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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Tristia Begriffsklarung aufgefuhrt Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Tristia dt Trauriges oder Klagelieder sind in funf Buchern uberlieferte poetische Briefe in elegischer Form die der Dichter Ovid aus seinem Verbannungsort Tomis am Schwarzen Meer ungefahr in den Jahren 8 bis 12 n Chr an verschiedene Adressaten richtete Sie werden fortgesetzt in vier Buchern Epistulae ex Ponto Briefe vom Schwarzen Meer die er in den Jahren 12 bis 17 verfasste Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Grund der Verbannung 3 Bedeutung 4 Anmerkungen 5 Ausgaben 6 Literatur 7 WeblinksInhalt BearbeitenDie Tristia erzahlen die Geschichte eines ans Ende der Welt verbannten Dichters seiner Reise dorthin der Gefahren der See mit ihren Sturmen und des Aufenthaltes am Schwarzen Meer bei den barbarischen Geten sowie vom Leben in der fernen Stadt Tomis das dauernd bedroht ist von wilden Horden jenseits der Donau in einem Land das vom hartesten Frost verbrannt ist 1 Diese und weitere Einzelheiten der Reise ins und des Aufenthalts im Exil sind zum Teil ubliche literarische Topoi kaum ein Epos ohne Seesturm und Schiffskatastrophe kaum eine Erwahnung der fernen Skythen Sarmaten oder Geten ohne Verweis auf ihr unwirtliches Land Diese Topoi erfahren ihre poetische Ausgestaltung durch den Dichter Man wird nicht ernsthaft annehmen dass Ovid mit zitternder Hand 2 wahrend des Seesturms wahrend Wellen hoch wie Berge 3 das Schiff das ihn nach Tomis bringen sollte fast untergehen liessen Gedichte schrieb Andere Motive die in den Briefen des Verbannten wiederkehren sind wohl eher Ausdruck von Ovids eigenem Erleben und damit unmittelbare Erfahrung seines Exils Dazu gehoren jene Gedichte die der in Ungnade Gefallene an seine Frau und die wenigen noch verbliebenen Freunde kaum noch zwei oder drei 4 gerichtet hat Dazu zahlen aber auch die Bittbriefe an Kaiser Augustus den er als den sanftmutigsten Herrscher mitissime Caesar anspricht in der Hoffnung dieser werde ihn begnadigen oder ihm wenigstens einen der Stadt Rom naher gelegenen Verbannungsort zugestehen Ein weiteres Motiv das die Tristia durchzieht ist dem griechischen Mythos entlehnt Die Rolle des Kaisers und das Schicksal des Dichters werden wiederholt durch Beispiele aus der Welt der Gotter und Helden gespiegelt Hier lenkt der Kaiser wie Jupiter 5 die Geschicke der Welt und der Menschen Der Dichter leidet fern der Heimat 6 wie ein zweiter Odysseus Der Ort des Exils die Schwarzmeerkuste gibt Ovid Anlass von der aus Kolchis stammenden Medea und Iason zu sprechen Grund der Verbannung BearbeitenDas Werk selbst ist auch die Quelle schlechthin fur die Frage weshalb Ovid ans Schwarze Meer verbannt worden ist Der Dichter selbst verrat wenig er nennt als Grunde nur lakonisch carmen et error 7 Eine Dichtung die Ars amatoria namlich geschrieben trotz der strengen Sittengesetzgebung des Augustus sei ihm zum Verhangnis geworden und ein auch im Weiteren ungenanntes Vergehen irrtumlich geschehen und ganz ohne Absicht aber zum Arger des Kaisers Das 2 Buch der Tristien ein einziges Grossgedicht in 578 Versen ist aufgebaut wie eine Verteidigungsrede vor Gericht Der Dichter gibt darin seine Schuld zu verteidigt sich ausfuhrlich gegen die Vorwurfe hinsichtlich seiner Dichtung lasst aber das dem error geschuldete Vergehen vollig beiseite An einer anderen Stelle weist der Dichter darauf hin dass sein Verbrechen keine Bluttat ist 8 Zur Rezeptionsgeschichte der Tristia gehoren auch die Spekulationen uber die Grunde fur die Verbannung ernstzunehmende und eher kuriose Heute ist es Stand der Forschung dass diese Frage nach der derzeitigen Lage der Quellen ungelost bleiben muss Bedeutung BearbeitenDie Tristia stehen am Beginn einer Tradition von Werken der Weltliteratur die aus der Erfahrung des Exils erst moglich geworden sind Und dabei unterscheidet sich Ovids Exilsituation zweifellos von der anderer besonders jener Autoren die im Zuge der Verbrechen des letzten Jahrhunderts ihre Heimat verlassen mussten Ovid war genau genommen nur relegiert d h er behielt sein Vermogen und seine Bucher die Liebeskunst