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Wojciech Romuald Boguslawski deutsch auch Adalbert Boguslawski 9 April 1757 in Glinno bei Posen 23 Juli 1829 in Warschau war ein polnischer Schauspieler Opernsanger Schriftsteller Ubersetzer und Theaterregisseur der polnischen Aufklarung sowie Grunder der Oper in Kalisz und verschiedener polnischer Theater Er wird auch Vater des polnischen Theaters genannt Wojciech Boguslawski vor 1829Er schrieb mehr als 80 Stucke hauptsachlich Komodien von Schriftstellern Westeuropas 1811 hat er mit seiner Ubersetzung von Hamlet dem polnischen Publikum erstmals Shakespeare vorgestellt Als Theaterregisseur verbesserte er die Situation des Schauspielberufs und machte Schauspieler von Entertainern zu als Kunstler anerkannten Fachleuten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Laufbahn 3 Bedeutung 4 Ehrungen 5 Werke Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Gedenkstein in Glinno dem Geburtsort von Wojciech BoguslawskiBoguslawski stammte aus dem niederen Adel Er war der Sohn von Leopold Andrzej Boguslawski 1723 1793 Regent von Posen und spater der Stadt Krakau und dessen Frau Anna Teresa Linowska 1734 vor 1770 Er besuchte ab 1769 ein Piaristen Kolleg in Warschau und studierte ab 1770 an der Krakauer Akademie und ab 1771 an den Nowodworski Schulen 1774 begab er sich zum Hof von Bischof Kajetan Soltyk wo er an Amateurtheaterauffuhrungen teilnahm 1775 trat er in die litauische Infanterie ein Drei Jahre spater verliess er das Militar als Kadett ohne befordert worden zu sein 2 1784 wurde er in der Freimaurer Loge Iziz Tempel aufgenommen war wahrend der preussischen Herrschaft Polens im Tempel der Weisheit und schliesslich wieder im Tempel der Izis Er blieb Freimaurer bis zur Auflosung der Logen im Konigreich Polen und erreichte den Status eines Meisters Klasse III 1823 oder 1824 verheiratete er sich mit Augusta Siegmund und lebte seitdem auf dem Gut Jasien in Lubochnia Mit Augusta hatte er drei Kinder Rozalia Stanislaw und Teodor 3 1827 trat er zum letzten Mal in der Komodie Koszyk wisni Kirschkorb auf 2 Zwei Jahre spater starb er 72 jahrig Seine Grabstatte befindet sich auf dem Powazki Friedhof in Warschau 4 Laufbahn BearbeitenWojciech Boguslawski begann seine Theaterkarriere 1778 als er sich der Truppe von Ludwik Montbrum anschloss Er gab sein professionelles Buhnendebut mit einer Adaption von Franciszek Bohomolecs Kantate Nedza uszczesliwiona Das in Gluck verwandelte Leid auch Gluck im Ungluck genannt zu einer Oper mit der Musik von Maciej Kamienski 1781 trat er in Lemberg mit der Theatertruppe von Agnieszka und Tomasz Truskolaski auf kehrte aber schon im Jahr darauf nach Warschau zuruck wo er am Nationaltheater engagiert wurde 1783 ubernahm er die Leitung des Theaters und fuhrte Tourneen in Stadte wie Dubno und Grodno durch Gleichzeitig grundete er mit Unterstutzung von Konig Stanislaus II August Poniatowski Stanislaw Antoni Poniatowski ein eigenes Theater in Posen das jedoch rasch wieder eingestellt wurde 1785 grundete er ein weiteres Theater in Vilnius Er inszenierte noch im gleichen Jahr Franciszek Zablockis Fircyk w zalotach Die Werbung des Dandy und 1786 die polnische Premiere von Pierre Beaumarchais revolutionarer Komodie Figaros Hochzeit Im Januar jeden Jahres gab er Vorfuhrungen in Dubno 1789 trat er mit seiner Truppe in Lemberg Februar und Grodno Sommer auf 3 1790 kehrte er auf Wunsch von Konig Stanislaw II August mit einer Truppe seines Theaters nach Warschau zuruck um wieder die Leitung des Nationaltheaters