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Hirudinidae ist der Name einer Familie von Blutegeln in der Unterordnung der Kieferegel mit im Susswasser lebenden Arten die als Ektoparasiten an verschiedenen Wirbeltieren deren Blut saugen Seit der Revision der Familie durch Laurence R Richardson 1969 beschrankt sich die Familie auf Arten in Europa Asien und Afrika was auch fur eine mogliche neue Systematik nach Anna J Phillips und Mark E Siddall von 2009 gilt HirudinidaeMedizinische Blutegel Hirudo medicinalis an einem Weiher im nordostlichen NiedersachsenSystematikKlasse Gurtelwurmer Clitellata Unterklasse Egel Hirudinea Teilklasse Borstenlose Egel Euhirudinea Ordnung Russellose Egel Arhynchobdellida Unterordnung Kieferegel Hirudiniformes Familie HirudinidaeWissenschaftlicher NameHirudinidaeWhitman 1886Medizinischer Blutegel Hirudo medicinalis bei der Nahrungsaufnahme am MenschenVon Hirudo medicinalis verursachte Bisswunde an der man die Spuren der drei Kiefer im Schlund des Egels erkennen kann Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung Lebensraum und Beispielarten 3 Lebenszyklus 4 Ernahrung 5 Systematik 5 1 Gattungen 5 2 Traditionelle Unterfamilien 5 3 Neuordnung der Systematik 2009 nach Phillips und Siddall 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Egel der Familie Hirudinidae haben grosse zylindrische bis dorsoventral abgeflachte Korper von deren ausserlich nicht sichtbaren Segmenten 15 oder 16 jeweils 5 aussere Ringel zahlen Am Kopf sitzen 5 Paar unauffalliger Augen die in einem parabolischen Bogen angeordnet sind Der Speichermagen Kropf hat 5 bis 10 Paar Blindsacke von denen die beiden hintersten Blindsacke Postcaeca verlangert sind Der Mund nimmt den gesamten Innenraum des vorderen Saugnapfes ein Die Tiere haben einen kurzen muskulosen Schlund mit drei grossen kraftigen Kiefern von denen jeder mit einer Reihe monostichodont von mehr als 30 Zahnen besetzt ist Als Zwitter haben die Egel sowohl mannliche als auch weibliche Geschlechtsorgane Der stets wohl entwickelte Penis ist beim Medizinischen Blutegel ein etwa 2 cm langer gleichmassig dunner weisslicher Faden der bei eingelegten Exemplaren aus der mannlichen Geschlechtsoffnung hervorragt wahrend er bei Pferdeegeln gedrungener und distal verdickt sowie korkzieherartig gewunden ist Der paarige Spermienleiter bildet nach vorn innerhalb des 11 Segments zwei Schleifen wobei die Epididymis auf dem beginnenden vorherigen und dem mittleren rucklaufigen der Bulbus ejaculatorius auf dem endenden vorherigen Glied gebildet wird Die Vagina hat einen Blindsack und kann eine Vaginalrohre besitzen Die hiesige Beschreibung folgt Laurence R Richardson 1969 und beschrankt sich auf die Blut saugenden Hirudinidae Bei Einbeziehung der Gattungen Haemopis Pferdeegel und Whitmania sind Egel mit den unter Haemopidae beschriebenen Merkmalen zu berucksichtigen darunter auch Kiefer mit zwei Zahnreihen distichodont oder ohne Zahne sowie ein Darmkanal ohne Blindsacke Verbreitung Lebensraum und Beispielarten BearbeitenDie Egel der Familie Hirudinidae sind im Susswasser von Binnengewassern in Afrika Eurasien und Australasien verbreitet Wahrend der Medizinische Blutegel Hirudo medicinalis in Europa Nordafrika und Kleinasien verbreitet ist findet man den Mediterranen Medizinischen Blutegel Hirudo verbana unter anderem in der Turkei der sudlichen Schweiz und in Italien Lebenszyklus BearbeitenDie Zwitter begatten sich gegenseitig wobei sie sich ausserhalb des Wohngewassers mit Schleim des Clitellums aneinander heften und jeder Partner seinen Penis in die Vagina des anderen Partners einfuhrt Der Penis ist in Ruhe eingestulpt und wird durch Druck von Korperflussigkeit nach aussen gestulpt Um das Clitellum jedes Sexpartners herum wird ein Kokon abgeschieden in den etwa 10 Eier gelegt werden Der Kokon wird uber das Vorderende des Mutteregels abgestreift und in feuchte Erde neben einem Gewasser gelegt und aus den Eiern entwickeln sich kleine Egel die sich nach dem Schlupfen ins Wasser begeben Ernahrung BearbeitenDie Hirudinidae ernahren sich vom Blut verschiedenster Wirbeltiere Wahrend Saugetiere gute Gelegenheiten fur eine ausgiebige Blutmahlzeit bieten sind meist eher Amphibien und Susswasserfische verfugbar Gegenuber kleinen Fischen Amphibienlarven und auch kleineren ausgewachsenen Froschen oder Molchen verhalten sich die Blutegel wie Pradatoren da das Opfer ganz ausgesogen oder im Falle kleinerer Larven auch verschluckt wird Systematik BearbeitenDie Familie Hirudinidae wurde vom US amerikanischen Zoologen Charles Otis Whitman 1886 mit der Typusgattung Hirudo Linnaeus 1758 lateinisch hirudo Blutegel beschrieben Sie umfasste zunachst noch einen Grossteil der blutsaugenden Egelarten Seitdem ist der Umfang und damit die