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UbergeordnetMikrofilamenteGene OntologyQuickGO Aktin englisch actin von altgriechisch ἀktis aktis Strahl 3 ist ein Strukturprotein das in allen eukaryotischen Zellen vorkommt Es ist Bestandteil des Zytoskeletts und eines der funf haufigsten Proteine in Eukaryoten in Muskelzellen ist jedes zehnte Proteinmolekul ein Aktinmolekul in anderen Zellen betragt der Anteil 1 5 Modell von G Aktin Tertiarstruktur des Proteins mit gebundenem ADP in Bildmitte rot dargestellt 1 Modell eines F Aktins aus 13 Aktin Untereinheiten basierend auf dem Filamentmodell von Ken Holmes 2 Aktin kommt in zwei Zustanden vor als globulares Einzelmolekul oder G Aktin und aneinandergereiht als Filament oder F Aktin Charakteristisch fur Aktinfilamente ist ihre dynamische Verlangerung und Verkurzung Man zahlt Aktinfilamente zu den Mikrofilamenten der Zelle Sie dienen der Stabilisierung der ausseren Zellform sowie der Ausbildung von Zellfortsatzen intrazellularen Verlagerungen und gerichteten zellularen Bewegungen In mehrzelligen Organismen werden sie zu zentralen Komponenten fur die Muskelkontraktion Veranderungen in den fur Aktine codierenden Genen konnen zu Muskel und anderen Erkrankungen fuhren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau 3 Aktinfilamente 4 Funktion 4 1 Stabilitat 4 2 Verankerung und Transportstrecke 4 3 Zellmotilitat 4 4 Kontraktile Strukturen 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAktin wurde erstmals 1887 von William Dobinson Halliburton experimentell aufgezeigt 4 Er untersuchte in Analogie zur Gerinnung des Blutplasmas die Bedingungen unter denen Proteine in Zellflussigkeiten der Muskulatur ihre Zustandsform verandern koagulieren und stellte den Einfluss eines Extraktes heraus das er als Myosin Ferment bezeichnete 5 Halliburton konnte seine Forschungen nicht weiter vertiefen sodass die eigentliche Entdeckung des Aktins heute Bruno Ferenc Straub zugeschrieben wird der als Forschungsassistent im Labor Albert Szent Gyorgyis am Institut fur medizinische Chemie der Universitat von Szeged in Ungarn uber Proteine in Muskelzellen arbeitete nbsp Muskelzellen Muskelfasern enthalten Myofibrillen Muskelfibrillen diese sind aus Proteinen aufgebaut Aktin bildet dunne Filamente Myosin dickere blau gezeigt Straub entwickelte 1942 eine Technik zur Extraktion von Muskelproteinen die es ihm erlaubte erhebliche Mengen an relativ reinem Aktin zu gewinnen und die im Wesentlichen unverandert heute noch angewendet wird Szent Gyorgyi hatte zuvor die zahflussigere Form eines Myosins langsamer Muskelzellen als die aktivierte Form beschrieben und da Straubs Protein bei Myosinlosungen den gleichen Effekt zeigte wurde es als Aktin bezeichnet Gibt man dem Gemisch bzw dieser Zusammensetzung der beiden Proteine Aktomyosin genannt dann ATP zu so nimmt seine Zahflussigkeit wieder ab Wahrend des Zweiten Weltkrieges waren Szent Gyorgyi und Straub nicht in der Lage in westlichen Wissenschaftsjournalen zu publizieren Erst 1945 konnten sie ihre Thesen in den Acta Physiologica Scandinavica veroffentlichen 6 womit der Begriff des Aktins auch im Westen bekannt wurde Straub setzte seine Arbeit mit Aktin fort und berichtete 1950 dass Aktin gebundenes ATP enthalt welches wahrend der Polymerisation der Mikrofilamente hydrolysiert wird zu ADP und anorganischem Phosphat wobei das entstehende ADP zunachst gebunden bleibt 7 Straub vermutete dass die Umwandlung von gebundenem ATP zu gebundenem ADP bei der Muskelkontraktion eine erhebliche Rolle spielen