zu ubernehmen 2 Sein Ziel dieser zweiten Amtszeit als Direktor des Nationaltheaters war ein wirkliches Nationaltheater mit einer kunstlerischen sozialen und burgerlichen Mission aufzubauen Boguslawski betrachtete das Theater in erster Linie als Schule der Moral und als Plattform fur die Verbreitung nationaler Ideale Wahrend des turbulenten vierjahrigen Sejm waren staatliche Reformen Gegenstand zahlreicher Auffuhrungen im Nationaltheater Als Unterstutzer der Reformer deckte Boguslawskis Repertoire die Themen ab die er fur die Polen als die wichtigsten ansah In dieser Zeit schrieb er auch fur das Theater Nachdem er 1791 Julian Ursyn Niemcewicz Powrot posla Die Heimkehr des Landboten Polens erste politische Komodie inszeniert hatte schrieb und inszenierte er deren Fortsetzung mit dem Titel Dowod wdziecznosci narodu Dankesbeweis der Nation und inszenierte Jozef Wybickis Szlachcic Mieszczaninem Der edle Bourgeois Er schrieb und inszenierte 1792 auch Henryk Szosty na lowach Heinrich VI auf der Jagd 5 sowie 1794 sein beruhmtestes Werk Cud mniemany Czyli krakowiacy i gorale Das vermutete Wunder oder Die Krakowiter und die Bergbewohner Polens erste von Jan Stefani vertonte Oper die allgemein als Aufruf zum Widerstand gegen die von den Nachbarstaaten betriebene Dritte Teilung Polens angesehen wurde 3 Das Stuck wurde am Vorabend des Kosciuszko Aufstands uraufgefuhrt und nach nur drei Vorstellungen von der Zensur verboten Die Offentlichkeit verstand jedoch sofort die darin enthaltenen politischen Anspielungen und bald sangen alle in Warschaus Strassen Passagen aus der Oper Boguslawski sollte wegen dieser Inszenierung verhaftet werden entkam dem jedoch dank einer Intervention des Marschalls der Krone Fryderyk Jozef Moszynski wie vermutet wird 2 Nach der Niederschlagung des Aufstands begab sich Boguslawski nach Lemberg und nahm einen grossen Teil der Kostume und Requisiten sowie die Bibliothek des Theaters mit In Lemberg grundete und betrieb er wieder ein polnisches Theater das bis 1799 bestand Nach Verhandlungen mit der Zensurbehorde inszenierte er 1796 Die Krakowiter und die Bergbewohner erneut und fuhrte 1797 erstmals in Polen Shakespeares Hamlet auf In Lemberg produzierte er auch sein eigenes Melodrama Iskahar Krol Guaxary Iskahar Konig von Guaxara 1799 kehrte Boguslawski nach Warschau zuruck und wurde zum dritten Mal bis 1814 Direktor des Nationaltheaters Wahrend dieser Zeit grundete er 1801 das Theater in Kalisz und trat auch in einer Reihe anderer polnischer Stadte auf darunter in Posen Lowicz Krakau und Danzig Er blieb bei einem grossen Teil des Publikums sehr beliebt Kritiker hingegen beschuldigten ihn zunehmend einen vulgaren Geschmack zum Ausdruck zu bringen 1811 organisierte er Polens erste Schauspielschule Er schrieb 1812 ein Lehrbuch mit dem Titel Dramaturgia czyli nauka sztuki szenicznej dla Szkoly Teatralnej Lehre der Dramaturgie d h der darstellenden Kunste 1814 ubergab er seinem Schwiegersohn Ludwik Osinski die Leitung des Nationaltheaters blieb aber mit diesem verbunden Zunachst trat er dort mit seiner eigenen Truppe auf spater aber auch noch auf anderen Buhnen unter anderem in Vilnius Gegen Ende seines Lebens schrieb und veroffentlichte er Dzieie Teatru Narodowego Geschichte des Nationaltheaters 6 stellte seine Dziela Dramatyczne Dramatische Werke zusammen und druckte sie Bedeutung BearbeitenBoguslawski fuhrte klassische Tragodien auf der polnischen Buhne ein u a von Shakespeare dessen Werke er auf der Grundlage von Ubersetzungen verschiedener Adaptionen