freilich nicht waren weiterhin geduldet in Rom ja auch die in Tomi entstandenen Gedichte wurden gelesen Tu tamen i pro me et aspice Romam schickte er das neue Buch auf den Weg das stellvertretend fur ihn in die Heimat zuruckkehren sollte da es ihm selbst nicht erlaubt war Ob Relegation oder Exil viele der Erfahrungen und Beobachtungen Ovids das Leben in der Fremde betreffend mussten auch den Exilautoren des letzten Jahrhunderts aufgefallen sein Das Ich in den Tristia etwa und der in Paris lebende Komponist Trautwein in Lion Feuchtwangers Roman Exil nur um ein Beispiel von vielen zu nennen leiden an derselben Sehnsucht nach Heimat Die Exilliteratur des 20 Jahrhunderts hat der Tristia erst so richtig den Boden bereitet Zuvor brachten Philologen und Leser fur den klagenden so unmannlich wirkenden Ovid kaum Verstandnis auf Anders Ossip Mandelstam Er berief sich mit seiner gleichnamigen Gedichtsammlung auf den romischen Dichter und infolge der Exilerfahrung so manch anderer erfuhr das Werk schliesslich nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue positive Bewertung Dabei hatte Ovid selbst massgeblich zu der Ansicht beigetragen sein Spatwerk reiche in sprachlicher Hinsicht an die in Rom entstandenen Bucher nicht heran Manchen Philologen freilich ist anzulasten Bescheidenheitsformeln wie die folgende in ihrer Bedeutung nicht erkannt zu haben ipse mihi videor iam DEDIDIKIsse Latine nam DIDIKI GetiKE SarmatiKEQUE loQUI Mir kommt vor ich hab das Lateinische schon verlernt und dafur getisch und sarmatisch zu sprechen gelernt Solche Aussagen gehoren naturlich ins Reich des Topos wenn Ovid behauptet er beherrsche seine Muttersprache nicht mehr aber gleichzeitig auf glanzende Weise die rauen Kehllaute der neuen Sprachen in der alten erklingen lasst Oder mit Niklas Holzberg dem Philologen So hort sich s also an wenn man mit seinem Latein am Ende ist Anmerkungen Bearbeiten 3 4b 4 adstricto terra perusta gelu ein Land von hartestem Frost verbrannt 1 11 17 f trementi carmina ducebam qualiacumque manu mit zitternder Hand irgendwelche Gedichte ausfuhrte 1 2 19 quanti montes aquarum was fur Wasserberge 1 5 33 vix duo tresve mihi de tot superestis amici von so vielen seid ihr kaum noch zwei oder drei meine Freunde geblieben Vgl 3 1 78 Caesar ades voto maxime dive meo Kaiser grosster und gottlicher hore mein Flehen Vgl 1 5 66 a patria fugi victus et exul fern der Heimat bin ich unterwegs besiegt und verbannt 2 207 perdiderint cum me duo crimina carmen et error da mich zwei Vergehen ein Gedicht und eine Verirrung vernichteten 3 5 44 cum poenae non sit causa cruenta meae da keine Bluttat die Ursache ist fur meine Strafe Ausgaben BearbeitenJohn B Hall Hrsg P Ovidi Nasonis Tristia Stuttgart Leipzig Teubner 1995 ISBN 3 8154 1567 5 S G Owen Hrsg P Ovidi Nasonis Tristium libri quinque Ibis Ex ponto libri quattuor Halieutica Fragmenta Oxford Clarendon 1915 Nachdrucke 1951 und 1963 P Ovidius Naso Tristia hrsg ubers und erkl von Georg Luck 2 Bd Heidelberg Winter 1967 1977 Publius Ovidius Naso Tristia hrsg ubers und erkl von Volker Ebersbach Leipzig 1984 P Ovidius Naso Briefe aus der Verbannung Lateinisch und deutsch ubertragen von Wilhelm Willige Munchen Artemis 1990 ISBN 3 7608 1659 2 Literatur BearbeitenMartin Amann Komik in den Tristien Ovids Basel 2006 Gerlinde Bretzigheimer Exul ludens Zur Rolle von relegans und relegatus in Ovids Tristien In Gymnasium 98 1991 S 39 76 Ernst Doblhofer Exil und Emigration Zum Erlebnis der Heimatferne in der romischen Literatur Darmstadt 1987 Wilfried Stroh Trostende Musen Zur literarhistorischen Stellung und Bedeutung von Ovids Exilgedichten in ANRW II 31 4 1981 S 2638 2684 Weblinks BearbeitenDes P Ovidius Naso Klaggesange in funf Buchern Ubers von Nicolaus Gottfried Eichhoff Johann Christian Herrmann Frankfurt am Main 1803 Digitalisat der BSB englische UbersetzungOvid Metamorphosen Amores Ars amatoria Remedia amoris Heroides Fasti Tristia Epistulae ex Ponto Ibis De medicamine faciei MedeaAutorschaft unsicherBriefpaare Her 16 21 en Normdaten Werk GND 4131295 8 lobid OGND AKS LCCN no2001065826 VIAF 3003152140028911100007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tristia amp oldid 238334528