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Graf Albert von Mensdorff Pouilly Dietrichstein 5 September 1861 in Lemberg 15 Juni 1945 in Wien war ein osterreichisch ungarischer Diplomat und Politiker der eine bedeutende Rolle in der Diplomatie vor und wahrend des Ersten Weltkrieges spielte Albert Graf von Mensdorff Pouilly Dietrichstein 1906 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Vorkriegsdiplomatie 1 3 Erster Weltkrieg 1 3 1 Friedensverhandlungen 1 4 Nach dem Ende der Monarchie 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Albert stammte aus der Familie Mensdorff Pouilly einem ursprunglich lothringischen 1818 in den osterreichischen Grafenstand erhobenen Geschlecht das zuerst nur Pouilly nach einer gleichnamigen Besitzung an der Saone hiess wahrend der Revolution emigrierte und den Namen Mensdorff annahm Er war der Sohn des Aussenministers und Ministerprasidenten Alexander von Mensdorff Pouilly und dessen Frau Alexandrine von Dietrichstein Vorkriegsdiplomatie Bearbeiten Mensdorff begann 1884 eine diplomatische Karriere kam 1886 als Attache an die Botschaft in Paris war seit 1889 in London 1896 Botschaftsrat und von 28 April 1904 bis 13 August 1914 als Botschafter der Monarchie am Hof von St James in London Die Bestellung geschah auf Wunsch des britischen Konigs Eduard VII 1 Seine Verwandtschaft zum britischen Konigshaus und die Freundschaft zu Eduard VII und dessen Nachfolger Georg V bescherten ihm eine hervorragende Stellung in den diplomatischen Kreisen der Hauptstadt Dies begunstigte auch die guten diplomatischen Beziehungen zwischen Osterreich Ungarn und Grossbritannien vor dem Krieg Seine offenkundige Anglophilie brachte ihm in Wien allerdings Missgunst ein so bezeichnete der osterreichische Thronfolger Franz Ferdinand Mensdorff als unfahig und dumm sowie als Hanswurst des Konigs von England 2 Dennoch reichte sein Einfluss auf den Konigshof nicht um beispielsweise den missliebigen britischen Botschafter Fairfax Cartwright in Wien ablosen zu lassen 3 Erster Weltkrieg Bearbeiten nbsp Albert Mensdorff Pouilly Dietrichstein Portrat von Philip Alexius de LaszloIn der Julikrise war Mensdorff klar dass Serbien niedergebeugelt werden und Teile seines Territoriums an Bulgarien und Albanien verschenkt werden sollten 4 Dass Mensdorff in London von der Aufteilung Serbiens sprach wurde in ganz Europa bekannt und tat seine verhangnisvolle Wirkung Auch der deutsche Reichskanzler Bethmann Hollweg war emport dass Wien ihm gegenuber die Auskunft uber die Kriegsziele verweigerte und Ausfuhrungen uber eine Zerstuckelung Serbiens als Privatmeinungen bezeichnet hatte 5 Am 31 Juli 1914 war Mensdorff klar dass der Weltkrieg die Starkung des Sozialismus und die Schwachung der monarchischen Krafte bedeute Bereits damals sah er die grosste Katastrophe der Weltgeschichte voraus 6 Friedensverhandlungen Bearbeiten Am 15 16 Marz 1917 fand in Wien eine Besprechung zwischen Bethmann Hollweg und dem k u k Aussenminister Ottokar Czernin in der die Mission Mensdorff zu Friedensverhandlungen mit der Entente eines der Hauptthemen war Um jeden Faden aufzunehmen der zu einem akzeptablen Frieden fuhren konnte wollte Czernin Botschafter Mensdorff zu Verhandlungen in die Schweiz entsenden Auf die Instruktionen fur Mensdorff wollte er sich mit dem Reichskanzler einigen Bethmann Hollweg zeigte sich skeptisch dass Frankreich ohne die Abtretung Elsass Lothringens zu gewinnen ware Mensdorff durfe den Mittelmachten nicht voreilig die Hande binden 7 Bethmann Hollweg stimmte schliesslich der Entsendung eines Vertrauensmanns in die Schweiz zu Mensdorff wurde von der deutschen Seite aber nur sehr widerstrebend als Emissar akzeptiert Denn in Deutschland galt Mensdorff als ganz international gesinnt und als Feind der Preussen Fur Kaiser Wilhelm war er sogar ein elender jammerlappiger Anglomane 8 Verhandlungspartner von Seiten der Entente bei den Gesprachen im Dezember 1917 in Genf war der sudafrikanische General Jan Christiaan Smuts burischer Abstammung spater langjahriger sudafrikanischer Ministerprasident und damals Vertreter seines Landes im Londoner Kriegskabinett Das Ziel der britischen Regierung und Smuts war damals ein Separatfrieden mit Osterreich Ungarn um den Wegfall des russischen Verbundeten auszugleichen Mensdorff kam aber mit der Absicht in die Schweiz uber einen Sonderfrieden gar nicht zu diskutieren Die