auffuhrte Boguslawski schrieb auch mehrere eigene Stucke und ubersetzte adaptierte modifizierte und passte viele franzosische deutsche englische und italienische Werke an die polnische Wirklichkeit an Insgesamt verfasste er mehr als achtzig Tragodien Komodien Dramen und Opernlibretti Boguslawski war zunachst ein Befurworter der klassischen franzosischen Prinzipien konzentrierte sich jedoch spater auf die Moralisierung deutscher Dramen die fur ihn naher an der Lebenswirklichkeit waren Er inszenierte Werke von Jean Racine Moliere Voltaire Pierre Beaumarchais Denis Diderot Friedrich Schiller und Gotthold Ephraim Lessing Er beschrankte sich aber nicht nur auf ein Repertoire der Hochkultur sondern inszenierte auch Melodramen und Varietes die viele Zuschauer anzogen sowie Opern und Ballette Boguslawski errichtete uberall wo er war sofort eine polnische Buhne die auch nach seinem Weggang weiterhin als unabhangige Institutionen fungierten 2 Schauspieler die aus seiner Schule hervorgingen grundeten ebenfalls neue Theater darunter Kazimierz Owsinski Alojzy Zolkowski Agnieszka und Tomasz Truskolaski Franciszka Pierozynska Bonawentura Kudlicz Jozefa Ledochowska Ludwik Dmuszewski und viele andere Als Schauspieler spielte er zunachst Liebhaber hatte jedoch spater wahrend seiner zweiten Amtszeit als Direktor des Nationaltheaters seine grossten schauspielerischen Erfolge als er 1793 Old Dominic in Taczka Occiarza seine eigene Adaption von Louis Sebastien Merciers Werk La Brouette de Vinagrier Ferdinand Kokiel in Heinrich VI auf der Jagd und Bardos in Die Krakowiter und die Bergbewohner spielte Obwohl diese Rollen gewohnliche Personen waren war Boguslawski darin genauso uberzeugend wie bei alteren Charakteren Herrschern oder Tyrannen wie als Konig Lear in Shakespeares Tragodie als Konig Axur in Axur einem von Antonio Salieri 1793 vertonten Drama oder als Old Horace in Pierre Corneilles Horace Als Regisseur arbeitete Boguslawski erfolgreich mit Designern und Musikern zusammen wie mit den Malern Antoni Smuglewicz Jan Bogumil Plersch Innocento Maraino und Antonio Scottio oder mit Musikern wie Joseph Elsner und Karol Kurpinski Boguslawskis interessanteste Auffuhrungen waren diejenigen in denen er mehrere Aufgaben ubernahm als ihr Autor und Regisseur und oft auch als Schauspieler in der Hauptrolle 2 Boguslawski gilt als eigentlicher Begrunder des polnischen Nationaltheaters und wird oft Vater des polnischen Theaters genannt Ehrungen BearbeitenSeit 1936 tragt das Theater Kalisz Boguslawskis Namen 1947 5 Zloty 1965 40 Groszy 2001 1 Zloty 2015 2 15 Zloty 7 sowie 1978 50 Groszy 8 wurde er auf Briefmarken der polnischen Post abgebildet In mehreren polnischen Stadten sind Strassen u a in Bialystok Breslau Bytom Czestochowa Danzig Kattowitz Kielce Krakau Lodz Lublin Rybnik und Warschau ul Boguslawskiego Wojciecha sowie Platze u a in Kalisz Posen und Wieruszow plac Boguslawskiego Wojciecha oder Gebaude wie der Boguslawski Palast in Warschau nach Boguslawski benannt Wojciech Boguslawski ist die Hauptfigur im Roman Az iksek Magveto Kiado Budapest 1981 und der Komodie Az imposztor Magveto Kiado Budapest 1987 des ungarischen Schriftstellers und Dramatikers Spiro GyorgyWerke Auswahl BearbeitenNedza uszczesliwiona Das in Gluck verwandelte Leid auch Gluck im Ungluck genannt Oper in 2 Akten von Maciej Kamienski polnisch Urauffuhrung UA Warschau 1778 Taczka przedajacego ocet i musztarde czyli cnota w grubej lachmanie La Brouette de Vinagrier Der Schubkarren des Essighandlers oder Tugend in Lumpen Komodie