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Mit Afrikanisierung wird der Vorgang einer Ablosung von kolonialen Strukturen in den modernen afrikanischen Staaten bezeichnet Man versteht darunter auf politischem gesellschaftlichem kulturellem und religiosem Gebiet die Suche nach neuen Inhalten und Moglichkeiten um alte Stammestraditionen mit den Errungenschaften und Denkweisen der westlichen Zivilisation in Einklang zu bringen Unter den Vordenkern der Bewegung nimmt der auf Martinique geborene Frantz Fanon mit seinem Werk Les damnes de la terre 1 1961 eine zentrale Rolle ein In einigen Regionen verursacht der Prozess der Afrikanisierung Probleme weil die Landesgrenzen von den europaischen Staaten willkurlich und ohne Rucksichtnahme auf traditionelle Stammesgrenzen gezogen worden waren Alte Machtkampfe brechen wieder auf die unter der Strenge der Kolonialregierungen zum Stillstand gekommen waren Andernorts kommt es dagegen zu Gemeinsamkeiten uber die Landesgrenzen hinweg und Stamme wie die Venda in Sudafrika haben mit der Afrikanisierung schon deshalb weniger Probleme weil fur sie das ungebrochene Nebeneinander von traditionellem und modernem Leben die Normalitat war 2 Inhaltsverzeichnis 1 Namensanderungen 1 1 Namen von Personen 1 2 Geographische Bezeichnungen 1 2 1 Lander 1 2 2 Sonstige 1 3 Religionskonvertierung 2 Musik 2 1 E Musik 2 2 Popularmusik 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseNamensanderungen BearbeitenEin erster Schritt auf dem Weg in eine neue Afrikanitat ist die Anderung von Ortsnamen oder der personlichen Namen um eine afrikanische Identitat besser zu reflektieren und das Erbe der Kolonialzeit abzulegen In einigen Fallen sind Anderungen keine wirkliche Namensanderung sondern einfach eine Transkription die zu dem europaischen Namen unterschiedlich ist z B Antananarivo Namen von Personen Bearbeiten Joseph Desire Mobutu geandert in Mobutu Sese Seko Nkuku wa za Banga 1972 Francois Tombalbaye geandert in N Garta Tombalbaye 1972 Etienne Eyadema geandert in Gnassingbe Eyadema 1974 Francisco Macias Nguema geandert in Masie Nguema Biyogo Negue Ndong 1976 Nelson Mandela geandert in Nelson Rolihlahla Mandela 1990 Geographische Bezeichnungen Bearbeiten Lander Bearbeiten Goldkuste geandert in Ghana 1957 Franzosisch Sudan geandert in Mali Foderation 1960 Njassaland geandert in Malawi 1964 Nordrhodesien geandert in Sambia 1964 Basutoland geandert in Lesotho 1966 Betschuanaland geandert nach Botswana 1966 Demokratische Republik Kongo geandert in Zaire 1971 1997 wieder ruckbenannt Republik Dahomey geandert in Volksrepublik Benin 1975 Afar und Issa geandert nach Dschibuti 1977 Sudrhodesien bzw Rhodesien geandert in Simbabwe 1980 Obervolta geandert in Burkina Faso 1984 Sudwestafrika geandert in Namibia 1990 Swaziland geandert in Eswatini 2018 gescheiterter Antrag zur Anderung Sudafrikas in AzaniaSonstige Bearbeiten Bone geandert in Annaba 1962 Astrida geandert in Butare 1965 Elisabethville geandert in Lubumbashi 1966 Leopoldville geandert in Kinshasa 1966 Stanleyville geandert in Kisangani 1966 Jadotville geandert in Likasi 1966 Luluabourg geandert in Kananga 1966 Fernando Poo Insel geandert in Bioko Insel 1973 Fort Lamy geandert in N Djamena 1973 Tananarive geandert in Antananarivo Santa Isabel geandert in Malabo 1973 Rio Muni geandert in Mbini 1973 Bathurst geandert in Banjul 1973 Lourenco Marques geandert zu Maputo 1975 Nova Lisboa geandert in Huambo 1975 Sa da Bandeira geandert in Lubango 1975 Sao Salvador do Congo geandert in M banza Kongo 1975 Vila Luso geandert in Luena 1975 Livingstone geandert in Maramba 1980 Salisbury geandert zu Harare 1982 Northern Province geandert in Limpopo 1994 Pretoria Witwatersrand Vereeniging geandert in Gauteng 1994 Georgetown geandert in Janjanbureh 1995 Eastern Transvaal geandert in Mpumalanga 1995 MacCarthy Island geandert in Janjanbureh Island 1995 MacCarthy Island Division geandert in Central River Division 1995 Pretoria geandert in Tshwane umstritten 2005 Pietersburg geandert in Polokwane 2006 Religionskonvertierung Bearbeiten Andere