann zu verlottern Das Kaufhaus als alte Tonhalle 1867 bis 1895 BearbeitenSeit Richard Wagner 1849 bis 1858 in Zurich gewirkt hatte wunschte sich das musikliebende Publikum einen grossen Konzertsaal 3 Das leer stehende neue Kornhaus bot sich an und wurde dafur 1867 umgebaut Erstellt wurde ein Podium fur 700 Musiker und Sanger und Platze fur bis zu 3600 Zuhorern Es war die Zeit der grossen Gesangs und Schutzenfeste Das Haus hatte einen eigenen Landesteg fur die Besucher aus den Seegemeinden die mit dem Dampfschiff ankamen Eroffnet wurde dieses spater alte Tonhalle genannte Konzerthaus mit dem 30 Schweizerischen Musikfest 1867 Im folgenden Jahr 1868 wurde die Tonhalle Gesellschaft gegrundet die mietweise von der Stadt die Lokalitaten ubernahm sowie das Orchester des bisherigen Orchestervereins 1872 wurde in den Konzertsaal die erste Orgel eingebaut finanziert durch private Gonner sowie durch Benefiz Auffuhrungen der Chore und des Orchesters 1869 wurde hier zum ersten Mal in Zurich das Deutsche Requiem von Johannes Brahms aufgefuhrt unter dem Dirigenten Friedrich Hegar mit dem Gemischten Chor Zurich 1881 die Urauffuhrung seines Werkes Nanie Auch die Matthaus Passion von J S Bach erhielt hier 1872 ihre Zurcher Erstauffuhrung 4 Nach dem Bau der neuen Tonhalle am Alpenquai heute General Guisan Quai erklang dort zur Eroffnung 1895 das Triumphlied von Johannes Brahms unter seiner Leitung und als zweites Konzert die 9 Sinfonie von Ludwig van Beethoven unter Friedrich Hegar beide mit dem Gemischten Chor Zurich Nach dem Bezug der neuen Tonhalle am Alpenquai wurde das Kaufhaus 1896 abgebrochen Der Abbruch BearbeitenIm Zusammenhang mit dem Abbruch des Kratzquartiers wurde 1891 auch der Abbruch des alten Kornhauses beim Fraumunster beschlossen Trotz zahlreicher Proteste aus der Bevolkerung die das Haus aus stadtebaulichen Grunden als Gegenstuck zum Rathaus auf der gegenuberliegenden Limmatseite erhalten wollte siegten die Fortschrittlichen denen der freie Blick auf die neue Fraumunsterpost und die Aufwertung des Zunfthauses zur Meise wichtiger war Auch der Vorschlag der Kunstgesellschaft das Kornhaus in ein Kunstmuseum umzuwandeln fand keine ausreichend breite Zustimmung bei den Entscheidungstragern die die Modernisierung der Stadt Zurich vorantreiben wollten 1897 wurde das Kornhaus niedergerissen was die Festtagszeitung zur bedauernden Feststellung bewog Ja es fallen hier zu Neu Zurichs Zier Hauser Opfer unerhort Als einzige Zeugen des alten Kornhauses sind die zwei Bogen erhalten geblieben Ein Opfer des Historismus BearbeitenDas Kornhaus war eines der zahlreichen Gebaude die zum Ende des 19 Jahrhunderts dem Ausbau Zurichs zur Grossstadt zum Opfer fielen Man wollte die Altstadt sanieren was gleichbedeutend war mit abreissen und nach dem Geschmack des Historismus wieder aufbauen Das Kratzquartier zwischen Paradeplatz und Zurichsee musste trotz Widerstand beim Bau der Bahnhofstrasse 5 als erstes weichen mit ihm auch die Gebaude des Fraumunsterklosters Gleichzeitig mit der Modernisierung Zurichs entstand aber auch die Sehnsucht nach der guten alten Zeit der die burgerlichen Familien der Stadt mit der Einrichtung des Sechselautens ein Denkmal setzten als populare Gegenbewegung zu den Planen der Fortschrittlichen 6 Galerie Bearbeiten nbsp Kornhaus 1770 Stich von Bullinger nbsp Kornhaus 1891 nbsp Kornhaus um 1895 nbsp Munsterbrucke und Kaufhaus um 1896 nbsp Das Kornhaus mit Fraumunster und Peterskirche nbsp Der Abbruch steht unmittelbar bevorLiteratur BearbeitenChristine Barraud Wiener Regine Abegg Die Kunstdenkmaler des Kantons Zurich Stadt Zurich Band II II Wiese Verlag Basel 2003 Christine Barraud Wiener Peter Jezler Die Kunstdenkmaler des Kantons Zurich Stadt Zurich Band Band I Wiese Verlag Basel 1999 Jurg Fierz Hrsg Zurich Wer kennt sich da noch aus Orell Fussli Verlag Zurich 1972 Thomas Germann Zurich im Zeitraffer Bande I und II Werd Verlag Zurich 1997 und 2000 Paul Guyer Hrsg Bilder aus dem alten Zurich Offentliche Gebaude und Zunfthauser nach Zeichnungen um das Jahr 1700 Aus dem Regimentsbuch von Gerold Escher Verlag Hans Roth Zurich 1954 Beat Haas Thomas Meyer Dolf Wild Fast wie in Paris Die Umgestaltung des Kratzquartiers um 1880 Zurich 2001 Jurg Haefelin Der Wandel vom Zurcher Kratz zum Stadthausquartier In Zurcher Chronik Nr 3 Zurich 1995 Stadtische Bauverwaltung Zurich Hrsg Beleuchtung des Projektes fur ein neues Stadthausquartier Kratzquartier im Anschluss an die Quai Projekte Zurich 1875 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Historical images of Kornhaus Zurich Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kunstdenkmaler der Schweiz Band I Basel 1999 S 273 ff Zit nach Paul Guyer Hrsg Bilder aus dem alten Zurich Offentliche Gebaude und Zunfthauser nach Zeichnungen um das Jahr 1700 Aus dem Regimentsbuch von Gerold Escher Rohr Zurich 1954 S 26 Andres Briner Der lange Weg zur Neuen Tonhalle kunstlerische und organisatorische Voraussetzungen In Rene Karlen Andreas Honegger und Marianne Zelger Vogt Ein Saal in dem es herrlich klingt 100 Jahre Tonhalle Zurich Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 1995 ISBN 3 85823 568 7 Festschrift zum 100 jahrigen Bestehen des Gemischten Chores Zurich 1863 bis 1963 Zurich 1963 mit Konzerttafel Rolf A Meyer Zurich Borse kontra Baugarten In Tages Anzeiger vom 23 April 1977 Quelle Das ehemalige Kratzquartier in Zurich zusammengestellt aus Sammlungsbestanden von Rolf A Meyer 47 369752777778 8 5419444444444 Koordinaten 47 22 11 1 N 8 32 31 O CH1903 683334 247131 Normdaten Geografikum GND 1049177436 lobid OGND AKS VIAF 307305119 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kornhaus Zurich amp oldid 231602232