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Der Europaische Landblutegel Xerobdella lecomtei ist ein Egel aus der Familie Xerobdellidae Er ernahrt sich anders als der Medizinische Blutegel aus der Familie Hirudinidae nicht durch Blutsaugen Europaischer LandblutegelJungtier eines Europaischen Landblutegels Xerobdella lecomtei SystematikStamm Ringelwurmer Annelida Klasse Gurtelwurmer Clitellata Unterklasse Egel Hirudinea Familie XerobdellidaeGattung XerobdellaArt Europaischer LandblutegelWissenschaftlicher NameXerobdella lecomteiFrauenfeld 1867Der Egel wurde 1867 in Osterreich in der Nahe von Leoben von Theophile Le Comte einem Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark entdeckt und von Georg Ritter von Frauenfeld 1807 1873 einem bekannten Naturforscher der das Naturhistorische Museum in Wien mitbegrundete erstmals beschrieben 1 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Ernahrung 3 Vorkommen 4 Systematische Stellung 5 Klimawandel und Populationsentwicklung 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDer Europaische Landblutegel wird etwa 4 cm lang und besitzt drei Kiefer Zwei Tentakel im Bereich der Mundoffnung konnen in die Mundhohle zuruckgeschlagen werden und sind meist nicht sichtbar Sie tragen jedoch chemische Sinnesorgane die beim Aufspuren von Beutetieren eine wichtige Rolle spielen Der Europaische Landblutegel ist ahnlich wie andere Gurtelwurmer an das Leben in feuchten Waldboden der gemassigten Klimazonen angepasst Als Vertreter der Egel Familie Xerobdellidae ist er kein naher Verwandter der tropischen Landblutegel aus der Familie der Haemadipsidae Von diesen unterscheidet er sich anatomisch durch die Lage der Nephridien und physiologisch durch die Nahrungsaufnahme die nicht wie bei den Landegeln aus den Tropen ausschliesslich parasitisch durch das Saugen von Blut anderer Tiere erfolgt Der deutschsprachige Trivialname Landblutegel ist daher irrefuhrend Ernahrung BearbeitenNach Regenfallen wurde der Europaische Landblutegel oft an oder in Gesellschaft von Amphibien beobachtet Das fuhrte im 19 Jahrhundert vielfach zu der Annahme dass er sich als Blutsauger z B am Alpensalamander ernahren konnte Ernahrungsversuche ergaben jedoch dass die in seinem Lebensraum vorkommenden Amphibien fur seinen Nahrungserwerb keine Rolle spielen Hingegen ernahrt er sich zum grossten Teil rauberisch von verschiedenen Wenigborstern hauptsachlich von Regenwurmern aber auch von Fliegenlarven und fallweise von kleinen Schnecken Kleinere Tiere werden im Regelfall zur Ganze verschlungen Trifft der Egel auf grossere Beutetiere kann er sie anfallen und mit Hilfe seiner Kiefer das Gewebe anschneiden und in mundgerechte Stucke zerteilen Fallweise werden Regenwurmer dann mit Hilfe der spezialisierten Verdauungsorgane ganz oder teilweise ausgesaugt 2 Vorkommen BearbeitenEine 1951 erschienene Publikation zur Okologie und Lebensweise des Europaischen Landblutegels spricht von einer weiten Verbreitung der Art in den osterreichischen Ostalpen weist aber auch darauf hin dass diese Tierart wegen ihrer verborgenen Lebensweise nur schwer aufzufinden ist 2 Funde der Art liegen auch aus Slowenien vor 3 In den 1960er Jahren wurden einige der Landblutegel in der feuchten Erde von Buchenwaldern im Bereich um Graz Osterreich gesammelt Danach wurde bis 2003 kein weiterer Fund fur den Europaischen Landblutegel publiziert Nach zweijahriger Suche in den Waldern von Graz berichteten der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera und Mitarbeiter 2007 vom Fund eines etwa 1 cm langen Jungtiers Dieser