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Emile oder Uber die Erziehung franzosisch Emile ou De l education ist der Titel des 1762 1 publizierten reformpadagogischen Hauptwerkes Jean Jacques Rousseaus In einer Mischung aus Abhandlung und exemplarischem Bildungsgang in Romanform beschreibt der Autor Jean Jacques zur Veranschaulichung seiner Theorie die Erziehung Emiles von seiner Geburt an bis zu seiner Heirat mit Sophie Die erste deutsche Ausgabe Aemil oder Von der Erziehung erschien in einer anonymen Ubersetzung im selben Jahr in Berlin A 1 Titelseite der Erstausgabe Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Erster Lebensabschnitt 1 Buch 1 2 Zweiter Lebensabschnitt 2 Buch 1 3 Dritter Lebensabschnitt 3 Buch 1 4 Vierter Lebensabschnitt 4 Buch 1 5 Funfter Lebensabschnitt 5 Buch 2 Die sieben padagogischen Prinzipien 2 1 Der Eigenwert der Kindheit 2 2 Die Kindheit studieren 2 3 Negative Erziehung 2 3 1 Sexualitat 2 4 Erfahrungslernen 2 5 Erziehung 2 5 1 Das noch nicht oder unvollkommen sprechende Kind 2 5 2 Der Knabe 2 5 3 Das erstarkte Kind vor der Pubertat 2 5 4 Die Reifezeit 2 6 Die Erziehung zum Burger 2 7 Die naturliche Religion 3 Rezeption und Publikationsgeschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenMottoSanabilibus aegrotamus malis ipsaque nos in rectum genitos natura si emendari velismus juvat Seneca A 2 Erster Lebensabschnitt 1 Buch Bearbeiten nbsp Illustration aus dem ersten Buch von Charles EisenZu Beginn des ersten Buches beschreibt der Autor die Grundsatze seiner Lebensphilosophie und Erziehungsmethode Um diese dem Leser den er oft anspricht an Beispielen der Praxis zu veranschaulichen und fur seine Padagogik zu werben denkt er sich eine Modellsituation aus in der ein Erzieher mit dem Namen Jean Jacques den Jungen Emile bis zu seiner Heirat mit der ihm seelenverwandten Sophie nach seiner Theorie ausbildet A 3 In den ersten vier Buchern schildert der Erzieher Jean Jacques seine Padagogik am Beispiel des aus einer reichen Familie stammenden durchschnittlich begabten Waisenkindes Emile das er in einem Land mit gemassigtem Klima in dem sich seine Qualitaten am besten entwickeln konnen 25 Jahre lang bis zur Selbstandigkeit begleitet Am Ende des 4 Buches beschreibt er wie er sich nach Horaz A 4 fur Emile das ideale Leben auf einem kleinen Landgut vorstellt Dem Mann von Geschmack dem wirklichen Geniesser bedeutet Reichtum nichts ihm genugt es frei und sein eigener Herr zu sein Wer gesund und im Besitz des Notwendigsten ist ist reich genug wenn er die Vorurteile falscher Meinung aus seinem Herzen bannt NaturkrafteDa Emile ein gesundes Kind ist wird seine Erziehung weitgehend den Kraften der Natur uberlassen Wegen der frischen Luft und der dem Menschen schadlichen Enge der Stadt lebt er auf dem Land Bei kleinen Erkrankungen vertraut Jean Jacques auf die Abwehrkrafte verabreicht keine Arznei und ruft nur im Notfall einen Arzt Emile hat zwei feste Bezugspersonen Eine Amme ernahrt das Kind gesund und ausgewogen vorwiegend vegetarisch Sie achtet auf die Hygiene das regelmassige Waschen des Kindes mit kaltem Wasser und auf eine nicht den Bewegungsdrang einengende Kleidung Die beiden Paten orientieren sich an den Bedurfnissen des Kindes Alles Naturliche ist prinzipiell gut Die Schreie des Babys sind nicht als Bosartigkeit sondern als Schwache zu interpretieren Alles Bosartige entspringt der Schwache Das Kind ist nur bose weil es schwach ist Macht es stark und es wird gut sein Weit entfernt uberflussige Krafte zu haben haben die Kinder nicht einmal genug um allen Anforderungen der Natur gewachsen zu sein Deshalb muss ihnen der freie Gebrauch derer die sie ihnen gibt und die sie nicht missbrauchen konnen uberlassen bleiben Erste Maxime 1 Buch 2 Allerdings werden Forderungen des Kindes nach Zuwendung uber seine naturlichen Bedurfnisse hinaus ignoriert um es an die Notwendigkeit der Natur zu gewohnen So hilft der Erzieher nur in Angstsituation reagiert aber nicht auf jahzorniges Schreien und bewahrt das Kind auch nicht vor jeder Schmerzerfahrung z B wenn es beim Laufenlernen fallt Da das Kind in dieser Phase noch keine Erklarungen versteht nicht uber sein Verhalten reflektieren kann und die Umwelt als seinen Besitz auffasst muss man es seine Grenzen erfahren lassen Jean Jaques vertraut auch beim Sprechenlernen der Natur Er benutzt nur einfache dem Kind verstandliche Worter und versucht nicht die Entwicklung durch gezielte Ubungen zu beschleunigen sondern er verzichtet auf Ermahnungen und Verbesserungen ubergeht die Fehler und antwortet einfach in korrekter Formulierung Das gilt auch fur die Artikulation Durch das Leben in der Natur muss das Kind um verstanden zu werden anders als im burgerlichen Zimmer sowieso laut und deutlich sprechen wie es bei den Bauern ublich ist Motto Vivit et est vitae nescius ipse suae A 5 Zweiter Lebensabschnitt 2 Buch Bearbeiten SelbstbewusstseinIn der zweiten Phase der Entwicklung ca 5 12 Lebensjahr die bei Jean Jacques Zogling mit der Reife der Kindheit abschliesst beginnt die eigentliche individuelle Existenz jetzt wird der Mensch sich seiner selbst bewusst Darum ist es so wichtig ihn von jetzt ab als ein geistiges Wesen anzusehen Bei allen Erziehungsmassnahmen ist es die vornehmste Aufgabe menschlich zu sein Seid es jedem Lebensalter gegenuber allen Standen Welche Weisheit habt ihr denn noch ausser der Menschlichkeit Liebt die Kindheit fordert ihre Spiele ihre Freuden und ihren liebenswerten Instinkt Jean Jacques kritisiert eine Padagogik die im Kind bose Neigungen des Menschen mit harten Strafen bekampfen will um es fur die Zukunft zu veredeln Wir wissen nicht was das absolute Gluck oder Ungluck ist In diesem Leben ist alles vermengt Die Wunsche des Menschen werden nicht eingeschrankt sondern mit seinen Fahigkeiten mit Vermogen und Willen in ein Gleichgewicht gesetzt wie dies in seinem ursprunglichen glucklichen Zustand vollkommen der Fall war Der wahrhaft freie Mensch will nur das was er kann und tut nur was ihm passt Am Abstand der Vorstellungen von der realen Welt beginnen die Leiden Lebe naturlich sei geduldig und verjage die Arzte und mit ihnen die taglichen Todesgedanken Uber die Vorsorge fur die ungewisse Zukunft ein imaginares Gluck vergessen die Menschen die Gegenwart Wir existieren nicht mehr da wo wir sind sondern nur noch da wo wir nicht sind Gleichgewicht der KrafteDie Erhaltung des Gleichgewichts fur die Kinder erfordert es deren Schwache der Natur gegenuber durch Zuneigung auszugleichen Alle vernunftigen Wunsche der Kinder werden wenn sie ihrem Entwicklungsstand entsprechen ohne Verhandlungen akzeptiert Den unvernunftigen egoistischen Wunschen der Kinder durfen nur naturliche Widerstande entgegengesetzt werden z B ohne Diskussion der Hinweis auf die begrenzten Ressourcen Es ist nichts mehr da An die Stelle einer Bestrafung tritt die Erfahrung des Kindes aus seiner falschen Handlung Selbstbelehrung Wenn es mutwillig die Fensterscheiben einwirft werden diese nicht ersetzt und es friert in der Nacht und lernt daraus Bewilligt mit Freude und verweigert es nur mit Bedauern jedoch unwiderruflich So erzieht man das Kind zur Geduld zur Ausgeglichenheit zum friedfertigen Sich Abfinden sogar dann wenn es das Gewunschte nicht erreicht hat GesellschaftskritikViele Eltern suggerieren in das Kind mehr Bedurfnisse oder Krafte hinein als es hat Deshalb ist es wichtig mit der Liebe aber auch mit den Anspruchen Mass zu halten was jedoch durch