Beschreibung der Merkmale der Familie mehrfach revidiert worden darunter 1969 durch Laurence R Richardson und zuletzt 2009 durch Anna J Phillips und Mark E Siddall wobei nunmehr zur Familie sowohl blutsaugende als auch rauberische Arten gehoren Gattungen Bearbeiten Laut der jungsten Revision durch Anna J Phillips und Mark E Siddall 2009 umfasst die Familie Hirudinidae folgende Gattungen Hirudo Linnaeus 1758 Blutsauger Eurasien Hirudinaria Whitman 1886 Blutsauger Asien und Karibik Asiaticobdella Richardson 1969 Blutsauger Asien und Afrika Aliolimnatis Richardson 1972 Blutsauger Afrika Goddardobdella Richardson 1969 Blutsauger Australien Haemopis Savigny 1820 Pradatoren Eurasien Whitmania Blanchard 1897 Pradatoren Asien Traditionelle Unterfamilien Bearbeiten Nach der traditionellen Systematik laut Roy T Sawyer 1986 umfassen die Hirudinidae eine Familie in der Unterordnung der Hirudiniformes sechs Unterfamilien mit folgenden Gattungen Hirudininae Eurasien und Afrika Hirudo Limnatis Hirudinariinae Sudostasien Hirudinaria Poecilobdella Macrobdellinae Nordamerika und Sudamerika Macrobdella Limnobdella Oxyuptychus Philobdella Pintobdella Ornithobdellinae Australasien Ornithobdella Hirudobdella Richardsonianinae Australasien Richardsonianus Praobdellinae Afrika Sudostasien PraobdellaNeuordnung der Systematik 2009 nach Phillips und Siddall Bearbeiten Neuere molukulargenetische Untersuchungen 2009 von Anna J Phillips und Mark E Siddall an Egeln der Familien der blutsaugenden Hirudinidae der rauberischen Haemopidae der landlebenden blutsaugenden Haemadipsidae der landlebenden rauberischen Xerobdellidae und der mittelamerikanischen rauberischen Semiscolecidae deuten darauf hin dass es sich bei den traditionellen Hirudinidae und Haemopidae wie auch vielen ihrer Untertaxa um paraphyletische Gruppen handelt und sich die betroffenen Gattungen in folgende zwei grossere Monophyla einordnen lassen Phillips und Siddall stellen demzufolge zu einer neu umrissenen Familie Hirudinidae nur einen Teil der ursprunglich hierher gezahlten Gattungen dafur aber neu die Gattungen Haemopis Pferdeegel und Whitmania womit die Familie Haemopidae aufgelost wird Aliolimnatis Asiaticobdella Hirudinaria Goddardobdella Hirudo Whitmania HaemopisPhillips und Siddall schlugen deshalb zunachst vor mehrere andere Gattungen die zuvor entweder zu den Hirudinidae oder den Haemopidae gezahlt wurden nunmehr in einer neuen erweiterten Familie Semiscolecidae sensu lato zusammenzufassen Macrobdella Philobdella Oxyptychus Semiscolex Patagoniobdella Limnobdella LimnatisDabei bildet eine Klade aus den Hirudinidae s str neu den Xerobdellidae und den Haemadipsidae eine Schwestergruppe zu der neu aufgestellten Familie Semiscolecidae sensu lato Das Ergebnis der Arbeiten von Phillips Siddall und anderen 2010 ist allerdings neben die Familie Semiscolecidae s str also in ihrem bisherigen kleineren Umfang als nachstverwandte Gruppen die Familien Macrobdellidae mit den Gattungen Macrobdella Philobdella und Oxyptychus und Praobdellidae mit den Gattungen Praobdella Myxobdella Dinobdella Pintobdella Limnobdella Limnatis und der neuen Gattung Tyrannobdella zu stellen Literatur BearbeitenLaurence R Richardson 1969 A contribution to the systematics of the hirudinid leeches with description of new families genera and species Acta Zoologica Hungarica 15 1 2 S 97 149 hier Hirudinidae Whitman 1886 emended s str S 140 Roy T Sawyer Leech Biology and Behaviour Clarendon Press Oxford 1986 Hirudinidae Whitman 1886 S 682 690 Javier Oscoz David Galicia Rafael Miranda Identification Guide of Freshwater Macroinvertebrates of Spain Springer Science amp Business Media Dordrecht 2011 Hirudinidae S 56 Hasko Nesemann Eike Neubert Annelida Clitellata Branchiobdellida Acanthobdellea Hirudinea Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 1999 S 97 Heinrich Georg Bronn Dr H G Bronn s Klassen und Ordnungen des Thier Reichs wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild Band 2 C F Winter Amsterdam 1939 S 391 Peter John Mill Physiology of Annelids Academic Press London 1978 S 340 Urania Tierreich Band 2 Urania Verlag Leipzig Jena Berlin 1966 S 81 Familie Hirudinidae C Wesenberg Lund O Storch Biologie der Susswassertiere Wirbellose Tiere Verlag von Julius Springer Wien 1939 S 354 356 Anna J Phillips Mark E Siddall Poly paraphyly of Hirudinidae many lineages of medicinal leeches In BMC Evolutionary Biology Band 9 Oktober 2009 S 246 doi 10 1186 1471 2148 9 246 PMID 19811660 PMC 2768714 freier Volltext Weblinks BearbeitenHirudinidae in Lexikon der Biologie Online Ausgabe Kathy Silverstein Hirudo medicinalis Animal Diversity Web University of Michigan Museum of Zoology Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hirudinidae amp oldid 227256997