Einsame George der Anneliden benannt nach der letzten mannlichen Galapagos Schildkrote wurde im Labor kultiviert und in seinem Fressverhalten dokumentiert 4 Systematische Stellung BearbeitenNach dem Tod des Tieres wurde Erbmaterial DNA extrahiert und analysiert Die DNA Gensequenz des Xerobdella Individuum ist hinterlegt COI GenBank Nr EF125040 5 Molekulargenetische Studien ergaben dass der Europaische Landblutegel eine eigene evolutionare Abstammungslinie darstellt Die Gattung Xerobdella umfasst zwei weitere Arten die aus den italienischen Sudalpen bekannt sind Sie bildet mit der in Sudamerika Chile verbreiteten Gattung Mesobdella und der mittelamerikanischen Gattung Diestecostoma die Familie Xerobdellidae Aufgrund des Verbreitungsmuster der sehr ausbreitungsschwachen Arten wird uber eine Herkunft der Stammlinie auf dem Urkontinent Pangaa mit anschliessender Radiation spekuliert 6 Klimawandel und Populationsentwicklung BearbeitenDer Ruckgang der Grazer Landblutegel Population die in dieser Gegend weitgehend ausgestorben zu sein scheint ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zuruckzufuhren In der Region Graz stieg die durchschnittliche Sommertemperatur zwischen 1961 und 2004 um 3 C an Diese Erwarmung der Luft fuhrte zu einem Austrocknen der Boden wo die seltenen Landblutegel leben Es wurde die Schlussfolgerung gezogen dass die vom Menschen verursachte Erderwarmung die in Mitteleuropa bisher weitgehend ohne sichtbare Umweltzerstorung einhergegangen ist zum Aussterben von Populationen an Kalte angepasster wenig mobiler Arten fuhren kann 4 Diese vom Menschen verursachten subtilen Eingriffe in die Evolution verborgen lebender Organismen wurden bisher wenig beachtet In kuhleren hoher gelegenen Waldregionen um Graz konnten seit 2007 vereinzelt Exemplare von Xerobdella lecomtei gefunden werden Dennoch ist der Europaische Landblutegel so selten dass seit seiner Erstbeschreibung 1867 weniger als 100 Tiere gesammelt werden konnten Einzelnachweise Bearbeiten Georg von Frauenfeld Zoologische Miscellen XIV 1 Ein neuer Landegel aus Osterreich Vorgelegt in der Sitzung vom 6 November 1867 Verhandlungen der Kaiserlich Koniglichen Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien 18 Seiten 147 149 1868 Faksimile bei Biodiversity Heritage Library Erstbeschreibung a b Erich Reisinger Lebensweise und Verbreitung des Europaischen Landblutegels Xerobdella lecomtei Frauenfeld In Carinthia II 141 Jahrgang Klagenfurt 1951 S 110 124 zobodat at PDF Tone Novak 2005 Terrestrial Fauna from Cavities in Northern and Central Slovenia and a review of systematically ecologically investigated cavities Acta Carsologica 34 1 169 210 a b Ulrich Kutschera Ina Pfeiffer Ernst Ebermann The European land leech biology and DNA based taxonomy of a rare species that is threatened by climate warming Naturwissenschaften 94 Seiten 967 974 2007 https www ncbi nlm nih gov nuccore EF125040 Elizabeth Borda Alejandro Oceguera Figueroa Mark E Siddall 2008 On the classification evolution and biogeography of terrestrial haemadipsoid leeches Hirudinida Arhynchobdellida Hirudiniformes Molecular Phylogenetics and Evolution Volume 46 Issue 1 142 154 doi 10 1016 j ympev 2007 09 006Literatur BearbeitenGeorg von Frauenfeld Zoologische Miscellen XIV 1 Ein neuer Landegel aus Osterreich Vorgelegt in der Sitzung vom 6 November 1867 Verhandlungen der Kaiserlich Koniglichen Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien 18 Seiten 147 149 1868 Faksimile bei Biodiversity Heritage Library Erstbeschreibung 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