gesellschaftliche Pragungen nicht einfach ist Dieses mit den Widerspruchen im sozialen System zusammenhangende Problem versucht der Autor mit einem Grundgedanken aus seinem Contrat social 3 zu losen Die Gesetze der Nationen mussten die unbeugsame Kraft der Natur haben die jedem menschlichen Einzelwillen uberlegen ist dann wurde die Abhangigkeit von den Menschen wieder zu der von Dingen Konkret bedeutet das fur das Belohnungs bzw Bestrafungssystem die konventionellen Methoden zu vermeiden welche die gefahrlichen Leidenschaften aktivieren wie Wetteifer Eifersucht Neid Eitelkeit Habgier Feigheit PersonlichkeitsbildungDie gesellschaftlichen Wertevorstellungen sind nur allmahlich veranderbar und die Kinder konnen nicht in einer abgeschotteten Idylle ausserhalb eines gesellschaftlichen Umfeldes aufwachsen Jean Jaques hofft auf die Ausstrahlungskraft seiner Zivilisationskritik auf den Leser und eine dadurch ausgeloste das System verandernde Bildungsreform Seine Kritik entzundet sich am luxuriosen Lebensstil des Adels mit seiner Unverhaltnismassigkeit in allen Dingen Essen Kleidung Wohnung Unselbstandigkeit Arroganz Formbewusstsein Etikette usw Vorbild ist ein einfacher nachhaltiger Lebensstil mit praktischer Kleidung und derber Nahrung Das Ideal sind Autarkie und Freiheit Er kritisiert nicht nur die autoritaren Lehrmethoden mit ihren Schemata dem Auswendiglernen vorgegebenen Bucherwissens und den vielen Vorschriften sondern auch den traditionellen Bildungskanon alte Sprachen Geographie Geschichte Literatur usw der nicht am Verstandnis und an den Bedurfnissen der Kinder orientiert sei sondern an den Vorstellungen der Lehrer La Fontaines Fabeln wurden ein Weltbild des Betrugs und der Luge vermitteln und sich uber das dumme Opfer lustig machen Der Fuchs und der Rabe oder ein Arbeitsethos proklamieren Die Grille und die Ameise Anstelle theoretischer Naturkunde lernen die Kinder die Natur selbst kennen Gartenbau und gesunde pflanzliche Ernahrung bei der Pflege eines Gartens und anstelle Bucher Geographie die Orientierung in der Umgebung Bei beiden Aktivitaten kraftigen sich Geist und Korper gegenseitig Die Motivation zum Lesenlernen kommt wenn die Kinder Briefe erhalten und den Inhalt erfahren wollen Ausfuhrlich beschreibt der Autor Spielsituationen zur Schulung der Sinne und der Orientierung zur Uberwindung der Angst und Starkung der Laufmuskulatur Hat der ihm anvertraute Schuler sich am Lauftraining anfangs nur wegen eines Kuchens als Belohnung beteiligt so spielt der Preis schliesslich keine Rolle mehr und er verschenkt ihn Alles was den Kindern Freude macht wird fur die Padagogik genutzt Singen Malen und sportliche Aktivitaten auch solche die bisher den Erwachsenen vorbehalten waren Bogenschiessen die verschiedenen Ballspiele Billard usw Dabei kommt es nicht auf die Qualitat an sondern auf die Schulung der Sinne und Organe sowie den Umgang mit den Materialien Die ungeschulten Kunstler malen direkt in der Natur Die Natur als Lehrer und studieren dazu deren Proportionen Die Beobachtungen konnen in geometrischen Zeichnungen abstrahiert fortgesetzt werden Dritter Lebensabschnitt 3 Buch Bearbeiten Naturbeobachtungen und experimenteIn der dritten Phase der Kindheit ca 12 15 Jahre hat der naturpadagogisch betreute Jugendliche eine stabile Personlichkeit mit viel Potential entwickelt aber seinen begrenzten Wissenshorizont gilt es jetzt mit Anleitungen zu erweitern Dazu lenkt Jean Jacques die Aufmerksamkeit auf Naturphanomene und weckt durch Betrachtung des Sternenhimmels die Neugier und naturliche Wissbegierde die Phanomene zu beobachten und Erklarungen dafur zu finden z B fur die Punkte des Sonnenaufgangs bzw untergangs und die Sonnenbahn im Jahresverlauf oder die Bewegung der Planeten Zur Erklarung der Phanomene regt der Erzieher seinen Schuler durch Fragen zum neuen Beobachten und zum selbstandigen Denken an Auch hierbei ersetzt der eigene Kopf die Autoritaten Der Jugendliche versucht erst sich selbst zu helfen bevor er um Hilfe bittet Um die Naturgesetze kennen zu lernen schlagt der Autor eine ganze Reihe von Experimenten aus den Gebieten der Physik Chemie und Geographie vor Erdanziehung Magnetismus Kondensation chemische Verbindungen Strahlenbrechung im Wasser usw Dabei geht es nicht darum einen Bildungskanon zu entwickeln Fur die Auswahl ist allein entscheidend dass der Schuler das Gelernte auch begreift und einen Nutzen fur sich sieht ErfahrungspadagogikDas Grundprinzip der Rousseau schen Padagogik bleibt auch in dieser Phase erhalten Lernen aus eigenen Erfahrungen und nicht aus Buchern Der Autor empfiehlt seinem Schuler als einziges Buch Defoes Robinson Crusoe U a lernt Emile an diesem literarischen Beispiel den Wert der handwerklichen Arbeiten zu schatzen Daran schliessen sich Besuche in handwerklichen Betrieben an Bisher waren gesellschaftliche Beziehungen und Systeme aus der Padagogik ausgeschlossen nun wird diese Thematik durch die neuen handwerklichen Erfahrungen vorbereitet Hier kann Emile die gegenseitige Abhangigkeit und Nutzlichkeit der Menschen von und fureinander erkennen den Austausch der Rohstoffe und Waren die Arbeitsteilung und die Bedeutung des Geldes Er sieht auch dass das Ansehen der Handwerker in der Gesellschaft oft nicht ihrer Bedeutung entspricht Bei einem luxuriosen Festessen erkennt Emile dass viele Lander der Erde dazu beigetragen haben und er vergleicht es mit einem einfachen aus selbst angebauten Fruchten hergestellten Bauernessen das genauso sattigt und bei dem man noch mehr Vergnugen findet als bei der Etikette des Salons GesellschaftsreformAn dieser Stelle erklart der Autor sein Gesellschaftsbild Im traditionellen Feudalsystem ist die neue Padagogik allgemein nicht realisierbar Diese erfordert ein Umdenken bei den Adligen Geistlichen und Grossburgern Jean Jacques ahnt dass es ohne Reformen zu einer Revolution und zu einer Abschaffung feudaler Privilegien kommen wird Der Autor postuliert eine Verpflichtung des Burgers der Gesellschaft gegenuber Der Mensch und der Burger hat der Gesellschaft kein anderes Gut zu bieten als sich selbst alle seine anderen Guter besitzt sie die Gesellschaft schon ob er will oder nicht Auch am Reichtum eines Einzelnen hat die Offentlichkeit Anteil Lebt der Einzelne ausserhalb der Gesellschaft ist er niemandem verpflichtet innerhalb der Gesellschaft schuldet der Einzelne ab arm oder reich durch seine Arbeit den Preis fur seinen Unterhalt Jeder mussiggehende Burger ist ein Betruger HandwerkFur Jean Jacques ist es wichtig dass Emile ein mannliches Handwerk lernt und er wird mit ihm zusammen in die Lehre gehen Er halt das Schreinerhandwerk fur geeignet uberlasst dem Schuler jedoch die Entscheidung Das Handwerk wird nicht sein Hauptberuf werden sondern er lernt es wegen der technischen Fahigkeiten und als Teil seiner Bildung Denn der Mensch soll wie ein Bauer arbeiten und wie ein Philosoph denken und nicht wie ein Wilder in den Tag hineinleben Zudem fuhren Leibes und Geistesubungen zur wechselseitigen Entspannung Am Ende der dritten Kindheitsphase kann Emile mit seinem offenen intelligenten Geist die Natur mit seinen Sinnesempfindungen beobachten daruber nachdenken und unabhangig von der Meinung anderer beurteilen Er weiss nicht viel kennt keine wissenschaftlichen Begriffe und Abstraktionen aber das Wenige hat er alleine gelernt V a weiss er dass es viele Sachen gibt die er nicht weiss aber eines Tages wissen kann Wichtig ist nicht die Wissensvermittlung