wurde Tatsachlich trifft dies nur fur glatte Muskulatur zu wie jedoch erst 2001 experimentell nachgewiesen werden konnte 7 8 Die Abfolge der Aminosauren in der Polypeptid Kette eines Aktins wurde 1973 von M Elzinga und Mitarbeitern vollstandig angegeben 9 Die Kristallstruktur des G Aktins konnte 1990 von Kabsch und Kollegen dargestellt werden 10 Im gleichen Jahr schlugen Holmes und Kollegen nachdem sie Ko Kristallisationsversuche mit unterschiedlichen Proteinen durchgefuhrt hatten ein Modell fur F Aktin vor Das Verfahren der Ko Kristallisation wurde in den Folgejahren wiederholt eingesetzt bis 2001 das isolierte Protein zusammen mit ADP kristallin dargestellt werden konnte Allerdings gibt es bislang fur das Aktin noch keine Rontgenstrukturanalyse mit hoher Auflosung Moglich geworden war die Kristallisation des G Aktin durch die Verwendung von Rhodamin Aktin G Aktin welches chemisch mit dem Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin verbunden ist welches die Polymerisation durch Blockierung der Aminosaure Cystein 374 verhindert 11 Christine Oriol Audit gelang es bereits 1977 Aktin in Abwesenheit von Aktin bindenden Proteinen ABP zu kristallisieren Doch waren die resultierenden Kristalle fur die damalige Technik zu klein um sie weiter analysieren zu konnen 12 Zwar liegt derzeit fur das filamentose Aktin F Aktin noch kein hochauflosendes Modell vor doch konnten Sawaya und sein Team 2008 zu einem genaueren Bild der Struktur beitragen das sich auf die Analyse verschiedener Kristalle von Aktin Dimeren stutzt bei denen zwei G Aktine uber unterschiedliche Bindungsstellen verbunden sind 13 Das hierauf beruhende Modell wurde von Sawaya und Lorenz weiter verfeinert Mit Methoden der Kryo Elektronenmikroskopie 14 und der Nutzung von Synchrotron Strahlung konnte jungst eine hohere Auflosung erreicht werden mit der Moglichkeit die Interaktionen und Konformationsanderungen von G Aktin wahrend des Ubergangs zu F Aktin bei der Bildung von Aktin Filamenten besser zu verstehen 15 16 Aufbau BearbeitenAktin wird von einer Genfamilie kodiert Der Mensch hat sechs paraloge Varianten die sich nur in wenigen Aminosauren unterscheiden und in verschiedenen Gewebetypen exprimiert werden funktionell sind diese Isoformen als alpha beta oder gamma Aktine differenzierbar Gen Protein Genlocus Lange AA OMIM Lokalisierung PathologieACTA1 alpha 1 1q42 13 375 102610 Skelettmuskulatur Nemalin Myopathie Typ 3 NM3 Kongenitale Myopathien CM CFTD ACTA2 alpha 2 10q22 24 375 102620 Glatte Muskulatur Aorta Familiares thorakales Aortenaneurysma Typ 6 AAT6 ACTB zytoplasmisch 1 beta 7p15 p12 374 102630 Zytoplasma Zytoskelett juvenile onset dystonia Diffuses grosszelliges B Zell LymphomACTC1 kardial alpha 15q11 14 375 102540 Herzmuskel Dilatative Kardiomyopathie Typ 1R DCM1R Hypertrophe Kardiomyopathie Typ 11 HCM11 ACTG1 zytoplasmisch 2 gamma 1 17q25 374 102560 Zytoplasma Zytoskelett non syndromic sensorineural deafness autosomal dominant Typ 20 DFNA20 ACTG2 gamma 2 2p13 1 374 102545 Glatte Muskulatur DarmLiegt Aktin als einzelnes Molekul Monomer vor wird es als globulares Aktin oder G Aktin bezeichnet Seine zum Protein kugelformiger Gestalt aufgefaltete Polypeptidkette hat bei einer Lange von 375 Aminosauren ein Gewicht von ca 42 kDa Aktin ist ein evolutionar hoch konserviertes Protein beispielsweise weichen die Aktine von Algen und die von Menschen nur in einem Siebtel ihrer Aminosauren voneinander ab beziehungsweise stimmen die codierenden Genabschnitte zu uber 85 in ihrer Basensequenz uberein Ein