von Louis Sebastien Mercier in 3 Akten aus dem Franzosischen ubersetzt und adaptiert UA 23 Oktober 1790 Dowod wdziecznosci narodu Dankesbeweis der Nation Komodie in 2 Akten von Wojciech Boguslawski fur die gluckliche Feier des Throns des Allerheiligsten Herrn und als Erganzung zur Komodie Ruckkehr des Mitglieds polnisch UA Warschau 15 September 1791 Henryk Szosty na lowach Heinrich VI auf der Jagd Komodie in 3 Akten von Wojciech Boguslawski polnisch UA Warschau 8 September 1792 Axur krol Ormus Axur re d Ormus Axur Konig von Ormus Heldenoper in 5 Akten von Antonio Salieri Libretto Pierre de Beaumarchais aus dem Franzosischen ins Italienische und dann ins Polnische ubersetzt UA Warschau 24 September 1793 Cud mniemany czyli Krakowiacy i gorale Das vermutete Wunder oder Die Krakowiter und die Bergbewohner Oper in 4 oder in 2 oder 3 Akten von Jan Stefani Libretto Wojciech Boguslawski polnisch UA wahrscheinlich Warschau 1 Marz 1794 Hamlet krolewicz dunski The Tragedy of Hamlet Prince of Denmark Hamlet danischer Prinz Tragodie in 5 Akten von William Shakespeare aus dem Englischen ins Deutsche ubersetzt von Christoph Martin Wieland Johann Joachim Schroder und von Friedrich Ludwig Schroder verbessert aus dem Deutschen ubersetzt UA Lemberg 1797 Iskahar krol Guaxary Iskahar Konig von Guaxara Melodrama in 3 Akten von Joseph Elsner polnisch UA Lemberg 1797 Literatur BearbeitenLeon Galle Wojciech Boguslawski i repertuar Teatru Polskiego w pierwszym okresie jego dzialalnosci do roku 1794 Wydawnictwo M Arcta Warschau 1925 Stanislaw Peplowski Schnur Boguslawski we Lwowie Ustep z dziejow sceny polskiej 1795 1799 Jakubowski amp Zadurowicz Lemberg 1895 Stanislaw Peplowski Schnur Teatr Boguslawskiego Ustep z dziejow sceny polskiej 1778 1794 Jakubowski amp Zadurowicz Lemberg 1896 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wojciech Boguslawski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nitschmann Boguslawski Adalbert In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 99 PDF 176 kB Wojciech Boguslawski In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 15 Dezember 2021 englisch Wojciech Boguslawski in der Open Library Wojciech Boguslawski in der Enzyklopadie des polnischen Theaters Encyklopedia Teatru Polskiego polnisch Wojciech Boguslawski Polona Noten und Audiodateien von Wojciech Boguslawski im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Wojciech Boguslawski In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 15 Dezember 2021 englisch a b c d e f Monika Mokrzycka Pokora Wojciech Boguslawski In Culture pl September 2008 englisch a b c Wojciech Boguslawski in der Enzyklopadie des polnischen Theaters Encyklopedia Teatru Polskiego polnisch Grab von Wojciech Boguslawski bei Find a Grave Henryk Szosty na lowach Heinrich VI auf der Jagd bei Polona der Polnischen Nationalbibliothek Wojciech Boguslawski Dzieie Teatru Narodowego im Textarchiv Internet Archive Wojtek z Roztoki madrosciwojtka blogspot com 1978 Polish postage stamp of Boguslawski Find a Grave Normdaten Person GND 121399486 lobid OGND AKS LCCN n82112984 VIAF 74105099 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boguslawski WojciechALTERNATIVNAMEN Boguslawski Adalbert deutsch KURZBESCHREIBUNG polnischer Schauspieler Opernsanger Schriftsteller Ubersetzer Theaterregisseur und Grunder verschiedener TheaterGEBURTSDATUM 9 April 1757GEBURTSORT Glinno bei PosenSTERBEDATUM 23 Juli 1829STERBEORT Warschau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wojciech Boguslawski amp oldid 232986372