sondern die Methode des Wissenserwerbs Er fragt bei allem was er tut wozu ist das gut Und bei allem was er glaubt warum Bisher war Emile bei allem auf sich selbst bezogen Auf der nachsten Stufe muss er sich zur Vollendung seiner Bildung zu einem liebenden und fuhlenden Wesen entwickeln Vierter Lebensabschnitt 4 Buch Bearbeiten PubertatDer 4 Lebensabschnitt ca 15 20 Jahre ist die Zeit der Pubertat Der Schuler wird sich seines Geschlechts bewusst verlasst den Bereich des Einzelwesens und interessiert sich fur eine Partnerin Das erfordert eine Erweiterung der Padagogik um den sozialen Aspekt Bei der Frage der sexuellen Aufklarung rat Jean Jacques zur Zuruckhaltung des Erziehers aber zu einfachen Erklarungen ohne Umschweife in einer klaren Sprache Wichtiger als die Biologie ist die Moral denn der Erzieher muss verhindern dass der sexuelle Trieb zu unmenschlichen und grausamen Ausschweifungen fuhrt Vielmehr soll Emile zu sanften und zartlichen Leidenschaften geleitet werden wie es seiner Natur entspricht In der grossen Stadtgesellschaft mit ihren oberflachlichen Verlockungen ist die Gefahr der Verwirrung viel grosser als in uberschaubaren kleinen Landzirkeln Zur weiteren Verzogerung der sexuellen Aktivitaten lenkt Jean Jacques die Aufmerksamkeit Emiles auf andere Bereiche v a auf korperliche handwerkliche Arbeiten die Jagd und geistige Beschaftigungen mit Buchern der Alten die dem Geschwatz der Akademien und Zeitungen vorzuziehen sind aber auch auf Theaterbesuche zur Erheiterung und Studium der Verfuhrung der Herzen MitleidIn dieser Zeit grosser Emotionen fur Freundschaften und Liebe stutzt sich Jean Jacques Padagogik auf das Leid und Mitleid das erste Beziehungsgefuhl das das menschliche Herz nach der Ordnung der Natur anruhrt Hierzu stellt er drei Maximen auf Es liegt nicht im menschlichen Herzen sich in die Menschen hineinzuversetzen die glucklicher sind als wir sondern nur in die die unglucklicher sind Man beklagt nur die Leiden anderer vor denen man sich selbst nicht gesichert glaubt Das Mitgefuhl fur die Leiden anderer richtet sich nicht nach der Grosse des Ubels sondern nach dem Gefuhl das man den Leidenden zuerkennt d h wenn man ihn fur beklagenswert halt Anwalt der UnterdrucktenMit der Knupfung einer Freundschaft tritt Emile in die moralische Ordnung ein den zweiten Schritt der Menschwerdung und damit beginnt bei der Orientierung in der Gesellschaft die Problematik des Vergleichs mit anderen Menschen und die Unterscheidung von Fassade und Kern einer Personlichkeit Zur Distanzierung von aktuellen Situationen zeigt Jean Jacques seinem Schuler Menschen aus anderen Zeiten und anderen Gegenden Am geeignetsten dafur erscheinen ihm die anekdotenhaften den Kern der Personlichkeit erfassenden Menschenbilder Plutarchs die zugleich einen Lehrgang in praktischer Philosophie sind und das menschliche Scheitern vieler Machthaber demonstrieren Jetzt ist im Bildungsgang die Zeit fur die zuvor skeptisch beurteilten Fabeln gekommen die die Schwachen der Menschen blossstellen Dabei wird Emile eigene Mangel feststellen und die Fabeln sollen ihm helfen ohne Blossstellung und ohne Verletzung des eigenen gutwilligen Charakters die Defizite zu verarbeiten Am Ende dieser Entwicklung ist Emile eine in sich ruhende Personlichkeit die ihren Weg geht Er macht alles was er als gut und nutzlich erkennt begegnet den Menschen vorurteilslos mit Mitgefuhl und wird sich einmal mit beharrliche r Entschlossenheit bis zu den Stufen des Thrones zu dem Interessensvertreter der Unterdruckten und Unglucklichen machen Naturliche ReligionZwar wurde Emile dazu erzogen nichts Boses zu tun doch hat er in den ersten Jugendjahren nichts von der Religion gehort Jetzt wird er im gesellschaftlichen Rahmen damit konfrontiert Der Autor gibt in diesem Zusammenhang das Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars wieder dessen Vorstellung von einer harmonischen und guten kosmischen Ordnung als Grundlage fur die Ideale des Menschen ihn uberzeugt hat und die Basis seiner Padagogik bildet Nach dem Studium vieler Philosophen v a Descartes ist sich der Vikar seiner selbst seines begrenzten Verstandes und des Universums bewusst Auf dieser Basis des Deismus oder der naturlichen Religion leitet er verschiedene Glaubensartikel voneinander ab Jede ursprungliche Bewegung entsteht nur aus einem spontanen willentlichen Akt und ohne Willen gibt es keine wirkliche Handlung Die nach gewissen Gesetzen bewegte Materie weist auf eine Intelligenz hin Der Mensch ist frei in seinen Handlungen und als solcher von einer immateriellen Substanz belebt Der Vikar schliesst aus seinen Argumenten auf einen intelligenten Schopfergott und lehnt die Hypothese eines durch zufallige Materieverbindung entstandenen Kosmos ab Die Schopfung sei auf Harmonie und Erhaltung hin konstruiert und der vernunftbegabte Mensch solle der Natur entsprechend leben und seine guten Eigenschaften entwickeln Im zweiten Teil seiner Abhandlung untersucht der Vikar die verschiedenen Religionen die alle beanspruchen die einzig wahre zu sein sich dabei aber nur auf Aussagen einzelner Propheten und der von ihnen verfassten Bucher beziehen und nicht auf eine an alle Menschen gerichtete Botschaft In diesen Schriften entdeckt er viele Widerspruche zum vernunftigen Denken aber auch Gemeinsamkeiten in der Nachstenliebe Daraus folgert er dass die Religionen friedlich neben einander leben und im Umgang miteinander den gemeinsamen menschlichen Kern pflegen konnten RollenwechselEmile ist jetzt mit 20 Jahren in einem Alter in dem er von immer grosser werdenden Gefahren dem blinden Trieb seiner Sinne bedroht wird vor denen ihn der Lehrer nicht mehr schutzen kann Die gluckliche Zeit der Unschuld ist vorbei und Jean Jacques zieht sich von seiner Fuhrung zuruck und ubertragt dem Schuler die Verantwortung fur sein Handeln Er kann ihn jetzt nur noch als vaterlicher Freund vor Gefahren warnen Um das Vertrauensverhaltnis zu erhalten legt er ihm Rechenschaft uber seine Ziele und Methoden ab und spricht mit ihm uber ihre kunftige Beziehung Dabei malt er mit feierlicher Beredsamkeit und Begeisterung die gluckliche Zukunft die Freuden der Freundschaft Liebe Treue Ehe und Familie aus und spricht von der Heiligkeit seiner Pflicht wahrend der schwierigen Entwicklungsphase die Vernunft des Junglings mit seinen Erfahrungen zu unterstutzen So erreicht er dass sich Emile freiwillig unter seinen Schutz und seine Autoritat stellt und seine Beratung akzeptiert ohne es eigentlich zu merken Dieser Pakt A 6 wird feierlich besiegelt PartnersucheJean Jacques nutzt seine Autoritat jedoch nicht um Emiles sexuelle Entwicklung weiterhin zu verzogern sondern er sucht ihm eine Gefahrtin mit dem glucksbringenden Namen Sophie Er beschreibt ihre Vorzuge erweckt seine Vorstellungskraft und Leidenschaft fur die zukunftige Geliebte und Ehefrau und fuhrt seine sexuelle Lust auf die Ebene der Kontemplation und Sublimation Emile wird dadurch vor dem Vorbild falscher Freunde und dem leichtfertigen Verkehr mit Dirnen und verheirateten Frauen bewahrt und sucht die Nahe behuteter heiratsfahiger Madchen Sein Auftreten in der Gesellschaft ist ein Abbild seiner Erziehung und gefallt den Frauen Er gilt als liebenswurdiger Fremder bescheiden und hoflich aber nicht unterwurfig freundlich zuruckhaltend im Gesprach aber mit naturlichem Selbstbewusstsein von klarem Verstand aber sich seines begrenzten Wissens bewusst geduldig im Zuhoren aber unabhangig von der Meinung