bakterielles Homolog des Aktins ist FtsA Aktinfilamente Bearbeiten nbsp Aktin Filamente Farben reprasentieren verschiedene Schichten nbsp Endothelzellen der Lungenarterie eines Rindes unter dem Mikroskop nach Markierungen durch verschieden fluoreszierende Farbstoffe Die Aktinfilamente erscheinen rot durch TRITC die Mikrotubuli dagegen grun durch FITC Blau scheint die DNA der sechs Zellkerne durch DAPI Monomeres globulares oder G Aktin kann sich aneinanderlagern zu dimeren oligomeren und polymeren Gebilden Polymeres filamentares oder F Aktin bildet den Hauptbestandteil von Mikrofilamenten Bei dem so genannten Polymerisationsvorgang von G Aktin zu F Aktin handelt es sich um eine nicht kovalente Aneinanderreihung von G Aktin Einheiten zu einem doppelkettigen helikalen Aktinfilament Dieser Prozess verlauft dynamisch ebenso der umgekehrte Vorgang der Abbau des Filaments zu G Aktin Das Aktin Netzwerk einer Zelle passt sich den aktuellen Erfordernissen rasch an und tragt so zur Zellbewegung bei 17 18 Der Auf und Abbau von Aktin Filamenten kann durch Zytoskelett Inhibitoren gehemmt werden Hauptartikel MikrofilamenteFunktion BearbeitenStabilitat Bearbeiten Aktin bildet als Bestandteil des Zytoskeletts ein dichtes steifes dreidimensionales kortikales Netz unterhalb der Plasmamembran das durch die oben genannten Verbindungsproteine vernetzt ist An bestimmten spezifischen Punkten der Zelle tritt dieses Netzwerk verstarkt auf z B in Membranausbuchtungen Mikrovilli Pseudopodien Synapsen sowie bei bestimmten Zellkontakten Adherens Junctions Tight Junctions und tragen so zur Form und Stabilitat von Zellen und Geweben bei Verankerung und Transportstrecke Bearbeiten Viele Transmembranproteine Kanale Pumpen Rezeptoren Zelladhasionsproteine werden direkt oder indirekt an diesem kortikalen Aktinnetzwerk gefesselt an ihrem Platz gehalten Funktionell zusammengehorende Proteine werden dadurch auch in raumlicher Nahe gehalten Entlang des Aktinnetzes erfolgt auch der Kurzstreckentransport von Vesikeln zur Membran durch Myosine eine Klasse von Motorproteinen wahrend der Langstreckentransport von Mikrotubuli mit deren Motorproteinen Dynein und Kinesin ubernommen wird Dabei ubernehmen die Myosine zum Teil die von Dynein Kinesin herangebrachten Ladungen Zellmotilitat Bearbeiten Viele eukaryotische Zellen besitzen ein hohes Mass an Bewegungsfahigkeit Zellmotilitat genannt Sie erlaubt den Zellen gerichtete Formveranderungen bis hin zu Wanderbewegungen der Zellmigration so etwa in der Entwicklung von Nervenzellen oder bei einzelligen Organismen wie Amoben Zellen des Immunsystems nutzen ihre Motilitat um als fremd erkannte Zellen im Korper unschadlich zu machen Hautzellen brauchen sie beispielsweise damit Wunden verheilen konnen Diese Beweglichkeit wird durch verschiedene Prozesse moglich Um die Zellumgebung zu erfuhlen und eine neue Bewegungsrichtung einzuleiten spielt die Ausbildung von Zellauswuchsen wie Filopodien und Lamellipodien eine bedeutende Rolle Diese werden durch Aktinfilamente gebildet und stabilisiert Mit der gerichteten Aktinpolymerisierung in die Bewegungsrichtung kann eine Zelle auf Signale der Zellperipherie reagieren und Zellfortsatze ausbilden Durch Aktin Myosin Interaktion in Fibrillenbundeln stress fibers werden diese zu kontraktilen Zugseilen die durch die Zelle verlaufen und sie formgebend mit Elementen der Unterlage oder Matrix verspannen nbsp Querbrucken zwischen Aktin Filamenten und den Kopfen von Myosin Molekulen sind Grundlage der Aktin Myosin WechselwirkungKontraktile