www.wikidata.de-de.nina.az
Ile Ife Ile Ifẹ Ife ist die heilige Stadt der Yoruba mit 186 856 Einwohnern 1 Sie liegt im Bundesstaat Osun im Sudwesten Nigerias und ist Sitz der Obafemi Awolowo Universitat 2 Der ranghochste Konig der Yoruba der Ooni hat hier seinen Palast Ile IfeIle Ife Nigeria Koordinaten 7 28 N 4 34 O 7 4666666666667 4 5666666666667 Koordinaten 7 28 N 4 34 OBasisdatenStaat NigeriaBundesstaat OsunISO 3166 2 NG OSEinwohner 372 161 Inhaltsverzeichnis 1 Mythos vom Ursprung der Welt 2 Legendare Geschichte 3 Rekonstruierte Geschichte 4 Der Konig Ooni 5 Plastische Kunst 6 Kultdramatik traditionelle Feste 7 Sehenswurdigkeiten 8 Literatur 9 EinzelnachweiseMythos vom Ursprung der Welt Bearbeiten nbsp Messingbuste eines Ooni von Ife aus dem 14 15 Jahrhundert im Bestand des Britischen Museums 3 Nach dem wichtigsten Mythos von Ile Ife soll die Welt hier erschaffen worden sein Der Hochgott Oludumare hatte zunachst seinem Sohn Obatala den Auftrag zur Schopfung der Erde auf dem Urozean erteilt doch dieser betrank sich mit Palmwein Als Oduduwa der ihm nachgeschickt worden war seinen Bruder den Rausch ausschlafen sah entwendete er ihm die Tasche mit den Schopfungsinstrumenten und schuf an seiner Stelle die trockene Erde Er streute Sand aus der Schopfungstasche auf das Urwasser und der mitgebrachte Hahn zerkratzte den Sand und dehnte so das Land uber dem Wasser aus Bis heute streiten sich die Mitglieder einzelner Clans der Stadt die sich traditionell als Nachkommen bestimmter Gotter betrachten daruber ob nicht auch Obatala einen gewissen Anteil an der Schopfung hatte Das von den meisten Clans von Ile Ife gefeierte Itapa Neujahrsfest besteht zum Teil in einer kultdramatischen Reaktualisierung des uranfanglichen Schopfungsgeschehens Der Name Ile Ifẹ ist eine Anspielung an diese Mythen ile Haus Ort und ifẹ zerkratzen zerstreuen Es heisst auch Obatala habe die Menschen hier aus Ton erschaffen Entsprechend diesen Schopfungsmythen pflegen die traditionellen Priester der Stadt noch heute ihre Kultfeste nach ihrem Verstandnis zum Wohl der gesamten Menschheit Legendare Geschichte BearbeitenParallel zum Schopfungsmythos gibt es in Oyo die Legende der zufolge Oduduwa aus Mekka fliehen musste Er wanderte dann uber Bornu und Gobir ins Yorubaland ein 4 wo er sich an dem noch unbewohnten Ort von Ile Ife niederliess 5 Spater sei es zu einem Konflikt zwischen ihm und Obatala gekommen in dessen Verlauf Obameri der General Oduduwas Obatala aus der Stadt vertrieben haben soll Diese Verbannung ins Exil ist noch heute das Hauptthema der Kultdramatik des Itapa Festes Andererseits heisst es die sieben oder sechzehn Sohne oder Enkel Oduduwas seien von Ile Ife ausgezogen um die restlichen Yoruba Staaten sowie auch das Konigreich Benin zu grunden Oranmiyan soll zugleich der Grunder von Oyo und von Benin gewesen sein 6 7 Rekonstruierte Geschichte Bearbeiten nbsp Adeyeye Enitan Ogunwusi 51 Ooni Konig von Ife seit 2015Die altesten archaologischen Spuren von Ile Ife fuhren zuruck ins 4 Jahrhundert v Chr Kulturelle Parallelen und die Ursprungslegende von Oyo deuten auf eine Abwanderung der Staatengrunder aus dem alten Vorderen Orient am Ende des 7 Jahrhunderts v Chr 8 9 10 Urbane Strukturen sind seit dem 11 Jahrhundert bezeugt Die mittelalterliche Glanzzeit der Stadt wird auf das 13 Jahrhundert datiert und ist durch die Tonscherben Pflasterung von einigen Innenhofen und Wegen charakterisiert Ile Ife war seit altester Zeit das religiose Zentrum der Yoruba und einiger benachbarter Staaten wahrend sich das Reich Oyo nach und nach als politisches Zentrum des Yorubalandes etablierte Auch Benin gehorte zum kulturellen Einflussgebiet von Ile Ife obgleich es ausserhalb des Yoruba Sprachgebietes liegt Die jungere Geschichte des Stadtstaates ist besonders durch den Zustrom von Fluchtlingen aus dem Norden infolge des Fulani Dschihad gegen das Oyo Reich seit 1824 gekennzeichnet Noch heute sind die in den sudwestlichen Vororten von Ile Ife lebenden Oyo Fluchtlinge die Modakeke nur unzureichend in die Stadt integriert und bis vor kurzem kam es zu Gewaltausbruchen Der Konig Ooni BearbeitenDer Ooni von Ife ist das spirituelle Oberhaupt aller Konige des Yorubalandes Allerdings ist sein dynastischer Ursprung