anderer Da er wie Jean Jacques ahnt seine Idealfrau in Paris nicht findet gehen die beiden auf Reisen Sie wandern ohne Eile und festes Ziel durch die Landschaften verweilen wo es ihnen gefallt erkunden die Natur z B Mineralien in Steinbruchen und verirren sich in der Wildnis Eines Abends fuhrt der Mentor Emile wie zufallig zum Haus von Sophies Eltern Im 5 Buch werden die beiden Strange der Romanhandlung zusammengefuhrt Funfter Lebensabschnitt 5 Buch Bearbeiten MadchenerziehungJean Jacques geht bei vielen Ahnlichkeiten wie dem gleichen gesunden Menschenverstand von prinzipiellen naturbedingten Unterschieden zwischen den Geschlechtern aus Die Frau ist geschaffen dem Mann zu gefallen und sich zu unterwerfen ihm nutzlich zu sein und sich von ihm lieben und achten zu lassen fur ihn zu sorgen ihn zu beraten zu trosten ihm ein angenehmes und susses Dasein zu bereiten Ihre Macht liegt in ihren Reizen Durch Zuruckhaltung und Scham macht sie sich das starkere Geschlecht untertan Wichtig ist ihr guter Ruf in der offentlichen Meinung Aber sie ist nicht nur Hausfrau und Mutter sie soll denken urteilen lieben und erkennen dass sie ihren Geist pfleg t wie ihr Aussehen das sind ihre Waffen die die Natur ih r als Ersatz fur ihre fehlende Kraft gibt Durch ihre besondere Schlaue beherrscht sie den Mann indem sie sich ihm unterordnet Sie muss aber nur das lernen was zu wissen ihr gemass ist Aus diesen Unterschieden folgt die Erziehung der Madchen die sich im Hinblick auf ihre Pflichten zu allen Zeiten den Mannern gegenuber vollziehen muss allerdings mit Einschrankung auf die verdienstvollen wahrhaft liebenswerten Manner Die Madchen mussen die gesellschaftlichen Strukturen und ihre Regeln kennen aber ihre Studien sollen sich auf die Praxis beziehen denn die Erforschung abstrakter und spekulativer Wahrheiten und der exakten naturkundlichen Wissenschaften gehort nicht zu den Aufgaben der Frau Sie wendet die Prinzipien die der Mann gefunden hat an und reflektiert daruber Die Werke des Geistes ubersteigen das Fassungsvermogen der Frauen sie kann nichts ausserhalb ihrer selbst erkennen Die Frau beobachtet und der Mann denkt Aus diesem Zusammenwirken ergeben sich die klarsten Erkenntnisse und die vollkommenste Wissenschaft die der menschliche Geist aus sich selbst erwerben kann Die Methoden der Padagogik Jean Jacques fur die Madchen entsprechen im Wesentlichen denen der Jungen Liebevolle Fursorge ohne Ubertreibung Vorbild der tugendhaften Mutter Zeit zum Spielen und zur Entwicklung der naturlichen Eigenschaften nach ihren Neigungen praktische Religion des Herzens ohne fur Kinder unverstandliche Lehrsatze der Katechismen wenige Vorschriften und Strafen usw Fur den Autor stellt sich die Frage ob man es bei der Erziehung der Madchen in die alltaglichen Aufgaben der Frau belassen und sie in allem Ubrigen in tiefer Unwissenheit lassen soll Fur den landlichen Raum erscheint ihm dies akzeptabel zu sein Im friedlichen und hauslichen Leben des Elternhauses gewinnen sie durch die Erziehung der Mutter den Sinn fur das eigene Heim In der stadtischen Gesellschaft wo es kein richtiges Familienleben mehr gibt die Ehen oft nur formal bestehen und die Madchen im Kloster erzogen und dann ohne Vorbereitung der Gesellschaft ausgesetzt werden ware diese Unmundigkeit gefahrlich und konnte von leichtfertigen Mannern ausgenutzt werden Zur Pravention sollten die Madchen die Statten der Vergnugungen Balle Feste Spiele durch Beobachtung kennenlernen um sich vor dem trugerischen Bild des Gluckes schutzen Durch die Schilderung eines vortrefflichen Mannes von Verdiensten konnen sie die Tugend der Liebe entdecken und ihn um ihretwillen lieben Wenn auch diese durch die Vernunft herbeigefuhrte Liebe nur eine Illusion ist so sind doch die Gefuhle die sie dem wahren Schonen aufschliessen Wirklichkeit Jean Jacques pladiert fur die freie Partnerwahl nach Zuneigung sieht aber fur eine gluckliche Ehe gewisse soziale Schranken Am besten ist eine finanzielle ethische und bildungsmassige Gleichheit Sein Rat ist Strebt in allem nach dem Mittelmass ohne selbst die Schonheit davon auszunehmen Ist dies nicht der Fall soll ein Mann im Gegensatz zur Frau nicht uber seinen Stand heiraten er wurde von den Schwiegereltern und auch von seiner Gattin nicht als gleichgestellt angesehen werden Auch eine schongeistige Frau oder eine grosse Schonheit sei nicht zu empfehlen In der erhabenen Hohe ihrer schonen Seele verabscheut die eine alle weiblichen Pflichten die andere ist in der Gesellschaft vielen Verfuhrungen ausgesetzt Eine umgekehrte Ungleichheit sieht der Autor als weniger problematisch an da der Mann seine Gattin zu sich empor hebt SophieIn diesem Geist wurde Sophie von ihren Eltern auf dem Land erzogen Sie ist ebenso wie Emile aus gutem Haus und gutem Naturell sowie empfindsamen Herzens Ihr Temperament ist gutartig und doch ausgeglichen Sie entspricht Jean Jacques Idealbild eines Madchens das auch kleine Schwachen zulasst und passt perfekt zu Emile Sie ist motiviert fur Tanz und Musik die Schneiderei ihrer Kleidung die Haushaltsfuhrung die Sauberkeit in allen Dingen usw Sie hat einen anziehenden aber nicht brillanten Geist der solide ist ohne tief zu sein und der sich nicht an der Lekture herangebildet hat sondern an den Unterhaltungen ihrer Eltern durch ihr eigenes Nachdenken und die Beobachtungen der Leute Ihre Eltern haben einen Grossteil ihres Vermogens verloren aber sie haben sich damit abgefunden leben bescheiden und zufrieden in einem Dorf und haben die Tochter tugendhaft erzogen In Umkehrung der Konvention darf Sophie sich ihren Ehemann aussuchen und die Eltern haben ein Vetorecht Ihr Schwiegersohn muss nicht reich aber ehrenwert sein Als ihre Tochter 15 Jahre alt ist sprechen sie mit ihr uber ihre Zukunft Da im Dorf kein zu ihren Lebensvorstellungen passender junger Mann zu finden ist vertrauen sie Sophie uber Winter ihrer Tante in der Stadt an die sie in die Gesellschaft einfuhrt wo sie sich nach einem Partner umschauen kann Doch sie findet keinen und kehrt traurig zu den Eltern zuruck da ihr Liebesbedurfnis nicht befriedigt wurde Ihren Idealmann hat sie nur in Fenelons Aventures de Telemaque gefunden Sophie und EmileAls Emile und sein Mentor eines Abends auf ihrer Wanderung bei Sophies Eltern um eine Ubernachtung bitten entdecken die beiden Jugendlichen schnell dass sie seelenverwandt sind An Emiles Tranen uber den unglucklichen gesellschaftlichen Abstieg von Sophies Eltern erkennt sie seine Gefuhle Auch ihm gefallt ihre Sensibilitat und ihre verschamte liebreizende Art Er mochte sofort in ihrer Nahe eine Wohnung suchen doch sein Mentor bremst ihn in seiner Begeisterung und erinnert ihn an die Natur und Ehre eines tugendhaften Madchens Emile erhalt von den Eltern die Erlaubnis zu weiteren Besuchen Bei den folgenden Treffen entdecken sie ihre ahnlichen Lebensvorstellungen und ihre gegenseitige Liebe Die Defizite Sophies im Tanzen der Musik Philosophie Geschichte Mathematik und den Naturwissenschaften werden mit Emiles Hilfe ausgeglichen sie folgt ihm mit Vergnugen begreift alles behalt aber ausser in der Sittenlehre und Religion nicht viel davon Es geht nicht so sehr um die Erweiterung ihres Wissens als um das Gesprach der beiden uber geistige Themen und ihre zunehmende Vertrautheit miteinander durch das gemeinsame Unterrichten und Lernen Emile gerat durch die Nahe zur Freundin immer mehr in eine emotionale Abhangigkeit Doch sie lasst sich Zeit und reagiert der