Strukturen Bearbeiten Der Kontraktionsapparat aller Arten von Muskulatur also alle makroskopische Bewegung des Korpers und seiner inneren Organe z B Darmperistaltik basiert auf der Aktin Myosin Wechselwirkung Dabei sind zahlreiche Aktinfilamente Myosin II und andere Proteine in grosser Zahl in hochgeordneter Weise angeordnet Fur Details sei auf die Artikel zu Muskelgewebe verwiesen Einzelnachweise Bearbeiten Uncomplexed Actin Protein Data Bank K C Holmes D Popp W Gebhard W Kabsch Atomic model of the actin filament In Nature 347 1990 S 21 22 PMID 2395461 Renate Wahrig Burfeind Hrsg Wahrig Illustriertes Worterbuch der deutschen Sprache ADAC Verlag Munchen 2004 ISBN 3 577 10051 6 S 39 Dariusz Grzanka Maciej Gagat Magdalena Izdebska Actin is required for cellular death In Acta histochemica 2013 W D Halliburton On Muscle Plasma In J Physiol London Band 8 Nr 3 4 August 1887 S 133 202 PMID 16991477 PMC 1485127 freier Volltext Siehe insbesondere S 147 A Szent Gyorgyi Studies on muscle In Acta Physiol Scand Band 9 Suppl 1945 S 25 a b F B Straub G Feuer Adenosinetriphosphate The functional group of actin 1950 In Biochim Biophys Acta Band 1000 1989 S 180 195 doi 10 1016 0006 3002 50 90052 7 PMID 2673365 M Barany J T Barron L Gu K Barany Exchange of the actin bound nucleotide in intact arterial smooth muscle In J Biol Chem Band 276 Nr 51 Dezember 2001 S 48398 48403 doi 10 1074 jbc M106227200 PMID 11602582 M Elzinga J H Collins W M Kuehl R S Adelstein Complete amino acid sequence of actin of rabbit skeletal muscle In Proc Natl Acad Sci U S A Band 70 Nr 9 September 1973 S 2687 2691 doi 10 1073 pnas 70 9 2687 PMID 4517681 PMC 427084 freier Volltext W Kabsch H G Mannherz D Suck E F Pai K C Holmes Atomic structure of the actin DNase I complex In Nature Band 347 Nr 6288 September 1990 S 37 44 doi 10 1038 347037a0 PMID 2395459 PDB 1J6Z L R Otterbein P Graceffa R Dominguez The crystal structure of uncomplexed actin in the ADP state In Science Band 293 Nr 5530 Juli 2001 S 708 711 doi 10 1126 science 1059700 PMID 11474115 C Oriol C Dubord F Landon Crystallization of native striated muscle actin In FEBS Lett Band 73 Nr 1 Januar 1977 S 89 91 doi 10 1016 0014 5793 77 80022 7 PMID 320040 M R Sawaya D S Kudryashov I Pashkov H Adisetiyo E Reisler T O Yeates Multiple crystal structures of actin dimers and their implications for interactions in the actin filament In Acta Crystallogr D Biol Crystallogr Band 64 Pt 4 April 2008 S 454 465 doi 10 1107 S0907444908003351 PMID 18391412 PMC 2631129 freier Volltext A Narita S Takeda A Yamashita Y Maeda Structural basis of actin filament capping at the barbed end a cryo electron microscopy study In EMBO J Band 25 Nr 23 November 2006 S 5626 5633 doi 10 1038 sj emboj 7601395 PMID 17110933 PMC 1679762 freier Volltext T Oda M Iwasa T Aihara Y Maeda A Narita The nature of the globular to fibrous actin transition In Nature Band 457 Nr 7228 Januar 2009 S 441 445 doi 10 1038 nature07685 PMID 19158791 J von der Ecken M Muller W Lehman D J Manstein P A Penczek S Raunser Structure of the F actin tropomyosin complex In Nature Band 519 Nr 7541 Mai 2015 S 114 117 doi 10 1038 nature14033 PMID 25470062 P W Gunning U Ghoshdastider S Whitaker D Popp R C Robinson The evolution of compositionally and functionally distinct actin filaments In Journal of Cell Science Band 128 Nr 11 2015 S 2009 2019 doi 10 1242 jcs 165563 PMID 25788699 U Ghoshdastider S Jiang D Popp R C Robinson In search of the primordial actin filament In Proc 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