Hauptbedingung fur den Frieden sei die vollste Integritat unseres Territoriums In der Frage Elsass Lothringen sei man mit Deutschland solidarisch Bei Serbien und Montenegro seien bei einer Wiederherstellung Garantien gegen Agitationen notig Ein Verbleiben der serbischen Dynastie sei nicht moglich Auch Konzessionen an Italien wurden ausgeschlossen 9 Die Instruktionen die Mensdorff von Aussenminister Czernin erhielt die Konzessionen von vornherein insbesondere an Italien und Serbien ausschlossen waren unklug da jene zu dieser Zeit wahrscheinlich mit so geringen Gebietsabtretungen zufrieden gewesen waren wie zu fast keinem Zeitpunkt im Krieg 10 Vor allem lehnte Mensdorff aber eine Trennung vom deutschen Verbundeten ab genauso wie Abtretungen an Rumanien in der Bukowina und Siebenburgen Er warf der Entente vor durch den Geheimvertrag von London ihrerseits das Nationalitatenprinzip zu verletzen und Osterreich vom Meer abschneiden zu wollen Smuts war aber nur an einem Separatfrieden interessiert was Mensdorff sogar zuruckwies als dieser ihm dynastische Verbindungen der Habsburger mit Polen und eine wirtschaftliche oder politische Verbindung mit einem vergrosserten Serbien anbot Der Historiker Zeman beurteilt das Treffen als den wahrscheinlich offensten Meinungsaustausch zwischen zwei offiziosen Vertretern der jeweiligen Kriegsgegner 11 Spater verhinderte die deutsche Diplomatie Czernins Ablosung durch den ungeliebten Mensdorff die von Kreisen des Hofes und der Kirche angestrebt wurde 12 1917 wurde Mensdorff auch Mitglied des Herrenhauses des Wiener Reichsrats Er war ausserdem Mitglied des Deutschen Ordens 13 Nach dem Ende der Monarchie Bearbeiten 1919 schied Mensdorff zwar aus dem Staatsdienst aus vertrat aber dennoch die Republik Osterreich 1920 in Genf bei ihrer Aufnahme in den Volkerbund Er verhandelte 1922 die Genfer Protokolle uber eine Volkerbundanleihe fur den wirtschaftlichen und finanziellen Wiederaufbau Osterreichs 14 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Albert von Mensdorff Pouilly Dietrichstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mensdorff Pouilly Dietrichstein Albert Graf Kurzbiografie auf der Webseite des Osterreichischen Parlaments Nachlass Mensdorff Pouilly Dietrichstein im Haus Hof und Staatsarchiv in Wien Eine Figur aus Kakanien Aus dem sonderbaren Leben des Albert Graf Mensdorff Pouilly Dietrichstein In Profil 21 Februar 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Rutkowski Briefe und Dokumente zur Geschichte der osterreichisch ungarischen Monarchie Band 2 Der verfassungstreue Grossgrundbesitz 1900 1904 Verlag Oldenbourg Munchen 1991 ISBN 3 486 52611 1 S 763 Gunther Kronenbitter Krieg im Frieden Die Fuhrung der k u k Armee und die Grossmachtpolitik Osterreich Ungarns 1906 1914 Verlag Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56700 4 S 252 Friedrich Kiessling Gegen den grossen Krieg Entspannung in den internationalen Beziehungen 1911 1914 Verlag Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 3 486 56635 0 S 123f Winfried Baumgart Hrsg Die Julikrise und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 Auf der Grundlage der von Erwin Holzle herausgegebenen Quellen zur Entstehung des Ersten Weltkrieges Internationale Dokumente 1901 1914 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1983 ISBN 3 534 09079 9 S 164 Nr 102 Walter Goldinger Osterreich Ungarn in der Julikrise 1914 In Institut fur Osterreichkunde Hrsg Osterreich am Vorabend des Ersten Weltkrieges Graz Wien 1964 S 48 62 hier S 58 Eleonore Jenicek Albert Graf Mensdorff Pouilly Dietrichstein Ungedruckte Dissertation Wien 1966 S 110 Friedrich Kiessling Gegen den grossen Krieg Entspannung in den internationalen Beziehungen 1911 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Breycha Vauthier Mensdorff Pouilly Dietrichstein Albert Graf In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 6 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1975 ISBN 3 7001 0128 7 S 224 Normdaten Person GND 117566993 lobid OGND AKS VIAF 64787793 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mensdorff Pouilly Dietrichstein Albert vonKURZBESCHREIBUNG osterreichisch ungarischer Diplomat und PolitikerGEBURTSDATUM 5 September 1861GEBURTSORT LembergSTERBEDATUM 15 Juni 1945STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert von Mensdorff Pouilly Dietrichstein amp oldid 227467231