weiblichen Natur entsprechend auf seine sturmische Werbung zuruckhaltend Sie wartet die Entwicklung der Beziehung ab auch nachdem ein Grund ihrer Bedenken der finanzielle Unterschied zwischen beiden Familien der Emile gar nicht bewusst war ausgeraumt werden kann da ihm Geld nichts bedeutet und fur die Werte des Lebens nicht entscheidend sind Sie erfreut sich in Bescheidenheit eines Sieges der sie ihre Freiheit kostet Emile beschaftigt sich in dieser Phase der Werbung weiterhin mit naturkundlichen und landwirtschaftlichen Studien berat die Bauern uber Anbaumethoden hilft Armen und Unglucklichen in Notlagen und arbeitet an zwei Tagen zusammen mit seinem Mentor in einer Schreinerei Sophie ist davon beeindruckt besonders von einer Hilfsaktion fur einen verungluckten Bauern und seine schwangere Frau obwohl Emile dadurch einen Besuch bei ihr versaumt und sie in Sorge um ihn war weil keine Nachricht von ihm eintraf Als er ihr die Prioritat mit dem Vorrang der Menschlichkeit vor einem privaten Vergnugen erklart bietet sie ihm spontan ihre Hand an bittet ihn ihr Gatte und Herr zu werden und hilft bei der Pflege des Kranken und seiner Frau Wahrend Sophie als sie Emile bei seiner Schreinerarbeit beobachtet erkennt das ist der Mann ergeht es ihrem Geliebten in der Parallelsituation ahnlich Bei ihrer tatkraftigen Pflege unter Missachtung von Schmutz und schlechtem Geruch denkt er D as ist die Frau ProbezeitAus dieser Gluckseligkeit wird Emile durch ein Gesprach mit seinem Mentor herausgerissen Er warnt ihn vor einer vorzeitigen Bindung aus Leidenschaft Bisher ist er nur scheinbar frei gewesen Ein wahrhaft tugendhafter Mensch muss sein Verlangen besiegen konnen und bereit sein seiner Vernunft seinem Gewissen und seiner Pflicht zu folgen Jede Leidenschaften sind gut wenn man sie beherrscht Die Natur verbietet uns unser Verlangen uber unser Vermogen hinauswachsen zu lassen Man uberschreitet die Grenzen seiner Existenz wenn man in seinen unsinnigen Wunschen Unmogliches fur moglich halt Jean Jacques bezeichnet dies als Illusion des Hochmuts Emile musse jetzt wahrhaft frei werden und lernen sein eigener Herr zu werden und seinem Herzen zu gebieten Er musse lernen zu verlieren was ihm vom Schicksal genommen werden konne Sophie ist 17 Jahre alt Emile 22 sie lieben sich seit ca 5 Monaten In einer zweijahrigen Probezeit in der sie sich nicht sehen sollen sie herauszufinden ob ihre Liebe fur ein Leben reicht Emile muss sich ausserdem mit seiner zukunftigen Rolle als Ehemann Vater Glied eines Landes mit der burgerlichen Ordnung sowie mit seinen Pflichten und Rechten vertraut machen Jean Jacques erinnert den seinem Plan widerstrebenden Emile an ihren Vertrag A 7 den sie am Ende seiner Lehrzeit abgeschlossen haben und der ihm als Mentor die Verantwortung ubertragt Mit seinen Gedanken uberzeugt er auch Sophie und ihre Eltern Im Abschnitt Uber das Reisen vergleicht der Autor die Reisekultur zu verschiedenen Zeiten und fragt nach deren Sinn Von den traditionellen Bildungsreisen durch die grossen Stadte halt er nicht viel Geist und Sitten eines Volkes konne man am besten in der Provinz kennenlernen Emile beobachtet auf seiner Europa Tour menschliches Verhalten und die Gesellschaftssysteme Er erweitert damit seinen Bildungshorizont und wird sich uber seine Rechte und Pflichten uber den Vertrag zwischen ihm als Burger und dem Staat und uber seinen Beruf klar Emile wunscht sich einen von ihm selbst bewirtschafteten kleinen Gutshof doch Jean Jacques erklart ihm dass dessen Selbstandigkeit von den Reichen und Machtigen gefahrdet ist die ihren Besitz standig erweitern wollen Ein freier Besitz setzt einen Staat mit einem Rechtssystem voraus das die Freiheit der Burger garantiert Dazu bedarf es eines Gesellschaftsvertrags als Basis jeglicher burgerlichen Gesellschaft Im Folgenden erlautert der Autor Emile seine Vorstellung Der GesellschaftsvertragUm den Gesellschaftsvertrag schliessen zu konnen muss Emile wissen was es heisst er gehorche sich selbst wenn er einem Gesetz gehorcht denn dieses wird im Gesellschaftsvertrag mit Blick auf das Gluck eines jeden beschlossen Er darf nicht Sklave von Ehrgeiz falschen Bedurfnissen und der Meinung anderer sein da er sonst nicht imstande ware den Gesellschaftsvertrag bei einer Verletzung desselben zu kundigen und seine ursprunglichen Rechte wieder einzunehmen dafur muss er vorher die naturliche Freiheit kennenlernen Sein Mentor erlautert ihm das Prinzip des Paktes Jeder von uns tut mit allen anderen seine Guter seine Person sein Leben und seine ganze Kraft unter der oberen Fuhrung des Allgemeinwillens zusammen und wir als Korper empfangen jedes Glied als einen vom Ganzen untrennbaren Teil Aus dem Gedanken der Volkssouveranitat und ihrer Ubertragung an eine Regierung leitet der Autor verschiedene Systeme ab nennt Vor und Nachteile und kommt zu dem Schluss dass die Demokratie fur kleine uberschaubare Staaten angemessen ist Unter keiner Regierungsform gebe es echte Freiheit doch allein der Anschein der Ordnung und des allgemeinen Wohls sei ein Motiv sein eigenes Interesse dem allgemeinen Interesse zu opfern Auch unvollkommene Gesetze lehren uns die Selbstbeherrschung Heirat und FamilieNach zwei Jahren kehrt Emile mit seinem Meister zuruck um in der landlichen Heimat Sophies mit einfachen Menschen in gegenseitiger Hilfe unabhangig von seinem ererbten Reichtum allein mit der Arbeit seiner Hande nach dem ewigen Gesetz der Natur und der Ordnung die vom Gewissen und der Vernunft tief in sein Herz geschrieben sind zu leben Der Autor verzichtet auf die Schilderung der Zukunft des Paares Nach der Wiedervereinigung und der Hochzeit Sophies und Emiles gibt er ihnen noch einige Ratschlage fur eine gluckliche Ehe die nicht auf Zwangen sondern nur auf Freiwilligkeit der Liebe basiert aber auch auf der Bereitschaft auf die Bedurfnisse des anderen einzugehen Wenn der Mann zu Hause glucklich lebt ist auch die Frau glucklich Im Laufe der Zeit verlagern sich die Schwerpunkte Leere Momente werden von einer sussen Gewohnheit angefullt der Verzuckung der Leidenschaft folgt der Zauber des Vertrauens die Kinder knupfen zwischen ihnen ein Band das nicht weniger suss und oft starker ist als die Liebe selbst Jean Jacques gibt seine Aufgabe als Mentor an Sophie weiter Der Roman schliesst mit den Anzeichen ihrer Schwangerschaft einige Monate nach ihrer Hochzeit Emile will sein Kind nach dem Vorbild seines Meisters erziehen der weiterhin sein Berater bleibt Die sieben padagogischen Prinzipien Bearbeiten Quelle 4 Der Eigenwert der Kindheit Bearbeiten Man muss den Erwachsenen als Erwachsenen und das Kind als Kind betrachten 5 sagt Rousseau Das bedeutet die Kindheit soll nicht nur als Durchgangsstadium zum Erwachsensein angesehen werden darf nicht einer ungewissen Zukunft geopfert werden sondern gilt als eigenstandige vollwertige Lebensspanne Die Kindheit studieren Bearbeiten Gleich im Vorwort zum Emile wirft Rousseau seinen Zeitgenossen vor Man kennt die Kindheit nicht mit den falschen Vorstellungen die man von ihr hat verirrt man sich um so mehr je weiter man geht Man versuche aus dem Kind so schnell wie moglich einen Burger der Gesellschaft zu machen Dabei sei das Kind noch viel zu sehr Natur und erst mal auf die Ausbildung seiner Sinne Organe und Glieder angelegt Wenn zu fruh damit angefangen wird die ursprunglichen Gefuhle Neigungen und Bedurfnisse mit aufgepfropften Idealen anerzogenen Gewohnheiten und unverstandenen Pflichten