Namensanderungen finden statt wenn eine afrikanische Person zu einer anderen Religion konvertiert David Jawara geandert in Dawda Jawara Albert Bernard Bongo geandert in Omar Bongo Jean Bedel Bokassa geandert in Salah Eddine Ahmed BokassaMusik BearbeitenE Musik Bearbeiten Zur Zeit der Kolonialherrschaft waren die Welten getrennt in westliche Kunstmusik auf der einen und traditionell afrikanische Stammesmusik auf der anderen Seite In den Stadten waren klassische musikalische Erziehung und Praxis an den Standards von London oder Paris orientiert und erfolgten entsprechend den Moglichkeiten und Gegebenheiten von offentlichen und christlichen Schulen Wie in einer Gegenwelt wurde in den landlichen Gebieten und Dorfern eine traditionell afrikanische Musik in Tanzen Liedern und Ritualen ausgeubt Mit der Grundung unabhangiger afrikanischer Statten kam es zu einer Annaherung beider Strange Verbindungen und Mischungen von afrikanischer und nicht afrikanischer Musik hatte es im Jazz und im Afropop schon seit langerer Zeit gegeben Beide haben im Verbund mit politischen Texten wesentlich zur Herausbildung einer afrikanischen Identitat und zur Abgrenzung gegenuber Fremdeinflussen beigetragen In der E Musik war die Vorherrschaft westlicher Standards jedoch ungebrochen und es bedurfte neuer Ansatze um eine spezifisch afrikanische Kunstmusik zu schaffen Unter dem ersten Post Independence Prasidenten Kwame Nkrumah wurden in Ghana Kunstler gefordert mit der Auflage spezifisch afrikanische Werke zu schaffen Zur Erforschung der entsprechenden Grundlagen wurde 1961 an der University of Ghana das Institute of African Studies gegrundet Von hier gingen in erster Linie durch die Lehrtatigkeit des Musikologen und Komponisten J H Kwabena Nketia wichtige Impulse in Richtung einer neuen afrikanischen Kunstmusik aus Sein Lehrwerk The Music of Africa 3 bildete die Grundlage fur eine Neuorientierung im Sinne der Afrikanisierung In der Tradition der Akan Musik verwurzelt und in London an der School of Oriental and African Studies sowie dem Trinity College of Music ausgebildet verfugte er uber Kenntnisse und Fahigkeiten in seinen Kompositionen afrikanische und westliche Tonsprachen einander nahezubringen und miteinander zu verbunden 1988 grundete Nana Danso Abiam ein Schuler von J H Kwabena Nketia nach westlichem Vorbild das Pan African Orchestra dessen grosse Zahl von Spielern ausschliesslich afrikanische Volksinstrumente spielte und dessen Repertoire sich an den Gesangen und Tanzen afrikanischer Ethnien ausrichtete Dessen Nachfolge Organisation das Pan African Youth Orchestra veranstaltet concerts of neo classical African music ranging from solo recitals to large scale works workshops as well as lecture performances for schools and communities 4 Kunstmusik im Nigerianischen Sinne sind nach einer Definition von Femi Sinaola Abiodun Kompositionen von Nigerianischen Komponisten die eine musikalische Ausbildung genossen haben und westliche Mittel zur Darstellung traditioneller Nigerianischer Musik einsetzen 5 Dieser Zielvorstellung entsprechend stellte fur Nigeria der aus einer Yoruba Familie stammende Akin Euba die Weichen Nach grundlichem Musikstudium in London war er 1966 nach Afrika zuruckgekehrt und hatte dort ein Lektorat an der Universitat von Lagos ubernommen und leitete anschliessend die Forschungsabteilung der Obafemi Awolowo University in Ile Ife Zeitgleich nahm er ein Studium der Musikethnologie bei J H Kwabena Nketia an der Universitat von Ghana auf das er 1974 mit einer Doktorarbeit abschloss 1976 grundete er an der Obafemi Awolowo University in Nigeria eine Musikabteilung und erhielt 1978 eine Professur am Centre for Cultural Studies der Universitat von Lagos Als 1977 in Nigeria das Second World Black and African Festival of Arts and Culture stattfand hatte Euba die Direktion der musikalischen Darbietungen ubernommen Seine im Stil des sog African Pianism komponierten Klavierstucke sind eine effektvolle Kombination aus afrikanischer Folklore und westlichen Techniken Engagiert tritt in Uganda der Komponist Justinian Tamusuza fur