umstritten Die heutzutage vom Ooni beanspruchte Abstammung von Oduduwa ist unberechtigt da er nicht zu den Angehorigen des Oduduwa Clans gehort Vielmehr ist der Ooni als eine Instanz anzusehen die uber den traditionellen Konfliktparteien des Schopfungsdramas steht 11 Er gilt als letzter der 401 Gotter oder orisha der Stadt und als einziger der fahig ist zu sprechen Der zurzeit herrschende Konig ist Adeyeye Enitan Ogunwusi der 2015 inthronisiert wurde 12 Plastische Kunst Bearbeiten nbsp Ife Terrakotta aus dem 12 bis 14 JahrhundertIle Ife ist bekannt fur seine bis ins 10 Jahrhundert zuruckreichenden Skulpturen aus Stein Terrakotta und Bronze wobei letztere mit dem Wachsausschmelzverfahren angefertigt wurden Die meisten der naturalistischen Plastiken sind von grossem kunsthistorischem Wert 7 Der Entdecker der naturalistischen Kunstgegenstande war Leo Frobenius Bei Ausgrabungen im Olokun Hain im Norden der Stadt und anderen Fundplatzen gelang es ihm 1910 eine Vielzahl von naturalistischen Kunstgegenstanden freizulegen die er durch seine zwei Jahre spater erschienene umfassende Veroffentlichung der Aussenwelt bekannt machte Die meisten von ihnen befinden sich heute im Ethnologischen Museum Berlin Neue wichtige Funde machte Frank Willett 1957 in Ita Yemoo am Nordrand der Stadt Die wertvollsten Fundstucke aus Ile Ife sind im National Museum in Lagos ausgestellt Weitere Funde sind im Ife Museum das sich am Rande des Palastkomplexes befindet zu sehen Kultdramatik traditionelle Feste Bearbeiten source source source source source source source source source source source source Kurze mundliche Geschichte uber Ile Ife erzahlt in der Sprache Ile Ife von einem Muttersprachler Fur jede der traditionellen 201 oder 401 Gottheiten Ifes feiern die Kultadepten ein Fest das sich haufig uber mehrere Tage erstreckt Die zum Teil noch heute begangenen Feste erstreckten sich fruher auf den ganzen stadtischen Raum und bezogen auch heilige Haine ausserhalb der Stadt mit ein Die wichtigsten Feste sind weiterhin das 13 tagige Itapa Fest fur Obatala und Obameri das 7 tagige Edi Fest fur Moremi und die maskentragenden Oluyare und gleichfalls 7 tagige Olojo Fest fur Ogun 13 9 14 Die Feste sind von grosser kultdramatischer Komplexitat Sie involvieren Prozessionen Kultmahlzeiten Kulthandlungen in Schreinen Tempeln heiligen Hainen in und ausserhalb der Stadt sowie im Palast bei denen vielfach die Mitglieder verschiedener Kultgruppen interagieren Beim Itapa Fest ist eine Verquickung der Schopfungsmythe und des Mythos vom sterbenden und wiederauferstehenden Gottes festzustellen Im Zentrum all dieser religios motivierten Feierlichkeiten steht jeweils der Palast und die Person des sakralen Konigs de facto nimmt dieser aber seit mehreren Jahren nicht mehr an den Festen teil 14 9 10 Trotz Unterstutzung durch die lokale Verwaltung fuhren Christianisierung und Islamisierung in der heutigen Zeit zur fortschreitenden Vernachlassigung der Tradition Durchdrungen von ihrem Auftrag fur alle Menschen beten die traditionellen Priester weiterhin wahrend der Jahresfeste und bei anderen Gelegenheiten nicht nur fur den Segen ihrer Kultgruppe sondern auch fur den der Stadt der nigerianischen Nation und der ganzen Welt Sehenswurdigkeiten BearbeitenZu nennen ist neben dem Ife Museum in erster Linie der Palast dessen ausseren Hof Besucher bei freundlicher Bitte ohne Schwierigkeit betreten konnen Es ist allerdings ratsam sich von einem lokalen Ubersetzer begleiten zu lassen um mit den auskunftsfreudigen Palastdienern in Kontakt treten zu konnen Sehenswert ist weiterhin der Stab Oranmiyans Opa Oranmiyan 15 im Oranmiyan Hain im Suden der Stadt Es heisst dass Oranmiyan kurz vor seinem Tod seinen Insignien Stab nachdem er ihn als todliche Waffe gegen die Menschen benutzt hatte auf den Marktplatz warf Dieser soll sich in den uber funf Meter langen Monolithen verwandelt haben auf dem eingeschlagene Nagel manchmal als phonizische Buchstaben gedeutet wurden Das Topfermuseum im Norden der Stadt ist an der Stelle errichtet worden an der man die Statuen von Ita Yemoo entdeckt hatte Von einem gewissen Interesse ist auch der Idena Hain westlich der Stadt in dem die Urgottheit Ore verehrt wird Hier fand man die Statue des sogenannten