zu unterdrucken so bringe man einen entzweiten Menschen hervor und arbeite seinen eigenen Zielen zuwider Negative Erziehung Bearbeiten Negative Erziehung heisst in erster Linie verhindern dass etwas passiert Es gehe nicht darum Zeit zu gewinnen sondern zu verlieren Die erste Erziehung darf das Kind nicht in der Tugend und in der Wahrheit unterweisen sondern sie muss das Herz vor Lastern und den Verstand vor Irrtumern bewahren 6 Ab dem zwolften Lebensjahr so Rousseau sei das Kind in der Lage seinen Geist der Vernunft zu offnen Davor durfe man nicht mit Moralvorstellungen an es herantreten sondern musse es durch die Notwendigkeit der Dinge erziehen Das hat eine Entmoralisierung der Padagogik zur Folge in der die Natur die Position des Erziehers ubernimmt Allerdings nur insoweit als der Erzieher ihre Einwirkung herbeifuhrt um das Kind seinen Wunschen entsprechend zu formen Sexualitat Bearbeiten In der Sexualerziehung vertrat Rousseau restriktive Vorstellungen Das Kind solle uber Sex und Sexualitat in volliger Unwissenheit gelassen werden Nach der Pubertat durfen direkte Fragen zu dem Themenkreis zwar beantwortet werden doch soll der Erzieher so sparsam wie moglich informieren und die Geschlechtsorgane und Geschlechtsfunktionen als abstossenden gefahrlichen und streng zu kontrollierenden Teil des Menschen darstellen 7 Erfahrungslernen Bearbeiten Es gibt nach Rousseau dreierlei Lehrer die Natur die Menschen und die Dinge Erstere entwickelt unsere Fahigkeiten und Krafte die Mitmenschen lehren uns deren Gebrauch und die Dinge erziehen uns durch die Erfahrung die wir mit ihnen machen und durch die Anschauung Die Aufgabe des Erziehers ist dafur zu sorgen dass die drei Erzieher im Gleichgewicht sind da der Schuler ansonsten schlecht erzogen und immer uneins mit sich ware Das Ziel der Erziehung ist dabei das der Natur selbst denn die Dinge und die Menschen konnen zumindest zum Teil die Natur aber gar nicht beeinflusst werden weshalb die zwei anderen nach ihr ausgerichtet werden mussen Elementar fur Rousseau ist dabei der Verzicht auf Macht gegenuber dem Zogling Befehlt ihm nie und nichts was es auch sein mag Er braucht nur zu wissen dass er schwach ist und ihr stark seid dass er also notwendigerweise von euch abhangig ist 8 Dies fuhre zu einer gesunden Beziehung zwischen ihm und dem Erzieher und vermeide das ubliche Machtverhaltnis mit Unterwerfung des Schulers Aller Zwang soll ersetzt werden durch Notwendigkeit welche dem Kinde einsichtiger ist Mit dem Band der Notwendigkeit bindet treibt oder halt man es zuruck ohne dass es murrt Die blosse Macht der Dinge macht es gefugig und folgsam 9 Rousseau kritisiert die Lehrplane der damaligen Zeit die die Lernenden mit Inhalten konfrontieren die fur sie keine erkennbare unmittelbare Bedeutung haben Dieser Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit musse aber gegeben sein wenn Inhalte gelernt werden sollen Dieser Vorgang des Lernens entspreche gleichsam einem naturlichen Lernen Wenn man nach dem Grundriss den ich zu entwerfen angefangen Regeln folgt die den ublichen gerade entgegengesetzt sind wenn man den Geist seines Zoglings nicht unaufhorlich in die Ferne fuhrt wenn man ihn nicht an andere Orte in andere Himmelsgegenden in andere Jahrhunderte an die aussersten Enden der Erde ja bis in den Himmel schweifen lasst sondern sich vielmehr befleissigt ihn stets in sich selbst und auf dasjenige aufmerksam zu erhalten was ihn unmittelbar angeht alsdann wird man ihn zum Empfinden zum Behalten und sogar zum Urteilen fahig finden Dies ist die Ordnung der Natur 10 Erziehung Bearbeiten Die Einteilung von Kindheit und Jugendalter leitet sich von Rousseaus Beobachtungen her und beschreibt vier Phasen die Kindheit Alter der Natur Geburt bis zum dritten Lebensjahr das Knabenalter Alter der Starke bis zum zwolften Lebensjahr die Vorpubertat Alter der Vernunft zwolf bis funfzehn und die Pubertat auch Junglingsalter adolescence genannt Alter der Einsicht bis zum zwanzigsten Lebensjahr Nach ihrem Abschluss ist Emile der Begleitung seines Erziehers nicht mehr bedurftig dieser kann ihm aber noch als Freund erhalten bleiben Das noch nicht oder unvollkommen sprechende Kind Bearbeiten Man muss ihm den Gebrauch seiner geringen Krafte lassen und darf seinen Forschungstrieb nicht unterdrucken Man muss ihm seine fehlenden Krafte ersetzen und ihm beistehen allerdings beschrankt sich dies auf die Befriedigung der naturlichen und notwendigen Bedurfnisse Ernahrung Hygiene Schutz Rousseau Die Erziehung des Menschen beginnt mit der Geburt Ehe er spricht ehe er hort lernt er schon Die Erfahrung eilt der Belehrung voraus 11 Der Knabe Bearbeiten Diese Lebensspanne ist der korperlichen Ertuchtigung der Geschicklichkeit und Scharfung der Wahrnehmung vorbehalten Das wird praktisch erreicht durch Arbeit Erkundung Nachahmung und Spiel wobei das Kind durch Selbsttatigkeit in Versuch und Irrtum seine Fahigkeiten erwerben soll Es wird der grosste Wert auf eigene Erfahrungen und das daraus resultierende Verstandnis der Welt gelegt Das erstarkte Kind vor der Pubertat Bearbeiten In dieser Lebensphase werden der erwachende Verstand und die Vernunft angesprochen d h es beginnen Unterricht und Studien Aber Es handelt sich nicht darum ihm die Wissenschaften beizubringen sondern darum dass es Gefallen an ihnen finde um sie zu lieben und ihm die Methoden zu vermitteln um sie lernen zu konnen wenn diese Vorliebe besser entwickelt ist Das ist bestimmt ein Erzgrundsatz einer jeden guten Erziehung Wozu nutzt das Das ist von nun an das geheiligte Wort das zwischen ihm und mir uber alles Tun in unserem Leben entscheidet 12 Das Ziel zum Abschluss dieser Lebensphase ist ein arbeitsames massiges kraftiges geduldiges und vor allen Dingen urteilsfahiges Kind das zwar wenige aber dafur grundliche Kenntnisse sein Eigen nennt Das Gegenteil von ihm sind die halbgebildeten d h unterrichteten Kinder seines Alters die sich mit Vielem beschaftigen alte Sprachen Physik Geschichte aber Weniges verstehen Die Reifezeit Bearbeiten Das bisher handelnde und denkende Wesen wird nun auch ein liebendes und empfindendes und damit droht nun eine neue Art der Abhangigkeit die von einer geliebten Person bisher kannte das Kind nur die Selbstliebe Leidenschaften welche das Kind vorher nicht kannte drohen den Jugendlichen nun zu uberwaltigen wie aber ist es moglich der Leidenschaft gewachsen zu sein also zu lieben und selbstandig zu bleiben Rousseaus Massnahmen Der Erzieher wird zum Freund dessen der Zogling bedarf Die Leidenschaften werden ihrer Heftigkeit dadurch beraubt dass man sie Anlassen wie Sport Jagd und Wandern aussetzt Neben der Selbstliebe ist Mitleid die zweite der ursprunglichen Regungen sie soll im Jugendlichen erweckt und gefordert werden Das Studium der Literatur und Geschichte sollen den Zogling in der Rolle des Beobachters die Menschen sehen lernen lassen wie sie sind Dem Zogling werden Begriffe Ideen und eine Vorstellung vom Ganzen gegeben also Religion nahegebracht Der Erzieher sucht die Gefahrtin des Zoglings mit grossem Bedacht selbst aus Er lasst ihn sich eine Vorstellung von ihr machen und dieses gedachte Ideal wird nun der Vergleich fur jede wirkliche Frau Die Erziehung zum Burger Bearbeiten Emile ist nicht dazu geschaffen um immer einsam zu bleiben Als Glied einer Gemeinschaft muss er ihre Pflichten erfullen 13 Der Zogling bislang in der Einsamkeit zur Unabhangigkeit erzogen sollte zuletzt in der Lage sein den