eine zeitgenossische afrikanische Musik ein Aufgewachsen mit der traditionellen Baganda Musik ging er zum Musikstudium nach Belfast und in die USA nach Evanston Illinois und lehrte nach Beendigung seines Studiums Komposition an der Makerere Universitat in Kampala Uganda In seinen Stucken verschmilzt er westliche mit afrikanischen Stilmitteln 6 In der westlichen Welt fand er mit seiner neo afrikanischen Musik grosses Interesse durch die CD Pieces of Africa des Kronos Quartet 7 In Kenia lehrte Tim Kamau Njoora nach seiner Ruckkehr vom Studium in den USA seit den 1980er Jahren Komposition an der Kenyatta University In seinen Werken verbinden sich afrikanische Volksmusik und abendlandisches Musikdenken zur neuen Einfachheit Auch in Landern wie Sudafrika und Agypten sind Ansatze zu einer Erneuerung der E Musik in diesem Sinne zu verzeichnen So kam der Sudafrikaner Kevin Volans wahrend seines Studiums in Koln bei Karlheinz Stockhausen dazu die indigene Musik seines Heimatlandes in Feldforschungen zu erkunden und seine avantgardistische Tonsprache zu afrikanisieren Als Hochschullehrer an der Universitat Belfast konnte er diesen kompositorischen Ansatz an afrikanische Kompositionsstudenten weitergeben Ausgebildet an der Harvard University und in Tanglewood entwickelte auch der Sudafrikaner Stefans Grove auf der Basis afrikanischer Ritualtanze einen eigenen Klavierstil Er wirkte als Hochschullehrer an der Universitat Pretoria In Kairo Agypten lag das Lehrfach Komposition am Musikkonservatorium in den Handen von Gamal Abd al Rahim Dieser stammte aus einem musikliebenden Elternhaus wo die traditionelle arabische Musik ihren festen Platz gehabt hatte und studierte von 1950 bis 1957 in Deutschland u a bei Harald Genzmer Er fuhrte in seiner Musik arabische und westliche Stilelemente zu ausdrucksvoller Mischung Anschubhilfe und Unterstutzung kam auch aus westlichen Universitaten wo ethnologisch geschulte Komponisten als Forscher und Lehrer wirkten und wo eine Reihe origineller Kompositionen als Abschlussarbeiten entstanden Diese Universitaten waren Knotenpunkte in einem akademischen Netzwerk indem sie durch Kontaktaufnahme und Austausch einzelner Musiker die Entwicklung von neuer afrikanisch gepragter E Musik beforderten So bildete sich an der University of Pittsburgh Pennsylvania um Akin Euba ein dichtes Netzwerk von Musikethnologen und Komponisten die im Sinne einer Afrikanisierung der neuen Musik zur Weiterentwicklung der Kompositionstechniken beigetragen haben Die Universitat Bayreuth institutionalisierte 1981 als Forschungs und Dokumentationszentrum fur afrikanische Kulturen das Iwalewahaus Hier entstand eine einmalige Notensammlung neuer afrikanischer Musik dessen Katalogisierung und Erforschung Akin Euba ubernahm Popularmusik Bearbeiten Hauptartikel Afrikanische Popularmusik Die afrikanische Popularmusik abgekurzt Afropop ist durch die Kolonialzeit mit ihren Missionsschulen die technologische Entwicklung bei Musikinstrumenten und Tontragern und die zunehmende internationale Vermarktung bei gleichzeitiger Dominanz bestimmter vor allem angloamerikanischer Musikformen bestimmt Siehe auch BearbeitenAnglisierung Arabisierung Eindeutschung Grazisierung Latinisierung KolonialspracheEinzelnachweise Bearbeiten 1981 in der deutschen Ubersetzung unter dem Titel Die Verdammten dieser Erdeerschienen ISBN 978 3 518 37168 8 Renate Klett Der Konig der zweimal den Kopf verlor Legenden und Mythen Sudafrikas in Suddeutsche Zeitung Nr 73 28 3 2000 S V2 7 The Music of Africa New York W W Norton 1974 ISBN 0 393 02177 7 ISBN 978 0 393 02177 6 Deutsch Die Musik Afrikas 1979 https www musicinafrica net directory pan african youth orchestra payo eingesehen am 24 Mai 2022 Femi Sinaola Abiodun Teaching Art Music in Nigerian Schools The Academic Technical and Social Implications in African Journal of Teacher Education 7 Heft 1 University of Guelph Ontario Canada 2018 ISSN 1916 7822 http www internationalopus com Justinian Tamasuza Elektra Nonesuch 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Afrikanisierung amp oldid 233579242