Idena Wachters und einige Urtiere aus Stein Aus Sicherheitsgrunden werden diese und andere Objekte die zum Eigentum der Kultgruppen gehoren heutzutage im Ife Museum verwahrt Literatur BearbeitenIsaac A Akinjogbin Hrsg The Cradle of a Race Ife from the Beginning to 1980 Sunray Publications Port Harcourt u a 1992 ISBN 978 2131 00 8 William Bascom The Yoruba of Southwestern Nigeria Holt Rinehart and Winston New York NY u a 1969 The book mainly deals with Ife William Bascom The Olojo festival at Ife 1937 In Alessandro Falassi Hrsg Time out of Time Essays on the Festival University of New Mexico Press Albuquerque NM 1987 ISBN 0 8263 0932 1 S 62 73 Suzanne Preston Blier Art in ancient Ife birthplace of the Yoruba In African Arts Bd 45 Nr 4 2012 ISSN 0001 9933 S 70 85 scholar harvard edu PDF 508 kB Suzanne Preston Blier Art and Risk in Ancient Yoruba Ife History Power and Identity c 1300 Cambridge University Press Cambridge 2015 ISBN 978 1 107 02166 2 M Ajayi Fabunmi Ife Shrines University of Ife Press Ife 1969 Dierk Lange Preservation of the Canaanite Creation Culture in Ifẹ In Peter Probst Gerd Spittler Hrsg Between Resistance and Expansion Explorations of local Vitality in Africa Beitrage zur Afrikaforschung Bd 18 Lit Munster 2004 ISBN 3 8258 6980 6 S 125 155 dierklange com PDF 9 3 MB Yemi D Ogunyemi Yemi D Prince The Oral Traditions in Ile Ife Academica Press Bethesda MD u a 2009 ISBN 978 1 933146 65 2 Jacob Olupona City of 201 Gods Ile Ife in Time Space and the Imagination University of California Press Berkeley 2011 Michael J Walsh The Edi Festival at Ile Ife In African Affairs Band 47 Nr 189 1948 S 231 238 JSTOR 719334 Frank Willett Ife in the History of West African Sculpture Thames and Hudson London 1967 dt Ubers Einzelnachweise Bearbeiten City population by sex city and city type United Nations abgerufen am 25 November 2015 Stand 2002 Obafemi Awolowo University Ile Ife Nigeria The Ife Head Inventarnummer Af1939 34 1 In The British Museum Abgerufen am 9 Dezember 2022 englisch Samuel Johnson History of the Yorubas from the earliest times to the beginning of the British protectorate Routledge London 1921 S 4 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 25 November 2015 Maurice Aechibong Ile Ife Sips from the fountain of wisdom In Daily Sun 11 Mai 2006 archiviert vom Original am 24 November 2010 abgerufen am 25 November 2015 Samuel Johnson History of the Yorubas from the earliest times to the beginning of the British protectorate Routledge London 1921 S 8 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 25 November 2015 a b Ife Terracottas 1000 1400 A D Metropolitan Museum of Art abgerufen am 25 November 2015 Dierk Lange Origin of the Yoruba and The Lost Tribes of Israel In Anthropos Band 106 Nr 2 2011 S 579 595 dierklange com PDF 593 kB abgerufen am 5 Mai 2016 a b c Dierk Lange Ancient Kingdoms of West Africa Africa centred and Canaanite Israelite Perspectives A Collection of published and unpublished Studies in English and French Roll Dettelbach 2004 ISBN 3 89754 115 7 S 343 376 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 25 November 2015 a b Dierk Lange Das Uberleben der kanaanaischen Kultur in Schwarzafrika Totenkultbunde bei den Yoruba und in Ugarit In Studi e Materiali di Storia delle Religioni NS Bd 30 Nr 2 Nr 72 dalla fondazione 2006 ISSN 0081 6175 S 303 345 dierklange com PDF 7 88 MB Dierk Lange Preservation of the Canaanite Creation Culture in Ifẹ In Probst Spittler Hrsg Between Resistance and Expansion 2004 S 125 158 dierklange com PDF 9 7 MB abgerufen am 5 Mai 2016 Adeyeye Enitan Ogunwusi is new Ooni of Ife In Premium Times 26 Oktober 2015 abgerufen am 25 November 2015 Michael J Walsh The Edi Festival at Ile Ife In African Affairs Bd 47 Nr 189 1948 S 231 238 William Bascom The Olojo festival at Ife 1937 In Falassi Hrsg Time out of Time 1987 S 62 73 hier S 64 72 a b Jacob K Olupna City of 201 Gods Ile Ife in Time Space and Imagination University of California Press Berkeley CA u a 2011 ISBN 978 0 520 26556 1 Ife from ca 6th century Metropolitan Museum of Art abgerufen am 25 November 2015 Staaten der Yoruba Gbagura Ibadan Ife Ijebu Owu Oyo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ile Ife amp oldid 233443025