Gesellschaftsvertrag zu schliessen und in der Gemeinschaft zu bestehen In ihm selbst erwacht die Sehnsucht nach einer Gefahrtin woraufhin sein Erzieher ihn anhand einer fur ihn bestimmten Frau die Kostbarkeit und die Probleme von Bindung unter Menschen uberhaupt erfahren und bewaltigen lasst was als Vorbereitung fur die grosse Vertragsgemeinschaft die Gesellschaft welche der Zogling spater eingehen soll dient Dazu gehort Menschenkenntnis und es genugt nicht mehr nur die durch Lekture erworbene sondern sie muss erprobt und angewendet werden Daher wird der junge Mensch eine langere Reise durch Europa antreten binnen welcher er sich pruft seine Wunsche und Vorstellungen von der Zukunft konkretisiert Er vergleicht die Fremde mit dem Heimatland um dann eine freie Wahl treffen zu konnen Mit welchem Volk in welchem Land mochte er seine Existenz aufbauen und als Glied der Gemeinschaft den Gesellschaftsvertrag schliessen Die naturliche Religion Bearbeiten Die naturliche Religion nach Rousseau beruht auf Erfahrungen und Uberlegungen die allen zuganglich sind Emile soll keine Weltanschauung aufgedrangt werden damit er diejenige wahlen kann zu der ihn seine eigene Meinung fuhrt Rezeption und Publikationsgeschichte BearbeitenRousseaus gesellschaftskritische Schriften waren von Anfang an heftiger Kritik ausgesetzt Wie sein Contrat social wurde sein im Mai erschienener Emile Anfang Juni 1762 beschlagnahmt Die Sorbonne verurteilte das Buch Anfang Juni das Parlement von Paris verbot es wenige Tage danach und erliess einen Haftbefehl gegen Rousseau Stein des Anstosses war vor allem die im Emile im 4 Buch als Einschub enthaltene Profession de foi du vicaire savoyard Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars In diesem Text tragt Rousseau eine Philosophie von Erkenntnis und Moral vor in der das eigene Herz bzw Gewissen die Entscheidungen trifft Im folgenden Entwurf einer naturlichen Religion ubt der Autor scharfe Kritik an jeglicher Religion die sich auf eine Offenbarung grundet Dies stiess auf Widerstand bei franzosischen und Genfer Autoritaten darunter der Erzbischof von Paris Christophe de Beaumont und Vertreter des Calvinismus In Genf und Paris wurden Exemplare des Emile in Genf auch der Gesellschaftsvertrag verbrannt 14 15 Rousseau fluchtete aus Frankreich und fand Aufnahme bei seinem Freund Daniel Roguin in Yverdon wurde aber sehr rasch ausgewiesen 16 Im Juli gewahrte ihm der Gouverneur der damaligen preussischen Exklave Neuchatel Neuenburg Keith Asyl und etwas spater sogar das Burgerrecht Rousseau liess sich im abgelegenen neuenburgischen Dorf Motiers nieder und schrieb dort Ende 1762 eine erste Verteidigungsschrift einen offenen Brief an den Pariser Erzbischof Solange der Mensch keine Vergleiche angestellt und seine Bezuge zu anderen vollig ignoriert hat gibt es noch kein Gewissen Sobald die Menschen sich aber weiter entwickeln richten sie ihre Augen auf ihresgleichen Sie sehen dann ihre gegenseitigen Beziehungen und auch die der Dinge untereinander Dann greifen sie Auffassungen auf die Ubereinkommen Gerechtigkeit und Ordnung bedeuten sie entwickeln ein Gefuhl fur das moralisch Gute und das Gewissen wird nach und nach in ihnen lebendig Erst dann besitzen sie Tugenden und selbst wenn sie weiter Laster haben dann deshalb weil ihre Interessen sich kreuzen und weil ihr Ehrgeiz erwacht ist in dem Masse wie ihre Erkenntnisse sich verbreiten 17 nbsp Titelseite der ersten deutschen AusgabeRousseau beklagt in seinem Brief dass Beaumonts Polemik nur deshalb so wirksam sei weil dieser uber grosse Machtmittel verfuge die beiden daher nicht auf gleicher Augenhohe verhandelten Waren Sie ein Privatmann wie ich dann konnte ich Sie vor einen gerechten Richterstuhl laden Wir wurden uns beide dort einstellen ich mit meinem Buch und Sie mit ihrem Hirtenbrief und Sie wurden sicherlich fur schuldig erklart und verurteilt werden Aber Sie nehmen eine Stellung ein in der man nicht gerecht zu sein braucht 18 Der Den Haager Verleger Neaulme befurchtete wegen der Brisanz des unter seinem Verlegernamen herausgegebenen Werkes Schwierigkeiten Er beauftragte den Berliner reformierten Theologen Formey der einen Anti Emile 1762 verfasst hatte damit Rousseaus Werk von allem zu reinigen was Grund zum Argernis geben konnte Dieser verfasste seinen Emile chretien 1764 in dem wesentliche Teile des Originals weggelassen oder umgeschrieben wurden Rousseau reagierte darauf emport 19 27 Jahre spater wurde Rousseau zu einer mythischen Figur der Franzosischen Revolution und seine Rezeption anderte sich schlagartig Bei einem der dringlichsten Anliegen der neuen Regierung der Reform des Bildungswesens und der Schaffung eines Systems offentlicher Schulen zitierte man eifrig aus seinem Emile A 8 und berief sich allerorten auf ihn A 9 Wie die Bibliografie 20 zeigt sind zwischen der ersten Veroffentlichung des Werkes 1762 bei Jean Neaulme in Den Haag 21 bis zum Ende des 18 Jahrhunderts 59 unterschiedliche Editionen in Franzosisch und 21 Veroffentlichungen in einer Fremdsprache erfolgt Wenn man jedoch die unterschiedlichen Druckauflagen und Auslieferungen hinzunimmt erhoht sich die Zahl allein in franzosischer Sprache auf 73 22 Nach Rousseaus Tod bildeten seine Freunde die Societe typographique de Geneve um eine endgultige Herausgabe seiner vollstandigen Werke zu ermoglichen die nach dem Willen Rousseaus auch seine handschriftlichen Anmerkungen enthielt Der Edition dieser Gesellschaft folgten zwischen 1780 und 1782 zehn weitere Editionen darunter drei allein des Emile Einen markanten Einschnitt innerhalb der Publikationsgeschichte bildet die Franzosische Revolution Danach nahm nicht nur in Frankreich sondern in ganz Europa in allen Bevolkerungsschichten davon zeugen die unterschiedlichen Ausstattungsqualitaten der erschienenen Bucher das Interesse am Emile zu Einzige Ausnahme von diesem Trend bildet England das sich schon vor der Revolution von Rousseau abgewandt hatte A 10 Rousseaus Thesen leiteten eine Revolution in der Padagogik ein und beeinflussten alle beruhmten Erzieher des 19 Jhs wie Pestalozzi Herbart und Frobel 23 Heute gilt Rousseau als Vordenker im Detail unterschiedlicher Reformbewegungen wie der Reformpadagogik der Erlebnispadagogik der Anschauungspadagogik sowie der Antiautoritaren Erziehung Literatur BearbeitenJean Jacques Rousseau Emil oder uber die Erziehung Ferdinand Schoningh Paderborn 1971 ISBN 3 506 78062 X zahllose Ausgaben davor und danach Jean Jacques Rousseau Uber die Erziehung Ausgewahlt und eingeleitet von Rosemarie Wothge Verlag Volk u Wissen Berlin 1958 Einleitung von R W S 9 30 insbesondere zum Emile aus diesem Auszuge S 89 206 Hartmut von Hentig Rousseau oder Die wohlgeordnete Freiheit Beck sche Reihe 1596 C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51103 1 Alfred Schafer Jean Jacques Rousseau Ein padagogisches Portrat Uni Taschenbucher 2287 Padagogik Beltz Weinheim u a 2002 ISBN 3 407 25263 3 Stefan Zweig Einleitung zu einer zusammengefassten Ausgabe von Jean Jacques Rousseau s Emil oder Uber die Erziehung In Stefan Zweig Begegnungen mit Buchern Aufsatze und Einleitungen aus den Jahren 1902 1939 Fischer Taschenbucher 2292 Herausgegeben und mit einer Nachbemerkung versehen von Knut Beck Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 596 22292 3 Kapitel 24 E Text Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Emile ou De l education Quellen und Volltexte franzosisch Jean Jacques Rousseau Emile Ou De L Education Band 1 5 Paris 1824 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fgoobiweb bbf dipf de 2Fviewer 2Ftoc 2F512666733 2F1 2FLOG 0000 2F GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Digitalisat der deutschen Ubersetzung von C F Cramer mit Anmerkungen von J H Campe Braunschweig 1789 1791 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil Vollstandige Onlineausgabe Ubersetzung nach Hermann DenhardtAnmerkungen Bearbeiten Es folgten Ubersetzungen von Hermann Denhardt bei Ph Reclam Leipzig o J Carl Friedrich Cramer bei Rellstab Berlin 1785 1787 und J H Campe Braunschweig 1789 1791 sowie von Martin Rang und Eleonore Sckommodau bei Reclam Stuttgart 1963 u 1998 Seneca De ira Buch II Kap XIII Wir leiden an heilbaren Krankheiten und die Natur hilft uns die wir zum rechten Dasein geschaffen sind wenn wir uns nur bessern lassen wollen Emile tritt im dritten Buch nach gelegentlichen vorherigen Erwahnungen zum ersten Mal personlich in einem Dialog mit seinem Erzieher Jean Jacques auf Sophie ihre Eltern und ihre Erziehung werden im 5 Buch beschrieben Eine Emile Sophie Romanhandlung entwickelt sich erst im 5 Buch Satire II 6 1 https gottwein de Lat hor horsat206 php bzw carmina II 10 https gottwein de Lat hor horc210 php Am Ende des ersten Buches Es lebt und hat selbst kein Bewusstsein seines Lebens Ovid Tristia I 3 Die Vereinbarung zwischen dem Schuler und seinem Mentor erinnert an Rousseaus Contrat social Weitere Parallele s Anm 6 zu Rousseaus Contrat social Auf den ersten Blick erscheint es aber paradox hierfur den Emile in Betracht zu ziehen da dieser vielmehr eine Einzelerziehung fernab der Gesellschaft dargestellt hatte Denn Rousseau hatte es als unmoglich angesehen einen Menschen und einen Burger gleichzeitig zu erziehen man musse zwischen beiden alternativen Erziehungszielen wahlen Dies kann auf dem Hintergrund der Uberzeugung verstanden werden dass fur Rousseau zwischen dem moralischen Wesen des Individuums und dem offentlichen Bereich der Politik eine untrennbare organische Verbindung besteht Wenn Rousseau seinen Zogling von der Gesellschaft fernhalt dann also weil diese nicht zu erneuern sei Fur die franzosischen Revolutionare hingegen bedurfte die neue Gesellschaft allerdings eines neuen Menschen Und so haben die seinerzeitigen Bildungsreformer und Padagogen die Ideen und Vorstellungen des Emile aufgegriffen obwohl diese sich auf eine vollig andere Situation bezogen hatten Jean Bloch Emile et le debat revolutionnaire sur l education publique In Robert Thiery Hrsg Rousseau l Emile et la Revolution Actes du colloque international de Montmorency Universitas Paris Ville de Montmorency 1992 ISBN 2 7400 0002 2 S 339 Die rousseauistische Bildungstheorie stand hierbei in einem Wettstreit mit dem liberalen Projekt von Condorcet Eine genaue Lekture der betreffenden Schriften zeigt indes dass sich die unterschiedlichsten Lehrmeinungen auf den Emile beriefen wobei es mitnichten als gesichert gelten darf dass die betreffenden Autoren die Ideen Rousseaus die der traditionellen Padagogik gegenuber oft provozierend klingen mussten in ihrer authentischen padagogischen Bedeutung ubernommen oder uberhaupt vollig erfasst hatten Peter Jimack La theorie d une education republicaine de Philippe Serane imitation ou refutation d Emile In Robert Thiery Hrsg Rousseau l Emile et la Revolution Actes du colloque international de Montmorency Universitas Paris Ville de Montmorency 1992 ISBN 2 7400 0002 2 S 363ff Ein wesentlicher Grund dafur ist sein heftiges Zerwurfnis mit Hume wahrend seines kurzen England Aufenthalts Noch heute finden Bucher dazu in England grossen Zuspruch z B der Tatsachenroman Rousseaus Hund Zwei Philosophen ein Streit und das Ende aller Vernunft von David Edmonds John Eidinow Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 2008 Ubers Sonja Finck ISBN 3 421 04251 9Einzelnachweise Bearbeiten Doppelausgabe von Nicolas Bonaventure Duchesne und Jean Neaulme in Den Haag Amsterdam Fur beide Ausgaben und die Nachdrucke wurde als Erscheinungsort Den Haag und als Verleger Neaulme angegeben Martin Rang Einleitung zu Jean Jacques Rousseau Emile oder Uber die Erziehung Reclam Stuttgart S 97 zitiert wie auch im Folgenden nach Jean Jacques Rousseau Emile oder Uber die Erziehung Reclam Stuttgart 1963 Text im Internet http www textlog de 2350 html Hartmut von Hentig fasst Rousseaus Erziehungslehre in sieben padagogischen Prinzipien zusammen Emil S 76 Emil S 72 Erwin J Haeberle Die Sexualitat des Menschen Handbuch und Atlas Dt Ubers unter Mitw von Ilse Drews de Gruyter Berlin 1983 ISBN 3 11 008753 7 2 erw Aufl de Gruyter Berlin 1985 ISBN 3 11 010694 9 ISBN 3 11 010693 0 Online Ausgabe Emil S 70 Emil S 71 Emile oder von der Erziehung In der deutschen Erstubertragung von Siegfried Schmitz Dusseldorf 1997 Artemis und Winkler Verlag S 124 Emil S 38 Emile S 172 Emil S 352 E Montin Introduction to J Rousseau s Emile or Treatise on education by Jean Jacques Rousseau D Appleton amp Co 1908 p 316 Henning Ritter Hrsg Jean Jacques Rousseau Schriften 1 Hanser Munchen 1987 Christiane Landgrebe Zuruck zur Natur Das wilde Leben des Jean Jacques Rousseau Beltz 2012 S 352 La conscience est donc nulle dans lʼhomme qui nʼa rien compare et qui nʼa point vu ses rapports Quand par un developpement dont jʼai montre le progres les hommes commencent a jetter les yeux sur leurs semblables ils commencent aussi a voir leurs rapports et les rapports des choses a prendre des idees de convenance de justice et dʼordre le beau moral commence a leur devenir sensible et la conscience agit Alors ils ont des vertus et sʼils ont aussi des vices cʼest parce que leurs interets se croisent et que leur ambition sʼeveille a mesure que leurs lumieres sʼetendent Nach der Ausgabe online PDF 399 kB S 9 eigene Ubers Gedruckte ungenugende Ubers Neuer Frankfurter Verlag 1912 Reprints 1978 u o in den Schriften 1 Hg Henning Ritter Verlage Hanser Ullstein Fischer TB ISBN 3 596 26567 3 S 497 589 J J R Œuvres completes Bibliotheque de la Pleiade Paris 1959 1995 Bd 4 S 1007 Martin Rang Anmerkungen zu Jean Jacques Rousseau Emile oder Uber die Erziehung Reclam Stuttgart o J Nr 8 S 958 The diffusion of Emile in the eighteenth century In Jean Terrasse Hrsg Rousseau et l education Sherbrook 1984 S 116 125 Bibliography of the writings of Jean Jacques Rousseau to 1800 Oxford Voltaire Foundation 1989 Martin Rang Einleitung zu Jean Jacques Rousseau Emile oder Uber die Erziehung Reclam Stuttgart S 97 Jo Ann E McEachern La Revolution francaise et les editions de l Emile en France et a l etranger In Robert Thiery Hrsg Rousseau l Emile et la Revolution Actes du colloque international de Montmorency Universitas Paris Ville de Montmorency 1992 ISBN 2 7400 0002 2 S 301 Kindlers Literaturlexikon im dtv Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1974 Bd 8 S 3077 Werke von Jean Jacques Rousseau Abhandlungen Abhandlung uber die Wissenschaften und die Kunste Abhandlung uber Ursprunge und Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen Abhandlung uber die Politische Okonomie Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes Brief an d Alembert uber das Schauspiel Oper Le devin du village Roman Julie oder Die neue Heloise Emile oder Uber die Erziehung Autobiographie Die Bekenntnisse Rousseau richtet uber Jean Jacques Traumereien eines einsamen Spaziergangers Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emile oder Uber die Erziehung amp oldid 238924202